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Die Patienten für diese Studie („Untersuchung von Th17-Zellen als Biomarker für die Prognosestellung bei Hunden mit Bandscheibenvorfällen“) wurden zwischen Januar 2018 und Juli 2018 in der Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, vorgestellt, untersucht und behandelt. 62 Hunde erfüllten in einem Zeitraum vom 11.01.2018 bis 09.07.2018 alle Einschlusskriterien. Für die Studie wurden Hunde aller Erkrankungsstufen (nach SHARP u. WHEELER (2005)) an Bandscheibenvorfällen untersucht. Hunde, die zusätzliche andere, potentiell Th17-assoziierte Erkrankungen aufwiesen, wurden von der Studie ausgeschlossen ((CHEN and KOLLS (2017), KORN et al. (2009), CHEN and O'SHEA (2008), SAHIN et al. (2014), TIZARD (2018), FREUNDT-REVILLA et al. (2017)).

Während der Anamnese wurden sämtliche Daten, insbesondere Krankheitsverlauf, Grunderkrankungen, Vorbehandlungen, Rasse, Alter, Geschlecht und Gewicht aufgenommen. Im weiteren Verlauf wurden bis zum Tag der Entlassung sowohl der allgemeine Gesundheitsstatus als auch der neurologische Verlauf evaluiert. Sechs Monate nach Entlassung wurden die Besitzer der Patienten telefonisch kontaktiert, 20/62 Hunden wurden erneut neurologisch untersucht.

Folgende Hunderassen waren betroffen:

Französische Bulldogge (n = 12; 19,4 %), Dackel (n = 12; 19,4 %), Mischling (n = 9; 15 %), Jack Russell Terrier (n = 6; 9,7 %), Beagle (n = 4; 6,5 %), Dalmatiner (n = 2; 3,2 %), Havaneser (n = 2; 3,2 %), Labrador Retriever (n = 2;

3,2 %), Pudel (n = 2; 3,2 %), Shih Tzu (n = 2; 3,2 %), Yorkshire Terrier (n = 2; 3,2 %), Hannoverscher Schweißhund (n = 1; 1,6 %), Malteser (n = 1; 1,6 %), Mops (n = 1;

1,6 %), Rottweiler (n = 1; 1,6 %), Wachtel (n = 1; 1,6 %), Welsh Corgi Pembroke (n = 1; 1,6 %), Zwergschnauzer (n = 1; 1,6 %).

Die Französische Bulldogge und der Dackel waren mit insgesamt 38,8 % (24/62) am häufigsten vertreten.

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Das Alter betrug zwischen 2 und 13 Jahren (Mittelwert: 6,77 Jahre, Median:

7 Jahre). 48,38 % (30/62) Hunde waren jünger als 7 Jahre und 51,61 % (32/62) waren 7 Jahre oder älter. Das Gewicht reichte von 2,6 bis 51,8 kg (Mittelwert:

13,17 kg; Median: 10,95 kg).

Alle Studienpatienten wurden bei Vorstellung allgemein und neurologisch untersucht.

Aufgrund der neurologischen Untersuchung konnten die Patienten entsprechend der jeweiligen Lokalisation des vermuteten Bandscheibenvorfalls in die entsprechenden Rückenmarkssegmente eingeteilt werden.

Um zusätzliche Erkrankungen und andere Ätiologien der neurologischen Ausfälle auszuschließen, wurden neben einer Blutuntersuchung radiologische Untersuchungen vom lokalisierten Wirbelsäulenbereich im latero-lateralen und ggf.

auch im ventro-dorsalen Strahlengang mit einem Digitalröntgen (Type 9890 010 06503, Philips Medical Systems DMC GmbH, Hamburg, Deutschland) angefertigt. Im Rahmen der Blutuntersuchung wurde zeitgleich das für die Th17- und IL-17-Messung benötigte EDTA- und Serumblut präoperativ abgenommen (Tierversuchsnummer: 33.8-42502-05-18A290).

Je nach Schwere der Erkrankung erfolgte anschließend eine Magnetresonanztomographie in Allgemeinanästhesie, um die Verdachtsdiagnose eines Bandscheibenvorfalls zu bestätigen und die genaue Lokalisationsstelle für eine gegebenenfalls anstehende Operation ermitteln zu können, sowie um das Ausmaß des Bandscheibenvorfalls zu beurteilen.

