SWU Geschäftsbericht 2009
2 Inhalt
3 Das war 2009
Mobilität ist die Grundlage für Wirtschaft, Arbeit und Leben unserer Gesellschaft. Der damit verbundene Verkehr belastet aber die Umwelt in vielfacher Weise. Er emit- tiert Schadstoffe und Lärm, er verbraucht endliche Rohstoffe und natürliche Flächen, er zerschneidet Biotope, er verschärft das Klimaproblem durch die Erzeugung von Treibhausgasen und verschlechtert die Lebensqualität in Städten. Mehr noch:
Über 90 Prozent aller Verkehrsleistungen in Deutschland werden heute mit Energie auf Erdölbasis erbracht. Die Einschätzungen über die künftige Verfügbarkeit von Erdöl gehen auseinander. Doch die Verknappung
und Verteuerung der Ressource Erdöl ist bereits Realität.
Energie-Effizienz in der Mobilität ist ge- fordert, um eine zukunftsfähige Entwick - lung unserer Lebens- und Wirtschafts- weise sicher zustellen. Jeder Einzelne kann seinen Beitrag dazu leis ten. Die Stadt - werke, als einer der großen Arbeitge- ber in der Region, sind sich dieser Verant- wortung bewusst. Unser Ziel: Wir wollen das umweltfreundlichste Unternehmen in der Region werden. Das SWU-Umwelt- programm reicht vom Ausbau der erneu- erbaren Energien in der Region bis hin
zu umweltschonenden Nahverkehrskonzep- ten. In diesem Jahr haben wir Energie- Effizienz in der Mobilität als Bildthema des SWU-Geschäftsberichtes gewählt. Unser Fotograf hat nach intelligenten Formen der Fortbewegung „geforscht“. Und er ist nicht nur in der Zukunft fündig geworden.
Effizient mobil
Abbildung Umschlag außen:
Verkehr ist so weit wie möglich zu vermeiden. Gerade deshalb bringt der rollende Bücherbus der Stadt Ulm die Lektüre zum Leser.
Abbildung Umschlag innen:
Segeln ist ein umweltfreundliches Fortbewegungs mittel mit Tradition. Die erste bekannte Darstellung eines Schiffes mit Segel stammt aus der Zeit 5.000 v. Chr.
4 Inhalt
Inhalt
SWU-Konzern im Überblick
6Das war 2009
8Mit neuen Kraftwerken die Energiewende vorantreiben
Handel und Belieferung
14Auf und Ab der Handelspreise trifft vor allem Erdgaskunden
Produktion
19Kraftwerksneubau am Main liefert sauberen Strom für eine Kleinstadt
Netze
25Strom – Erdgas – Fernwärme – Trinkwasser – Telekommunikation
Dienstleistungen
32Wärmenetze: Energie-Effizienz stellt neue Aufgaben
Mobilität
37Ulmer feiern die Verlängerung ihrer Straßenbahnlinie
Umwelt
42Ökoprofit: Firmen helfen Firmen
Unsere Mitarbeiter
44180 Mitarbeiter finden eine zweite Heimat – bis der Neubau steht
Beteiligungen
50Jahresabschluss 2009
575 Netzgebiet
Ulm
Neu-Ulm
Mähringen Lehr
Jungingen
Blaustein
Grimmelfingen Ermingen
Eggingen Einsingen
Erbach
Wiblingen
Gögglingen
Donaustetten
Ludwigsfeld
Gerlenhofen Reutti
Holzschwang Finningen Offenhausen
Pfuhl Burlafingen
Steinheim Elchingen
Dellmensingen
Senden
Vöhringen Oberdischingen
Donaurieden
Ersingen Hüttis-
heim Staig
Illerkirch- berg
Illerrieden Schnürpf- lingen Söflingen
Beimerstetten Dornstadt
Hermaringen
Hermaringen
Niederstotzingen Herbrechtingen
Netzgebiet der SWU Netze GmbH
Netzgebiet der SWU Netze GmbH
Strom Trinkwasser Erdgas
6 SWU-Konzern im Überblick
2009 2008
Handel und Belieferung Stromverkauf an Endkunden
SWU Energie und SWU Vertrieb Mio. kWh 957 1.026
Stromverkauf im Großhandel Mio. kWh 468 466
Erdgasverkauf Mio. kWh 1.880 2.017
Trinkwasserverkauf Mio. m³ 9,9 10,1
Produktion
Strom Mio. kWh 429,3 616,0
Fernwärme Mio. kWh 65,3 63,1
Trinkwasserförderung Mio. m³ 10,7 11,2
Netze Strom
Verteilung Mio. kWh 1.376 1.336
Leitungslänge km 2.896 2.589
Zähler 135.528 124.228
Hausanschlüsse 49.771 44.127
Erdgas
Verteilung Mio. kWh 1.998 1.949
Leitungslänge km 1.012 888
Zähler Anzahl 33.094 28.902
Hausanschlüsse Anzahl 25.891 21.876
Fernwärme
Verteilung Mio. kWh 55 53,2
Leitungslänge km 24 22,9
Zähler Anzahl 1.529 1.412
Trinkwasser
Verteilung Mio. m³ 12 12,1
Leitungslänge km 764 759
Zähler Anzahl 31.937 31.819
Hausanschlüsse Anzahl 31.010 30.837
SWU-Konzern im Überblick
7 SWU-Konzern im Überblick
2009 2008
Dienstleistungen
Wärme-Dienstleistungen
Wärmeabgabe Mio. kWh 66,3 65,2
Anlagen Anzahl 235 223
Straßenbeleuchtung
Leuchtstellen Anzahl 29.952 28.906
Anschlusswert MW 2,9 3,0
Mobilität
Fahrgäste Mio. 30,7 30,7
Linien Anzahl 20 20
Linienlänge km 212,2 220,5
Gefahrene Kilometer Tsd. 4.800 4.653
Straßenbahnen Anzahl 10 8
Omnibusse Anzahl 64 68
Industriegleis
Beförderte Waggons Anzahl 11.393 8.434
Gleislänge m 16.660 16.660
Mitarbeiter im Jahresschnitt
SWU Anzahl 156 151
SWU Energie Anzahl 442 444
SWU Vertrieb Anzahl 30 28
SWU Netze Anzahl 14 7
SWU TeleNet Anzahl 30 27
SWU Verkehr Anzahl 277 289
Schwaben Mobil Nahverkehr GmbH Anzahl 73 75
Aushilfskräfte Anzahl 38 42
Auszubildende Anzahl 42 41
Konzern 1.102 1.104
Bilanz
Bilanzsumme Mio. EUR 457 418
Anlagevermögen Mio. EUR 343 315
Umsatz Mio. EUR 395 381
8 Das war 2009
Von Klimazielen nicht reden, sondern han- deln. Kraftwerksprojekte zur nachhaltigen Energieerzeugung Zug um Zug verwirkli- chen. Unter diesem Zeichen stand für die SWU das Jahr 2009. Das Unternehmen setzte seine schon vor Jahren eingeschla- gene Strategie fort, in der Energiebeschaf- fung mehr und mehr auf eigenen Füßen zu stehen und dabei insbesondere erneu- erbare Quellen zu erschließen. Im Herbst nahm die SWU zusammen mit ihrem Part- ner das Main-Wasserkraftwerk Kostheim bei Wiesbaden in Betrieb. Der Neubau, einer von ganz wenigen, die in den letzten Jahren in Deutschland realisiert wurden, liefert genügend Strom für eine Kleinstadt – emissionsfrei. In der Region Ulm/Neu-Ulm wiederum ging ein Sonnenkraftwerk ans Netz. Auf dem Dach der Produktionshalle des Neu-Ulmer Evo-Bus-Werks gewinnt die
SWU Strom aus einer Photovoltaik-Groß- anlage mit 2,3 Megawatt Leistung. Auch daran waren Partner beteiligt: Rund 400 Stromkunden zeichneten Inhaberschuld- verschreibungen in einem Gesamtwert von fünf Millionen Euro. Auf diese Weise wurden SWU-Kunden zu Umwelt-Partnern und finanzierten die PV-Anlage zur Hälfte.
