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2. Partizipation im Kindergarten

2.4. Partizipation ist Teamwork

Bezüglich Teamwork lässt sich Wichtiges zusammenfassen: Eine pädagogische Praxis, die Kinder an der Gestaltung des Zusammenlebens beteiligt, entwickelt sich nicht von alleine.

Wie bereits erwähnt, ist ein Loslassen bekannter Machtstrukturen vonnöten. Achtung und Wertschätzung bilden die Basis von gelingender Beteiligung. Die Haltung der Pädagogen lässt Partizipation zu oder verhindert sie (vgl. Regner/Schubert-Suffrian/Saggau 2009, S. 18).

Das bedeutet, dass das Interesse des Pädagogen an der Aktivierung oder der Umsetzung von Partizipationsrechten der Kinder immer in Zusammenhang mit seiner professionellen Haltung und seiner Vorstellung vom Kind steht (vgl. Petersen 2002, S. 911). Dies verlangt nicht nur vom einzelnen Pädagogen, sondern auch vom Team, sehr viel, denn seine eigene tägliche Arbeit muss er reflexiv hinterfragen oder hinterfragen lassen (vgl. Regner/Schubert-Suffrian 2011, S. 11). Wichtig ist, dass nicht nur eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema stattfindet, sondern dass auch die Haltung des gesamten Teams und des Trägers in die Prozesse miteinfließt. Der persönliche Standpunkt, die Möglichkeiten jedes Teammitglieds in Bezug auf die Beteiligungskultur in der Kindergarteneinrichtung und die „Rückendeckung“

des Trägers machen Partizipationsprozesse und -projekte erst möglich (vgl. Regner/Schubert-Suffrian/Saggau 2009, S. 19f.).

2.4.1. Das Team

Auch fand bereits Erwähnung, dass der Erwachsene in seinem Auftreten und seiner gesamten Art und Weise des Umgangs ein Vorbild für Kinder ist. Sie orientieren sich nicht nur an seinem Verhalten, sondern sie überprüfen auch die Glaubwürdigkeit seiner Bemühungen.

Wenn bereits die Offenheit und die Beteiligungsmöglichkeiten bei den Erwachsenen fehlen und in den Strukturen hierarchische Ordnung herrscht, wird sich eine Partizipationskultur bei den Kindern nur schwer durchsetzen lassen. Trotzdem können Erwachsene auch in solchen

Strukturen als authentisches Modell dienen, wenn der Führungsstil durch Transparenz und Vertrauen gekennzeichnet ist (vgl. Hansen 2003, S. 6).

Nur wenn das gesamte Team hinter dem Projekt Partizipation steht, kann es bestmöglich verwirklicht werden. In welchem Ausmaß Partizipation gelingt, hängt auch von der Art des Verständigungsprozesses im Team ab. Bei diesem sollen nicht so viele Rechte wie möglich für Kinder durchgesetzt werden, sondern eine größtmögliche Einigkeit soll erzielt werden darüber, welche Rechte den Kindern in der Einrichtung zugesprochen werden. Es geht auch nicht um Überreden oder Einbremsen bezüglich der Wünsche, sondern es soll lediglich eine Umgebung geschaffen werden, in der es möglich ist, alle Ängste und Fragen zum Ausdruck zu bringen und diese auch zu reflektieren. Werden nicht alle Bedenken ausgeräumt, bestimmen diese die vorläufige Grenze der Beteiligungsmöglichkeiten (vgl. Hansen 2008, S.

6). Nach diesem Aushandlungsprozess ist es notwendig, die Rechte der Kinder schriftlich zu fixieren, um Mitbestimmung nicht von der Stimmung einzelner Kollegen abhängig zu machen. Dabei dienlich sind folgende Fragen:

„Welche Beteiligungsrechte wollen wird den Kindern ermöglichen und welche nicht?

Welche Strukturen [...] [sind dazu nötig]?“

(Regner/Schubert-Suffrian/Saggau 2009, S. 18)

Nur wenn das gesamte Team mit den ausgehandelten Punkten einverstanden ist, kann eine harmonische Umgebung geschaffen werden, die es den Fachkräften und den Kindern ermöglicht, eine Partizipationskultur zu entwickeln. Eine wichtige Schlüsselfunktion kommt an dieser Stelle dem Leiter zu. Sein Auftreten in der Institution und der Leitungsstil beeinflussen die Beteiligungsstrukturen im Kindergarten und stecken die Grenzen ab. Auch dem Rückhalt des Trägers kommt in dieser Hinsicht große Bedeutung zu (vgl. ebd., S. 19f.).

