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spezifischen Probleme des Partners zu erfahren. Dabei wurde für die darauffolgende Problemlösung gedankliche Flexibilität als eine Grundvoraussetzung benannt (Transkript HC 18.07.17 ANRO 24). Zudem wurde es als wichtig erachtet, die Methode Design Thinking kennen zu lernen, um durch die innovative Methode neue Impulse zu generieren. Die Methode führte dazu, dass anders gearbeitet wurde und dadurch neue Ideen entstanden. Dies begründet sich auf der Tatsache, dass die Probleme, nicht wie sonst, auf gleiche Art und Weise betrachtet und angegangen wurden (Transkript HC 06.09.17 XXXX 22-23). Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Zulassen von verrückten Ideen. Die Teilnehmer konnten sich frei entfalten. Im weiteren Vorgehen konnten sie eigenständig auswählen, auf welche Lösung sie sich fokussieren wollten und wie sie diese weiterverfolgen wollen (Transkript ABB 12.07.17 BJCH 28-22).

Der intensive Austausch mit dem Partner führte in Gruppe 2 dazu, dass der eigene Horizont über die Tätigkeit und Probleme im Betrieb erweitert wurde. Dies erfolgte vor allem in Bereichen, in denen die Teilnehmer selber nicht tätig sind:

„Ich fand, es hat mehr Anreize geschaffen, oder den Horizont ein bisschen erweitert, als man dann doch den Gegenüber gefragt hat, was sind denn wirklich deine Probleme, also wo hapert’s am meisten? Und was hast du vielleicht schon versucht selbst umzusetzen und es hat vielleicht nicht gekappt. Weil man dann vielleicht selbst die Tätigkeit nicht ausübt, gar nicht mal an so an das ein oder andere Problem denkt“

Transkript Rewe 19.03.18 LAKE 28-30)

So konnten ohne tiefgehendes fachliches Vorwissen und losgelöst von den bisherigen Gedanken neue Ideen entwickelt werden. Es entstanden deutlich kreativere Ideen als es im Unternehmensalltag möglich gewesen wäre. Ebenso war die Umsetzung der Ideen im Design Thinking-Lernsetting stärker durch Kreativität geprägt. Bei der Betrachtung des Problems aus unterschiedlichen Perspektiven entstanden mehr und unterschiedlicher Lösungsansätze (Transkript Rewe 19.03.18 NUIT 24; Transkript ABB 11.07.17 GIRO 28; Transkript HC 06.09.17 SUAN 33).

„Der kreative Mensch hat den Drang zum Verstehen wollen und zur Ergründung des Unbekannten. Er hat ein breites Spektrum an Interessen. Es geht darum, über den eigenen Arbeitshorizont hinausschauen zu können. Wichtig ist dabei, dass neu gewonnene Ideen, Impulse und Anregungen in das bisherige Betätigungsfeld aufgenommen und, wenn möglich, auch umgesetzt werden.“ (Schlicksupp in Ripke 2005 S. 12)

Neugierde im Unternehmensalltag: Neugierde spielt in beiden Gruppen im Unternehmensalltag in verschiedenen Bereichen eine zentrale Rolle. Es wurde genannt, dass Neugierde ebenfalls eine Grundvoraussetzung für den Beruf ist:

„Wir interessieren uns sehr für das Thema, sonst würden wir ja nicht da arbeiten und deswegen wollen wir mehr über die Produkte erfahren mit denen wir arbeiten, die Neugier ist bei uns auf jeden Fall gegeben.“ (Transkript ABB 12.07.17 PHSA 31-32) Die Teilnehmer wechseln in regelmäßigen Abständen in neue Abteilungen, um den Betrieb besser kennen zu lernen. Es erfolgt häufig eine neue Einarbeitung, daher muss ein grundsätzliches Interesse gegenüber Neuem vorhanden sein (Transkript HC 06.09.17 50 SUAN). Ebenso ist Neugierde notwendig, um sich selbst im Unternehmen weiter entwickeln zu können. Neugierde kann dazu führen, dass das Interesse daran gefördert wird, fachliche Aspekte besser zu verstehen, wie z.B. das Kennenlernen von Anlagen oder das Verstehen von Abläufen und Prozessen (Transkript HC 18.97.17 ANRO 35).

