• Keine Ergebnisse gefunden

Optionen zur Kennzeichnung von CO 2 -basierten Produkten für

Im Dokument 2 CO als Wertstoff (Seite 85-89)

Ein Symbol für CO 2 -Recycling?

7.5.2. Optionen zur Kennzeichnung von CO 2 -basierten Produkten für

Endverbraucher

Die Betrachtung der Szenarien macht deutlich, dass prinzipiell durchaus Möglichkeiten bestehen, CO₂-basierte Produkte über bestehende Systeme zu kenn-zeichnen. Im Sinne einer hohen Glaubwürdigkeit und Bekanntheit aufseiten der Konsumenten sowie stan-dardisierter Verfahrensweisen im Kennzeichnungs-prozess wäre eine Integration in bestehende Kenn-zeichnungen, idealerweise in Typ-I-Zertifizierungen, für Endverbraucher erstrebenswert. Einer Umset-zung derartiger Kennzeichnungen stehen jedoch unterschiedliche Hindernisse entgegen.

Eine Kennzeichnung von CCU-basierten Endpro-dukten müsste produktspezifisch erfolgen und wäre folglich nur schwer auf verschiedene Produkttypen zu übertragen und daher nicht verallgemeinerbar für die gesamte Bandbreite der CCU-Optionen.

Aus diesem Grund ist die notwendige Herstellung einer Übertragbarkeit von quantifizierbaren Umwelt-auswirkungen bei diesen sehr heterogenen Produk-ten nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich, sodass eine Zertifizierung und Kennzeichnung für CCU-Produkte nach Typ I wie im Fall des „Blauen Engels“ für Recyclingpapier nicht realisierbar sind.

Denkbar wäre hingegen die Integration der Nutzung eines effizienten CCU-Prozesses bei der Herstellung eines Produkts als ein Bewertungskriterium inner-halb der Bilanzierung für Typ-I-Zertifikate, sofern dies transparent und nach den in Abschnitt 4 erläu-terten Standards geschieht.

In allen Fällen würde eine Zertifizierung von CCU-Produkten allerdings eine Anpassung oder Erweite-rung der bestehenden Bewertungskategorien erfor-dern – ein Umstand, der eine Realisierung frühestens mittelfristig möglich macht. Eine solche Bewertung könnte dann in Produktkategorien, für die bereits eine Typ-I-Kennzeichnung existiert, integriert wer-den.

Ein weiterer Hinderungsgrund für die Entstehung einer Typ-I-Zertifizierung für CCU-Produkte sind die im Vergleich relativ hohen damit einhergehenden Kosten und die starke Fremdkontrolle des Zertifizie-rungsprozesses.

Anders stellt sich die Situation jedoch bezüglich einer möglichen Zertifizierung nach Typ II oder Typ III dar. Hier liegt die Verantwortung für die Entwick-lung beim Unternehmen bzw. bei den relevanten Ver-bänden, insbesondere hinsichtlich der Auswahl des einzelnen hervorzuhebenden Umweltaspekts (Typ II) und der Erarbeitung und Einigung auf gemein-same Product Category Rules (PCR) (Typ III).

Eine Typ-II-Kennzeichnung ist folglich unmittelbar realisierbar, jedoch nur im Hinblick auf die Botschaf-ten 1 und 2 aus Umweltsicht aussagekräftig und direkt überprüfbar. Eine Typ-III-Kennzeichnung setzt, wie zuvor erläutert, die erfolgreiche Entwick-lung der PCR für CCU-Prozesse und -Produkte vor-aus, was auf der Basis der bereits fortgeschrittenen wissenschaftlichen Entwicklung und guten Literatur-lage zu LCA bei CCU-Prozessen und -Produkten ebenfalls kurzfristig umsetzbar erscheint (siehe hierzu auch Kapitel 3.2).

Insgesamt stellen Zertifizierungen im Bereich der Typen II und III im frühen Entwicklungsstadium vie-ler CCU-Technologien bis zum Erreichen einer breite-ren Marktreife wohl die einzige direkte und gleichzeitig für Unternehmen relativ autarke Umsetzungsmöglich-keit für eine Produktkennzeichnung dar.

24_IASS Study

Zertifizierungen des Typs II stellen eine weniger komplexe Bewertung dar als die bekannten Kennzei-chen des Typs I, während Zertifizierungen des Typs III keine Bewertung, sondern nur Werte ange-ben. Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass eine für den CCU-Sektor entwickelte, transparente und verständliche Selbstdeklaration, die natürlich alle zwingenden Eigenschaften von Typ-III-Deklaratio-nen wie die Bearbeitung von den nach ISO 14025 notwendigen PCR beinhalten sollte, bis zu einem bestimmten Punkt ebenfalls als zweckmäßig (für die Botschaften 1 und 2) und als notwendig (für die Bot-schaften 3 und 4) einzustufen ist.

