• Keine Ergebnisse gefunden

Politische Relevanz der

Im Dokument 2 CO als Wertstoff (Seite 91-95)

Ein Symbol für CO 2 -Recycling?

8. Abgrenzung der CO₂- CO₂-Nutzung von CCS

8.4. Politische Relevanz der

Unterscheidung zwischen CCU und CCS Die hier beschriebenen Unterschiede zwischen CCS und CCU sowie die Probleme, die mit ihrer Vermi-schung einhergehen, legen nahe, dass die beiden Kon-zepte in der gegenwärtigen politischen Debatte hin-reichend unterschiedlich behandelt werden sollten.

Um die Entwicklung einer wohl informierten öffent-lichen Meinung und passender politischer Instru-mente zu unterstützen, muss den Spezifikationen der beiden Konzepte Rechnung getragen werden, insbe-sondere in folgenden Bereichen der Umweltpolitik:

Klimaschutz: Anders als CCS sollte CCU nicht vor-rangig im Kontext des Klimaschutzes behandelt wer-den. CCU auf eine Klimaschutzmaßnahme zu redu-zieren bedeutet, wichtige Aspekte der ursprünglichen Motivation und mögliche Potenziale des Konzepts zu übersehen. Auch die Potenziale von CCU, zu negati-ven Emissionen beizutragen, sollten daher nicht überbetont werden. Auf jeden Fall muss der zeitlich beschränkten und für einzelne CCU-Anwendungen unterschiedlich langen Speicherdauer von CO2 Rech-nung getragen werden. Auch die möglichen indirek-ten Effekte auf das Klima durch die Substitution anderer Rohstoffe und mögliche Energieeffizienzge-winne sollten im Einzelfall beachtet werden. Eine Vermischung von CCS und CCU in der Abkürzung CCUS verhindert diese Klarheit und fördert damit die oben beschriebenen Missverständnisse. Um mög-liche Enttäuschungen zu vermeiden, sollte die For-schung zu CCU insbesondere nicht als Unterstüt-zung für CCS behandelt werden, wie es derzeit von verschiedenen Institutionen weltweit praktiziert wird (McConnell 2012, Oettinger 2011).

Problematisch ist zudem, dass CCU oft als Mittel bezeichnet wird, um die Umsetzung von CCS zu för-dern (Ericson et al. 2015, Mikkelsen, Jorgensen &

Krebs 2010, Styring et al. 2011, Zero Emissions Platt-form 2013). Vielfach wird außerdem darauf verwie-sen, dass CCU dazu beitragen kann, in frühen Phasen von CCS dessen Wirtschaftlichkeit zu verbessern (Santos 2015, Zero Emissions Plattform 2013). Eine solche Argumentation zu CCU kann die Wahrneh-mung fördern, dass CCU und CCS gemeinsame stra-tegische Ziele verfolgen und vergleichbare Potenziale besitzen. Wie wir in unserem Stakeholder-Dialog (siehe hierzu auch Kapitel 6.1) beobachten konnten, neigen daher insbesondere Akteure, die CCS gegen-über kritisch eingestellt sind, dazu, diese Haltung unmittelbar auf CCU zu übertragen (IASS 2016, Naims et al. 2015). Vor allem die gezielte Vermischung als CCUS, wie sie beispielsweise von Akteuren der fossilen Energiewirtschaft betrieben wird und zum Beispiel in den USA weitverbreitet ist, erweckt hier den Eindruck, dass es sich bei CCU lediglich um eine weitere Strategie handelt, die dazu dient, die Nut-zungsdauer fossiler Energieerzeugung zu verlängern und eine Dekarbonisierung der Industrie zu verhin-dern (Ericson et al. 2015, ICO2N 2015, Zero Emissions Plattform 2013). Als Folge solcher Eindrücke wurde CCU beispielsweise auch als „Feigenblatt für CCS“

bezeichnet (Lasch 2014).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Dynamiken, die aus einer Vermischung von CCU und CCS resultieren, nicht förderlich sind für die Ausbil-dung einer unvoreingenommenen Bewertung von CCU (siehe hierzu auch Kapitel 6.3). Sie könnten viel-mehr der notwendigen öffentlichen und politischen Unterstützung für CCU entgegenwirken und sich damit negativ auf die weitere Entwicklung und Implementierung von CCU auswirken.

