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Mobilität

Im Dokument SWU-Geschäftsbericht: (Seite 37-42)

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Die Eröffnung der verlängerten Straßen-bahn wurde von der Öffentlichkeit einhellig gefeiert. Das Datum 21. März darf durch-aus als Symbol verstanden werden. Die Schiene erlebt in Ulm einen Frühling. Denn die Stadtpolitik erwägt Neubaustrecken, diesseits und jenseits der Donau. Im Herbst 2008, noch während der Bauarbeiten zur Schienenverlängerung, beschloss der Ulmer Gemeinderat, eine Straßenbahnver-bindung von der Wissenschaftsstadt zum Schulzentrum Kuhberg via Hauptbahnhof untersuchen zu lassen. Diese Trasse wäre 10,5 Kilometer lang. Eine Straßenbahn zur Wissenschaftsstadt hätte das größte Fahrgast-Potenzial. Dort, auf dem Oberen Eselsberg, verlief die Entwicklung in den letzten zehn Jahren sehr dynamisch und scheint noch nicht abgeschlossen. An der Universität mit ihren vier Fakultäten und an der Hochschule studieren und lehren über 8.000 Menschen. Die Wissenschaftsstadt ist auch Klinikzentrum. Im Science Park haben sich wissenschaftliche Institute und namhafte Unternehmen angesiedelt.

Die Wissenschaftsstadt ist damit der größte Arbeitgeber der Region, mit entspre-chenden Pendlerströmen. Die Nahverkehrs-anbindung, derzeit durch drei Buslinien gewährleistet, stößt an ihre Kapazitäts-grenzen, vor allem in den Spitzenzeiten.

Eine Straßenbahnlinie zum Hauptbahnhof, leistungsfähiger als der Bus, wo immer große Fahrgastströme zu bewältigen sind, würde die Anbindung an die Stadt und die Region erheblich verbessern.

Die bayerische Nachbarstadt Neu-Ulm will nicht zurückstehen. Im Februar 2009 ha-ben dort die Stadträte die SWU Verkehr beauftragt, Vorplanungen für einen wei-teren Schienenast in Angriff zu nehmen:

vom Ulmer Hauptbahnhof aus nach Neu-Ulm-Ludwigsfeld via Bahnhof Neu-Ulm.

Im Verlauf dieser Linie würde auch die Neu-Ulmer Hochschule ans Schienennetz angebunden. Die Untersuchungen für beide Tramlinien sind im Gang. Sie sollen zeigen, ob die Strecken technisch machbar und volkswirtschaftlich sinnvoll sind und welche Kosten zu erwarten sind. Es geht insbesondere darum, ob die Schienenstre-cken förderfähig sind. Eine „Standardisier-te Bewertung“ soll bis Ende 2010 in den zentralen Fragen Klarheit schaffen. Danach sind wieder die Stadträte an der Reihe. Sie müssen definitiv sagen, ob sie die neuen Tramlinien wollen und ob die Planungen weiterverfolgt werden sollen.

Frühling für die Schiene: Die Voruntersuchung für zwei neue Straßenbahnlinien läuft

Das Industriegleis war schon immer eine Domäne der Stadtwerke-Verkehrstochter.

Neu ist, dass das Unternehmen auch regionale Eisenbahngleise in ihrer Verant-wortung hat. Seit Mitte Juli 2009 stehen rund 9 Kilometer Gleise zwischen den bayerischen Städten Senden und Weißen-horn unter SWU-Regie, mit allem, was dazugehört wie Signalanlagen, Weichen, Bahnsteigen und Bahnhöfen. Die SWU Verkehr hat die Anlagen von der Bahn-Tochter DB Netz AG zunächst gepachtet.

