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1.1 Grundprinzipien und Praxis der Molekularstrahlepitaxie

1.1.2 Molekularstrahlepitaxie

Aus pyrolytischen Bornitridtiegeln heraus werden durch einen thermisch erzeugten Dampfdruck Molekularstrahlen erzeugt. Diese sind in einen evakuierten Rezipienten ge-richtet. Die Molekularstr¨ome gelangen aufgrund des geringen Drucks ohne Kollisionen auf ein im Achsenzentrum aller Tiegel befindliches Substrat. Dort formen sie entspre-chend der kristallinen Unterlage und der angebotenen molekularen Spezie einen epitak-tischen Film (Epitaxie

grch.-”Aufwachsen“). Die bei der MBE vorkommenden Prozesse sind schematisch in Abb. 1.2 skizziert.

Abb. 1.2: Verschiedene bei der MBE stattfindende Oberfl¨achenreaktionen (nach2)).

Die wichtigsten Prozesse sind:

die Adsorbtion der eintreffenden Atome und Molek¨ule,

die Oberfl¨achenmigration und Dissoziation der adsorbierten Molek¨ule

Nukleation

die Inkorporation in den Kristall und

die thermische Desorption der nicht inkorporierten Atome.

Die Zusammensetzung der epitaktischen Schicht und die Art ihrer Dotierung wird durch das Verh¨altnis der eintreffenden Atomspezies aber auch die St¨ochiometrie, d.h. die Verteilung der vorhandenen Gitterpl¨atze geregelt. Wachstumsraten von typischerweise 1µm/h (etwa 1 Monolage (ML)/s) erlauben gew¨ohnlich, daß die auf der Oberfl¨ache adsor-bierten Atome ausreichende Zeit haben, um zu ihren vorzugsweisen Wachstumspl¨atzen zu migrieren (z.B. Stufen). Dadurch werden sehr glatte Wachstumsfronten gesichert. Die Wachstumsrate ist bei III-V-Halbleitern im allgemeinen durch die Rate des Metalls be-stimmt. Um diese Rate zu realisieren ben¨otigt man im Falle von GaAs einen Fluß von 61014Ga-Atomen cm−2s−1.

Die Gasquellenmolekularstrahlepitaxie (GS-MBE) ist eine abgewandelte Form der MBE. Anstelle der festen Elemente der V-ten Hauptgruppe (As und P) werden diese in Form der Hydride AsH3 und PH3 angeboten. Die Aufspaltung z.B. des Arsins in As2

(eventuell As4) und H2 erfolgt in einer Hochtemperaturzelle. Dabei f¨allt w¨ahrend des Wachstums eine relativ große Gasmenge Wasserstoff an. Der Hintergrunddruck ist ge-gen¨uber der konventionellen MBE erh¨oht.

Trotzdem bleiben der GS-MBE wesentliche Vorteile der MBE erhalten. Es sollte nicht unerw¨ahnt bleiben, daß dem Wasserstoff auch eine aktive Rolle beim Wachstum zuge-schrieben wird.

Um nur verschwindend geringe Verunreinigungen des Kristalls zu erzielen, muß die Anzahl der auf der Substratoberfl¨ache eintreffenden Fremdatome klein gegen die Mole-kularstr¨ome der Konstituenten des Kristalls sein. F¨ur Konzentrationen< 1015cm−3 muß der entsprechende Partialdruck kleiner als 10−14 Torr sein. Dies ist eine sehr komplexe Forderung an die Reinheit im UHV-System. In Abb. 1.3 wird dies am Beispiel der Be-weglichkeit von HEMT-Strukturen (High electron mobility transistor) deutlich. Diese ist kritisch von Verunreinigungen abh¨angig. In der Abbildung ist z.B. zu sehen, daß nach ei-ner Kammer¨offnung ca. 5 Monate vonn¨oten waren, um die Ausgangssauberkeit wieder zu erreichen3). Nach Ref.1)und Abb. 1.1 kann dieser Sachverhalt auch mit der Zeitabh¨angig-keitt−1 der Desorption von Restgasen von den W¨anden des Rezipienten erkl¨art werden, die leicht ein Jahr als ratenbegrenzender Prozeß vorherrschen kann.

