anschrift; Postfach 5620, 7800 Freiburg.
Stand.6/90 PARKE, DAVIS & COMPANY ■ BERLIN
Lipide reguiieren
dem
Herzinfarkt zuvorkommen
PARKE-DAVIS
Kongreßberichte
Stimmung von Cholesterin, Triglyze
riden und HDL-Cholesterin erfolgen.
Bei der Auswahl blutdrucksenken
der Medikamente ist darauf zu ach
ten, daß Substanzklassen sich in un
terschiedlicher Weise auf den Lipid
status auswirken.
Die Grundsätze einer fettreduzier
ten Ernährung können ohne Scha
den der gesamten Bevölkerung emp
fohlen werden.
Wenn eine Kostumstellung allein nicht hilft?
Die von der Cholesterin-Initiative empfohlenen Therapieprinzipien sind keine qualitative Reihenfolge, sondern echte Alternativen:
Mäßiggradige Hypercholesterin- ämie:
Medikamentöse Therapie sehr sel
ten angezeigt; falls für Patienten mit außerordentlich starker KHK-Ge- fährdung, die nicht auf Diät anspre
chen, erforderlich, Auswahl wie bei deutlicher Hypercholesterinämie.
Deutliche Hypercholesterinämie:
Monotherapie erwägen, wenn er
höhte LDL-Cholesterinwerte trotz in
tensiver Diättherapie fortbestehen, besonders bei Hochrisiko-Patienten:
- lonenaustauscherharze, in der Re
gel niedrig dosiert oder - Nikotinsäure oder - Fibratgruppe oder
- HMG-CoA-Reduktase-Hemmer Hypertriglyzeridämie:
Medikamentöse Therapie umstrit
ten; Gewichtsreduktion, Diät und Behandlung der zugrunde liegenden Ursachen bringen in den meisten Fällen Erfolg. In seltenen Fällen:
- Nikotin oder - Fibratgruppe
Kombinierte Hyperlipidämie:
Medikamentöse Therapie erwägen, wenn erhöhte LDL-Cholesterinwerte und/oder Triglyzeridwerte trotz in
tensiver Diättherapie fortbestehen:
- Cholesterin erhöht, Triglyzeride in Grenzen:
• Nikotinsäure oder
Nationale Cholesterin-Initiative Die Mitglieder:
Prof. Gerd Assmann, Prof. Aloys Berg. Prof. Günter Breithardt, Prof.
Ulrich Gleichmann. Prof. Max Hal- huber, Prof. Ulrich Keil, Prof. Kurt Kochsiek, Prof. Jürgen Kruse-Jarres, Prof. Paul Lichtlen. Prof. Günter Schlierf. Prof. Peter Schwandt, Prof.
Hermann Weidemann, Prof. Her
mann Wisser.
• lonenaustauscherharze oder
• HMG-CoA-Reduktase-Hemmer oder
• Fibratgruppe
- Triglyzeride erhöht, Cholesterin in Grenzen:
• Nikotinsäure oder
• Fibratgruppe
• Cholesterin und Triglyzeride er
höht:
• Nikotinsäure oder
• Fibratgruppe oder
• Fibratgruppe plus Ionenaustau
scher oder
• HMG-CoA-Reduktase-Hemmer.
Extreme Hyperlipidämie:
Die Wahl der medikamentösen The
rapie hängt von der Diagnose der pri
mären Fettstoffwechselstörung ab:
a) familiäre Hypercholesterinämie:
- lonenaustauscherharze oder - HMG-CoA-Reduktase-Hemmer
oder
- Nikotinsäure
Falls das Therapieziel nicht er
reicht wird, erfolgt eine Kombina
tionstherapie:
- lonenaustauscherharze - entweder mit Nikotinsäure - oder mit Fibrat
- oder mit Probucol - HMG-CoA-Reduktase-
Hemmer mit lonenaustauscher- harzen
b) Remnant-Hyperlipidämie:
- Fibrat oder - Nikotinsäure
c) familiäre Hypertriglyzeridämie:
- Nikotinsäure oder - Fibrat
d) familiäre kombinierte Hyperlipid
ämie:
medikamentöse Behandlung wie bei kombinierter Hyperlipidämie e) primäre Chylomikronämie:
medikamentöse Therapie selten angezeigt
»Gesundheitsuntersuchung«
Seit dem 1. Oktober 1989 hat jeder Versicherte in der Bundesrepublik Deutschland, der das 35. Lebensjahr vollendet hat, laut Paragraph 25 des Sozialgesetzbuches V (Gesundheits
reformgesetz) alle zwei Jahre An
spruch auf eine Gesundheitsuntersu
chung, die auch Risikofaktoren von Herz/Kreislauferkrankungen, unter anderem eine Bestimmung des Cho
lesterins, umfaßt.