Der spätere Erwerb zum Preis von rund 133.000 Euro plus Mehrwertsteuer ist ab-gemachte Sache. Hintergrund dieses für ein rein städtisches Verkehrsunternehmen eher ungewöhnlichen Vorgangs: Auf der Strecke rollt seit Jahrzehnten nur noch spärlicher Güterverkehr (der Personenverkehr war schon Ende der Sechzigerjahre eingestellt worden). Auf die Dauer zu unrentabel für die Deutsche Bahn, die vor der Alternative stand: Komplett-Stilllegung oder Verkauf der Gleisanlagen. Die SWU Verkehr kann aufgrund anderer gesetzlicher Rahmenbe-dingungen zu geringeren Kosten als die Bahn instand halten, sodass sich der Kauf rechnet.

SWU Verkehr stützt regionale Infrastruktur:

Verantwortung für 9

Kilometer Eisenbahngleis

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Die Übernahme eröffnet Chancen für die regionale Verkehrspolitik. Denn der Schienen-Personennahverkehr ist wieder gefragt. Ein Gutachten kam 2007 zu dem Schluss, dass es auf der stillgelegten Ver-bindung Senden–Weißenhorn ein Potenzial von 3.200 Berufspendlern täglich gibt. Der Neu-Ulmer Kreistag unternimmt schon län-ger Anstrengungen, den Freistaat Bayern für die Reaktivierung der Nahverkehrszü-ge zu Nahverkehrszü-gewinnen. Das Vorhaben ist länder- und städteübergreifend. Die Züge sollen einmal über Senden bis Ulm durchfahren.

Ein Ansatz für ein regionales S-Bahn-Netz Donau-Iller? Wie dies aussehen könnte, beschreibt ein erstes Gutachten, das im Feb ruar 2010 vorgestellt wurde. Technische Vorplanungen sind im Gang: Wie muss die Strecke fit gemacht werden für die mo-dernen Personenzüge? Wie lassen sich die Verkehrsleistungen näher beschreiben, im Vorgriff auf eine Ausschreibung? Um welche Kosten geht es? Bis Anfang 2011 sollen diese Fragen beantwortet sein. In dem Szenario fungiert die SWU Verkehr als reines Infrastrukturunternehmen. Trassen-Entgelte decken den Unterhalt von Gleisen und Gleisanlagen. An Ausschreibungen für Schienenverkehrsleistungen wird sich das Unternehmen dagegen nicht beteili-gen, weder zur Güter- noch zur Fahrgast-beförderung.

Ulmer und Neu-Ulmer Fahrgäste sind mit der SWU Verkehr sehr zufrieden. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Forschungsinstitut TNS Infratest auch 2009 durchgeführt hat. Mehr noch:

Die SWU Verkehr kann sich im bundeswei-ten Vergleich ohne Weiteres mit größeren Stadt- und Regionalunternehmen und Ver - kehrsverbünden messen. Was die Global-zufriedenheit angeht, belegt die SWU Ver- kehr beim ÖPNV-Kundenbarometer den zweiten Platz. Besonders gut bewerteten die Befragten die Pünktlichkeit und Zuver - lässigkeit der SWU-Linien. Die SWU Ver- kehr erhielt dafür Note 2,37, der Bran- chenschnitt lag bei 2,9. Die Mitarbeiter von TNS Infratest hatten von März bis Mai 2009 ÖPNV-Nutzer in dreißig Städten und Regionen befragt. Es wurden dabei rund 16.000 telefonische Interviews geführt.

Zum 1. Januar 2010 hat die SWU Nah-verkehr Ulm/Neu-Ulm ihre Tätigkeit auf-genommen. Mit dieser Gesellschaft ist die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die beiden Städte Nahverkehrsleistungen direkt an die SWU vergeben können. Die SWU Nahverkehr Ulm/Neu-Ulm hat kein eigenes Personal und lässt sämtliche Leistungen durch Dritte erbringen. Die Fahrleistungen werden bei der Schwaben Mobil Nahverkehr GmbH (Bobingen bei Augsburg) zu transparenten Kosten und Bedingungen eingekauft. Für alles Übrige ist die Schwaben-Mobil-Haupteignerin SWU Verkehr GmbH zuständig. Die Direkt-vergabe durch die Städte läuft bis 2019.

