• Keine Ergebnisse gefunden

Zur Untersuchung neuropsychologischer Funktionen wurden eine Reihe standardisierter Testverfahren durchgeführt (s. Tab. 3.3). Alle Patienten wurden zu dieser Testung gebeten. In jeder Patientenstichprobe beendete jeweils ein Patient die Untersuchung vorzeitig nach etwa einer Stunde, so dass die Erhebung unvollständig blieb. Von jeweils einem Patienten je Gruppe war es zudem nicht möglich die Daten zu erheben: ein Patient lehnte die Untersuchung ab, ein Patient beendete die stationäre Behandlung bevor die Testung durchgeführt werden konnte.

Zur Erhebung der Leistungen bzw. der Einbußen im Kurzzeitgedächtnis und der Kapazität der Informationsverarbeitung (Schuri, 1988) wurde die Zahlenspanne-vorwärts (Wechsler, 1982;

modifiziert nach Bachelder & Denny, 1977a und b) für die beiden Patientenstichproben erfasst. Bei der Testung der Zahlenspanne (ZS) wird eine Sequenz von Ziffern vorgelesen, die der Proband direkt im Anschluss in gleicher Reihenfolge wiedergeben muss. Bei korrekter Reproduktion erhöht sich die nächste dargebotene Zahlenfolge um eine Ziffer. Bei nicht korrekter Wiedergabe wird die Zahlenfolge um eine Ziffer reduziert. Ab der ersten falschen Reproduktion wird noch weitere acht mal entsprechend diesem Vorgehen die Zahlenspanne getestet. Die Zahlenspanne errechnet sich aus dem Mittelwert dieser acht Zahlenfolgen. Für beide Patientengruppen ergibt sich mit dieser Methode eine mittlere Zahlenspanne von sieben, die Patienten liegen mit dieser Leistung im Normbereich (Miller, 1956).

Als weiteres Maß für die Gedächtnisleistung wurde der erste Teil des Münchner Verbalen Gedächtnistests (MVG: Ilmberger, 1988) durchgeführt. Im ersten Teil des MVG werden fünf mal hintereinander abwechselnd ein Lerndurchgang und ein nicht geförderter Abruf (free

Methoden 45 recall) von 16 Artikeln einer sogenannten „Einkaufsliste“ durchgeführt. Die vorgegebene Reihenfolge ist bei der Reproduktion nicht gefordert. Für diese Untersuchung wurde zum Vergleich der Gruppen der Mittelwert über die Anzahl korrekt erinnerter Items aus den fünf Durchgängen herangezogen. Es handelt sich hiermit um ein Maß für die episodische Gedächtnisleistung bei unmittelbarem Abruf (short delay) und damit um einen ähnlichen Gedächtnisprozess wie er in der EEG-Untersuchung gefordert ist. Patienten beider Gruppen konnten hier bei fünf Versuchen im Durchschnitt elf Items korrekt wiedergeben. Im Vergleich zu den vorliegenden Normwerten gesunder Probanden ist dieses Ergebnis für die Altersgruppe der 19-34 jährigen als nicht auffällig zu bewerten.

In den erfassten neuropsychologischen Maßen zur Gedächtnisleistung bestehen zwischen den Patientengruppen keine bedeutsamen Unterschiede. Die Leistungen liegen sogar im Bereich der Erwartungen für gesunde Probanden.

Zur Untersuchung der Leistungen des Frontalhirns, insbesondere des Arbeitsgedächtnisses und der exekutiven Funktionen, wurden die Zahlenspanne-rückwärts (Wechsler, 1982;

modifiziert nach Bachelder & Denny, 1977a und b), die Buchstaben-Zahlen-Spanne (LNT:

nach Gold et al., 1997; modifiziert nach Bachelder & Denny, 1977a und b) sowie der Wisconsin Card Sorting-Test (WCST: Heaton et al., 1993) durchgeführt.

Bei der Zahlenspanne-rückwärts müssen die Zahlen in umgekehrter Reihenfolge reproduziert werden. Bei der Buchstaben-Zahlen-Spanne werden vom Versuchsleiter Zahlen und Buchstaben genannt. Der Proband muss dann zuerst die vorgegebenen Buchstaben in umgekehrter Reihenfolge zur Vorgabe nachsprechen, dann die vorgegebenen Zahlen ebenfalls in umgekehrter Reihenfolge zur Vorgabe reproduzieren. In den anspruchsvolleren Zahlenspannen weisen die Patientengruppen erwartungsgemäß geringere Erinnerungsleistungen auf als bei der Zahlenspanne vorwärts. Beide Patientengruppen können im Durchschnitt eine vorgegebenen Folge von fünf Zahlen bzw. Zahlen-Buchstabenkombinationen bewältigen. Die Patientengruppen unterscheiden sich in dieser Leistung nicht voneinander.