Günther Buck Obere Grabenstraße 7315 VVeilheim/Teck
Jodprophylaxe bereits vor Geburt beginnen
Die Strumainzidenz bei Neugebore
nen könnte gegen Null gesenkt wer
den, wenn die Jodversorgung von Schwangeren mit etwa 200 gg/Tag sichergestellt wäre. Diese »Jodpro
phylaxe vor der Geburt« wird in der Bundesrepublik nicht durchgeführt.
Prof. Dr. M. Ranke (Universität Tü
bingen) sähe aber auch kein Problem darin, Kindern entweder einmal wö
chentlich hochdosiert oder täglich in niedriger Dosierung Jod in Form von Tabletten (»so, wie man heute allge
mein D-Fluoretten gibt«) zur Prophy
laxe zu geben. Denn in der Kindheit werde der Grundstein für spätere Jodmangelkrankheiten gelegt.
Den Einsatz jodhaltiger Desinfek
tionsmittel in Geburtshilfe und Gy
näkologie jedoch bezeichnete auf ei
ner Veranstaltung des Forums Schilddrüse e. V. anläßlich des Inter
nistenkongresses in Wiesbaden Prof.
Dr. R. Hehrmann (Stuttgart) gera
dezu als Kunstfehler.
Nach wie vor zählt die Bundesre
publik Deutschland nach Prof. Dr. P.
Pfannenstiel (Wiesbaden) zu den
J . d .
Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 10 mg, 1 Kapsel 10 mg, 1 ml Lösung (-12 Tropfen) 4 mg, 1 Teelöffel Saft (5 ml) 5 mg Metoclopramidhydrochlorid und 2 ml Injektionslösung (1 Ampulle) 10 mg Metoclopramidhydrochlorid in Natriumchloridlösung, Paspertln K Zäpfchen für Kinder enthalten 10 mg Metoclopramid und 10 mg Polidocanol, Paspertin E Zäpfchen für Erwachsene enthalten 20 mg Metoclopramid und 20 mg Polidocanol. Anwendunospebiete: Motilitätsstörungen desöberen Magen-Darmtraktes z. B. bei nervösenii Reizmagen, Ent
zündung der Magen-und Zwölffingerdarmschleimhaut, Sodbrennen, RefluxosophagitiTfunktifunktionell bedingter Pylorusstenose: zur unterstützenden symptomatischen Behandlung bei Magen- und Zwölffingerdarmgesc'hwüren; Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen bei Migräne, Leber- und Nierenerkrankungen, Schädel- und Hirnverletzungen, Arzneimittelunverträglich
keit: zur Erleichterung der Ouodenalsondierung/Jejunalsondierung: zur Beschleunigung der Magenentleerung und Ounndarmpassage bei der röntgeiTologischen Untersuchung des ... -- - • ■ -... -... I Theraoieversuch anoezeiot. Geoenanzeioen: Phaeochromozvtom. Mechanischer Darmverscn' Magens und Dünndarms (nicht bei Zäpfchen). Bei anhaltendem Schluckauf ist ein Therapieversuch angezeigt. Geoenanzeioen: Phaeochromozytom. Mechanischer DarmverschluB.
Darmdurchbruch und Blutungen im Magen-Oarmbereich. Prolaktinabhängige Geschwülste. Bei Epileptikern und bei Patienten mit vermehrter Krampfbereitschaft (extrapyramidalmo- torische Störungen) darf Paspertin nicht angewendet werden. Während der ersten 3 Monate der Schwangerschaft und während Stillzeit soll Paspertin ebenfalls nicht gegeben werden.