Als Gegenleistung dürfen sie sich über eine jährliche Zinszahlung freuen. Fünf Prozent Zinsen aus der jeweils gezeichneten Sum- me erbringen eine einträgliche Rendite über die nächsten zehn Jahre hinweg. Für eine weitere dezentrale Anlage umweltge-
rechter Energieerzeugung konnten 2009 die letzten Weichen gestellt werden. Im März erhielt die geplante Holzverschwe- lungsanlage im 15 Kilometer südlich Ulms gelegenen Senden die behördliche Geneh- migung. Im Oktober fasste der SWU-Auf- sichtsrat den Baubeschluss für das auf 33 Millionen Euro veranschlagte Projekt. Der Bau hat mittlerweile begonnen. Mit der Holzverschwelung wagt sich die SWU auf Neuland. Diese Technik wird in Deutsch- land erstmals angewandt werden, um ein größeres Wärmenetz aufzubauen. In Kraft- Wärme-Kopplung sollen pro Jahr über 40 Millionen Kilowattstunden Strom und 36 Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugt werden, einzig auf der Basis von unbehan- deltem Holz. Das ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit.
Das war 2009
Mit neuen Kraftwerken die Energiewende vorantreiben
Die Rikscha: Eine Erfindung, die aus Japan stammt.
Heute sehen wir die muskelbetriebenen Fahrzeuge vermehrt in den Metropolen Europas. Und auch in Ulm/Neu-Ulm wurden sie schon gesichtet.
9 Das war 2009
Diese Beispiele zeigen: Die SWU reinves- tiert. Zum doppelten Wohl: Umwelt und Wirtschaft profitieren gleichermaßen. Über 60 Millionen Euro steckt die SWU in die genannten Projekte dezentraler und ökolo- gischer Energiegewinnung. Der Löwenan- teil der Investitionen fließt über Aufträge in die regionale Wirtschaft und erhält dort Arbeitsplätze. Um diese Doppelrolle – Wirt- schaftsfaktor und Motor der Nachhaltigkeit – spielen zu können, brauchen Stadtwerke
vor allem eines: möglichst große Unabhän- gigkeit. Unabhängigkeit insbesondere von den großen Konzernen, die hierzulande den Energiesektor unter sich aufgeteilt ha- ben, in der Erzeugung wie in der Verteilung von Energie. Autonomie gewinnen will die SWU in beiden Bereichen. Darum hat sich das Unternehmen früh dem Wettbewerb um die Netze gestellt. Mit Erfolg: Im De- zember 2009 entschieden die Ratsgremien zweier weiterer Gemeinden, den Betrieb
der Stromnetze an die SWU zu vergeben.
In den Neu-Ulmer Nachbargemeinden Ner- singen und Elchingen geht die Konzession im Februar 2010 beziehungsweise Januar 2011 auf die Stadtwerke-Tochtergesell- schaft SWU Netze über. Neun Netzkonzes- sionen hat die SWU seit 2006 hinzugewon- nen und keine einzige verloren. Die Region setzt auf die SWU. Wenn es einen Trend zur Rekommunalisierung gibt, dann hat ihn die SWU mit angestoßen.
Die Region setzt auf „ihre“ SWU
10 Das war 2009
Diese Beispiele zeigen: Städte und Gemein- den wollen (wieder) selbst bestimmen, wie ihre Bürger mit Energie versorgt werden.
Sie begreifen zunehmend, dass unabhän- gige kommunale Unternehmen dafür ein verlässliches Pfand sind. Wo nicht die Ma- ximierung der Gewinne und die Interessen von Aktionären im Vordergrund stehen, hat grüne Energie die besseren Chancen. Der Verkauf von Stadtwerken, ganz oder in Tei- len, als Heilsbringer in den Anfangsjahren der Marktöffnung gefeiert, hat die Kasse mancher Gemeinde zunächst zwar einma-
lig aufgebessert, langfristig aber nicht zum Ziel geführt. Regionale Marktanteile flos- sen im großen Stil den mächtigen Konzer- nen zu. Die Privatisierungswelle betonierte deren Macht, ein wettbewerbsfeindliches Oligopol wuchs heran. Die Konzerne be- kamen freie Hand in den Städten, die als Minderheiten-Gesellschafter stark an Ein- fluss eingebüßt, wenn nicht ganz verloren hatten. Doch das Umdenken hat begonnen.