Das ändert nichts an dem eingeschlagenen Unternehmenskurs. Für die SWU Verkehr heißt es weiterhin, Werkstatt und Betrieb streng nach Maßstäben des Wettbewerbs zu führen. Denn es ist denkbar, dass Kon-kurrenzunternehmen Angebote für den Bus- und Trambetrieb unterbreiten. Preise dauerhaft über dem Marktniveau entzögen dem Inhouse-Modell die Akzeptanz. SWU Verkehr setzt daher die Anstrengungen fort, alle Prozesse zu verschlanken, die Effizienz zu erhöhen und die Kosten zu senken.

Beim bundesweiten ÖPNV-Kundenbarometer auf Platz zwei

SWU Nahverkehr

Ulm/Neu-Ulm ist gegründet.

Direktvergabe ist damit

EU-konform.

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sprächspartner im Fahrgastbeirat kommen aus unterschiedlichen Stadtteilen und sie nutzen den ÖPNV sehr unterschiedlich. So bekannte ein Teilnehmer, „nur sehr selten Bus zu fahren, obwohl die Haltestelle fast vor der Haustür ist“. Auch der Wenig-Nutzer kann konstruktiv mitarbeiten im Fahrgast-beirat. Der Dialog soll nicht im Ungefähren bleiben. Eine Aufgabe des Fahrgastbeirats ist es nämlich, Verbesserungsvorschläge zu bündeln, die von Mitgliedern und Fahr-gästen „ohne Sitz“ gemacht werden. Auf diese Weise kann der Beirat zum echten Bindeglied zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden werden.

„Warum ist die Fahrrad-Mitnahme im Bus und in der Straßenbahn nur zu bestimmten Zeiten möglich?“ – „Warum bedienen private und nicht städtische SWU-Busse einen Ort wie Unterweiler, der doch zum Ulmer Stadtgebiet gehört?“ – „Lässt sich die große Haltestelle am Ehinger Tor nicht freundlicher gestalten?“ – „Wann kommt die zweite Straßenbahnlinie?“ Über Fragen wie diese tauschten sich 2009 Fahrgäste und SWU-Experten erstmals in einem festen Rahmen aus. Ort des Austauschs war der von SWU Verkehr neu ins Leben gerufene Fahrgastbeirat. Er wird sich zwei- bis drei-

mal jährlich treffen. Die 20 Mitglieder waren nach einer Briefaktion und einem Vortreffen ausgewählt worden. Bei den ersten Treffen zeigte sich: Fahrgäste neh- men den unmittelbaren Dialog mit ihrem Unternehmen sehr gerne an. Die Themen- liste wurde im Verlauf des Abends immer länger, ein Wortbeitrag ging aus dem anderen hervor. Eine solche Aussprache ist konstruktiv für beide Seiten: Das Un-ternehmen erhält wertvolle Anregungen für die Weiterentwicklung des Angebots.

Und der Fahrgast gewinnt mehr Einblick in die Möglichkeiten, aber auch in die Grenzen der Angebotsplanung. Die Ge-