Bei Säuglingen. Kleinkindern und Kindern unter 14 Jahren ist Paspertin nur bei strenger Indikationsstellung anzuwenden Neugeborene, Säuglinge und Kleinkinder mit Blutfarbstoff
störungen dürfen nicht mit Paspertin behandelt werden. Nebenwirkunoen: In Einzelfällen kann vorwiegend bei Kindern ein dyskinetisches Syndrom auftreten. In diesen Fällen muß Pas
pertin abgesetzt werden. Durch i. v. Injektion von Akineton (WZ Nordmark GmbH. Angaben des Herstellers beachten) können die Krampferscheinungen sofort zum Verschwinden ge
bracht werden, ohne Behandlung klingen sie innerhalb einiger Stunden ab. Auch die Sedierung mit Valium (WZ Roche) ist möglich Weitere gelegentliche Nebenwirkungen, besonders bei höherer Dosierung, können sein: Müdigkeit, Schwindelgefühl, Akathisie, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, verstärkte Darmtätigkeit. Bei längerer Einnahme durch Prolaktinerhö
hung Gynäkomastie mit eventueller Galaktorrhöe und auch Regelstörungen. Diese Erscheinungen verschwinden nach Absetzen des Medikamentes wieder vollständig innerhalb kurzer Zeit. Bei vegetativ labilen Patienten kann es nach i.v.-Injektion zu einem vorübergehenden leichten Blutdruckabfall kommen. Bei Neugeborenen, insbesondere Frühgeburten, sind eini
ge Fälle von Methämoglobinämie beobachtet worden, die durch langsame i.v.-Injektion von Methylenblau (1 mg/kg Körpergewicht) günstig zu beeinflussen sind. Einzelfälle von Spät
dyskinesie oder parkinson-ähnlichen Erscheinungen bei alten Patienten wurden berichtet nach Langzeittherapie mit hohen Dosen. Paspertin kann auch bei bestlmmungsgemäßem Ge
brauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, daß die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenvei kelir oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Das gilt in ver
stärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol. Die in Paspertin (Tropfen und Saft) enthaltenen Konservierungsmittel (p-Hydroxybenzoesäureester) können bei Patienten, die gegen diese Substanz allergisch sind, allergische Reaktionen auslösen. Packungen und Preise: 20 Tabl. (N i) DM 12,80,50 Tabl. (N 2) DM 27,75, ICO Tabl. (N 3) DM 49,40,30 ml Tropfen DM 9.70.100 ml Tropfen DM 26,35,100 ml Saft OM 8,05,5 Amp, (2 ml) DM 7,50,5 Supp, für Erwachsene DM 7,90, 5 Supp, für Kinder DM 6,35,20 Kap. (N 1) DM 9,95,50 Kap. (N 2) DM
23.16.100 Kap. (N 3) DM 40,33. Kali-Chemie Pharma GmbH. Hannover Stand 9/89
Paspertin
Kongreßberichte
DuoNp* 500 Tablenen. Zusammensetzung: 1 Tablette ent
hält: Etotyllinclofibrat SOO mg. Amwendungsgebiete: Fett- stoffwectüselstörungen, die weder durch eine Änderung der Ernährung noch andere Verhaltensänderungen (z. B. körper
liche Aktivität, Gewichtsabnahme) ausreichend beeinflußt werden können: Fettstoffwechselstörungen, die durch Grundkrankheiten wie Zuckerkrankheit, Gicht oder andere bedingt sind und trotz konsequenter Behandlung dieser Grundkrankheiten weiterhin bestehen. Gsgenarueigen:
Schwere Leber- und Gallenblasenerkrankungen mit und oh
ne Gallensteinleiden, schwere Nierenfunktionsstörungen, Schwangerschaft und Stillzeit, frischer Herzinfarkt, Epilepsie.
Nebemwfrfcungsn: Magen-Darm-Beschwerden wie Übel
keit, Brechreiz und Durchfall. In einzelnen Fällen Juckreiz, Hautausschlag und Hitzegefühl. Wie von anderen ähnlich wirkenden Lipidsenkern bekannt, selten Haarausfall, Potenz
störungen. Muskelschmerzen und Muskelschwäche (vor allem in den Beinen). Gallensteinerkrankungen können bei lipidsenkenden Maßnahmen etwas häufiger als normaler- weise auftreten.