Stuttgart will sein Trinkwassernetz zurück- kaufen. Hamburg gründete eine Hamburg Energie GmbH. Stadtwerke schließen sich
zu Verbünden zusammen. Ist der Verbund stark genug, kann er den Branchenriesen Paroli bieten. Wie im Herbst 2009, als ein Stadtwerke-Konsortium die Thüga über- nahm. Die ehemalige E.ON-Tochter hält die Beteiligungen an fast hundert kommunalen Unternehmen, die sie im Laufe der Jahre erworben hatte. Es ist ein Umdenken im Gang, ermutigt durch staatliches Handeln.
Das Bundeskartellamt hält die Abtrennung der Thüga von E.ON für einen „wichtigen Beitrag zur Schaffung wettbewerblicher Strukturen im Energiesektor“.
Kommunal ist wieder „in“
11 Das war 2009
3 – 3 – 3. Diese schlichte Formel beschreibt den Verlauf der SWU-Gaspreise in den letz- ten Jahren. Drei Preissenkungen gingen 2007 den drei Erhöhungen im „verrückten“
Jahr 2008 voraus. Als im Spätsommer 2008 der bis dahin an den Rohstoffbörsen über die Maßen hochgetriebene Ölpreis zu fallen begann, läutete das den kaum für möglich gehaltenen Preissturz auch von Gas ein.
Dreimal wiederum konnte die SWU im Jahr 2009 ihren Gaspreis senken, dank zurück- gehender Bezugspreise. In Summe erreich- ten die Senkungen fast 30 Prozent – und drückten die SWU-Gaspreise sogar deutlich unter das Niveau von 2007.
Für den Nahverkehrszweig der Stadtwer- ke war 2009 das Jahr der Schiene. Die um beinahe fünf Kilometer in den Stadtteil Bö- fingen verlängerte Strecke der einzigen Ul- mer Straßenbahnlinie ging wie geplant im März in Betrieb – und wurde von der Be- völkerung gefeiert. Die Straßenbahn hat in Böfingen die vier meistfrequentierten Hal- testellen vom Bus übernommen und wird überaus rege angenommen. Die Wagen sind auch außerhalb der Berufszeit sehr gut besetzt, stärker als zuvor die Buslinie (die verkürzt werden konnte). Fahrgäste sind offenkundig nicht nur umgestiegen vom Bus in die Tram, sondern es konnten viele Neu-Fahrgäste gewonnen werden.
Die Schienenverlängerung trifft den Nerv
der Zeit: Die Städte Ulm und Neu-Ulm haben der SWU Verkehr den Auftrag erteilt, zwei Schienen-Neubaustrecken untersu- chen zu lassen: Die eine soll zur Ulmer Wissenschaftsstadt führen (wo Universität, Forschungsinstitute, Kliniken, Hightech- Unternehmen angesiedelt sind), eine zwei- te über die Donau hinüber nach Neu-Ulm (wie es vor dem Krieg einmal war). Die Machbarkeitsstudien laufen. Ende 2010 soll die „Standardisierte Bewertung“ fertig sein. Das wäre Grundlage für alle weiteren Entscheidungen, unter anderem in der zen- tralen Frage, ob die Erweiterung des inner- städtischen Schienennetzes auf Zuschüsse hoffen kann.
Gaspreise
fahren Achterbahn
Mit Erdgas fahren. Warum? Erdgas hat einen hohen Energiegehalt und verbrennt sehr sauber.
Der Schadstoffausstoß ist im Vergleich zu Diesel- oder Benzinfahrzeugen deutlich geringer.
Nahverkehr setzte
2009 auf die Schiene
12 Das war 2009
Die Schiene ist für die SWU Verkehr seit 2009 erstmals auch ein Thema außerhalb der Stadt. Nicht in der Rolle als Betreiberin einer möglichen regionalen S-Bahn-Linie, sondern als Infrastrukturunternehmen. Im Juli übernahm die SWU Verkehr die Regie für die knapp neun Kilometer lange Ei- senbahnstrecke zwischen den bayerischen Städten Senden und Weißenhorn südlich Ulms. Gleise und Anlagen waren von der Deutschen Bahn AG zum Verkauf ausge- schrieben worden. Die SWU setzte sich durch und unterschrieb zunächst einen Pachtvertrag, als Vorstufe zum endgültigen
Erwerb. Die Stadtwerke sichern mit ihrer Unterschrift den Erhalt einer Trasse, die für die Verbesserung des regionalen Nah- verkehrsnetzes wertvoll sein wird. Ende der Sechzigerjahre war die Strecke für den Personenverkehr stillgelegt worden und seither nur noch für einige wenige Güter- züge da. Das soll sich ändern. Der Land- kreis Neu-Ulm und der Regionalverband Donau-Iller führen Gespräche mit dem Freistaat Bayern darüber, wie und wann die Personenzüge wieder rollen können.
Sie sollen von Senden aus bis ins Oberzen- trum Ulm/Neu-Ulm durchfahren. Das wäre
eine einmalige Chance für Pendler und für die Region eine Chance, aktiv Klimapolitik zu betreiben. Es laufen technische Vorpla- nungen: Wie muss die Strecke fit gemacht werden für die modernen Personenzüge?
Wie lassen sich die Verkehrsleistungen näher beschreiben, im Vorgriff auf eine Ausschreibung? Um welche Kosten geht es? In dem Szenario fungiert die SWU Verkehr als reines Infrastrukturunterneh- men. Trassen-Entgelte decken den Unter- halt von Gleisen und Gleisanlagen. An Ausschreibungen für Schienenverkehrs- leistungen wird sich das Unternehmen dagegen nicht beteiligen.
Intelligente Logistik ist ein wichtiger Baustein eines nachhaltigen Güterverkehrs.
13 Das war 2009
14 Handel und Belieferung
Handel und Belieferung
Nachdem die Energie-Großhandelspreise im Juni/Juli 2008 weltweit einen historisch zu nennenden Höhepunkt erreicht hatten, stürzten sie bis zum Jahresende 2008 auf das Niveau von 2005 ab. Im Jahr 2009 be- wegten sich die Handelspreise eher mode- rat. Nach generellen Aufwärtstendenzen im ersten Quartal setzte bei den Strom- und Gas-Handelspreisen etwa ab der Jahres- mitte erneut eine leichte, aber konstante Abwärtsbewegung ein. Die Erdöl-Großhan- delspreise hingegen stiegen über das Jahr hinweg wieder an.
