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3140 Oligo bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen

EU Interpretation Manual 2007: Hard oligo-mesotrophic waters with benthic vegetation of Chara spp.

BfN-Handbuch: Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Stillgewasser mit benthischer Armleuchteralgen-Vegetation (Characeae)

Beschreibung:

Nährstoffarme (oligo- bis mesotrophe), ba-sen- und/oder kalkreiche Klarwasserseen sind meist in tiefe Becken oder Rinnen spät-glazialer Moränen mit kalkreichen Substra-ten eingebettet. Sie sind zumeist grundwas-sergespeist und weisen zumeist ein großes Wasservolumen mit stabiler Schichtung auf.

Sie weisen meist eine große Sichttiefe (> 4 – 6 m auf. Fast alle Klarwasserseen haben ei-nen nur sehr schütteren Röhrichtgürtel und weisen nur selten Schwimmblattvegetation auf. Die Unterwasservegetation ist bei oligo-trophen Seen von submersen Armleuchteral-genbeständen der Gattungen Chara, Nitella und Nitellopsis und (meist kleinflächiger) auch von Laichkraut- und Tausendblatt-Ar-ten geprägt, in schwach mesotrophen Seen ist deren Anteil höher. Die Vegetation ist nach Wassertiefe deutlich zoniert. Entspre-chend LAWA (1999) weisen oligotrophe Seen einen Trophie-Index < 1,6 und meso-trophe Seen einen Trophie-Index < 2,6 auf, welche durch geringe Gesamtphosphor- und Chlorophyll-a-Konzentrationen sowie hohe

Sichttiefen bedingt sind (vgl. Müller et al.

2004).

Biotoptypen:

02100 Seen pp

02101 oligo- bis schwach mesotrophe, kalkreiche (nährstoffarme) Seen mit Grundrasen, im Sommer sehr große

Sichttiefe (> 6m) v

02102 meso- bis leicht eutrophe Seen (mäßig nährstoffreich) mit Tauchfluren, im Sommer große Sichttiefe pp 021021 mesotroph-kalkreiche Seen v 0210211 stark mesotrophe, sehr

kalkreiche Seen v

0210212 stark mesotrophe, mäßig

kalkreiche Seen v

02120 perennierende Kleingewässer (Sölle, Kolke, Pfuhle etc., < 1ha) pp

02150 Teiche pp

02160 Grubengewässer,

Abgrabungsseen pp

02161 Gewässer in Torfstichen pp 02163 Gewässer in Lehm-, Ton-,

Mergelgruben pp

Der noch vor wenigen Jahrzehnten als oligotroph geltende Stechlinsee ist heute als mesotroph einzustufen (12.06.2011)

Foto: F. Zimmermann 02166 Gewässer in Gipsgruben pp 02200 Schwimmblatt- und Unterwasserpflan-zen-Gesellschaften in Standgewässern pp 02208 Armleuchteralgenbestände pp 02210 Röhrichtgesellschaften an

Standgewässern pp

02211 Großröhrichte pp

022111 Schilf-Röhricht pp 022113 Wasserschwaden-Röhricht pp 022115 Teichsimsen-Röhricht pp 0221151 Röhricht der Gemeinen

Teichsimse pp

022117 Schneiden-Röhricht pp 022118 Großseggen-Röhricht pp Charakteristische Vegetationstypen:

V Nitellion flexilis Krause 1969 v A Nitello-Vaucherietum dichotomae

krausch 1964 v

V Charion fragilis Krausch 1964 pp A Nitellopsidetum obtusae

damBska 1961 pp

A Charetum contrariae coriLLoN 1957 (inkl. Charetum filiformis, Charetum

tomentosae) v

Lebensraumtyp 3140

A Charetum asperae coriLLoN 1957 v A Magno-Charetum hispidae

coriLLoN 1957 v

A Charo-Stratiotetum aloides

(D. schmidt 1981) doLL (1983) nom. nov. pp V Charion vulgaris

(Krause & lang 1977) Krause 1981 pp A Charetum vulgaris coriLLoN 1957 pp V Potamogetonion pectinati

(W. KOch 1926) görs 1977 pp A Najadetum intermediae LaNg 1973 pp A Charo asperae-Potamogetonetum filiformis speNce 1964 nom. inv. propos.