Wechsetwfrltungen mit anderen Mitteln: Ouolip* 500 kann die Wirkung bestimmter blutgerinnungshemmender und blutzuckersenkender Medikamente verstärken. Unter der Therapie von Duoiip* 500 kann es zu einer Senkung erhöhter Harnsäurewerte kommen. Bei gleichzeitiger Anwendung theophyllinhaltiger Arzneimittel ist die Dosierung durch den Arzt zu überprüfen Anwendungshimwelse und Doaierung;
Ix täglich (abends) 1 Tablette zu oder nach der Mahlzeit mit etwas Flüssigkeit einnehmen. Bei Patienten, die zusätzlich theophyllinhaltige Arzneimittel einnehmen, besteht die Möglichkeit, jeweils Vt Tablette Duölip* 500 morgens und Vj Tablette Duoiip* 500 abends zu verordnen. Bei leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion: siehe Gebrauchs- inlormation.
OairelchungsfoiTn und Packungs- gröfien: OP mit 30 Tabletten -N2 DM 48,04, OP mit 100 Tabletten — N 3 DM 140,76, AP mit 500 Tabletten.
Merckle GmbH, 7902 Blaubeuren
Stand; Juli 1990
&
Merckle110Jocimangelländern, wobei innerhalb des Landes ein deutliches Nord-Süd- Gefälle auftritt. Diese ungenügende Versorgung hat zur Gründung des
»Forums Schilddrüse e.V.« (Heim- huder Straße 70, 2000 Hamburg 13) geführt, das sich als Lobby für Dia
gnose und Behandlung von Schild
drüsenkrankheiten versteht und dazu beitragen will, die enorme Dunkelziffer auf diesem Gebiet zu senken.
Zwar sei mittlerweile die Versor
gung der Bevölkerung über jodiertes Speisesalz endlich möglich, es habe sich jedoch gezeigt, daß dies alleine keinesfalls ausreicht, um die emp
fohlenen 10 bis 200 [xg pro Tag zu gewährleisten. Deshalb müsse Jod
salz auch industriell und vor allem in Kantinen eingesetzt werden. Bei Kin
dern sollte mit einer Zufuhr mit 50 pg/Tag begonnen werden, danach 100 pg/Tag, Heranwachsende und Schwangere benötigen 200 pg/Tag.
Eine Gefährdung durch erhöhte Jod
zufuhr bestehe nicht, wenn diese von Kindheit an erfolge, überschüssiges Jod werde einfach ausgeschieden, meint Prof Dr. K. H. Usadel (Mann
heim), der über eine Untersuchung bei der BASF in Ludwigshafen be
richtete.
Insgesamt unterzogen sich dort 6884 Betriebsangehörige einem Schilddrüsenscreening (Bestimmung des TSH). Bei auffälligen TSH-Spie- geln wurden T3, T4 und TBG be
stimmt sowie TRH-Funktionstests durchgeführt. Eine latente Hyperthy
reose fand sich in 1,16% aller Unter
suchten, eine latente Hypothyreose in 0,32%. Manifest war die Hyper
thyreose in 0,10% aller Fälle. Hoch
gerechnet auf die arbeitende Bevöl
kerung in der Bundesrepublik (24 Mio.) bedeutet dies, daß es 268000 Personen mit latenter Hyperthyreose und 14400 mit (unerkannter!) mani
fester Hyperthyreose gibt, respektive 76800 mit latenter und 24000 mit manifester Hypothyreose. Dies un
terstreicht, so Usadel, die Bedeutung der Schilddrüsenfunktionsstörung in der Präventivmedizin.
ln einer Untersuchung an älteren
Menschen zeigte Priv.-Doz. Dr. G.
Hintze, daß gerade bei diesen Er
krankungen der Schilddrüse von er
heblicher Bedeutung sind. Die Jod
mangelstruma ist auch hier die häu
figste Schilddrüsenerkrankung. Da eine medikamentöse Verkleine
rungstherapie in diesem Alter nicht mehr erfolgreich ist, ist es auch aus seiner Sicht erforderlich, bereits in jugendlichem Alter mit der Struma
verkleinerungstherapie zu beginnen.
Wie es bei Kindern und jungen Er
wachsenen aussieht, zeigte Hehr
mann mit einer epidemiologischen Untersuchung in Baden-Württem
berg. Legt man als obere Norm
grenze die Schilddrüsengröße von Kindern aus ausreichend mit Jod versorgten Gebieten fest (4 bis 8 ml bei 13jährigen schwedischen Schul
kindern), haben in Baden-Württem
berg 52% der Schüler und 72% der Schülerinnen bereits eine Struma.