Das Auf und Ab der Handelspreise verspür- te vor allem der Erdgaskunde. Das ist eine Folge der existierenden Preiskopplungsme- chanismen. Als im Spätsommer 2008 der an den Börsen überhitzte Ölpreis zu fallen begann, folgte der Gaspreis nach unten, wie gewohnt zeitversetzt. Dreimal konnte die SWU 2009 ihren Gaspreis senken, dank zurückgehender Bezugspreise. In Summe erreichten die Senkungen gut 30 Prozent – und drückten die SWU-Gaspreise sogar noch unter den Stand von 2007.
Was den SWU-Absatz von Strom und Gas angeht, führte die Wirtschaftskrise zu teilweise erheblichen Rückgängen, ins- besondere bei industriellen Kunden. Ab- satzdämpfend wirkten überdies die aus den Klimaschutz-Aktivitäten und -Beschlüs-
sen resultierenden Bemühungen, Energie einzusparen und effizient einzusetzen. In Summe waren die Energieverbräuche im Jahr 2009 gegenüber den Vorjahren klar rückläufig.
Erneut war die Gesetzgebung zur Förde- rung regenerativer Energieerzeugung für den Stromvertrieb ein erheblicher Risiko- faktor. Ab 2010 ändert sich das Verfahren in der Weise, dass die aus dem Erneuer- bare-Energien-Gesetz (EEG) resultierenden Belastungen für die Versorgungsunter- nehmen besser zu kalkulieren sind. 2009 jedoch blieb es noch beim alten Verfah- ren. Es prognostiziert Einspeisemengen und Umlagesätze und führte deshalb, bei der starken Zunahme der EEG-Mengen, zu Nachberechnungen.
2009 begann die erste Phase der Anreiz- regulierung der Netzentgelte für Strom und Gas. Entgegen den Ankündigungen aus Politik und Verwaltung waren dadurch keine flächendeckend sinkenden Transport- preise zu erkennen. Im Gegenteil. Teilweise waren deutliche, mitunter rückwirkende Anhebungen der Netzentgelte gerade auf der überregionalen Transportebene zu ver- kraften. Die daraus resultierenden Belas- tungen konnten insbesondere im Bereich der nicht-leistungsgemessenen Kunden nur mit Verzögerung in die Preise einbe- zogen werden.
Der Preiswettbewerb im Strommarkt ließ 2009 kaum nach. Das im Laufe des Jahres entwickelte Vertriebskonzept zeigte aber erste Erfolge in der Marktbearbeitung. So konnte die Strom-Absatzmenge im SWU- Netz gegen den Trend um 5,6 Prozent ge- steigert werden. Insgesamt jedoch ließen sich die krisen- und wettbewerbsbedingten Rückgänge der Absatzmengen nicht in vol- ler Höhe kompensieren. Die insgesamt an Endkunden verkaufte Strommenge sank um 6,7 Prozent. Das Geschäftsfeld Strom- Belieferung der SWU Energie lieferte 298 Millionen Kilowattstunden (kWh) an Kun- den im Netz der SWU Netze GmbH, und das Geschäftsfeld Energie- und Dienstleis- tungsvertrieb der SWU Vertrieb 659 Milli- onen kWh im gesamten Vertriebsgebiet.
Außerdem vermarktet die SWU Vertrieb GmbH die Strommengen, die durch die Muttergesellschaft SWU Energie erzeugt werden. Vermarktet wurden 2009 rund 468 Millionen kWh. Dabei handelte es sich im Wesentlichen um den SWU-Anteil an der Produktion des Gas- und Dampfturbinen- kraftwerks in Hamm-Uentrop. Durch den Verfall der Großhandelspreise waren die Vermarktungserlöse jedoch geringer als er- wartet. Dagegen konnte der Energiehandel bei der Beschaffung für den SWU-Vertrieb von den fallenden Preisen profitieren und den Vermarktungsverlust mehr als kom- pensieren.
Auf und Ab der Handelspreise trifft vor allem Erdgaskunden
15 Handel und Belieferung
Auch im Erdgasmarkt verschärfte sich der Wettbewerb. Die Weltwirtschaftskri- se schwächte die Nachfrage seitens der Industriekunden ab. Das führte zu einem Überangebot am Markt, senkte die Preise für die kurzfristige Beschaffung und heizte den Wettbewerb an. Wirtschaftskrise, Kun- denverluste und Bemühungen um Energie- einsparung verringerten die Absatzmengen um 6,8 Prozent auf rund 1,9 Milliarden kWh. Trotz der Wettbewerber-Aktivitäten konnten die wesentlichen Großkunden aber gehalten werden. Ab Oktober 2009 wurden erstmals Kunden außerhalb des bisherigen SWU-Netzgebietes mit Gas beliefert.
Die Trinkwasser-Belieferung fiel mit 10,1 Millionen Kubikmeter um 2,3 Prozent niedriger aus als im Vorjahr. Das ist im Wesentlichen mit dem allgemeinen Trend zum sparsamen Umgang mit Wasser zu erklären.
Der Fernwärme-Absatz stieg um 2,8 Prozent auf rund 55 Millionen kWh. Der Mehrabsatz aus Neuanschlüssen konnte Änderungen im Verbraucherverhalten, zum Beispiel bessere Wärmedämmung und stärkere Nutzung regenerativer Wärme- quellen, ausgleichen.
Handel und Belieferung 2009 2008
Stromverkauf an Endkunden
SWU Energie im Netz der SWU Netze GmbH Mio. kWh 298 300
SWU Vertrieb GmbH in mehreren Netzen Mio. kWh 659 726
Gesamt Mio. kWh 957 1.026
Stromverkauf
im Großhandel Mio. kWh 468 466
Erdgasverkauf
an Haushaltskunden Mio. kWh 770 802
an Sondervertragskunden Mio. kWh 704 804
an Beteiligungsunternehmen Mio. kWh 152 165
Eigenbedarf Mio. kWh 254 246
Gesamt Mio. kWh 1.880 2.017
Fernwärmeverkauf Mio. kWh 54,7 53,2
Trinkwasserverkauf
Haushaltskunden Mio. m³ 8,5 8,8
Gewerbekunden Mio. m³ 1,4 1,3
Gesamt Mio. m³ 9,9 10,1
16 Handel und Belieferung
Trinkwasser in Ulm/Neu-Ulm: Gutes muss nicht teuer sein
Ulmer und Neu-Ulmer kommen beim Trink- wasser gut weg. 296 Euro bezahlte 2009 eine vierköpfige Familie im Jahr, bei einem Bedarf von 150 Kubikmeter (ohne Abwas- ser). Das sind nicht einmal zwei Euro pro Kubikmeter. In einem landesweiten Preis- vergleich, veröffentlicht Ende Juni 2009 vom Stuttgarter Wirtschaftsministerium, belegte die SWU Energie Rang 17. Sie ge- hört damit zu den günstigsten in einer Ta- belle, die 76 Versorger auflistete. Im Schnitt bezahlte ein Haushalt in Baden-Württem- berg 2,26 Euro je Kubikmeter (Grund- und Arbeitspreis zusammengefasst). Die SWU Energie lag mit 1,97 Euro klar darunter.