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Abb. 1.3: Links) Sauberkeit einer MBE gemessen an der Hall-Beweglichkeit von HEMT-Strukturen, deren Werte durch Fremdionenstreuung begrenzt sind (nach Ref.3)). Rechts) Das Massenspektrum f¨ur die Turbo-pumpe zeigt ihre schwaches Kompressionsverhalten f¨ur Molek¨ule mit kleiner Atommasse (vgl. TermQB

in Abb. 1.1).

Aus dem im rechten Bild von Abb. 1.3 gezeigten Massenspektrogramm wird dar¨uber hinaus deutlich, daß die im Rezipienten vorherrschende, verunreinigende Spezies auch von der verwendeten Pumpe abh¨angen kann. Bei der Feststoff-MBE benutzen wir vor-wiegend die Ionenpumpe, w¨ahrend wegen der großen anfallenden Gasmengen im Falle der GSMBE die Verwendung einer Turbomolekularpumpe notwendig wird.

Nach Sitter2) verhalfen vier wesentliche Fortschritte der MBE zu ihrem Durchbruch in den 80er Jahren. Zum einen konnte Phosphor in Gasform mit hoher Reinheit angeboten werden und erm¨oglichte eine betr¨achtliche Erweiterung der Kombinationsm¨oglichkeiten heteroepitaktischen Wachstums. Dann wurde die Bedeutung der Intensit¨atsoszillationen im RHEED Muster (vgl. S.7) f¨ur die Steuerung von Wachstumsprozessen und die Unter-suchung grundlegender Wachstumsbedingungen erkannt4,5,6). F¨ur die vorliegende Arbeit ist z.B. wichtig, daß die Dotformierung und auch die Facettierung der dreidimensionalen Wachstumsformen festgestellt werden konnte. ¨Uber die Phase der Oszillation ist es außer-dem m¨oglich abzusch¨atzen, ob man eine geschlossene Atomlage gewachsen hat. Weniger interessant f¨ur unser Labor sind die Erfindung des H-assistierten Wachstums und der Pro-zeßintegration durch Mehrkomponenten-UHV-Rezipienten.

Die MBE Riber 32 unseres Labors Die Molekularstrahlepitaxie, die zur Herstellung der in der vorliegenden Arbeit verwendeten Proben verwendet wurde, ist eine modifizier-te RIBER 32 Zweikammeranlage. Außer der Intro-Kammer, deren Aufgabe im Schleusen und wachstumsvorbereitender Oberfl¨achenbehandlung besteht, hat sie einen Horizontal-reaktor mit 8 Zellenports, die auf zwei Ebenen kugelf¨ormig um die Substratposition an-geordnet sind.

Blende

Knudsen Zelle

Elemente

Be Si

Kristallisations-zone

Heizung Substrat

Gasmischzone

Abb. 1.4: Schemtischer Aufbau einer konventionellen MBE-Anlage.

Sechs dieser Ports sind mit Feststoff-Knudsenzellen belegt: Gallium (Ga), Aluminium (Al) und Indium (In) als Metalle, Arsen (As) als V-te Gruppe Feststoff-Element, Silizium (Si) und Beryllium (Be) als die Dotanten f¨ur n- respektive p-Dotierung. Eine Knudsen-zelle ist eine isotherme Verdampfungskammer mit einer ¨uber große Zeitabschnitte kon-stanten verdampfenden Oberfl¨ache (Ae) und einer schmalen, im Vergleich zuAeund zur mittleren freien Wegl¨ange der in der Gasphase befindlichen Molek¨ule kleinen ¨Offnung hin in einen evakuierten Rezipienten. Ist die ¨Offnung mit sehr d¨unnen W¨anden versehen, so wird die Reflexion zur¨uck in die Zelle sehr unwahrscheinlich und man erh¨alt eine durch die Knudsen-Gleichung beschriebene Verdampfungsrate2).

