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3.   Medien

3.1 Die historische Entwicklung von Medien und Massenmedien

3.1.1 Phänomenologische Aspekte der Mediengeschichte

Mediengestaltung bei. Das ist auch der Grund für die gesonderte Beschäftigung mit diesen Medien. Es folgt die historische Entwicklung von Foto und Film und anschließend eine Überleitung zum Video.

Erste Erkenntnisse zum Prinzip der „camera obscura“ hatte bereits Aristoteles über 300 Jahre vor Christis Geburt. Leonardo da Vinci gelang es mit seinen Arbeiten im 15. Jahrhundert dieses Phänomen auch praktisch anzuwenden. Für die Entwicklung der Fotografie waren seine Aufzeichnungen vorerst nicht hilfreich, weil sie erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts entschlüsselt werden konnten.122

Es gab jedoch auch viele andere Forscher, die sich mit dem Phänomen beschäftigten und so kam es zu keinem Stillstand in der Entwicklung. Mitte des 16. Jahrhunderts erkannten zwei Maler das Prinzip der dunklen Kammer für ihre Arbeiten. Sie konnten damit ein Abbild auf die Wand projizieren und hatten somit eine exakte Vorlage für ihre Gemälde. Im 17. Und 18.

Jahrhundert wurde die „camera obscura“ dann weiterentwickelt. Sie wurde kleiner, transportabel und auch die Technik wurde immer weiter optimiert. Viele Erfinder

experimentierten unabhängig voneinander mit Chemikalien, um die Bilder zu fixieren. Nach zahlreichen Versuchen gelang es dann Joseph Nicéphore Niépce und dem Maler Louis Jaques Mandè Daguerre praxistaugliche Verfahren zu entwickeln. Diese waren sehr wichtig für die weitere Entwicklung der Fotografie. Speziell Daguerre entwickelte Niépces Verfahren nach

122 vgl. dazu Eugène Müntz ():Leonardo Da Vinci. Artist, Thinker and Man of Science. Parkstone. S. 92

seinem Tod weiter und konnte nach einigen Versuchen die Belichtungszeit verkürzen. Seine Abbilder sind unter dem Begriff Daguerreotypien bekannt.123

Die Fotografie wurde immer weiter entwickelt und perfektioniert. Es wurde mit unterschiedlichen Untergründen und chemischen Verfahren experimentiert. Die

Belichtungszeiten wurden immer kürzer und die Fotografie somit immer praxistauglicher.

Was die Inhalte betrifft wurden zu Beginn vorrangig Stillleben, Alltags- und Straßenszenen abgebildet. Etwas später, als es die Belichtungszeiten erlaubten, war die Porträtfotografie und nachfolgend auch die Aktfotografie weit verbreitet. Schließlich als die immer kürzer

werdenden Belichtungszeiten auch Momentaufnahmen möglich machten, waren die Menschen immer mehr daran interessiert das „wahre Leben“ abzubilden.

Dokumentarfotografien waren sehr beliebt, auch die Kriegsberichterstattung startete in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Zeitgleich mit der Entwicklung photographischer Momentaufnahmen gab es auch bereits etliche Experimente, um bewegte Bilder herzustellen. In der zweiten Hälfte des 19.

Jahrhunderts gelang dem Fotografen Eadweard Muybridge der Durchbruch. Zusammen mit einem Kollegen setzte er die Entwicklung von Filmkameras und Projektoren in Gang.

1895/96 wurde das Kinetoskop von Edison und der Kinematograph von den Gebrüdern Lumière vorgestellt. Dieses Gerät besaß erstmals die Fähigkeit, Bewegungen zu fixieren.124 Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann versucht, mit Filmen Geschichten zu erzählen. 1902 wurde zum Beispiel mit dem Film Die Reise zum Mond (Le Voyage dans la Lune) von Georges Méliès ein Science-Fiction Film der Öffentlichkeit vorgestellt.125 Erste Kinos entstanden und das Interesse in der Bevölkerung wuchs stetig. Nach ersten Versuchen mit Ton schaffte das Filmstudio Warner Bros. 1927 den Durchbruch mit dem ersten Tonfilm in Spielfilmqualität. Der Film „The Jazz Singer“ war ein riesiger Erfolg und gilt als Auslöser für die technische Aufrüstung etlicher Studios, um die Wiedergabe von Tonfilmen gewährleisten zu können. Die Filmindustrie unterlief zu diesem Zeitpunkt einer großen Umwälzung, weil sich nur große Studios die neue Technik leisten konnten.126 Ab den 1930 er Jahren kamen dann Farbfilme in die Kinos. Erst in den 1960 er Jahren wurde auch die Fotografie als