Das Ulm/Neu-Ulmer Wasser zählt nicht nur zu den preisgünstigsten im Land, sondern auch zu den besten. Die regelmäßigen Analysen unabhängiger Labors bestätigen das. Gutes für wenig Geld also.
Wofür bezahlt der Wasserkunde?
So unterschiedlich die Preise, so unter- schiedlich die Versorgungsstrukturen. So muss man die Schere zwischen „güns- tigen“ und „teuren“ Versorgern in der Ver-gleichs tabelle erklären. Regionale Topo grafie, Siedlungsstrukturen und An- schlussdichte zählen zu den wichtigsten Preisfaktoren – und lassen sich vom Wasserwerk nicht beeinflussen. Preisunter- schiede entstehen, wenn etwa schwierige landschaftliche Gegebenheiten die Was- serförderung erschweren. Oder wenn vorwiegend ländliche Regionen mit nur wenigen Anschlüssen beliefert werden.
In Ballungsräumen ist die Versorgung tendenziell günstiger. Dass sich die SWU in der Preistabelle so gut platzieren konnte, ist vor allem zwei Faktoren zu verdanken:
dem hohen Automatisierungsgrad in der Wassersparte und der spartenübergreifen- den Netzpflege: Wasserleitungen können sehr oft zusammen mit Energieleitungen verlegt werden.
Der Verbraucher will sauberes, qualitativ einwandfreies Frischwasser und er will es rund um die Uhr in ausreichender Menge.
Das heißt: Der Kunde bezahlt in erster Linie dafür, dass sein Wasserwerk die Infra- struktur aufbaut und unterhält: Brunnen, Pumpen, Leitungen, Druckerhöhungsan- lagen, Quali tätskontrollen im Wasserlabor.
Die Ressource Wasser macht nur einen kleinen Teil der Versorgungskosten aus, etwa ein Fünftel. Dem gegenüber steht der Fixkosten-Anteil von 80 Prozent: Netze und Anlagen müssen in Schuss gehalten, Fach- personal muss bezahlt werden. Diese Fix- kosten richten sich nicht nach der verkauf- ten Wassermenge. Doch in der Wasserpreis- gestaltung findet sich der hohe Fixkos- ten-Anteil in aller Regel nicht wieder: Der Preis für die gelieferten Kubikmeter macht den Löwenanteil des Wasserzinses aus.
Garantiert höchste Mobilität: die muskelbetriebene Sackkarre.
18 Produktion
19 Produktion
Was die Stromerzeugung angeht, verfolgt die SWU seit mehreren Jahren die Strategie, die Kapazitäten deutlich zu erweitern. Die Stadtwerke wollen die gesamte Wertschöp- fungskette nutzen, von der Erzeugung bis zum Verkauf. Den Bau oder Ausbau ent- sprechender Kraftwerke betreibt die SWU in der Region und außerhalb, mit eigenen Anlagen und durch Beteiligungen an grö- ßeren Kraftwerken. Auf diesem Weg ist das Unternehmen 2009 ein großes Stück vorangekommen. Ein Projekt wurde voll- endet, für ein zweites wurden die Aufträge vergeben.
Im Oktober 2009 nahmen die SWU und ihr Partner, die Einsiedler-Gruppe (Egelsee bei Memmingen), das Wasserkraftwerk an der Main-Staustufe Mainz-Kostheim in Betrieb.
Rund 21 Millionen Euro investierten die in einer Betreibergesellschaft zusammenge- schlossenen Partner. Die SWU ist mit 70 Prozent beteiligt. Das Kraftwerk, einer der wenigen Neubauten in Deutschland in den letzten zehn Jahren, kann mit seiner
„Ernte“ von jährlich 18,5 Millionen Kilo- wattstunden emissionsfreien Stroms eine Kleinstadt versorgen. Erzeugt wird der Strom aus dem Main durch zwei Kaplan- Pit-Rohrturbinen. Dank eines neuartigen Getriebes kann die Turbine in der optimalen Drehzahl arbeiten. Dieses Hydrive-Getriebe von Voith, sonst eher in Windkraftanlagen verwendet, optimiert die Stromerzeugung.
Die Inbetriebnahme des Main-Wasserkraft- werks unterstreicht den Anspruch der SWU auf Nachhaltigkeit. Ziel ist es, dass bis Mitte des Jahrzehnts ein Viertel des selbst erzeugten Stroms aus erneuerbaren Quel- len verschiedenster Art gewonnen wird:
Biomasse, Windkraft, Photovoltaik und eben Wasserkraft. So soll beispielsweise die Kapazität des Donau-Wasserkraftwerks Böfinger Halde besser ausgeschöpft wer- den. Dazu verfolgt die SWU seit 2007 das Projekt, den Wasserspiegel im Stauraum dynamisch um bis zu 50 Zentimeter an- zuheben. Damit ließe sich die Jahreser- zeugung um 4,4 Millionen kWh oder rund zehn Prozent erhöhen. Im Februar 2010 er- teilte das Landratsamt Neu-Ulm die Geneh- migung im Rahmen der Planfeststellung.
Im Vorgriff darauf hatte die SWU das Drai- nage-System auf der Neu-Ulmer Uferseite fertiggestellt. Dieses Entwässerungssystem mit drei Brunnen hält den Grundwasser- spiegel trotz Stauerhöhung stabil. Stellen- weise wird der Grundwasserpegel sogar um bis zu 20 Zentimeter zurückgehen. Als zusätzliche Sicherungsmaßnahme muss auf der Ulmer Seite der Fuß- und Radweg entlang der Donau auf einer Länge von 1,6 Kilometern höher gelegt werden.