„Gerade als Azubi sollte man immer neugierig sein, sonst lerne ich ja nichts und es ist wichtig die Zusammenhänge zwischen den Abteilungen oder zwischen euren Anlagen [zu verstehen]“ (Transkript HC 18.97.17 ANRO 35)

Zudem wird Neugierde genutzt, um nicht nur die Aufgabe an sich zu erledigen, sondern um sich Hintergrundwissen anzueignen und sich Zusammenhänge erschließen zu können (Transkript Rewe 19.03.18 NUIT 38; Transkript HC 18.07.17 ANRO 35). Unterschiede zwischen den beiden Gruppen treten hier ebenfalls auf, auf diese wird im Folgenden näher eingegangen.

Ein Aspekt, der in Gruppe 1 im Zusammenhang mit Neugierde im betrieblichen Umfeld steht, ist die Motivation. Teilnehmer äußerten, dass sie Vorgesetzte haben, die bemerken, dass sie neugierig und motiviert an Aufgaben herangehen. Die Teilnehmer bekommen von ihren Vorgesetzten die Begeisterung und Unterstützung zurück (Transkript ABB 11.07.17 MIGA 38). Ein Nachteil der genannt wurde ist, dass, sobald Prozesse nicht mehr neu sind Arbeitsaufträge hinzukommen, die abgearbeitet werden müssen. Dies führt dazu, dass die Neugierde schnell wieder abnimmt (Transkript HC 18.07.17 MAAN 28).

In Gruppe 2 wurde als ein wichtiger Aspekt der Neugierde in den Unternehmen genannt, dass die Auszubildenden und dual Studierenden sich über noch nicht Bekanntes informieren. Dies erfolgt, wie bei der gedanklichen Flexibilität, durch aktives Nachfragen bei Vorgesetzten (Transkript Rewe 29.05.17 MEHE 35). Eine Schwierigkeit ist es, trotz vorhandenem Interesse jedoch Neuerungen einzubringen. Dies ist dadurch begründet, dass die Teilnehmer durch die Abteilungen rotieren und somit nicht besonders tief in der jeweiligen Thematik sind, sondern nur über oberflächliches Wissen verfügen. Dies verdeutlicht auch folgendes Zitat:

„Man hat auf jeden Fall nach den drei Monaten einen guten Überblick usw. teilweise ist man da auch soweit eingearbeitet, dass man eine Tätigkeit auf jeden Fall fest machen kann. Manchmal fallen einem auch Sachen auf, wo man vielleicht auch denkt, okay, könnte man dafür nicht eine Alternative finden. Aber es ist halt… man hat halt, meistens nicht den Hintergrund, den Leute, die fest in der Abteilung sind oder eben die Abteilungsleiter nochmal haben.“ (Transkript Rewe 19.03.18 LAKE 40)

Neugierde im Design Thinking-Lernsetting: Von beiden Gruppen wurde angemerkt, dass die Neugierde im Design Thinking-Lernsetting nicht gestillt werden konnte. Dies lag unter anderem daran, dass lediglich verschiedene Ideen vorgestellt wurden. Fragen, wie z.B. was umsetzbar ist oder welche Ideen bereits vorhanden sind, konnten nicht umfassend beantwortet werden (Transkript HC 07.09.17 PAGA 52). So wurde die Neugierde nicht gefördert, da innerhalb des Design Thinking-Lernsettings kein neues Wissen erworben wurde. Es kam lediglich zu einer Anwendung von bereits vorhandenem Wissen. Aus dem vorhandenen Wissen wurden neue Konzepte entwickelt und daher spielt die Neugierde im Design Thinking-Lernsetting eine eher untergeordnete Rolle (Transkript ABB 12.07.17 BJCH 34-35; Transkript HC 06.09.17 ANCH 46-47).