123 vgl. dazu Matzker, Reiner (1993): Das Medium der Phänomenalität. Wahrnehmungs- und

erkenntnistheoretische Aspekte der Medientheorie und Filmgeschichte. Wilhelm Fink Verlag. S. 85- 87

124 vgl. dazu Matzker, Reiner (1993): Das Medium der Phänomenalität. Wahrnehmungs- und erkenntnistheoretische Aspekte der Medientheorie und Filmgeschichte. Wilhelm Fink Verlag. S. 100

125 vgl. dazu Bergan, Ronald (2006): Film. Dorling Kindersley. S. 17

126 vgl. dazu Bergan, Ronald (2006): Film. Dorling Kindersley. S. 25

Massenmedium farbig und das Fernsehen wurde ab 1967 bunt.127

Wirtschaftlich erlebte das Kino in den Jahren von 1930 bis 1946 ein Hoch, das auch die goldene Ära Hollywoods genannt wird. Wesentlich für die Filmentwicklung ist auch die Zeit der neuen Welle (Nouvelle Vague) in Frankreich. Sie bezeichnet die Zeit von 1960 bis 1980 und ist gekennzeichnet durch technische Erneuerungen in der Bild und Tonaufzeichnung. Der Film wurde in diesen Jahren vorrangig von einem neuen Bewusstsein für soziale und

politische Werte geprägt und gefördert. Die Zeit der sogenannten neuen Welle wurde ab 1980 von dem postmodernen Film abgelöst. Der Film wird durch neue Technologien wie

Videokassetten, Satelliten- und Kabelfernsehen, Internet, DVD oder Computerspiele beeinflusst und umgestaltet.128

Die postmoderne Kunst mit ihren Entwicklungen in der Literatur, der Architektur und der bildenden Kunst, wendet sich gegen die Charakteristiken der Moderne. Das Kino vollzog in den 1980 er Jahren einen Wandel zur postmodernen Ästhetik. Diese äußerte sich weniger als einheitlicher Stil, sondern vielmehr in unterschiedlich stark ausgeprägten Tendenzen. Diese waren unter anderem die Tendenz zur Künstlichkeit oder auch zur Doppelkodierung der Bilder, Geschichten und Figuren.129 „Dass sich die authentische Wirklichkeit nicht mehr abbilden lässt, weil unsere Realitätserfahrung selbst medial konstruiert sei, war ein Paradigma der Postmoderne.“130 Postmoderne Filmkunst äußert sich sehr häufig in einer Kunst der Montage, der Collage oder des Arrangements. Auf diese neuen Methoden konnten viele weitere Innovationen und Künstler aufbauen. Damit befinden wir uns auch schon in der Thematik des Experimentalfilms und der Videokunst. Denn „viele der im Experimentalfilm entwickelten Formen und Techniken lassen sich auch in der Videokunst wiederfinden.“131

127 vgl. dazu Pallaske, Christoph. Projekt Segu. Historisches Institut der Universität zu Köln. Zuletzt abgerufen am 09.02.2016 unter http://segu-geschichte.de/digitale-zeitleiste-mediengeschichte-19-und-20-jh/

128 vgl. dazu mediamanual vom Bundesministerium für Bildung und Frauen. Zuletzt abgerufen am 09.02.2016 unter: http://www.mediamanual.at/mediamanual/leitfaden/filmgestaltung/filmgeschichte/shortcuts.php

129 vgl. dazu Leonhard, Joachim Felix (2002): Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. Walter de Gruyter. S. 1797

130 Leonhard, Joachim Felix (2002): Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen. Walter de Gruyter. S. 1797

131 Zorn, Peter: Entwicklung der Medienkunst in Deutschland. S. 6. Zuletzt abgerufen am 09.02.2016 unter:

https://www.lmz-bw.de/fileadmin/user_upload/Medienbildung_MCO/fileadmin/bibliothek/zorn_medienkunst/zorn_medienkunst.

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Neben der experimentellen Fotografie können Experimentalfilm und später die Videokunst als Anfänge der Medienkunst genannt werden. Videoperformances, Videoinstallationen, Closed Circuit Installationen, sowie Computer- und Internetkunst bilden heute einen weiteren Teil der Medienkunst ab. Die Medienkunst besitzt die Eigenschaft, sich stetig und äußerst schnell auszubreiten und weiterzuentwickeln. Dieses Phänomen ist zum großen Teil auf ihre Techniken zurückzuführen, die dieser rasche und großräumige Verbreitung ermöglichen.

Internationale Festivals und Events sowie das Internet führen dazu, dass sich die Medienkunst kaum regional eingrenzen lässt.132

Thematisch überschneiden sich nun die Inhalte dieses Kapitels zum darauffolgenden, in dem es um die historische Entwicklung der Mediengestaltung geht. Die Gedanken werden im nächsten Kapitel vertieft und konkretisiert.