(inkl. Potamogetonetum nitentis) pp A Potamogetonetum alpini

podBieLkowski 1967 pp

A Potamogetonetum filiformis

W. koch 1928 pp

A Potamogetonetum friesii iverseN 1929 pp A Potamogetonetum obtusifolii

(sauer 1937) NeuhäusL 1959 pp A Potamogetonetum praelongi

sauer 1937 pp

Charakteristische Pflanzenarten (wertbe-stimmende/LRT-kennzeichnende Arten), verändert nach müLLer et al. 2004:

Chara aspera, Ch. contraria, Ch. delicatula, Ch. filiformis, Ch. hispida, Ch. intermedia, Ch. polyacantha, Ch. rudis, Ch. tomentosa, Najas marina ssp.intermedia, Nitella flexilis, N. opaca, N. syncarpa, Nitellopsis obtusa, Po-tamogeton filiformis, P. gramineus, P. prae-longus, P. rutilus, P. trichoides, P. x nitens, P. x zizii, Stratiotes aloides f. „submersa“ u. a.

Charakteristische Tierarten (abweichend von BeutLer & BeutLer 2002); nach müLLer et al. 2004 (dort weitere, noch nicht eindeutig zuzuordnende Arten!):

Vögel: Schellente; Sehr vielgestaltige, stark von der örtlichen Situation geprägte lokalty-pische Fauna

Fische: Kleine Maräne, Große Maräne (Schnäpel), Quappe u. a.

Odonata: Onychogomphus forcipatus, Gomphus vulgatissimus, Sympetrum striola-tum;

Weitere Arten, die jedoch auch in ver-gleichbaren Strukturen in anderen Gewäs-sertypen vorkommen können: Aeshna iso-sceles, Anax parthenope, Brachytron pra-tense, Libellula vulva, Leucorrhinia caudalis, L. albifrons, Erythromma najas, E. viridulum Coleoptera: Gyrinus distinctus, G. suffria-ni*, Haliplus confinis, H. flavicollis*, H. ful-vus, H. obliquus, H. variegatus, Hydrogly-phus hamulatus, Oulimnius troglodytes, O.

tuberculatus*

Trichoptera: Cyrnus insolutus, Erotesis balti-ca, Hydroptila tineoides, H. pulchricornis, Molanna albicans, Notidobia ciliaris, Oece-tis testacea

Ephemeroptera: Caenis luctuosa,* Cloeon simile, Leptophlebia vespertina

Mollusca: Dreissena polymorpha, Gyraulus laevis*, G. riparius*, Pisidium hibernicum*, P. lilljeborgii, P. milium*, P. obtusale*, P.

pseudosphaerium, Planorbis carinatus*, Po-tamopyrgus antipodarum*, Theodoxus flu-viatilis*, Valvata cristata

Crustacea: Gammarus pulex*

(* = Arten sind auch typisch für LRT 3150 im günstigen Erhaltungszustand)

Kartierungshinweise:

Bei oligo- oder mesotropher Gesamtsituati-on sowie Kalk-/Baseneinfluss erfolgt jeweils die Erfassung des gesamten natürlichen Ge-wässers mit seinen amphibischen Bereichen (Röhrichte, Seggenriede, Hochstauden-fluren), auch wenn nur in Teilen die kenn-zeichnende Vegetation vorhanden ist. Auch durch Bodenabbau entstandene, nährstoff-arm-kalkreiche Sekundärgewässer mit natür-licher Entwicklung gehören zum LRT 3140.

Eine Bewertung von Vorkommen des LRT 3140 hinsichtlich des Arteninventars (Anzahl der Arten) im Zustand A und B ist nur zuläs-sig, wenn die typischen Characeen-Arten nicht nur in Einzelexemplaren, sondern in re-präsentativer Flächendeckung vorkommen.

In Brandenburg wird grundsätzlich der aktuelle Zustand (entsprechende Vegetation und Pflanzenarten) für die Zuordung zum FFH-LRT zu Grunde gelegt, nicht der ggf.

abweichende Primär- bzw. Referenzzustand (historischer Zustand vor Gebietsmeldung)!

Weisen zumindest Reste der charakteristi-schen Arten auf den LRT 3140 hin, auch wenn (aktuell) bereits charakteristische Ar-ten von 3150 dominieren, so ist das Gewäs-ser dem LRT 3140 zuzuordnen. Im Zwei-felsfall sind die Daten des Seenkatasters Brandenburg (Trophieeinstufung und ggf.