Diese Arbeiten werden voraussichtlich im Sommer 2010 abgeschlossen sein.
Produktion
Kraftwerksneubau am Main
liefert sauberen Strom für eine Kleinstadt
Eine Trendwende im Güterverkehr: Noch vor wenigen Jahren war für viele Unternehmen „das Lager die Straße“, da die Transportleistungen auf der Straße für die Auftraggeber sehr billig waren. Ein Umdenken findet statt. Der beste Beweis: Die Zentrale Materialversorgung der SWU.
Ziel: Ein Viertel der Strom-
erzeugung aus Erneuerbaren
20 Produktion
Das in den nächsten Jahren wichtigste SWU-Projekt dezentraler Energieerzeugung nutzt unbehandeltes Holz als Energiequel- le. Im bayerischen Senden, einer 21.000 Einwohner großen Stadt südlich Ulms, wird bis Ende 2011 ein Heizkraftwerk mit angeschlossenem Wärmenetz entstehen.
Das Besondere: Die Anlage, seit Kurzem im Bau, verschwelt das Holz unter hohen Temperaturen. Die dadurch frei werdenden Gase sind der Brennstoff für die beiden vorgesehenen Motoren. Die SWU betritt mit dieser Technik Neuland. Denn das Prin- zip der Holzvergasung wird erstmals in Deutschland in einer kommerziellen Anlage angewandt werden. Installiert werden 5 Megawatt elektrischer und 6,4 Megawatt thermischer Leistung. Die Anlage wird pro Jahr 35,9 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom und 41,6 Millionen kWh Wärme in
einem Arbeitsgang liefern. Die Energie- quelle – Holz aus der Wald- und Land- schaftspflege – und der außerordentlich hohe Wirkungsgrad der Anlage (80 Prozent) werden die Atmosphäre entlasten. Das künftige Heizkraftwerk spart pro Jahr rund 40.000 Tonnen Kohlendioxid ein gegen - über einer vergleichbaren erdgasbefeuer ten Anlage. Eine rund 6 Kilometer lange Ver- bindungsleitung wird das neue Sendener
Fernwärmenetz mit dem bestehenden Netz im Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfeld kop- peln. Dadurch ergänzen sich die beiden Fernwärme-Standorte. Das technisch inno- vative und energieeffiziente Projekt findet große Beachtung. Der Fördertopf „Nach- wachsende Rohstoffe“ stellt 6,6 Millionen Euro aus Bundesmitteln zur Verfügung.
Das Projekt ist auf 33 Millionen Euro ver- anschlagt. Es unterstreicht, dass die SWU ihre regionale Verantwortung ernst nimmt.
Und es liefert ein Beispiel für die Rolle von Stadtwerken als unverzichtbare Akteure in der Umwelt- und Klimapolitik.
Holzgas-Heizkraftwerk Senden: Stadtwerke tragen die Klimapolitik
21 Produktion
Außerhalb Ulms ist die SWU an vier größeren Kraftwerksprojekten beteiligt.
Das Gas- und Dampfturbinenkraftwerk Hamm-Uentrop (Nordrhein-Westfalen) lie- fert schon seit 2008 Strom (siehe Seite 22). Im Bau ist das Kohlekraftwerk Lünen, gleichfalls ein Projekt der Trianel-Gruppe.
Die SWU hält einen Leistungsanteil von 39,4 Megawatt (MW). 2009 wurde der 160 Meter hohe Kühlturm fertiggestellt.
Der Regelbetrieb soll im Herbst 2012 star- ten. Die SWU erwartet dann jährlich rund 260 Millionen Kilowattstunden Strom als Gutschrift auf ihrem Erzeugungskonto. In
Nordrhein-Westfalen befindet sich ein dritter Kraftwerksstandort. Im Chemiepark Bayer in Krefeld-Uerdingen plant die Trianel Kohlekraftwerk Krefeld Projektge- sellschaft (TKK) ein weiteres Kohlekraft- werk. In Kraft-Wärme-Kopplung soll es hocheffizient Strom und Wärme erzeugen.
Die SWU hat sich als Mitgesellschafterin in der Projektierungsgesellschaft bis zu 50 MW Leistung reserviert. Der Krefelder Stadt- rat hat dem Kraftwerksbau im Januar 2010 grundsätzlich zugestimmt. Demnächst werden die Unterlagen für das Geneh- migungsverfahren öffentlich ausgelegt.
Beteiligt ist die SWU schließlich an der Trianel Windpark Borkum GmbH & Co. KG (TWB). Die Gesellschaft plant einen Off- Shore-Windpark vor der Nordseeinsel Borkum. 80 Windräder sollen eine Gesamt- leis tung von 400 MW erbringen. Die SWU hat sich 10 MW gesichert, das entspricht 2,5 Prozent Gesellschafteranteil. Der Bau ist genehmigt. Bevor er beschlossen wer- den kann, ist die Finanzierung zu klären.
Die im Sommer 2008 unvermutet eingetre- tene Bankenkrise beeinflusst immer noch die entsprechenden Verhandlungen. Der Zeitplan indes bleibt bestehen. 2012 soll der erste, 40 Windräder umfassende Bau- abschnitt fertiggestellt sein.
Erzeugungskapazitäten in Nordrhein-Westfalen und in der Nordsee
22 Produktion
Stromproduktion litt 2009 unter dem Preiseinbruch
Die Stromerzeugung in den sieben eige- nen Wasserkraftwerken erhöhte sich leicht auf nahezu 95 Millionen Kilowattstunden (kWh). Die große Photovoltaikanlage in Neu-Ulm speiste in ihrem ersten Betriebs- jahr 2,5 Millionen kWh Strom ins Netz ein.
Die gesamte Stromproduktion aus eige- nen regionalen Anlagen überstieg mit 153 Millionen kWh leicht den Vorjahreswert.
Deutlich unter dem Vorjahresniveau blieb dagegen die Produktion aus Kraftwerks- beteiligungen. Das Gas- und Dampfturbi- nenkraftwerk in Hamm, die für die SWU wichtigste dieser Produktionsstätten, litt 2009 unter dem Verfall der Erzeugerpreise.
