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2.3 Infektionskrankheiten von Koi-Karpfen, Prophylaxe und Therapie

2.3.4 Parasiten

2.3.4.1 Ektoparasiten

2.3.4.1.2 Monogene Trematoden

Weiterhin als Ektoparasiten sind Monogenea (Tierstamm Plathelminthes) von großer Bedeutung. Monogenea heißt wörtlich übersetzt „eine Generation“. Monogenea benötigen für die Infektion keinen Zwischenwirt, sondern infizieren den Wirt direkt. In Europa sind Arten der Gattung Dactylogyrus, Gyrodactylus, Discocotyle, Diplozoon sowie Arten aus der mit Fischen eingeschleppten Gattung Pseudodactylogyrus die wirtschaftlich wichtigsten Vertreter.

Wobei nur Organismen aus den ersten beiden Gattungen in der vorliegenden Untersuchung eine wichtige Rolle spielen.

2.3.4.1.2.1 Dactylogyrus

Nach HOFFMANN (2005) sind in Europa etwa 50 verschiedene Dactylogyrus-Arten beschrieben, die vorwiegend, jedoch nicht ausschließlich auf den Kiemen von Fischen, vor allem Cypriniden parasitieren. Auf den Kiemen von Karpfen sind mindestens 7 verschiedene

Dactylogyrus-Arten gefunden worden (CONE, 1995). Dactylogyrus besitzt nach AMLACHER (1992) und HOFFMANN (2005) ein vierzipfliges vorderes Körperende, an dem deutlich vier schwarze Augenpunkte zu erkennen sind. Außerdem besitzen sie am Vorderende eine „Klebedrüse“, die ein Sekret zum Anheften sezerniert. Die Festheftung erfolgt mit Hilfe eines Haftapparates, der als (Opist)haptor bezeichnet wird. Der Opisthaptor besteht aus einer charakteristischen Haftscheibe und zwei typischen Zentralhaken mit Brücke sowie 12 bis 16 kleinen Lateralhäkchen. Diese Hakenapparate werden zur Artbestimmung verwendet (AMLACHER, 1992; HOFFMANN, 2005). Bei Dactylogyrus vastator sind es beispielsweise 14 Lateralhäkchen. Nach HOFFMANN (2005) sind Monogenea Zwitter. Die Fortpflanzung erfolgt nach AMLACHER (1992) über Dauereier, nach deren Ablage die Würmer absterben. Dactylogyrus legen im 12 °C kalten Wasser durchschnittlich zwei Eier in der Stunde, und mehr als 20 Eier stündlich in 24 °C warmen Wasser. Die Eier werden aus der Kiemenhöhle infizierter Fische heraus in die Umgebung gespült. (JOHNSON, 1998).

Aus den gedeckelten Eiern entwickeln sich nach HOFFMANN (2005) freischwimmende Oncomirazidienlarven. Die Entwicklungsdauer ist sehr stark temperaturabhängig (bei 8 °C ca.

4 Wochen, bei 24 °C 1- 4 Tage) (KONRAD, 1986). Die Eier scheinen aber auch im Teichschlamm überwintern zu können (KÖRTING, 2000). Die in Mitteleuropa häufigste Spezies Dactylogyrus vastator sitzt bei Karpfen an den Kiemenspitzen und ist bis 1mm groß (AMLACHER, 1992; BAUR u. RAPP, 2002). Bei starkem Befall kommt es nach AMLACHER (1992) zur Verdickung der Kiemenränder, wodurch die Kiemendeckel abgespreizt sein können. Die Kiemenränder sind grau verfärbt. Durch zusätzliche Zerstörung des Kiemenepithels und durch Zerreißen von Blutgefäßen kommt es zum Ausfall der Atmungstätigkeit und somit zum Erstickungstod der Fische. Nach HOFFMANN (2005) ist eine mehrmalige Behandlung zur Beseitigung von Problemen mit Dactylogyriden notwendig, um nachwachsende Monogenea zu erfassen. Die Behandlungsintervalle richten sich nach der Wassertemperatur. Unter 5 °C erfolgt keine Entwicklung, bei 8 °C dauert sie etwa vier Wochen und bei 20 °C nur 4 - 5 Tage. Bei höheren Temperaturen kann die Entwicklung innerhalb von nur ein bis zwei Tagen erfolgen.