Bei den über 20jährigen haben 27% eine Struma, in den Altersgrup
pen über 40 zy^ei Dritter aller Män
ner. Daß Frauen häufiger als Män
ner eine Struma haben, gilt allenfalls für die Pubertät und junge Frauen unter 30 Jahren. In höherem Alter haben Männer nicht nur häufiger, sondern auch größere Strumen, bei 30- bis 65jährigen fast 60% der Män
ner und 50% der Frauen. Diese Stu
die über die Häufigkeit der Struma
prävalenz zeigt, so Hehrmann, daß diese bislang grob unterschätzt wurde und wie notwendig Maßnah
men zur Strumaprophylaxe sind.
Pressegespräch des »Forum Schilddrüse e. V.« im Rahmen des Internistenkongresses in Wiesba
den, April 1990.
Günther Buck Obere Grabenstraße 42 7315 Weilheim/Teck
Kongreßberichte
XJFA
Nisoldipin verbessert die linksventrikuläre Funktion
Arterielle Hypertension, Myokardin
farkt und Kardiomyopathie sind die wichtigsten Vorläufer einer Herzin
suffizienz. Wie aus der Framingham- Studie hervorgeht, entwickelt sich bei etwa 15% aller Infarktpatienten innerhalb von fünf Jahren eine kardiale Pumpschwäche. Diese hat praktisch immer eine ungünstige Prognose, sagte Priv.-Doz. Georg Ertl, Würzburg, auf einer Pressekon
ferenz in Königswinter.
Bis die Insuffizienz manifest wird, kommen kompensatorische Mecha
nismen zum Tragen. Der wichtigste kardiale Kompensationsmechanis
mus nach Myokardinfarkt ist die linksventrikuläre Dilatation. Sie be
trifft aber nicht allein das infarzierte, sondern auch das nicht-infarzierte Areal des Herzmuskels. Die Dilata
tion der linken Kammer führt zu einer ungünstigen energetischen Situation des Herzens und zieht biochemische, morphologische und vaskuläre Alternativen nach sich, die schließlich im Pumpversagen enden.
Schon die Dysfunktion der linken Herzkammer behandeln?
Diese Veränderungen werden unter dem Begriff linksventrikuläre Dys
funktion zusammengefaßt. Nam
hafte Kardiologen fragen sich, ob es
nicht besser sei, bereits die Dysfunk
tion der linken Herzkammer und nicht erst die manifesten Zeichen der Herzinsuffizienz zu behandeln, gab Ertl zu verstehen.
Dazu müssen aber Medikamente eingesetzt werden, die keinen nega- tiv-inotropen Effekt aufweisen. Das gilt beispielsweise für Nisoldipin, einem Dihydropyridin-Derivat der zweiten Generation, wie Prof. Mi
chael Schartl, Berlin-Charlottenburg, erklärt. Es konnte gezeigt werden, daß Nisoldipin in therapeutischer Dosierung den Widerstand in den Koronarien senkt und die Durchblu
tung des Myokards anhebt, ohne am Herzen negativ-inotrop zu wirken.
Ferner bewirkt der Kalzium-Ant
agonist eine Abnahme des systoli
schen Blutdrucks. Aufgrund dieser Eigenschaften ist Nisoldipin für Kranke mit Koronarinsuffizienz und begleitender Einschränkung der linksventrikulären Funktion »beson
ders geeignet«, urteilte Schartl.
Überdies kommt Nisoldipin als Kom
binationspartner für einen Beta-Re- zeptorenblocker in Betracht.
Nisoldipin in der Langzeit
therapie der linksventrikulären Dysfunktion
Wie Nisoldipin, das seit Mitte dieses Jahres in der Bundesrepublik zuge
lassen ist, in der Langzeittherapie der linksventrikulären Dysfunktion abschneidet, überprüfte Prof. Bern
hard Maisch aus Marburg/Lahn an
FACHPRESSEKONFERENZ- -^<?r ni .