Im Zuge dessen wurde, sofern möglich bzw. von den Besitzern gewünscht, Liquor cerebrospinalis subokzipital aus der Cisterna magna entnommen und zeitnah im klinikeigenen Labor untersucht. Der nicht mehr für die Routinediagnostik gebrauchte Liquor wurde bei -20 °C eingefroren. Je nach MRT-Befund wurde im Anschluss im jeweiligen Lokalisationsbereich das vorgefallene Bandscheibenmaterial chirurgisch mittels Hemilaminektomie, Laminektomie, Pedikelektomie oder ventralem Slot entfernt. Die vorgefallene Bandscheibe wurde fenestriert (JEFFERY u. FREEMAN (2018), FREEMAN u. JEFFERY (2017)).

44 3.3.1 Neurologische Untersuchung

Zur Lokalisation des Bandscheibenvorfalls wurden alle Patienten bei Vorstellung neurologisch untersucht und anhand des SHARP u. WHEELER (2005) Schweregradsystems eingeteilt.

Einteilung der Schweregrade nach SHARP u. WHEELER (2005):

Grad 1: Schmerzhaftigkeit der Wirbelsäule ohne neurologische Ausfallserscheinungen

Grad 2: Gering- bis mittelgradige Parese, Ataxie und

Propriozeptionsdefizite, selbstständig steh- und gehfähig

Grad 3: Hochgradige Parese, nicht selbstständig steh- und gehfähig

Grad 4: Plegie mit erhaltenem Tiefenschmerz

Grad 5: Plegie ohne Tiefenschmerz

Um den Verlauf beurteilen zu können, wurde die neurologische Untersuchung sowohl präoperativ als auch postoperativ bis zum Tag der Entlassung täglich neu durchgeführt und bewertet. Es wurde dokumentiert, wann postoperativ eine Besserung um einen Schweregrad auftrat, bzw. bei welchen Hunden eine Verschlechterung/keine Verbesserung auftrat.

Alle Patienten konnten den Graden 1 - 5 zugeteilt werden.

Schweregrad (1 - 5) 1 2 3 4 5

Anzahl der Hunde (n = 62) 9 18 22 8 5

Tab. 10: Graduelle Einteilung der Patienten nach SHARP u. WHEELER (2005)

Postoperativ wurden die Patienten i.d.R. für mehrere Tage stationär aufgenommen, medizinisch nachuntersucht und medikamentös versorgt. Zur weiteren Therapie konnten die Patienten nach Hause entlassen werden, wenn die Hunde unter

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Medikation schmerzfrei waren und der Urinabsatz selbstständig und zuverlässig erfolgte.

3/62 Hunden wurden noch vor der Reevaluierung euthanasiert. Bei 52/62 Patienten verbesserte sich der neurologische Zustand innerhalb von 14 Tagen (Mittelwert:

4,48 Tage; Spannbreite: 1 - 14 Tage) um einen Schweregrad (SHARP u. WHEELER (2005)). Bei 4/62 blieb der neurologische Zustand post operationem unverändert und bei 3/62 Patienten kam es zu einer Verschlechterung der neurologischen Symptome innerhalb von drei Tagen.

Infolgedessen konnten bei 55/62 Hunden nach der neurologischen Reevaluierung im Zusammenhang mit einem Differentialblutbild erneut 1 - 3 ml Blut für die Th17-Messung im EDTA-Vollblut entnommen werden. Nach sechs Monaten erfolgte eine erneute neurologische Beurteilung und Entnahme von Blut für ein Differentialblutbild sowie wiederholte Messung des Th17-Gehaltes im Vollblut stichprobenartig bei 20/62 Hunden. Zudem wurden die Besitzer ausführlich über den Verlauf in der Regenerationszeit befragt. War eine persönliche Vorstellung von Seiten der Besitzer nicht möglich, wurden diese telefonisch zum neurologischen Zustand und Verlauf befragt und sofern möglich, wurde extern das Blut für die Th17-Messung entnommen und per Express-Versand am darauffolgenden Tag zugestellt. Insgesamt konnte der Verlauf bei 47/62 Hunden nach sechs Monaten aufgezeichnet werden. 3/62 Hunde wurden nach der ersten Kontrolle euthanasiert, vier weitere Hunde wurden nach der zweiten Kontrolle euthanasiert, ein Hund verstarb vor der Reevaluierung nach sechs Monaten. Von den verbleibenden 54/62 Hunden konnte bei 46/54 der klinische Verlauf nach sechs Monaten aufgezeichnet werden. Acht Besitzer waren telefonisch nicht erreichbar.