2.3.4.1.2.2 Gyrodactylus

Organismen der Familie Gyrodactylidae sind etwa 0,2 – 0,8 mm große lebendgebärende Hakensaugwürmern, die auf Kiemen, Haut und Flossen von Knochenfischen parasitieren (LAHNSTEINER et al., 2004). Sie sind mit vielen Arten weltweit verbreitet (AMLACHER, 1992), wobei vor allem die Spezies Gyrodactylus salaris für katastrophale Verluste der Lachsindustrie in Norwegen verantwortlich war, nachdem sie in den 1970er Jahren in norwegische Gewässer eingeschleppt wurde (MO, 1994). Deshalb ist G. salaris von der OIE als einzige Monogenea-Infektion als „anzeigepflichtig“ gelistet. Die Artdiagnose erfolgt anhand morphologischer Merkmale oder durch DNA-Analyse und ist sehr schwierig. Deshalb ist sie vielfach Spezialisten vorbehalten (OIE, 2000).

Die in Mitteleuropa vorkommenden Gyrodactyliden besitzen ein zweizipfliges Vorderende, weisen keine Augenpunkte auf, sind 0,25 - 0,8 mm lang und leben vorwiegend auf der Haut und auf den Flossen, seltener auf den Kiemen von Fischen (AMLACHER, 1992; CONE, 1995). Die lebendgebärenden Gyrodactyliden können im Uterus bereits ein Jungtier enthalten, in dem sich selbst wiederum bereits ein Embryo entwickelt (Polyembryonie) (AMLACHER, 1992; BAUR u. RAPP, 2002; HOFMANN, 2005). Diese Tochter- bzw. Enkeltiere sind im Mikroskop gut an dem Hakenapparat zu identifizieren. Bei dieser Ineinanderschachtelung können innerhalb kürzester Zeit zu einem Massenbefall von Fischen führen, vor allem wenn die Umweltbedingungen für die Fische nicht optimal sind. Die hervorgerufene Erkrankung bei den Fischen, die Gyrodactylose, kann entsprechend der Lokalisation des Parasiten, als Haut- oder Kiemengyrodactylose unterschieden werden. In den befallenen Gewebsabschnitten kommt es zu Entzündungen, dann zur Nekrose und schließlich zur Insuffiziens der Haut oder Kiemen. Bei starker Vermehrung und starkem Befall können auch größere Fische schnell sterben. Eine hohe Besatzdichte fördert die schnelle Übertragung von Fisch zu Fisch, so dass ganze Bestände in kurzer Zeit getötet werden können (LAHNSTEINER et al., 2004). Nach DEVARRAY et al. (1977) sind Gyrodactyliden im freien Wasser fünf bis zehn Tage lebensfähig. Diese Lebensfähigkeit ist temperaturabhängig und unabhängig von einem Wirt (LAHNSTEINER et al., 2004). Viele Wissenschaftler beschäftigten sich mit der Bekämpfung von Gyrodactylus-Infestationen. So untersuchten GOVEN u. AMEND (1982) die Wirksamkeit von Mebendazol/Trichlorphon-Kombinationen, SCHMAL u. MEHLHORN

(1988) testeten Toltrazuril. BUCHMANN u. KRISTENSSON (2003) konnten in Laborversuchen mit 18-stündigen Dauerbädern in 80 ppm Natriumperkarbonat und 35 ppm einer 20 %igen Formalinlösung Gyrodactylus derjavini Infestationen bei Regenbogenforellen, Oncorhynchus mykiss, erfolgreich bekämpfen. SANTAMARINA et al. (1991) sowie TOJO u.

SANTAMARINA (1998) testeten die Effiziens der Anthelmintika Ivermectin, Clorsulon, Closantel, Netobimin, Febantel, Praziquantel, Niclofolan, Bithionol, Trichlorphon, Levamisolhydrochlorid, Piperazin und Nitroscanat zur Bekämpfung von Gyrodactylose.

Dreistündige Bäder mit 20 ppm Bithionol und 0,07 ppm Nitroscanat konnten Gyrodactylus- Infestationen bei Regenbogenforellen völlig eliminieren. Jedoch sind diese Chemikalien nur sehr begrenzt wasserlöslich (LAHNSTEINER et al., 2004)

Nach Untersuchungen von LAHNSTEINER und Mitarbeitern (2004) wurde eine Behandlung mit 300 ppm Formalin und 20ppm Perotan® als am wirksamsten getestet. Dabei betrug die minimale Einwirkdauer des Desinfektionsmittels bei Karpfen 2 Stunden.

CONE u. ODENSE (1984) machen Gyrodactyliden für die Übertragung pathogener Aeromonaden verantwortlich.

In Teichwirtschaften sowie in natürlichen Gewässern treten bei Karpfen und Goldfischen weitere Ektoparasiten auf, die allerdings in der in dieser Arbeit untersuchten Zierfischhaltung nicht beobachtet werden konnten.