Kalksee im FFH-Gebiet Ruppiner Schweiz (30.05.2014) Foto: F. Zimmermann

weitere Daten) zugrundezulegen. Diese Da-ten charakterisieren den LRT, der Basis für die Gebietsmeldungen bis 2004 war. D. h.

dass ein See, der dort als oligo-mesotroph (Trophieindex < 2,6) und kalk-/basenhaltig erfasst wurde, ist auch bei aktuell (weitgehend) fehlenden charakteristischen Arten dem LRT 3140 zuzuordnen (Bewer-tung entsprechend i.d.R. im Zustand C). Es ist nicht zulässig, derartige Gewässer dem LRT 3150 zuzuordnen und sie unter diesem Typ dann in einem günstigen Zustand zu bewerten!

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaß-nahmen sind in diesen Fällen auf einer Rückführung in einen günstigeren Zustand des LRT 3140 zu orientieren und nicht auf der “Konservierung” eines nährstoffreiche-ren Status, der mittel- bis langfristig ggf.

ohne Ergreifung weiterer Maßnahmen zur dauerhaften Etablierung des LRT 3150 füh-ren würde!

Ökologische Erfordernisse für einen günstigen Erhaltungsgrad:

Kalk- oder Sandmudden über Kalk, Klarwas-ser: mittlere sommerliche Sichttiefen in Seen

> 3 m, Grundsicht bei Flachgewässern; pH-Wert > 7,5 (jeweils mehrere Messungen er-forderlich!).

Kennzeichen und Indikatoren für die Verschlechterung des Erhaltungsgrades:

Wassertrübung mit dauerhaft stark einge-schränkten Sichttiefen < 3 m, signifikanter Rückgang der Armleuchteralgen-Vegetation und Ausbreitung von Schwimmblatt- und Tauchfluren; Faunenwandel durch Verlust typischer Fisch- und Libellenarten; Erhal-tungszustand kritisch bei Artverlusten unter den Characeae sowie bei Flächenschrump-fung der Chara-Grundrasen um mehr als 30 % ihrer ursprünglichen Ausdehnung; ge-ringere untere Makrophytengrenze (UMG).

Gefährdungsfaktoren und -ursachen:

Nährstoffeinträge durch Nutzungen jeglicher Art (unangepasste fischereiliche Nutzung durch Besatz und Zufütterung, Einleitung – auch diffuse Einträge – häuslicher und land-wirtschaftlicher Abwässer sowie Eintrag von Düngemitteln), Eingriffe in die Hydrologie (Pe-gelabsenkung und Grundwasserabsenkung in den Wassereinzugsgebieten), Uferverbau und -befestigung, Beseitigung von Wasser- und Ufervegetation, Übernutzung durch Erho-lungsbetrieb, Zerstörung der Gewässer durch Verfüllung (Kleingewässer), Trittschäden, Wassertrübung und Eutrophierung infolge in-tensiver Beweidung der Uferzonen.

Grundsätze für Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen:

Erhaltung der Gewässer in ihrer Hydrologie und niedrigen Trophie (Nährstoffarmut!) durch angepasste Nutzungen bei größeren Seen, durch Nutzungsverzicht bei Kleinseen (< 10 ha) und anderen kleinen Stillgewäs-sern; Auskopplung der Uferzonen bei Be-weidung, keine Überdüngung in den Was-sereinzugsgebieten

Monitoring:

Wassertransparenz (mittlere Sichttiefe [UMG]), pH-Wert, Wasservegetation und Gewässerfauna (insbesondere Libellen), Nährstoffeinträge und Trophie, Nutzungen, besonders Fischerei und Landnutzungen in den Wassereinzugsgebieten

Literaturhinweise

BeutLer, h. & BeutLer, D.: Katalog der natür-lichen Lebensräume und Arten der Anhän-ge I und II der FFH-Richtlinie in Branden-burg. Natursch. Landschaftspfl. Bbg. 11 (1/2): 1 – 180

LAWA (Länderarbeitsgemeinschaft Wasser) 1999: Gewässerbewertung – stehende Ge-wässer. Vorläufige Richtlinie für eine Erst-bewertung von natürlich entstandenen Seen nach trophischen Kriterien 1998. Kul-turbuch-Verl. Berlin 76 S.

müLLer, r.; kaBus, t.; heNdrich, L.; petzoLd, f

& meiseL, j. 2004: Nährstoffarme kalkhal-tige Seen (FFH-Lebensraumtyp 3140) in

Brandenburg und ihre Besiedlung durch Makrophyten und ausgewählte Gruppen des Makrozoobenthos. Natursch. Land-schaftspfl. Bbg. 13 (4): 132 – 143

schokNecht, t.; doerpiNghaus, a.; köhLer, r.;

NeukircheN, m.; pardey, a.; petersoN, j.;

schöNfeLder, j.; schröder, e. & uhLemaNN, s.

