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P ASSIVRAUCH BZW . P ASSIVDAMPF BEI ELEKTRISCHEN Z IGARETTEN

3 DIE ELEKTRISCHE ZIGARETTE

3.2 P ASSIVRAUCH BZW . P ASSIVDAMPF BEI ELEKTRISCHEN Z IGARETTEN

Das Rauchen elektrischer Zigaretten wird von deren Herstellern als Alternative zum Rauchen einer herkömmlichen Zigarette vermarktet. Denn im Gegensatz zu normalen Zigaretten, bei denen Tabak und weitere Inhaltsstoffe verbrannt werden, werden bei der elektrischen Zigarette die in Depots/Kartuschen enthaltenen Stoffe (Nikotin, dessen Lösungsmittel und Aromastoffe) nicht verbrannt, sondern vernebelt. Da im Gegensatz zur normalen Zigarette die Liquids nur erhitzt bzw.

vernebelt werden, wenn am Mundstück gesogen wird, entsteht beim Gebrauch elektrischer Zigaretten, anders als bei einer herkömmlichen Zigarette, kein Nebenstromrauch, sondern nur Hauptstromrauch.

Der Nebenstromrauch ist jedoch für die schädliche Wirkung des Passivrauchens von Tabakprodukten verantwortlich (siehe Abschnitt 2.4).

Um eine Aussage über das Passivrauchen bei elektrischen Zigaretten machen zu können, müssten die beim Verdampfen des Liquids entstehenden organischen Verbindungen und die Freisetzung anderer Partikel und chemischer Stoffe in der Raumluft gemessen werden. Bislang fehlt es aber an Studien, welche diese Stoffe untersuchen, wohingegen die beim Passivrauchen von herkömmlichen Zigaretten entstehenden Verbindungen und deren gesundheitliches Risiko für Passivraucher sehr gut untersucht sind (siehe Abschnitt 2.4). Aufgrund dieser Untersuchungsergebnisse wurde das Rauchen von Tabakprodukten in öffentlichen Gebäuden und in Restaurants in vielen Ländern weitestgehend verboten und es wurde beobachtet, dass sich dieses Rauchverbot positiv auf die Luftqualität in Innenräumen in den genannten Gebäuden auswirkte (Bohac et al., 2010; Gleich et al., 2011).

26 Es gibt viele verschiedene Faktoren, die Einfluss auf das Passivrauchen bei elektrischen Zigaretten haben und die auch wesentlich für die Bewertung des Passivrauchens bei herkömmlichen Zigaretten sind. Diese Faktoren sind u.a. die Raumgröße, die Belüftung des Raumes und die Anzahl der konsumierten elektrischen Zigaretten. Abgesehen von diesen äußeren Faktoren ist die Belastung eines Raumes mit Passivrauch einer elektrischen Zigarette von den Inhaltsstoffen dieser Zigarette abhängig.

Anders als bei einer konventionellen Zigarette werden die Inhaltsstoffe einer elektrischen Zigarette nur freigesetzt, wenn der Konsument am Mundstück saugt. Bei einer normalen Zigarette hingegen werden die Inhaltsstoffe auch verbrannt, wenn der Raucher nicht an der Zigarette zieht (siehe Abschnitt 2.3).

Es ist anzunehmen, dass die Zusammensetzung und Konzentration der beim Konsum einer elektrischen Zigarette freigesetzten Substanzen, d.h. des vom Konsumenten ausgeatmeten Dampfes, abhängig von der Zusammensetzung des verwendeten Liquids und somit von Hersteller zu Hersteller, aber auch von Modell zu Modell, verschieden ist. Die Konzentration der entstehenden Substanzen ist ebenfalls abhängig vom Rauchverhalten des Konsumenten selbst, d.h. von der Länge des Zuges an der elektrischen Zigarette und der Länge des Zeitraumes zwischen den einzelnen Zügen (Schripp et al., 2012).

In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurde untersucht, welches Gefährdungspotential hinsichtlich des Passivrauchens von der Verwendung elektrischer Zigaretten bzw. von den beim Verdampfen der Liquids entstehenden Substanzen ausgeht (Schripp et al., 2012). Untersucht wurden dabei die bei der Benutzung elektrischer Zigaretten in einer speziellen Testkammer entstehenden flüchtigen organischen Substanzen (volatile organic compounds, VOCs). Das in den Liquids enthaltene Lösungsmittel für Nikotin, Propylenglykol, wurde zwar in der Testkammer nachgewiesen, jedoch unterhalb der Nachweisgrenze. In einem Experiment, bei dem der Konsument nach dem Gebrauch einer elektrischen Zigarette in ein Testgefäß ausatmet, konnte Propylenglykol in hohen Konzentrationen detektiert werden. Ebenfalls untersucht wurde die Anwesenheit von Formaldehyd in der Testkammer. Es wurde festgestellt, dass sich die Formaldehyd-Konzentration während und nach dem Konsum elektrischer Zigaretten leicht erhöht. Allerdings lag die Formaldehyd-Konzentration unter der Nachweisgrenze.