SCHUTZFUNKTION IN DER KHK
*« mycard
©Bayroph.,
- KHK MIT BEGLEITENDER
'-'NKSVENTRIKULÄRER DYSFUNKTION
20 Patienten. Sie litten an Herzinsuf
fizienz der NYHA-Stadien III bis IV und erhielten eine Basisbehandlung mit einem Diuretikum und einem Digitalisglykosid. Je zehn Kranke wurden zusätzlich mit Nisoldipin bzw. Placebo behandelt, und zwar jeweils über einen Zeitraum von
zwölf Wochen.
Unter Nisoldipin war ein kontinu
ierlicher Anstieg der mittels Fahrrad
ergometer bestimmten Belastungs
dauer auf 400 bis 520 Sekunden zu beobachten. In der mit Placebo be
handelten Gruppe blieb die Bela
stungsdauer praktisch unverändert.
Hand in Hand mit der besseren kör
perlichen Belastbarkeit ging eine ge
ringfügige Zunahme der linksventri
kulären Auswurffraktion. Eine nega- tiv-inotrope Eigenwirkung von Nisol
dipin war bei keinem der Patienten zu registrieren, wie Maisch hervor
hob.
Am deutlichsten wurden durch den neuen Kalzium-Antagonisten Belastungsdyspnoe, Erschöpfung und periphere Ödeme zurückge
drängt. Unter dem Scheinmedika
ment fanden sich bei diesen Sympto
men kaum Veränderungen zum Bes
seren. Zudem berichteten die Patien
ten, die Nisoldipin erhielten, über eine deutlich bessere Lebensqualität in physischer wie psychischer Hin
sicht. Auch dabei schnitten die Pla
cebo-Patienten schlechter ab.
Da unter Behandlung mit Nisoldi
pin die Nachlast gesenkt wird und eine negative Inotropie ausbleibt, wird die linksventrikuläre Funktion insgesamt verbessert, resümierte Maisch. Nach seinen Erfahrungen wirkt sich eine Tagesdosis von zwei
mal 5 mg wahrscheinlich günstiger aus als eine solche von zweimal 10 mg.
Fachpressekonferenz »Baymy
card®: Schutzfunktion in der KHK - KHK mit begleitender linksventriku
lärer Dysfunktion«. Königswinter.
4. Juli 1990 (Veranstalter: Bayro- pharm GmbH. Leverkusen).
Fachpressekonferenz Baymycard: Referenten Prof. Dr. med. Michael Schartl, Berlin; Priv.-Doz. Dr. Karl B. Filip med. Georg Ertl, Würzhurg (Moderation): Prof. Dr. med. Wolfram Küpper, Hamburg; Prof. Dr. med. Ahornallee 85
Bernhard .Maisch, Marburg 8910 Landsberg
Zlfyv Kongreßberichte
Prokinetisch wirksame Pharmaka bei Magen-Darm- Beschwerden
Noch in den siebziger Jahren wur
den bei funktionellen Magen-Darm- Beschwerden neben Antazida, Ka
milleextrakten und Belladonna-Alka
loiden auch Chlorpromazin und Diazepam empfohlen. An prokineti
schen Medikamenten waren ledig
lich Parasympathomimetika auf dem Markt. Die Azetylcholin-Ana
loga Carbachol und Bethanechol för
dern die Magenentleerung und die Motilität des Dünn- und Dickdarms.
Allerdings sind diese mit einer Viel
zahl von unerwünschdten Wirkun
gen wie Stimulation der Magensäure, der Speichel-, Schweiß- und Bron
chialdrüsen, Entstehung eines Bron
chospasmus sowie mit kardiovasku
lären Wirkungen verbunden.
Mitte der sechziger Jahre wurde in Frankreich Metoclopramid als Ab
kömmling des Procainamids entwik- kelt. Dieses stellte den Vertreter ei
ner neuen Klasse von Antiemetika und Prokinetika, die Benzamide, dar.