Die auf dem Großmarkt zu erzielenden Ver- kaufspreise deckten kaum die Erzeugungs- kosten. Um die Verluste zu begrenzen, beschlossen die Gesellschafter, die Produk- tion zu drosseln. So floss mit 233 Milli- onen kWh 2009 nur etwa die Hälfte der Vorjahresmenge auf das SWU-Stromkonto.
Unter dem Strich erreichte die gesamte Stromerzeugung (eigene Anlagen plus Be- teiligungen) 429 Millionen kWh, das waren 30 Prozent weniger als 2008.
Wärme
Durch Nachverdichtungen konnte die SWU Energie im Berichtsjahr die Zahl der mit Fernwärme versorgten Wohnungen in Neu-Ulm abermals steigern (3.700). Ver- teilt wird die Wärme über ein 24,3 Kilome- ter langes Netz. Daran angeschlossen sind die Stadtteile Vorfeld, Wiley und Ludwigs- feld. Die Energie liefern das Heizkraftwerk Bradleystraße und das Heizwerk Ludwigs- feld. 2009 speisten diese Anlagen rund 59 Millionen kWh Wärme ins Netz ein, über drei Prozent mehr als im Vorjahr. Noch einmal rund sechs Millionen kWh Wärme erzeugten die übrigen SWU-Anlagen. Neu hinzu kam 2009 eine mobile Heizzentrale in Senden. Diese versorgt für eine Über- gangszeit Kunden, die ab 2012 Wärme von dem im Bau befindlichen Biomasse- Heizkraftwerk beziehen werden (siehe Seite 20).
Trinkwasser
Die Förderung in den beiden Wasserschutz- gebieten „Rote Wand“ und „Illeraue“ ging um 4,5 Prozent auf 10,7 Millionen Kubik- meter (m³) zurück. Von anderen Wasserlie- feranten, darunter der Landeswasserver- sorgung Langenau, bezog die SWU Energie 880.000 m³ (Vorjahr: 870.000 m³). Über den Wasserverbund erhielt das Neu-Ulmer Netz zirka 309.000 m³ Trinkwasser (2008:
357.000 m³).
In Blaubeuren übernahm die SWU-Betei- ligungsgesellschaft TWB Anfang 2009 die Brunnen von der Landeswasserversorgung.
Die Fördermenge wurde erheblich reduziert, da nur noch die Stadt Blaubeuren mit Teil- orten und die Albwasserversorgungsgruppe III versorgt werden. Die Trinkwasseraufbe- reitung wurde untersucht. Die Desinfektion konnte durch ein chlorfreies Verfahren, die UV-Desinfektion, modernisiert werden. Die Untersuchungen wurden vom Technologie- zentrum Wasser der Universität Karlsruhe wissenschaftlich begleitet.
23 Produktion
Produktion 2009 2008
Strom
aus eigenen Anlagen
Wasserkraftwerke Mio. kWh 94,6 91,4
Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen Mio. kWh 55,0 58,5
Photovoltaikanlagen Mio. kWh 2,5 0,2
Sonstige Kraftwerke Mio. kWh 1,2 1,2
aus Beteiligungen
GuD-Kraftwerk Hamm Mio. kWh 232,8 431,5
Wasserkraftwerk Kostheim Mio. kWh 2,1 0
Heizkraftwerk Fernwärme Ulm Mio. kWh 41,1 33,2
Gesamterzeugung Mio. kWh 429,3 616,0
Fernwärme
Heiz(kraft)werke Bradleystraße und Ludwigsfeld, Neu-Ulm Mio. kWh 58,6 56,8
Schwabenstraße, Neu-Ulm Mio. kWh 5,1 5,1
Ochsensteige, Ulm Mio. kWh 1,4 1,2
Mobile Heizzentrale Senden Mio. kWh 0,2 0
Gesamt Mio. kWh 65,3 63,1
Wärme-Leistung insgesamt MW 50,8 50
Trinkwasser Förderung
Ulm Mio. m³ 7,3 7,7
Neu-Ulm Mio. m³ 3,4 3,5
Gesamt Mio. m³ 10,7 11,2
Gewinnungsanlagen
Brunnen Anzahl 14 14
Brunnen-Förderleistung Liter/Sek. 1.117 1.117
24 Netze
25 Netze
Intermodaler, kombinierter Verkehr verbindet beim Transport von Gütern die Umweltvorteile der Bahn mit der Flexibilität des Lkw.
Strom
2009 verlegten die Bautrupps rund 30 Kilometer neue Stromleitungen. In den Erschließungsgebieten erhielten 300 neue Gebäude einen Stromanschluss. Um die gewohnte Versorgungssicherheit zu halten, wurden im bestehenden Netz 13 Kilometer Hauptleitungen und 1,6 Kilometer Haus- anschluss-Leitungen erneuert. In diesem Pensum enthalten waren Umstellungen von Freileitung auf Kabel. 99 Hausanschlüsse wurden auf Kabel umgebaut und dabei auch die Freileitungen gegen Kabel ausge- tauscht. Die Freileitungsbautrupps haben einen Kilometer Freileitungsnetze und Haus anschlüsse erneuert und verstärkt.
Weiter untersucht wurden die Möglich- keiten, Ulm und Neu-Ulm im Rahmen eines Gesamtkonzepts mit Trinkwasser zu versorgen. Die Netze der beiden Städte sollen noch mehr zusammenwachsen.
Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie sich der Netzdruck in Neu-Ulm stabi- lisieren lässt und wie die Notversorgung abgesichert werden kann. Eine weitere Vorgabe war es, im Extremfall die Stadt Senden von Neu-Ulm aus komplett mit Trinkwasser zu beliefern. Das erarbeitete Versorgungskonzept erlaubt eine langfris- tige Investitionsplanung. Erste Maßnah- men wurden 2009 realisiert. Dazu zählen die vorbereitenden Arbeiten für eine zweite Leitungsverbindung zwischen Ulm und Neu-Ulm über die Donau hinüber.
Die Trupps verlegten das Anschlussstück auf der Ulmer Seite beim sogenannten Schillersteg. Die zusätzliche Ader, die 2011 in das Neu-Ulmer Netz eingebunden werden soll, sichert die Neu-Ulmer Bevöl- kerung im Notfall noch besser ab.