Energiewende: CCS wurde als Strategie vorgeschla-gen, um bei insgesamt steigenden Kosten die klima-schädlichen Nebenwirkungen fossiler Energieerzeu-gung zu reduzieren (IEA 2013). Das Konzept stellt damit keinen Beitrag zu einer Transformation der Energiesysteme weg von einer fossilen Infrastruktur dar. CCU-Technologien hingegen können dazu bei-tragen, fossile Rohstoffe zu ersetzen, und damit eine Transformation der Energiesysteme hin zu erneuer-baren Quellen unterstützen, insbesondere auch in Sektoren außerhalb der Energiewirtschaft wie zum Beispiel im produzierenden Gewerbe und im Trans-portsektor (Klankermayer & Leitner 2015).

Rohstoffsicherheit: Während CCS existierende Rohstoffstrategien unterstützt, bieten CCU-Techno-logien die Möglichkeit für verbessertes Rohstoffma-nagement und Recycling, wie sie von der Vision einer Kreislaufwirtschaft angestrebt werden (Bringezu 2014, World Economic Forum 2014). CCU-Technolo-gien sollten daher in politische StrateCCU-Technolo-gien zur Roh-stoffsicherheit und Ressourceneffizienz integriert werden.

8.5. Fazit

Eine wichtige Folge der Vermischung von CCU und CCS besteht darin, dass CCU vor allem hinsichtlich seiner Klimaschutzpotenziale bewertet wird. Diese Betrachtungsweise wird verschiedenen wichtigen Potenzialen von CCU nicht gerecht und kann teil-weise sogar dazu führen, dass CCU nicht die öffentli-che und politisöffentli-che Unterstützung erhält, die es für die weitere Entwicklung benötigt. Dies trifft insbe-sondere auf Deutschland zu, da hier die Öffentlichkeit CCS gegenüber sehr ablehnend eingestellt ist. Eine Vermischung von CCS und CCU in öffentlichen Dis-kursen sollte daher vermieden werden.

Vielmehr sollte CCU zunehmend in die Themenberei-che RohstoffsiThemenberei-cherheit und Energiewende eingebettet werden. Möglicherweise empfiehlt es sich vor diesem Hintergrund auch, eher von CO2-Recycling oder CO2 -Nutzung zu sprechen anstatt von CCU, um die seman-tische Nähe zu CCS zu vermeiden. Wie solche Bezeich-nungen zum Beispiel mit den relevanten gesetzlich-definitorischen Rahmenbedingungen wie dem KrWG für den Bereich Recycling korrespondie-ren, muss sorgfältig geklärt werden (siehe hierzu auch Kapitel 7).

Um eine transparente und angemessene Diskussion über die möglichen Klimaschutzeffekte von CCU zu ermöglichen, muss auf jeden Fall berücksichtigt wer-den, dass bei CCU-Anwendungen CO2 nur temporär gespeichert wird und Emissionen somit nur verzögert werden, Effizienzsteigerungen im Zuge der CCU-Ent-wicklung und -Implementierung im Einzelfall dagegen aber zu wichtigen Emissionsreduktionen führen kön-nen. Instrumente zu entwickeln, beispielsweise auf der Basis technologiespezifischer LCAs, die eine solche Bewertung und einen Vergleich mit anderen Klima-schutzmaßnahmen ermöglichen, stellt eine zentrale Herausforderung für die Zukunft dar.

86_IASS Study

„Lässt sich CO2 recyclen? Ein Dialog zu Carbon Capture and Utilization (CCU) – Technologien“ am 5. Juni 2014 am IASS in Potsdam. Hier: Alberto Varone, IASS, Wolfgang Schmid, Audi, und Sebastian Becker, sunfire (v. l. n. r.). © IASS/Christian Kruppa

„CO2 Recycling – Option für Politik und Gesellschaft? Ein Dialog zu Carbon Capture and Utilization (CCU) – Technologien“ am 9. November 2015 am IASS in Potsdam. Moderation: Jens Schröder, GEO.

© IASS/René Arnold

9. CCU im Kontext

Im Dokument 2 CO als Wertstoff (Seite 91-95)