Wirkmechanismen von Prokinetika Übelkeit und Erbrechen werden in der Area postrema am Boden des vierten Ventrikels koordiniert. Durch intraventrikuläre Injektion von Kat
echolaminen wie Noradrenalin und Dopamin kann Nausea und Erbre
chen induziert werden. Klassische dopaminerge emetogene Reize sind Apomorphin und Levodopa. Meto
clopramid und andere Vertreter die
ser Gruppe blockieren diese durch Apomorphin hervorgerufenen Wir
kungen. Im Gegensatz zu Neurolep
tika, die eine hohe Affinität zu dopaminergen Dl-Rezeptoren ha
ben und damit extrapyramidale Stö
rungen auslösen, wirken die Procain
amidabkömmlinge auf D2-Rezepto- ren. An der Auslösung von Übelkeit
und Erbrechen sind außerdem sero- tenerge Rezeptoren beteiligt. Bei Blockierung dieser Rezeptoren durch Metoclopramid oder andere Rezep
tor-Antagonisten kann besonders Cisplatin-induziertes Erbrechen wir
kungsvoll behandelt werden.
Metoclopramid
Bei einer Vielzahl von funktionellen gastrointestinalen Erkrankungen wie Refluxkrankheit, Gastroparese oder Reizmagen hat sich Metoclo
pramid als wirkungsvoll erwiesen.
Es beschleunigt die Magenentlee
rung und vermindert das Gefühl von Übelkeit. Bei Notfalloperationen kann es eingesetzt werden, um einen gefüllten Magen schneller zu entlee
ren. Eine weitere Verwendung ist die Beschleunigung der Kontrastmittel
passage im Dünndarm. Bei Zytosta
tikabehandlung nimmt Metoclopra
mid einen wichtigen Stellenwert ein.
Übelkeit und Erbrechen können bei Cisplatinbehandlung wirkungsvoller verhindert werden als durch die Gabe von Neuroleptika. Uner
wünschte Wirkungen von Metoclo
pramid bestehen in extrapyrami
dalen Störungen sowie in gesteiger
ter Prolaktinfreisetzung. Allerdings sind diese im Vergleich zu Neurolep
tika wesentlich seltener. Deutsche und englische Studien haben erge
ben, daß nach Verabreichung von Metoclopramid akute dystonische Reaktionen oder Parkinsonismus in 0,12 bis 0,66% der Fälle auftraten.
Unruhe, Nervosität oder akathi- sieähnliche Symptome wurden bei 0,2 bis 0,4% registriert. Diese Stö
rungen können rasch durch die Gabe von Anticholinergika oder Benzodia
zepinen beherrscht werden. Kinder unter acht Jahren sollte Metoclopra
mid nicht gegeben werden.
Cisaprid
Durch seine dem Metoclopramid ver
wandte Struktur hat Cisaprid eine große Affinität zu
Serotonin-Rezep-toren, zu dopaminergen Rezeptoren besteht diese nur in geringem Aus
maß. Cisaprid stellt ein wirksames Prokinetikum bei nicht ulzeröser Dyspepsie und bei Gastroparese dar.
Bei schwerer Refluxösophagitis ist diese Substanz nicht ausreichend wirksam. Die Säureclearance bei gastroösophagealer Refluxkrankheit ist erhöht, die Sphinktermotilität bleibt jedoch unbeeinflußt. An uner
wünschten Wirkungen wurden ab
dominale Krämpfe und Diarrhöen beobachtet. In einzelnen Fällen ka
men Kopfschmerzen, Benommen
heit sowie zentralnervöse konvulsive Wirkungen vor. Besonders bei anti
epileptischer Therapie ist daher Vor
sicht geboten. Die Häufigkeit von ex
trapyramidalen Störungen wird als gering angegeben. Eine Hyperprolak- tinämie wird nur in seltenen Fällen ausgelöst. Eine endgültige Beurtei
lung kann jedoch erst nach Langzeit
studien erfolgen. Bei der Gabe von Cisaprid kann die Wirkung von Me
dikamenten, die eine hohe Eiweiß
bindung aufweisen, z. B. von oralen Antikoagulantien, verstärkt werden.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß prokinetisch wirksame Phar
maka auf die Magen-Darm-Motilität eine qualitativ vergleichbare Wir
kung ausüben. Ob Neuentwicklun
gen den bewährten Präparaten über
legen sind, müssen Langzeitstudien mit großen Fallzahlen zeigen. Die antiemetische Komponente stellt für die klinische Anwendung den wich
tigsten Faktor dar. Diese ist bei Cisaprid weit weniger ausgeprägt vorhanden als bei Metoclopramid.
Cisaprid-Symposion
European Digestive Disease Week 5. bis 9. Juni 1990 in Wien
Dr. med. Peter Strieder
Dr. med. Peter Strieder