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Daß diese Fassung den ursprünglichsten Pancatantratext enthält, welchen wir besitzen, ergibt sich mit vollkommener Sicherheit aus einer Yergleichung

mit den übrigen Rezensionen, die alle Überarbeitungen sind, außer der Pahlavi-Übersetzung (s. unten Kap. XI). Diese Überarbeitungen bestehen zum Teil in Kürzungen, zum Teil in vollständigen Umarbeitungen oder vielmehr Nach-ahmungen, zum weitaus größten Teil in späteren Kontaminationen, wie sich im Verlauf dieser Darstellung ergeben wird.

Während in Sär. a der Wortlaut nebst den im Laufe der Zeiten ein-getretenen Verderbnissen in Einzelheiten außerordentlich treu überliefert wor-den ist

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), fehlt es, wie oben S. 17 f. gezeigt, nicht an Interpolationen. Eine Erzählung (a HI, 5, Hertel Anhang I, „Hinterlistige Kupplerin") wurde in a interpoliert, nachdem die Rezension ß entstanden war. Die Interpolationen unter den Strophen, welche zum größten Teil Zitate sind, lassen sich nicht immer als solche feststellen. Da die Auszüge (Sömadeva, Ksemendra, Südl.

Pancatantra, nepales. Paficatantra v) zahlreiche Auslassungen aufweisen, während

1) S. Hertel, Über das Tanträkhyäyika, die kasmlrische Rezension des Panca-tantra. Mit dem Texte der Handschrift Decc. Coli. YIH, 145. Von Johannes Hertel.

Des XXH. Bandes der Abhandlungen der philologisch-historischen Klasse der Königl.

Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften N° V. Leipzig bei B. G. Teubner. 1904. — Derb., Eine zweite Rezension des Tanträkhyäyika. ZDMG. LIX, S. lff. — S. außer-dem die Einleitungen zu Hertels kritischer Ausgabe und zu seiner Übersetzung und die Paralleltexte HOS. XIII.

2) Ygl. Hertel, EinL zur Übers, des Tanträkhyäyika, S. 66.

3) Hertel, ZDMG. LIX, S. 9.

Sär. a. — Sär.

ß. 27 der Pahlavi-Übersetzer, wie Hertel gezeigt hat, oft ganz leichte Strophen mißverstand, vermutlich also auch manche unter ihnen, die ihm unver-ständlich war, ausließ, so können wir nicht immer behaupten, diese oder jene nur im Tanträkhyäyika überlieferte Strophe sei echt oder unecht. Dagegen darf man zu philologischen Zwecken für echt diejenigen halten, welche in

&är. a und einem der älteren Abkömmlinge von K überliefert ist (Söm., SP, v, Pahlavi-Übersetzung).

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) Andererseits ist es klar, daß die Strophen und die kurzen Prosaabschnitte, welche in Sär. a und ß interpolierten Erzählungen vorangehen, folgen oder in sie eingeschoben sind, Interpolationen sind. Ygl.

Hertels Konkordanz

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) zu Sär. Ausg. I, *86 bis A61 (ccß), A83—I, 134 (a/3), A173—II, 131 und H, 1 3 4 - A 179 {aß), A190—II, 155, Anhang I (a), A 269—A 271 (ß), Anhang IV (ß A 296—A 302, teilweise schon in der Pahlavi-Übersetzung). Diese Interpolationen sind, wie man sieht, verhältnis-mäßig nicht bedeutend. Nach der Abzweigung von ß sind in (»'nur fünf Strophen eingeschoben worden: vier in der bereits erwähnten interpolierten Erzählung a III, 5 = Anhang 1 der Ausgabe, und die eine, welche in der Ausgabe als II, 60 gedruckt ist. Dies' und die außerordentlich zahlreichen Fehler in Einzelheiten, die a und ß gemeinsam enthalten, beweist, daß der Text in den letzten tausend Jahren unendlich viel treuer überliefert worden ist, als der irgend einer anderen Pancatantra-Rezension mit Ausnahme der-jenigen Pürnabhadras.

Die Rezension a ist uns in drei fragmentarischen Hss. überliefert: P

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, P,p*. P

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, ein einzelnes Blatt, enthält den größten Teil der in Pp

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fehlenden Einleitung. P und p

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sind voneinander unabhängig. Die Lücken, welche der Text von a aufweist, sind aus der Ausgabe und aus Hertels Konkordanz zu ersehen. Ygl. daselbst Kathämukha 4—A8, 1,46—1,50, III, *80 — teil-weise HI, vni, IH, 109—A 292, teilteil-weise IV, n—A 303 und teilteil-weise V, i bis zum Ende des Werkes (alle genannten Stellen ausschließlich).

