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Datenreduktion und statistische Analyse .1 Statistische Auswertung der Verhaltensdaten .1 Statistische Auswertung der Verhaltensdaten

Es wurden als Maße für die Verhaltensleistung die richtigen Antworten und die falschen Antworten der Rekognitionsaufgabe und der „reality monitoring“-Aufgabe ausgewertet. Die Bezeichnungen der jeweiligen Antwortkategorien erfolgte teilweise entsprechend der gängigen, in Kapitel 2.1.1 beschriebenen Benennungen.

Korrekt wiedererkannte, bereits gesehene Bilder werden nachfolgend als „hit“ bezeichnet;

korrekt erkannte, neue Bilder entsprechend als „correct rejection“. Werden bereits gesehene Bilder fälschlicherweise als „neu“ erkannt, so wird dieser Fehler als „miss“ bezeichnet; Wird ein noch nicht gezeigtes Bild fälschlicherweise als bereits gesehen („alt“) erinnert, so wird dies nachfolgend mit „false alarm“ benannt.

Beim „reality monitoring“ werden entsprechend korrekt erinnerte selbst benannte Bilder als Richtige „sagen“ und korrekt erinnerte Bilder deren Benennung gehört wurde als Richtige

„hören“ bezeichnet. Wird bei selbst benannten Bilder fälschlicherweise erinnert, deren Bezeichnung gehört zu haben, dann wird dies als Fehler „sagen“ oder als externale Zuordnung bezeichnet. Wird hingegen bei einem Bild, deren Bezeichnung gehört wurde, erinnert dieses selbst benannt zu haben, so wird dies nachfolgend als Fehler „hören“ oder internale Zuordnung beschrieben.

Methoden 53 Reaktionen die außerhalb des entsprechenden Zeitfensters erfolgten bzw. keine Reaktionen wurden als „nicht Reaktion“ aufgezeichnet und gingen in die Auswertung nicht ein, da hier keine eindeutige Zuordnung (ob richtig oder falsch aber außerhalb des Zeitbereichs) möglich war.

Die Reaktionszeiten wurden aus zwei Gründen nicht ausgewertet. Einerseits war eine spontane Reaktion bei der Versuchsanordnung nicht möglich, da die Probanden trainiert waren ihre Reaktion zurückzuhalten und erst im Zeitbereich der „verschwommenen“

Darstellung abzugeben. Zudem waren die Probanden instruiert, auf die Richtigkeit ihrer Reaktionen zu achten und nicht auf die Reaktionsgeschwindigkeit.

Für die Verhaltensdaten wurde die gleiche Probandenstichprobe ausgewertet wie für die Ergebnisse der EEG-Daten. Entsprechend gingen 15 Kontrollprobanden (K), 15 Patienten ohne akustische Halluzinationen (SH-) und zwölf Patienten mit akustischen Halluzinationen (SH+) in die Analysen ein. Bei den Kontrollpersonen zeigte ein Proband (Kontrolle MO) sowohl im Vergleich zur Stichprobe der Kontrollen, als auch zur Gesamtstichprobe, deutlich abweichende Verhaltensleistungen. So dass die statistischen Analysen der Verhaltensdaten sowohl für die Gesamtstichprobe als auch unter Ausschluss des Kontrollprobanden MO erfolgten.

Die statistischen Analysen der Verhaltensdaten erfolgten mit den Statistikprogrammen JMP und STATISTIKA. Für die Verhaltensdaten besteht ein Intervallskalenniveau, jedoch eine rechts- bzw. linksschiefe Verteilung. Als Voraussetzung zur varianzanalytischen Testung von Mittelwertsunterschieden wurde die Homogenität der Varianzen mit dem Levene-Test überprüft. Mittelwertsunterschiede wurden mit einer zweifaktoriellen ANOVA mit Messwiederholung getestet. Zudem wurden die Unterschiede non-parametrisch mit der Chi-Square-Approximation und dem Wilcox-Signed-Rank-Test getestet. Als Post-Hoc-Test wurde bei den Verhaltensdaten der Scheffé-Test verwendet, da sich dieser als am trennschärfsten herausstellte.

Das Signifikanzniveau wurden mit kleiner 5 % festgelegt (p < 0,05) und in den Tabellen mit einem Sternchen * gekennzeichnet. Ist die Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner als 1 % (p <

0,01) erfolgt die Kennzeichnung mit zwei Sternchen **. Zudem wurde ein Trend zur Signifikanz bei einer Wahrscheinlichkeit kleiner 10 % (p < 0,1) angenommen. Statistisch nicht bedeutsame Ergebnisse werden bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit größer als 10 % angenommen (p > 0,1).

Methoden 54 3.4.2 Auswertung der ereigniskorrelierten Potentiale (EKP)

Die EEG-Aufzeichnung erfolgte getrennt für die einzelnen Versuchsphasen „Lernen“,

„Rekognition“ und „reality monitoring“. Für jede Versuchsphase lagen vier Aufzeichnungen vor. Für die jeweiligen Bedingungen („alt“ vs. „neu“ und „sagen“ vs. „hören“) ergaben sich maximal 56 mögliche Mittelungen. Zudem wurde ein EEG-Datensatz der Augenbewegungen sowie die digitalisierten Elektrodenpositionen jeder Versuchsperson aufgezeichnet.