Dialog mit dem Kunden auf neuer Ebene: Der Fahrgastbeirat

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Mobilität 2009 2008

Fahrgäste Anzahl 30.700.000 30.682.700

Linien Anzahl 20 20

Linienlängen Straßenbahn km 10,2 5,5

Linienlängen Bus km 202 215

Straßenbahngleisanlagen km 22 12,5

Haltestellen Anzahl 418 430

Wagenkilometer

Omnibus km 4.156.719 4.296.548

Straßenbahn km 643.298 356.861

Gesamt km 4.800.017 4.653.409

Nutzplatzkilometer km 467.635.942 419.171.000

Fahrzeuge

Straßenbahnwagen Anzahl 10 8

Omnibusse Anzahl 12 14

Omnibusse 15 m Anzahl 0 2

Gelenkbusse Anzahl 52 52

Industriegleis beförderte Waggons

Ulm Anzahl 6.875 5.854

Neu-Ulm Anzahl 4.518 2.580

Gesamt Anzahl 11.393 8.434

Gleislänge

Ulm m 7.960 7.960

Neu-Ulm m 8.700 8.700

Gesamt m 16.660 16.660

Nachhaltige Mobilität bedeutet Vermeidung von Verkehr durch eine integrierte Raum-, Siedlungs-, Wirtschafts- und Verkehrspolitik. Ziel: die deutliche Steigerung des Anteils des Fußgänger- und auch Radverkehrs.

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Ökprofit. Hinter dem Wort verbirgt sich ein von der IHK Ulm initiiertes und durch die SWU unterstütztes Umweltprojekt für mittelständische Unternehmen. Mit dem Ökologischen Projekt für integrierte Um-welttechnik, kurz Ökoprofit, verbessern Unternehmen den betrieblichen Umwelt-schutz, reduzieren ihre Kosten und schaffen den Einstieg in ein Umweltmanagement-System. Faktoren, die mehr denn je zählen, wenn Unternehmen erfolgreich sein wol-len. Acht mittelständische Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Ulm folgten dem Angebot und starteten 2009 in das auf zwölf Monate angelegte Programm. Da-runter ist zum Beispiel der bekannte Topf-hersteller Silit aus Riedlingen/Donau. Auch der SWU-Verkehrsbetrieb wird die Chance nutzen, sich in Sachen Umweltschutz und Arbeitssicherheit über das schon Erreichte hinaus zu verbessern.

Anerkennungen wie die DGNB-Goldme-daille für den geplanten SWU-Neubau oder der erste Platz beim Umweltpreis Baden-Württemberg 2006 machen die SWU stolz, aber nicht übermütig. Denn das Unterneh-men lässt nicht darin nach, seine Produkte und Dienstleistungen regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. So wurde die SWU im Januar 2010 als eines der ersten Unter-nehmen überhaupt nach dem novellierten europäischen Öko-Gütesiegel EMAS III rezertifiziert. Das Kürzel steht für „Eco- Management and Audit Scheme“, zu Deutsch: freiwilliges Umweltmanagement und Betriebsprüfung. Umweltleistung messen und über die umweltgesetzlichen Anforderungen hinaus kontinuierlich ver-bessern, das ist das Anliegen von EMAS.

Es wurde 1993 von den europäischen Gemeinschaften als Instrument für Unter-nehmen entwickelt. Beim aktuellen Audit klopften die Prüfer den Stadtwerke-Betrieb auf die Kernindikatoren für die Umwelt-leistung ab, dazu zählt unter anderem der Verbrauch von Treibhausgasen. Die erste Zertifizierung nach EMAS erhielt die SWU übrigens 1999. Umweltprüfungen haben im Betrieb also schon Tradition.

Als Hauptsponsor „bezahlt“ die SWU mit ihrer langjährigen Erfahrung. Rat erhalten die teilnehmenden Firmen unter anderem durch die SWU-Experten der Energiebera-tung. Je nach Mitarbeiterzahl investieren die Teilnehmer zwischen 3.500 Euro und 5.500 Euro. Ein Einsatz, der sich durch die erreichbaren Einsparungen häufig bereits im ersten Jahr amortisiert. Ein Beispiel aus der Vergangenheit ermutigt. „Ökopro-fit“ lief 2007 im Landkreis Neu-Ulm. Die sieben Teilnehmer konnten dabei Einzel-maßnahmen realisieren, die zusammen-genommen einem Kostensenkungspoten-zial von über 150.000 Euro entsprachen.

Die beteiligten Firmen verringerten die CO2-Belastungen um insgesamt rund 250 Tonnen und sparten zusammen mehrere Hunderttausend Kilowattstunden Energie ein. Etwa ein Drittel der zu diesem Ergeb-nis führenden Maßnahmen ließ sich ohne Investitionen umsetzen.

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