Der Wisconsin Card Sorting-Test wird in der klinischen Neuropsychologie zur Untersuchung von exekutiven Hirnfunktionen eingesetzt. Probanden müssen mit Hilfe der Rückmeldung

„richtig“ oder „falsch“ das Zuordnungsprinzip von Symbolen nach den Merkmalen „Anzahl“,

„Form“ und „Farbe“ herausfinden. In der WCST-Version von Heaton werden Änderungen des Zuordnungsprinzips nicht angekündigt, zudem wird der komplette Kartensatz bestehend aus 2 x 64 Symbolkarten angewendet. Als Maße wurden in dieser Untersuchung die Anzahl vollständig bearbeiteter Kategorien (maximal sechs), die Anzahl hierfür benötigter trials sowie die Anzahl der Fehler, Perseverationen und die Anzahl nicht klassifizierbarer Zuordnungen als Maße für die Kategorisierungsleistung und Lernleistung erfasst. Die Patienten erbrachten in diesem Test gute Leistungen. Zwei der untersuchten Patienten ohne

Methoden 46 halluzinatorisches Erleben und drei der Patienten mit Halluzinationen erreichten weniger als sechs richtig bearbeitete Kategorien. Patienten ohne Halluzinationen benötigten hierfür durchschnittlich 98 trials, Patienten mit Halluzinationen hingegen durchschnittlich 107 trials.

Die Unterschiede zwischen den Patientengruppen in den untersuchten Maßen des WCST sind statistisch nicht bedeutsam.

WCST Kategorien MW (SD)

WCST Trials MW (SD)

WCST Fehler MW (SD)

WCST Perseverationen MW (SD) WCST nicht klassifizierbar MW (SD)

5,3 (0,8)

Tab. 3.3: Neuropsychologische Testergebnisse der Patienten mit Halluzinationen und der Patienten ohne Halluzinationen. Dargestellt sind die Mittelwerte (MW) und Standardabweichungen (SD) verschiedener Zahlenspannen (ZS), des Münchner Verbalen Gedächtnis-Tests (MVGT), der Buchstaben-Zahlen-Spanne (LNT) und des Wisconsin Card Sorting-Tests (WCST).

Zusammenfassend ergibt sich, dass in die Auswertung der vorliegenden Untersuchung 15 Kontrollprobanden, 15 schizophrene Patienten ohne akustische Halluzinationen zum aktuellen Zeitpunkt und 12 schizophrene Patienten mit aktuell akustischen Halluzinationen eingingen.

Die Stichproben unterscheiden sich nicht in den soziodemographischen Merkmalen. Es nahmen überwiegend rechtshändige, deutschsprachige junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren an der Untersuchung teil. Die meisten Teilnehmer hatten mindestens einen Abschluss der mittleren Schulreife. Bei den Patienten mit bzw. ohne akustische Halluzinationen wurden nach den Kriterien des DSM-IV überwiegend eine schizophrene Störung vom paranoiden Typus diagnostiziert. Die Patientengruppen unterscheiden sich nicht in den erfassten krankheitsanamnestischen Angaben. Die Medikation der Patientengruppen ist vergleichbar und erfolgt überwiegend mit atypischen Neuroleptika. Auch in der neuropsychologischen Untersuchung zum Gedächtnis und zu den Frontalhirnfunktionen ergaben sich keine Unterschiede zwischen den Patientengruppen. Vielmehr zeigten die Patienten überwiegend unauffällige Leistungen in den durchgeführten Tests.

Methoden 47 3.3 Versuchsanordnung

Die vorliegende EEG Untersuchung zum „reality monitoring“ wurde, wie bereits ausgeführt, orientierend an bisherigen EEG-Studien entwickelt (vgl. Wilding et al., 1997). Nachfolgend wird die Versuchsdurchführung und Datenerhebung sowie die experimentelle Umsetzung der Fragestellung beschrieben. Zudem erfolgt eine Darstellung der eingesetzten Stimuli und eine Beschreibung der durchgeführten Methoden zur Reduktion und statistischen Auswertung der Daten.