Γe = dNe

dt = 8.33×1022pAe

MT[Molek¨ule s−1] (1.2) Hier sindpder Druck in der Verdampfungskammer,M ist die Molek¨ulmasse undT die Temperatur. Probleme sind die Forderung nach Langzeitstabilit¨at und einer Homogenit¨at des partiellen Molek¨ulstrahls auf der Substratoberfl¨ache. Da die Riber 32 jedoch f¨ur 3”

Substrate konzipiert war und sie lediglich f¨ur das Wachstum auf Vierteln von 2”-Scheiben verwendet wurde, sollte die Forderung nach Homogenit¨at erf¨ullt sein. Die verwendeten Zellen haben jedoch eine recht große ¨Offnung, um hohe Molekularfl¨usse zu realisieren.

Dies kann unter Umst¨anden beim ¨Offnen der Blenden zu Temperatur-Transienten (die

Folge ist eine Transiente in der Wachstumsrate) und zur Ausbildung von Ablagerungen am Rande der ¨Offnung f¨uhren (Aewird kleiner !).

Ein weiterer Port ist durch eine Hochtemperaturzelle zum Zersetzen der Gase Arsin (AsH3) und Phosphin (PH3) besetzt. Diese hat eine Spaltungseffizienz gr¨oßer 90 % bei T=830 (850) C f¨ur das Zerlegen des AsH3 (PH3 ). Die haupts¨achliche Spezies der zer-legten Gase sind in beiden F¨allen die Dimere As2 und P2. Dies ist wichtig, da As4 einen weit geringeren Einbaukoeffizienten (≤0.5) besitzt, als das Dimer.

Da beide Gase durch denselben Port eingelassen werden, braucht man zur Realisie-rung einer Heterostruktur mit einem Wechsel des V-te Gruppe Elements einen vollst¨andi-gen Gasaustausch, da ansonsten in der aufwachsenden Schicht Restmenvollst¨andi-gen des vorivollst¨andi-gen Elements gefunden werden. Auch die Mischung der Gase z.B. zur Herstellung einer GaAsyP1−y-Schicht ist nicht trivial, da die beiden Gase nicht im Verh¨altnis ihrer Parti-aldr¨ucke eingebaut werden.

Die Zellen enthalten je ein Thermoelement zur Temperaturkontrolle. Diese stehen mit Temperaturregeleinrichtungen der Marke EuroTherm in Verbindung. Die EuroTherm re-geln die Temperatur entweder ¨uber eigene Programme oder mit einer Computeransteue-rung. Sie sind mit einer Selbstkalibrierung zur Einstellung ihrer PID-Regelparameter7) ausgestattet, was eine optimale Ansteuerung der Temperatur gew¨ahrleistet.

Die temperaturabh¨angigen WachstumsratenR(T)haben eine Form R(T) = exp T −T0

sl (1.3)

f¨ur die eigentlichen Materialien. Der ParameterT0kann dabei Schwankungen unterliegen, die z.B. davon abh¨angig sind, wieviel Material im Tiegel ist. Der Parameter sl sollte dagegen konstant bleiben.

Die Planung der zu wachsenden Strukturen und die Steuerung der Sequenzen f¨ur die Temperaturen und Blenden basierte auf einem Programm, bei dem die Zeitlimitie-rung der Verarbeitung der Computerbefehle in der Gr¨oßenordnung einer Sekunde (das entspricht ca. 1 ML) lag. Mit der bestehenden Software kam es zu Unzul¨anglichkeiten mit der Fehlerbearbeitung. Beim Auflaufen von mehr als 10 Fehlern ist sie h¨aufig nicht ohne Wachstumsverz¨ogerungen ausgekommen, wodurch die wirklichen Strukturen von den geplanten abwichen. F¨ur Einzelschritte spielte dies keine Rolle, doch bei multiplen Schaltsequenzen kam es dabei zu Zeitabweichungen bis zu 20 % der Gesamtlaufzeit eines Wachstumsprogramms2. Die Folge war die Entwicklung einer neuen Software, die nun eine Zeitaufl¨osung von Zehntel-Sekunden hat und keine Verz¨ogerungen zul¨aßt8).