Voraussetzungen für eine Zertifizierung von nicht nur einzelnen CCU-Produkten mit einem Kennzei-chen des Typs II sind die frühzeitige Bildung einer Allianz von Anwendern von CCU-Technologien oder, bei Zwischenprodukten, deren Abnehmern, wenn möglich bereits in der Entwicklungsphase, sowie die strikte Beachtung der Grundsätze der ISO 14020 und die Übereinstimmung mit dem UWG, um Glaubwür-digkeit und Überprüfbarkeit zu gewährleisten.

Eine weitere denkbare Option zur Kennzeichnung von CCU-Produkten gegenüber dem Endverbraucher ist ein Label, das außerhalb des bestehenden Zertifi-zierungssystems und der relevanten ISO-Normen steht. Ein solches von Produzenten von möglichen CCU-Produkten in der Industrie zu nutzendes Label hätte den Vorteil, dass unkompliziert und schnell eine einfache Botschaft für Endverbraucher bereitgestellt werden könnte. Die Entwicklung einer solchen Kenn-zeichnung wäre als eine Vorstufe in den Entwick-lungsprozess anderer Zertifizierungsoptionen integ-rierbar. Allerdings sind solche Kennzeichen keine Option für Umweltaspekte oder Umweltauswirkun-gen und stehen, wenn die Angaben nur schwammig oder nicht extern überprüfbar sind, in dem Verdacht, ein Produkt möglicherweise umweltfreundlicher erscheinen lassen zu wollen, als es tatsächlich ist.

7.6. Fazit

Grundsätzlich kann eine mögliche Kennzeichnung von CCU-Produkten verschiedene Vor- und Nach-teile mit sich bringen:

80_IASS Study

Steigerung der Bekanntheit von CCU-Prozessen, sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich

Steigerung des Kaufanreizes für CCU-basierte Produkte im B2B- und B2C-Bereich

Relativ kurzfristige Einführung für die B2B- Kommunikation möglich (Typ III)

Relativ kurzfristige Einführung als Typ II für Endprodukte möglich

Gesellschaftliches Bekanntmachen einer Technologie, die zum Beispiel Alternativen zum Verbrauch fossiler Ressourcen aufzeigt

KONTRA

Sehr eingeschränkte Anwendbarkeit besteht für Endprodukte innerhalb der existierenden Zertifizierungslandschaft und daher als Typ I bzw. integriert in Typ I nur mittel- bis langfristig realisierbar

Bei Endprodukten stellt sich aufgrund der vorhandenen Vielzahl von Siegeln die Frage der Sichtbarkeit

Hoher Aufwand und Kosten der Zertifizierung (besonders für Typ I und III)

Mögliche direkte Auswirkungen von Labels auf den Absatz sind generell, und damit auch bei CCU-Produkten im Endkundenbereich, schwer planbar

Auch wenn es aktuell noch Unklarheiten in den Pers-pektiven zur Kennzeichnung und etliche zu überwin-dende Hindernisse in der Ausgestaltung und Errei-chung einer Zertifizierung für CCU-Produkte gibt, so ist es für Akteure in der Industrie und Verbands-landschaft dennoch empfehlenswert, in Zusammen-arbeit mit Experten aus den Bereichen Umweltschutz und Zertifizierung bereits jetzt die Entwicklung von Kennzeichnungs- und Zertifizierungsoptionen in Erwägung zu ziehen und gegebenenfalls vorzuberei-ten.

Unumgänglich für eine Weiterentwicklung der Mög-lichkeiten der transparenten Kennzeichnung von CCU-Produkten sind die Erarbeitung von gemeinsa-men Interessen auf dem Weg zu einer Zertifizierung und die individuelle Prüfung der genannten Optio-nen durch Industrie, Verbände und relevante

Berei-che der Wissenschaft. Bei der gegebenenfalls not-wendigen Erarbeitung von PCR für den CCU-Bereich muss der aktuelle Stand der wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema LCA berücksichtigt werden, um sinnvolle Kompromisse zur Lösung der kriti-schen Aspekte in der Methodik, zum Beispiel in Form der Auswahl von Allokationskriterien, zu finden (siehe hierzu auch Kapitel 4). Bei Zertifizierungsopti-onen im Endverbraucherbereich ist eine leichte Ver-ständlichkeit zu gewährleisen. Zudem sollte eine internationale Anwendbarkeit möglicher Optionen überprüft und berücksichtigt werden.

Offen bleiben zudem die zu erwartende Akzeptanz in der Industrie aufseiten des produzierenden und ver-arbeitenden Gewerbes sowie die Bereitschaft der Konsumenten, Produkte mit einer derartigen Kenn-zeichnung wertzuschätzen und zu erwerben.

„Lässt sich CO2 recyclen? Ein Dialog zu Carbon Capture and Utilization (CCU) – Technologien“

am 5. Juni 2014 am IASS in Potsdam. Hier: Philipp Sommer, Deutsche Umwelthilfe, Florian Teipel, econsense, Carsten Dreher, FU Berlin. © IASS/Christian Kruppa

8. Abgrenzung der

Im Dokument 2 CO als Wertstoff (Seite 85-89)