2.4.2. Die Eltern

Eine große Rolle spielen nicht zuletzt auch die Eltern. „Im Kreise der Familie machen Kinder schließlich ihre ersten und prägendsten Erfahrungen. Familiäre Einstellungen und Haltungsweisen bieten den Kindern das Erfahrungsfeld, das ihre Einstellung und ihre Mitgestaltungsfähigkeit prägt.“ (Stamer-Brandt 2012, S. 114) Neben der Familie ist der Kindergarten die erste Institution öffentlicher Erziehung. Es gibt Eltern, denen es schwer fällt,

ihre Kinder in fremde Hände zu geben, anderen ist es wichtig, ihre Kinder in Kontakt mit mehreren Erwachsenen zu bringen. Egal in welcher Ausgangslage – es „[...] entsteht ein sensibles Beziehungsdreieck Erzieherin/Erzieher – Eltern – Kinder, das es gilt in Balance zu halten [...]“ (Hansen 2003, S. 5). Dadurch entstehen Aushandlungsprozesse, die bei gelungener Bewältigung beide Seiten qualifizieren, die Zuständigkeit und Expertenstellung dem Kind gegenüber einzunehmen (vgl. ebd.). Es ist unabdingbar, auch die Eltern in den Partizipationsprozess einzugliedern. Frühe Einbindung ist notwendig, um unnötige Spannungsfelder zu vermeiden. Die pädagogischen Ziele des Erziehers dürfen nicht zu jenen der Eltern im Gegensatz stehen.

Eltern sind Experten für das eigene Kind – und Ziel ihrer Bemühungen ist es meist, alles für das Wohl des Kindes zu tun. Die Kompetenzen der Eltern und der Kinder sollten ernst genommen werden, damit ein Beteiligungsprozess gelingen kann. Die bestmögliche Betreuung der Kinder glückt nur im Beziehungsdreieck. Um nun Eltern mit ins Boot zu holen, müssen für diese die Handlungsprozesse des Pädagogen nachvollziehbar sein, sie sollten daher nicht von Entscheidungen überrumpelt werden. Eltern müssen wissen, was sie und ihr Kind erwartet. Ein gewisses Grundverständnis muss beim Pädagogen daher gegeben sein. Das Einbeziehen der Eltern kann mittels Workshop, Fortbildung, Hospitation der Eltern, Videoaufnahme und anderer Dokumentationsverfahren stattfinden. In Dialogen kann erläutert werden, welche Beteiligungsmöglichkeiten schrittweise eingeführt werden und welche Erwartungen dahinterstehen (vgl. Stamer-Brandt 2012, S. 114ff.).

Das Problem bei neu anlaufenden Partizipationsprozessen besteht jedoch darin, dass erst wenige Erfahrungswerte vorhanden sind. Die Fachkräfte bewegen sich auf neuem Terrain, das weitgehend unbekannt ist. Entwicklungen und Ergebnisse sind aus diesem Grund noch schwer abschätzbar. Dadurch fällt auch das Einbeziehen der Eltern meist schwer, es sollte aber dennoch keinesfalls versäumt werden! Partizipation gestaltet sich als Prozess – und dieser hat einen offenen Ausgang (vgl. Regner/Schubert-Suffrian/Saggau 2009, S. 20).

Um Überzeugungsarbeit zu leisten, können im Kontakt und im Dialog mit den Eltern folgende Vorkehrungen getroffen werden:

 „[...] [Eltern] für die Sichtweisen des Kindes [zu] sensibilisieren

 [Eltern zu] verdeutlichen, zu welchen Fähigkeiten und Leistungen ihr Kind fähig ist

 den Austausch mit anderen Eltern und pädagogischen Fachkräften [zu] ermöglichen, um Handlungsweisen durchschauen zu können

 [Eltern] von der Sinnhaftigkeit [des] Tuns [zu] überzeugen [...]“

(Stamer-Brandt 2012, S. 117)