Der Text der Hs. P ist in Hertels oben S. 26, Anm. 1 zitierter Ab-handlung abgedruckt. Ausgabe und Übersetzung s. unter B.

B. Öär. ß oder die Tanträkhyäyika (vor 1000 n.Chr.).

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)

Diese Rezension beruht auf einem Texte des Tanträkhyäyika (Sär. a), welcher die eingeschobene Erzählung cc HI, 5 (Ausg. Anhang I) mit den dazugehörigen Strophen und die eingeschobene Strophe Ausg. II, 60 noch nicht enthielt. Wie Hertel ZDMGr. LIX, lff. gezeigt hat, änderte der

Re-1) Beim Südl. Pancatantra darf man nicht auf einer beliebigen Hs. fußen, da einzelne der sehr zahlreichen Hss. durch andere Texte beeinflußt sind. Unbrauchbar zur Feststellung des ursprünglichen Strophenbestandes sind Ksemendra und die Jaina-Rezensionen, weil sie Sär. ß benutzt haben.

2) Übers, des Tanträkhyäyika, Bd. I, S. 100—126.

3) Diese Grenze ergibt sich aus dem Umstand, daß Ksemendra in seiner Brhatka-thämanjar! Sär.ß benutzt hat. S. H e r t e l , ZDM6. LIX, lOff.

28 4. Kapitel. Das Tanträkhyäyika.

daktor von ß den Text nur an einigen wenigen Stellen, welche fehlerhaft waren oder ihm fehlerhaft erschienen. Die weitaus überwiegende Anzahl von Fehlern behielt er bei. Eine seiner Schlimmbesserungen ist die Änderung des Titels zum Feminin Tanträkhyäyika („Klugheitserzählung"). Außerdem schob er aus einer Hs. der K-Klasse eine Anzahl Erzählungen und Strophen ein und entnahm dieser Handschrift den Titel Pancatantra, welchen er in den Kolophon des II. Buches setzte. Die eingeschobenen Strophen und Erzählungen sind die folgenden: ß II, 169 (unvollständiger Sloka, s. Ausgabe, Apparat zu 106, 7), HI, 20, 21, 22, 26, 31, 34, 39, 40, 45, 46, 53, ß 55, 56 (Ausgabe, Apparat zu S. 119, 8)l), 74, *82 bis einschließlich Erzählung Anhang II, ß 89, 90 (Ausgabe, Apparat zu 133,14), ß *97 mit Erzählung Anhang III, 101, 106, 108, ß IY, 18—24 mit Erzählung Anhang IV.

Von den Erzählungen, welche sich in ß an Stellen befinden, an denen die Hss. von a mechanische Lücken aufweisen, sind die folgenden erst in ß eingeschoben: ß III, xin (Ausgabe III, xi) und ß (== Ausg.) IY, I. Vgl. H e r t e l , ZDMG. LIX, S. 15.

Wie H e r t e l in der Einleitung zu seiner Übersetzung des Tanträkhyäyika, S. 67ff. gezeigt hat2), sind die meisten dieser Einschübe, welche mit einer einzigen Ausnahme alle in den Büchern III—V auftreten, aus einem Manu-skript der K-Klasse geflossen, welches einen etwas späteren Text enthielt, als das Original der Pahlavi-Übersetzung.

Während der a-Text, das Tanträkhyäyika, in keiner der späteren Re-zensionen benutzt ist, haben der Verf. des Textus simplicior, Ksemendra, Pürnabhadra3), Yasodhira (Kap. VII, 7, A, a, 2) und der ungenannte Verf. der unten Kap. VII, 4c aufgeführten, im Ms. 417 (Bhand., Rep. 1897) enthaltenen Mischrezension $är. ß benutzt.

Ob der gleichfalls ungenannte Verf. der in Ms. E enthaltenen Rezension (s. Kap. VII, 4, a) und Dharmapandita (s. Kap. IX, g) Sär. ß oder einen aus N-W geflossenen K-Text benutzten, läßt sich nicht entscheiden.

1) In der Konkordanz, S. 119, sagt Hertel, ß habe nur den Anfang der Strophe ß IE, 58 aufgenommen. Seine Anmerkung im Apparat der kritischen Ausgabe 120, 1 lautet: „Nach learanlyah fügt ß ein: uktam ca. dütädy (R dyütä hy) uddhrtesv api iastresu (! — vgl. SP HI, 32; Pürn. III, 79) yathoktavaktärah (R fugt | hinzu) tesäm antevasinöpy avadhyä iti ||." Das SP (und Hitöp. III, 15, welcher ziemlich zu S P a stimmt, während in v die Strophe fehlt) und Pürnabhadra haben allerdings an dieser Stelle Öloken. Aber abgesehen von dem gleichfalls eine bemerkenswerte Variante ent-.

haltenden 1. Päda (SP und Hit. udyatesv, Pürn. uddhrtesv) ist der Wortlaut verschieden.