2004: Empfehlungen für die Bewertung von Standgewässer-Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie. – Natur und Landschaft 79 (7): 324 – 326

vietiNghoff, h. & mietz, o. 2004: Die Seen Brandenburgs und ihre trophische Entwick-lung. Marburger Geogr. Schriften 140:

255 – 272

Armleuchteralgen (Nitellopsis obtusa) aus dem Krüselinsee (16.09.2006)

Foto: Th. Schoknecht

Lebensraumtyp 3140

Bewertungsschema

Kriterien/Wertstufe A B C

Vollständigkeit der lebensraum-typischen Habitatstrukturen

hervorragende Ausprägung gute Ausprägung mittlere bis schlechte Ausprägung In die Berechnung des Gesamtwertes dieses Kriteriums gehen „Strukturvielfalt“ mit 1/3 und „Characeenvegetation“ mit 2/3 ein.

Characeenvegetation Deckungsgrad des besiedelbaren Gewässergrundes mit Characeen-Unterwasserrasen (%)

> 50 10 – 50 < 10

Strukturvielfalt

(in Abhängigkeit von der Gewäs-sermorphologie kann das Poten-tial an Habitatstrukturen geringer sein; in diesen Fällen gutachter-liche Einschätzung)

Anzahl typisch ausgebildeter Vegetationsstrukturelemente: Tauchblattvegetation, Schwimmblattvegeta-tion, Uferwälder/-gebüsche, Moorwald/-gebüsch, Wasserried, Wasserröhricht, schütteres Wasserröh-richt mit Grundrasen

≥ 4 verschiedene 2 – 3 verschiedene 1

Vollständigkeit des lebensraum-typischen Arteninventars

vorhanden weitgehend vorhanden nur in Teilen vorhanden

Charakteristische Pflanzenarten (wertbestimmende/LRT-kennzeichnende Arten), verändert nach müLLer et al. 2004:

Chara aspera, Ch. contraria, Ch. delicatula, Ch. filiformis, Ch. hispida, Ch. intermedia, Ch. polyacantha, Ch. rudis, Ch. tomentosa, Najas marina ssp. intermedia, Nitella flexilis, N. opaca, N. syncarpa, Nitellopsis obtusa, Potamogeton filiformis, P. gramineus, P. praelongus, P.

rutilus, P. trichoides, P. x nitens, P. x zizii, Stratiotes aloides f. „submersa“ u. a.

Arteninventar mindestens 5 charakteristische Arten, davon mindestens 3 LRT-kennzeichnende Characeen-Arten

mindestens 3 charakteristische Arten, davon mindestens 1 LRT-kennzeichnende Characeen-Art

mindestens 2 charakteristische Arten

Beeinträchtigungen keine bis gering mittel stark

Wasserspiegelabsenkung (gutachterlich mit Begründung)

nicht erkennbar vorhanden; als Folge mäßige Beeinträchtigung

vorhanden; als Folge starke Beeinträchtigung Beeinträchtigung der

Funktionalität des Gewässers und seiner Tier- und

Pflanzenwelt

Anteil naturferner Strukturelemente Beschattung durch randliche Gehölze, Freizeitnutzung, Fischbesatz

keine nicht erheblich stark ausgeprägt

untere Makrophytengrenze (bei tiefen Gewässern)

> 8 m 4 – 8 m < 4 m

Anteil der Uferlinie, der durch anthropogene Nutzung beeinträchtigt ist

Naturnaher Verlandungssaum fehlt auf < 10 % der Uferlinie

lediglich kleinflächige Störungen der Vegetation durch Erholungs-nutzung,

10 – 50 % der Uferlinie durch an-thropogene Nutzung überformt

größere naturferne Uferabschnit-te ohne Verlandungsvegetation,

> 50 % der Uferlänge durch an-thropogene Nutzung überformt

Deckungsanteil Störzeiger/Eutro-phierungszeiger an der Wasser-pflanzen-vegetation [%] (Arten nennen)

(z. B. Potamogeton pectinatus, P.

crispus, Myriophyllum spicatum, Ceratophyllum demersum)

< 10 10 – 25 > 25

Grad der Störung durch anthro-pogene Einflüsse, z. B. Freizeit-nutzung (gutachterlich mit Be-gründung)

keine oder gering, d. h.

höchstens gelegentlich

und auf geringem Flächenanteil (< 10 %)

mäßig (alle anderen Kombinationen)

stark (dauerhaft oder auf > 25 % der Fläche)

3140 Oligo bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer

Vegetation aus Armleuchteralgen

3150 Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des

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