Darüber hinaus konnte nicht abschließend geklärt werden, ob sich das gemessene Formaldehyd tatsächlich auf den Konsum elektrischer Zigaretten zurückführen lässt, denn Formaldehyd, das durch metabolische Prozesse im Körper entsteht, wird schon durch die normale Atmung in geringen Mengen in die Raumluft abgegeben (Riess et al., 2010). Neben Formaldehyd wurden noch weitere flüchtige organische Substanzen getestet, darunter Benzol, was jedoch nicht nachgewiesen werden konnte.

Essigsäure und Aceton wurden nach dem Konsum elektrischer Zigaretten in steigender Konzentration nachgewiesen, jedoch können auch diese Substanzen als Stoffwechselprodukte vom Konsumenten ausgeatmet werden. Die Menge und Zusammensetzung der bei der Benutzung von elektrischen Zigaretten vom Konsumenten ausgeatmeten Substanzen ist abhängig vom Hersteller und Modell der elektrischen Zigarette (Schripp et al., 2012).

27 In einer weiteren Studie wurde ebenfalls das Gefährdungspotential der beim Konsum elektrischer Zigaretten entstehenden Substanzen mit dem Passivrauch konventioneller Zigaretten verglichen, darunter VOCs, PAKs, Nikotin und tabakspezifische Nitrosamine (TSNAs) (McAuley et al., 2012).

Die Risikoanalyse der Zusammensetzung des beim Verdampfen der Liquids entstehenden Dampfes ergab keinen Nachweis eines krebserregenden Potentials. Diese tabaktypischen Giftstoffe und Kanzerogene, wie z.B. tabakspezifische Nitrosamine, liegen in weitaus geringeren Mengen vor, als in herkömmlichen Zigaretten nachgewiesen wurden (Laugesen, 2008; Trtchounian et al., 2010).

Möglicherweise sind diese Stoffe Verunreinigungen der zur Aromatisierung der Liquids verwendeten Tabakextrakte. Denkbar wäre auch eine Kontamination des aus Tabakblättern extrahierten Nikotins.

Verglichen mit den beim Rauchen normaler Zigaretten entstehenden Substanzen stellen die vom Gebrauch elektrischer Zigaretten gebildeten Stoffe ein geringeres Risiko sowohl für Erwachsene als auch für Kinder dar.

Bei einer Bewertung des Risikos, welches bei der Benutzung von elektrischen Zigaretten in öffentlichen Räumen besteht, spielt der Aufbau der Zigaretten mit auswechselbaren Kartuschen eine Rolle. Beim Wechseln bzw. dem Nachfüllen der nikotinhaltigen Liquids ist es möglich, dass etwas von dieser Flüssigkeit auf die Oberfläche von Gegenständen, Möbeln oder Kleidung gelangt und somit eine potentielle Gefahrenquelle entsteht. Dies ist besonders bedeutsam, wenn sich Kinder, z.B. zum Spielen, im gleichen Raum aufhalten, denn gerade Kinder sind besonders gefährdet bezüglich einer Nikotinintoxikation, denn schon 6 mg oral aufgenommenes Nikotin können für Kinder tödlich sein.

Außerdem könnten Tropfen dieser Liquids, ebenfalls beim Wechseln der Kartusche, auf die Hautoberfläche des Konsumenten gelangen und so eine dermale Penetration der Nikotinlösung möglich sein.

Zur Untersuchung, ob ein Gefährdungspotential bezüglich der Nikotinexposition von dem beim Verdampfen des Liquids entstehenden Substanzgemisch ausgeht, wurde der Dampf verschiedener elektrischer Zigaretten auf seinen Nikotingehalt geprüft (Goniewicz et al., 2012). Getestet wurde das nikotinhaltige Aerosol von insgesamt 16 elektrischen Zigaretten verschiedener Hersteller. Abhängig von dem Nikotingehalt der Kartuschen und der Anzahl der Züge an der elektrischen Zigarette, wurde eine unterschiedlich hohe Menge Nikotin in dem entstehenden Dampf gemessen (Goniewicz et al., 2012).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Gefährdungspotential elektrischer Zigaretten von Nicht-Konsumenten nicht nur von dem in die Umgebung abgegebenen Dampf, sondern auch von der Sicherheit im Umgang mit den nikotinhaltigen Kartuschen abhängig ist. Eine abschließende Bewertung ist aufgrund der geringen Datenlage zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Das Risiko von Verunreinigungen in den Liquids wird von der amerikanischen Lebensmittelüberwachungsbehörde FDA (Food And Drug Administration) momentan untersucht und kritisch bewertet.

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