Die Augenkorrektur erfolgte mit dem Programm BESA2000, indem durch Mittelung typischer blinks, horizontaler- und vertikaler Augenbewegungen, Koeffizienten zur Korrektur gebildet wurden. Die Korrektur der Augenbewegungsartefakte erfolgte mit diesen Koeffizienten nach der „multiple source eye correction“-Methode (MSEC: Berg & Scherg, 1994). Das hierfür verwendete Programm 3SYMSEC errechnete die Augenkorrektur und wandelte die Daten in das Average-Reverence-Format um. Die Average-Reverence-Daten wurden zur Mittelung der interessierenden Sequenzen in BESA2000 eingelesen. Die Mittelung erfolgte für den Zeitbereich in dem die Probanden das jeweilige Bild lediglich betrachteten und die entsprechende Antwort generierten (siehe Abbildung 3.1). Die Mittelung erfasste ein Zeitfenster von jeweils 1000 ms mit einer Baseline von 200 ms (vor onset des Bildes). Es wurde getrennt für die interessierenden Bedingungen „alt“ und „neu“ bzw.

„sagen“ und „hören“ gemittelt. Bei den Versuchsphasen „Rekognition“ und „reality monitoring“ wurden ausschließlich die EEG-Sequenzen mit den korrekten Reaktionen gemittelt. Alle trials wurden vor der Mittelung einzeln auf Artefakte gesichtet. Um eine interindividuelle Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurden die Daten auf standardisierte Elektrodenpositionen interpoliert. Mit dem Programm 3AVERAGE wurden Grand Means erstellt. Für die statistische Analyse wurden die Zeitbereiche 200-400 ms, 400-800 ms und 800-1000 ms parametrisiert; die mittleren Amplituden der ausgewählten Zeitbereiche wurden mit dem Programm 3AREA errechnet. Für die statistische Auswertung wurde eine Auswahl an Elektroden in sechs Areale mit jeweils vier Elektroden zusammengefasst. Eine Darstellung der ausgewählten Elektroden und entsprechenden Areale findet sich in Abbildung 3.2.

Der Bereich 200-400 ms wurde in der Analyse nicht berücksichtigt. Der Zeitbereich ist charakterisiert durch eine frühzeitige Negativierung (Komponente N1), die nicht als exogen evoziertes Potential verstanden wird (Rockstroh, 1989). Im Zeitbereich 200-400 ms soll der Potentialverlauf der posterioren Positivierung (Komponente P3) beschrieben werden. Die Region 400-800 ms sowie 800-1000 ms erfasst die mittleren Amplituden der Slow Wave (SW).

Methoden 55

Abb.3.2: Links: Darstellung der für die statistische Analyse zu Arealen zusammengefassten Elektroden. Es wurden anteriore, mediale und posteriore Areale für jede Lateralität (dargestellt links: rot, rechts: blau) mit jeweils vier Elektroden gebildet. Rechts: Darstellung der parametrisierten Zeitbereiche an jeweils einer Elektrode der ausgewählten Areale.

Zur Darstellung des zeitlichen Verlaufs der Aktivität im interessierenden Zeitbereich (1000ms) wurde die Global Field Power (GFP) über das gesamte EEG getrennt für die Bedingungen „Lernen“, „Rekognition“ und „reality monitoring“ errechnet. Die statistische Auswertung der Unterschiede erfolgte getrennt für die einzelnen Aufgaben „Lernen“,

„Rekognition“ und „reality monitoring“ sowie für die einzelnen Zeitbereiche 200-400 ms, 400-800 ms und 800-1000 ms. Es wurde eine Varianzanalyse mit dem allgemeinen linearen Verfahren (PROC GLM) des „Statistical Analysis System“ (SAS) mit den within-subject Faktoren BEDINGUNG („alt“ vs. „neu“ bzw. „hören“ vs. „sagen“), GRADIENT („anterior“,

„medial“ und „posterior“) und LATERALITÄT („links“ vs. „rechts“) gerechnet. Da sich in der GFP Unterschiede in der Gesamtaktivierung zwischen den Probandengruppen ergaben, wurden die EEG-Daten für die statistische Analyse mit dem Programm 3NORMSUB normalisiert. Die Berechnung möglicher Quellen der Aktivität erfolgte für die Grand Means nach der Minimum Norm Methode (Hämäläinen et al., 1994, Haug et al., in press) und wurde mit dem Programm BESA2000 errechnet.

Ergebnisse 56 4 Ergebnisse

Im nachfolgenden Ergebnisteil werden die drei Probandengruppen in ihren Leistungen und evozierten Potentialen in der Rekognitions-Aufgabe und der Aufgabe zum „reality monitoring“ verglichen. Es werden zuerst die Verhaltensleistungen in Form der korrekten Antworten und der Fehler dargestellt (Kap. 4.1). In den weiteren Kapiteln werden die evozierten Potentiale für die beiden Abrufbedingungen, das einfache Wiedererkennen (Kap.

4.2.1) und das „reality monitoring“ (Kap. 4.2.3) sowie für die Enkodierung (Kap. 4.2.6) beschrieben. Es wurden zudem für die Abrufbedingungen durch die Berechnung von Minimum-Norm-Lösungen explorativ mögliche Quellen für die Oberflächenpotentiale ermittelt (Kap. 4.2.5).

4.1 Verhaltensdaten