In Gruppe 1 hat das Design Thinking-Lernsetting Einfluss auf das Bewusstsein bezüglich der Hitzeproblematik im eigenen Unternehmen genommen. Das Design Thinking-Lernsetting hat die Neugierde an der Thematik und an die Auswirkungen des Klimawandels auf den Körper und das Unternehmen geschult. Eine Bewusstseinsänderung ist das Resultat:

„Ja, ich glaube, dass ich jetzt in Zukunft wirklich mal im Büro darauf achte wie heiß es ist, wie belastet ist mein Körper. Klar, man wusste das vorher schon, aber man hat nie wirklich bewusst darauf geachtet.“ (Transkript HC 18.07.17 ANRO 37)

Die Neugierde verstärkt ebenso das kritische Nachdenken und Hinterfragen der Thematik, z.B.

Nutzung der Klimaanlage (Transkript HC 18.07.17 ANRO 39). Diese Überlegungen sind im Design Thinking-Lernsetting entstanden und werden in das Unternehmen hineingetragen. Die Zunahme an Kompetenz gilt jedoch nicht nur für die fachlichen Aspekte bezüglich des

Klimawandels, sondern auch für die Methode Design Thinking an sich. Es wurde angemerkt, dass die Methode als sehr hilfreich empfunden wurde, und in Zukunft Anwendung in den Unternehmen finden soll. Des Weiteren wurde sie als hilfreich eingestuft, um die eigenen Fähigkeiten weiter zu entwickeln und so auch neues Methodenwissen mitzunehmen (Transkript HC 18.07.17 MAAN 32). Ein anderer Aspekt der bezüglich der Neugierde genannt wurde, ist, dass die Neugierde durch das Erstellen von Prototypen gefördert wurde, da durch die Visualisierung zum intensiveren Nachdenken angeregt wurde (Transkript ABB 11.07.17 ANEV 38; Transkript HC 06.09.17 XXXX 49).

In Gruppe 2 wurde genannt, dass Neugierde im Design Thinking-Lernsetting eine zentrale Rolle spielt. Die Teilnehmer waren besonders neugierig darauf, die Probleme ihres Gegenübers zu verstehen. Dabei wurden unternehmensspezifische Probleme bei Tätigkeiten oder Prozessen herausgearbeitet. Aspekte, die vorher nicht präsent waren, wurden während der Interviews angesprochen und sind dadurch stärker in das Bewusstsein des Anderen gerückt:

„Also da bezieh ich mich jetzt auch nochmal auf das Interview, also ich hab da eben Sachen erfahren, wo ich jetzt vorher erstmal nicht dran gedacht hatte. Deswegen kam dann auch die unkonventionelle Idee mit dem Ventilator, weil ich da eben herausgefunden habe, dass bei meinem Gegenüber, das Problem ist, beim Kommissionieren, dass das am anstrengendsten ist und eben da auch eine hohe Temperatur herrscht plus auch die hohe körperliche Anstrengung. Deswegen hat man da angesetzt. […] Genau, weil ich die Tätigkeit ja auch selbst nie ausgeübt habe.“

Transkript Rewe 19.03.18 LAKE 42-46)

Zudem war die Neugier vorhanden herauszufinden, wie das Problem der zunehmenden Hitzebelastung angegangen werden kann (Transkript HC 06.09.17 SUAN 57). Ein weiterer Aspekt ist, dass die Neugierde durch das eigenständige Arbeiten gefördert wurde. So wurden außergewöhnliche Lösungen generiert. Zum Teil sind diese nicht umsetzbar, aber alleine eine solche Idee zu entwickeln und darüber intensiv nachzudenken, förderte im erheblichen Maße die Neugierde an der Thematik (Transkript Rewe 19.03.18 NIUT 40).