Die gemessenen Th17- und IL-17-Werte im Blut und Liquor cerebrospinalis wurden mit jeweils zehn Proben von klinikeigenen Beaglen (n = 15), die als gesunde Kontrollgruppe dienten, verglichen.

46 3.3.2 Probenentnahme

3.3.2.1 Blutentnahme

Im Rahmen der routinemäßigen Blutuntersuchung wurden bei Vorstellung des Tieres vor Therapiebeginn jeweils 1 - 3 ml EDTA-Blut (n = 62) und 0,5 ml Serum (n = 23) mittels Kanüle oder Venenverweilkatheter aus der Vena cephalica antebrachii bzw.

Vena saphena lateralis entnommen. Nach Besserung des gesundheitlichen Zustands um einen Schweregrad nach Behandlungsbeginn wurden erneut bei 1 - 3 ml EDTA-Blut (n = 55) entnommen. Stichprobenartig wurden 20/62 Hunde nach ca. sechs Monaten allgemein und neurologisch untersucht und die Th17-Werte im Blut erneut gemessen. Begleitend zu jeder Blutentnahme wurde ein Differentialblutbild erstellt.

Die EDTA-Blutproben wurden bei Raumtemperatur und lichtgeschützt bis zur Messung am nächsten Tag gelagert. Die Serumproben wurden nach Zentrifugation in 2 ml Mikroröhrchen umgefüllt und bei -20 °C bis zur IL-17-Messung eingefroren.

Am Tag der Messung wurden die Proben bei Raumtemperatur zeitgleich aufgetaut.

Von den insgesamt 23 Serumproben erfolgten 17 Probenentnahmen zeitgleich mit der Liquorentnahme.

3.3.2.2 Liquorentnahme

Für die Untersuchung des Liquor cerebrospinalis wurden 17/62 Hunden 0,5 ml Liquor während der Allgemeinanästhesie entnommen. Die Narkose wurde mit geeigneten Injektionsnarkotika eingeleitet und durch Inhalationsnarkose mit Isofluran aufrechtgehalten. Die CSF-Entnahme erfolgte stets vor der Wirbelsäulenoperation und nach der Magnetresonanztomographie. Hierfür wurde die Punktionsstelle rasiert, gereinigt und mehrfach desinfiziert. Mittels einer sterilen Spinalkanüle (BD Spinal Needle Quincke Type Point (22 Gauge, 1.50 IN), Becton Dickinson S.A., Madrid, Spanien) wurde der Subarachnoidalraum subokzipital punktiert (THOMSON et al.

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(1989), TOBIAS u. JOHNSTON (2012)) und der Liquor wurde mit einem sterilen Polystyrol-Röhrchen aufgefangen. Im klinikeigenen Labor wurde umgehend das Aussehen des Liquors beurteilt und die Anzahl der Leukozyten sowie Erythrozyten ermittelt, zudem wurde der Anteil an Glukose, Protein und Albumin bestimmt (THOMSON et al. (1989), TOBIAS u. JOHNSTON (2012)). Der restliche Liquor cerebrospinalis wurde anschließend mit 2000 x g für 10 Minuten zentrifugiert, in Polypropylen-Röhrchen umgefüllt und bei -20 °C bis zur IL-17-Messung eingefroren.

Am Tag der Messung wurden die Proben zeitgleich bei Raumtemperatur aufgetaut.

Für die Messung von IL-17 im Liquor cerebrospinalis standen insgesamt 27 Proben zur Verfügung (IVDH-Gruppe n = 17; Kontrollgruppe n = 10).