Am achten Zellenport ist ein Pyrometer an die Vakuumkammer angeschlossen, mit welchem die Substrattemperatur TP yS optisch gemessen wird. Alternativ dazu gibt es zur Messung von TT hS am Substratmanipulator ein Thermoelement in unmittelbarer N¨ahe zum Substratblock. Es gibt zwei Sorten Substratbl¨ocke; zum einen werden die Substratst¨ucke mit In auf den Block geklebt3oder die Substrate werden mit Klemmen ¨uber einer ¨Offnung im Substrathalter befestigt. Bei der zweiten Variante eines Substrathalters ergeben sich f¨ur die Temperaturen TP yS und TT hS in der N¨ahe der Desorptionstemperatur f¨ur das Oxyd des GaAs nur Abweichungen von 10 K.

Wie bereits fr¨uher angef¨uhrt, wird der Rezipient alternativ durch eine Turbopumpe

2Ubermittlungsfehler traten in einer gewissen ¨¨ Ubergangsphase auf, bis die Anlage auf neue EuroTherm umger¨ustet wurde.

3Die Fixierung des Substrats bietet sich insbesondere bei der Messung von RHEED-Oszillationen an.

oder eine Ionen-Getter-Pumpe evakuiert. Zur Analyse des Vakuums steht ein Massen-spektrometer zur Verf¨ugung.

Einige spezielle Methoden der MBE Bei der Untersuchung der RHEED-Oszillationen beobachtet man bei Beginn des Wachstums eine Abnahme der Reflektivit¨at der Proben-oberfl¨ache. Dies wird mit der Aufrauhung der Oberfl¨ache erkl¨art. Der entgegengesetzte Effekt tritt ein, wenn man das Wachstum unterbricht (GI,

engl.-”growth interrupt“). Diese Unterbrechung initiiert zwei Prozesse. In einem schnellen Prozeß migrieren Atome der III. Hauptgruppe zu Stufenkanten und werden eingebaut und in einem langsameren orga-nisieren sich im Bereich einer ¨Ubergangsschicht ganze Terassen um. Wie dick eine solche oberfl¨achennahe ¨Ubergangsschicht ist, h¨angt von den konkreten Wachstumsbedingungen ab. Man unterscheidet, ob es sich um eine ¨Anderung der Oberfl¨achenrekonstruktion oder um eine B¨undelung von Stufen handelt.

Den Effekt der Reorganisation der Oberfl¨ache in einem GI nutzt man bei der phasen-gekoppelte Epitaxie. Das Konzept der Gl¨attung der oberfl¨achennahen ¨Ubergangsschicht wird hier mit der computerausgewerteten RHEED-Oszillationsmessung zusammenge-bracht. In einer bestimmten Phase der Oszillation wird ein GI eingef¨ugt und nachher auf einer glatten Oberfl¨ache (wiederum mit RHEED gemessen) weitergewachsen.

Eine andere Sonderform der MBE ist die Atomlagenepitaxie (ALE). Sie stellt ein oberfl¨achen- anstelle eines quellengesteuerten Wachstums dar. Hier werden der Ober-fl¨ache abwechselnd pulsweise neutrale Atomsorten angeboten, gefolgt von einer Totzeit, in deren Verlauf die im ¨Uberschuß zu einer Monolage aufgedampften Materialien wie-der verdampft werden. Dies hat ein Atomlagenwachstum zur Folge. Eine sehr ¨ahnliche Wachstumsmethode ist die MEE

(engl.-”Migration Enhanced Epitaxy“), wo einzig die Totzeiten weggelassen werden.