Inzwischen ist der Text des Kautiliyagästra veröffentlicht worden, und dessen Text, S. 30, Z. 5 v. u. zeigt, daß die betr. Worte in Sär. ß diesem entlehnt und ursprünglich prosaisch sind. Öär. ß vertritt also eine ältere Stufe der Interpolation, und die Yersifikation, wie sie in SP und Hitöp. (also n-w) einerseits und bei Pürnabhadra andererseits erscheint, ist, wie der abweichende Text zeigt, u n a b h ä n g i g vorgenommen worden. Veranlaßt wurde sie durch den Umstand, daß die Worte des Kautillyaäästra uddhrtesv api iastresu z u f ä l l i g einen slokapäda bilden. Vgl. jetzt Hertel, Indol. Ana-lekta H, 2.

2) Vgl. auch unten, Anhang H. 3) S. unten Kap. VI, n.

Öfir. ß . 2 9

Der Text der Rezension ß ist in fünf fragmentarischen Hss. überliefert, welche wie die a-Hss. alle aus Kaschmir (Snnagar) stammen und in Säradä geschrieben sind: p2, zpRr. In der Einleitung zu seiner kritischen Ausgabe hat H e r t e l gezeigt, daß p2 und z voneinander unabhängig sind, während pR und das ganz moderne und schlechte Ms. r auf z zurückgehen. Der Text yon R enthält viele, z. T. scharfsinnige, aber sehr oft falsche Konjekturen. Alle Hss. zusammen ergeben fast den vollständigen Text des Tanträkhyayika. Nur zwei beträchtlichere Lücken sind zu beklagen: die erste zwischen A 287 und A288, die zweite am Ende des fünften Buches, wo der Schluß der letzten Erzählung fehlt. Wie eine Vergleichung mit dem SP und den Pahlavi-Rezen-sionen zeigt, kann der an diesen Stellen eingetretene Textverlust keinesfalls bedeutend sein.

Ausgabe:

Tanträkhyayika. Die älteste Fassung des Pancatantra. Nach den Handschriften beider Rezensionen zum ersten Male herausgegeben von Johannes Hertel, Oberlehrer am Kgl. Realgymnasium zu Döbeln.

Berlin, Weidmannsche Buchhandlung 1910. ( = Abh. der Kgl. Gres.

der Wissenschaften zu Güttingen. Phil.-hist. Klasse. Neue Folge Band XII. Nro. 2.)

Ubersetzung:

Tanträkhyayika. Die älteste Fassung des Pancatantra. Aus dem Sanskrit übersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes Hertel. (2 Bände:) Erster Teil. Einleitung. Zweiter Teil. Über-setzung und Anmerkungen. 1909 Leipzig und Berlin. Druck und Verlag von B. Gf. Teubner.

Dem Parallelenverzeichnis zu den Erzählungen, Band I, S. 128—141, sind alle die Nachträge zu gute gekommen, welche Y. Chauvin zu seiner B. A., Band II gesammelt und H e r t e l zur Verfügung gestellt hat.1)

Bezüglich einzelner Stellen des Textes und der Übersetzung vgl. man H e r t e l , Einzelbemerkungen zu den Texten des Pancatantra, WZKM. XXY, 1 ff.2) und seine ZDMG. LXYIf. erscheinenden „Indologischen Analekta".

Ein Textab druck des Tanträkhyayika ist für die Harvard Oriental Series unter der Presse, eine englische Übersetzung des Werkes wird in derselben Serie aus der Feder ihres Herausgebers, Prof. Charles R. Lanman, erscheinen.

1) S. Band I, Vorwort S. VII, wo der Übersetzer noch einige andere Gelehrte er-wähnt, welche ihm Beiträge zu seiner Arbeit lieferten.

2) WZKM. XXY, 332 f. bin ich auf das, was Prof. S c h m i d t WZKM. XXY, 243 zur Rechtfertigung e i n i g e r seiner Ausstellungen vorgebracht hat, a b s i c h t l i c h nicht eingegangen, weil es mit dem von mir Gesagten gar nichts zu tun hat. Charakteristisch ist seine Bemerkung über upacaya, wenn man erwägt, daß er einige Zeilen zuvor hat zugeben müssen, daß er den (ihm entgegen seiner „Erklärung" vorliegenden) Sanskrit-text gar nicht verglichen hat, also natürlich auch nicht wissen konnte, daß in diesem das Wort upacaya stand.