Erdgas
Das Erdgasnetz vergrößerte sich um über 15 Kilometer Zubringer- und Verteilerlei- tungen. Hinzu kamen fünf Kilometer neue Leitungen für 316 Hausanschlüsse. In der Aktion „neu gegen alt“ tauschten die Bau- trupps fünf Kilometer alte Erdgasleitungen und 48 Hausanschlüsse.
Trinkwasser
Zur Versorgung neuer Wohngebiete in den Städten Ulm und Neu-Ulm verlegten die Trupps neun Kilometer neue Haupt- und Hausanschluss-Leitungen und schlossen 209 Gebäude ans Netz an. Im Rahmen der kontinuierlichen Netzpflege wurden im ge- samten Netz rund vier Kilometer Leitungen und 337 Hausanschlüsse erneuert. Über die Hälfte der erneuerten Hausanschlüsse, nämlich 211, betraf das Neu-Ulmer Netz.
Modernisiert und verstärkt wurde die Hochbehälteranlage Buchbrunnen im In- dustriegebiet Ulm-Jungingen. Die Anla- ge stellt den Anschluss an das Netz der Landeswasserversorgung (LW) Langenau sicher. Dadurch erlangt der Hochbehälter seine zentrale Rolle für die Notversorgung der Stadt. Können wegen Hochwassers die Brunnen in den Ulmer und Neu-Ulmer Wasserschutzgebieten an Donau und Iller nur wenig oder gar kein Trinkwasser för- dern, so springt der Wasserverbund mit der LW in die Bresche.
Netze
26 Netze
Seit 1. April 2009 betreibt die SWU die Netze in Herbrechtingen und Niederstot- zingen. Beide Städte liegen im Landkreis Heidenheim. In Niederstotzingen hat die SWU das Strom- und Gasnetz von der EnBW-Tochtergesellschaft ODR erworben.
In Herbrechtingen betreibt die SWU das Stromnetz als Pächterin im Auftrag der Technischen Werke Herbrechtingen GmbH (TWH). Die TWH hatte die Netzkonzession ebenfalls von der EnBW/ODR übernommen (siehe auch Seite 52).
Der Kurs der SWU, sich als unabhängiges und regional ausgerichtetes Unternehmen zu profilieren, findet auch im Wettbewerb um Netzkonzessionen seinen Ausdruck.
Die SWU spielt in diesem Wettbewerb seit Jahren eine aktive Rolle und sie war dabei auch 2009 wieder erfolgreich. Im Novem- ber votierten zwei bayerische Nachbar-
gemeinden bei der Konzessionsvergabe für die Stadtwerke. In Elchingen (9.000 Ein- wohner) und Nersingen (10.000 Einwoh- ner) wird die SWU künftig die Stromnetze betreiben. In beiden Gemeinderäten fiel die Entscheidung mit klarer Mehrheit. Im- merhin lösen die Stadtwerke alteingeses- sene Unternehmen ab. In Elchingen gehört das Stromnetz derzeit der EnBW-Tochter ODR, das Nersinger Stromnetz betreibt die zum RWE-Konzern gehörende Augsburger Lechwerke AG (LEW). Kommunale Ge- sichtspunkte, Kostenvorteile und die öko- logische Unternehmensausrichtung haben im Elchinger Gemeinderat den Ausschlag für die SWU gegeben. Wie Bürgermeister Eisenkolb im Bundesanzeiger mitteilte, bestünden zwischen seiner Gemeinde und den Städten Ulm und Neu-Ulm sehr gute Kontakte. Dass die SWU zu 100 Prozent in deren Besitz sei, garantiere die Überwa- chung der kommunalen Interessen seitens der Gesellschafter. Elchingen sei dafür, Gewinne und Investitionen in der unmittel- baren Region zu halten. Das sichere unter anderem Arbeits- und Ausbildungsplätze.
Zudem habe sich die SWU als Betreiberin des Elchinger Gasnetzes als verlässliche Partnerin erwiesen. Liege nun auch das Stromnetz in SWU-Händen, so habe das handfeste Vorteile: kurze Wege für die Bürger, Kostenersparnisse beim gebündel- ten Bau von Hausanschlüssen aller Medien und bei Erschließungs- und Sanierungs- maßnahmen. Ein weiterer Pluspunkt für die SWU sei gewesen, dass das Unterneh- men die dezentrale Energieerzeugung for- ciere und dabei umwelt- und ressourcen- schonende Technik bevorzuge. Unter den genannten Aspekten sei Elchingen „über- zeugt, für die nächsten 20 Jahre eine gute Entscheidung getroffen zu haben“.
Mit fast gleichlautenden Argumenten hat Bürgermeister Erich Winkler das Ja des Nersinger Gemeinderats zur SWU be- gründet.
Neun Netzkonzessionen hat das Unterneh- men seit 2006 hinzugewonnen, fünf für Strom und vier für Gas, und keine einzige Konzession verloren. Es hat sich für die SWU als Erfolg erwiesen, sich früh dem Wettbewerb um die Netze zu stellen.
Bei Netzkonzessionen weiter erfolgreich. Kommunen ziehen die regionale Karte.
27 Netze
Doch nicht nur in Sachen Energie arbeiten die Kommunen der Region und die SWU immer enger zusammen. 2009 betraute die Gemeinde Bernstadt die SWU Energie mit der Betriebsführung für das gemein- deeigene Trinkwassernetz. Das ist auch in Breitingen (Alb-Donau-Kreis) geplant.
Möglicherweise steckt dahinter ein Trend.
Die Gründe sind allerdings weniger versor- gungspolitischer denn praktischer Art: Die deutsche Trinkwasserverordnung stellt an die Hygiene und Netzinstandhaltung wach- sende Anforderungen, die die Gemeinden aus eigener Kraft kaum noch erfüllen kön- nen. Ein Dienstleister mit jahrzehntelanger Erfahrung wie die SWU kann da einer Ge- meinde sinnvoll Verantwortung abnehmen.
Was geschieht mit den Mehrerlösen, die ein Netzbetreiber während des Zeitraums erzielt hat, in dem die Nutzungsentgelte im Rahmen der ersten Regulierungsrunde 2006/2007 berechnet wurden? In dieser Frage hatte sich die Bundesnetzagentur (BNA) höchstrichterlich vor dem Bundes- gerichtshof durchgesetzt. Die Mehrerlöse, also die Differenz zwischen den geneh- migten und den während der Genehmi- gungsphase tatsächlich praktizierten (also zumeist höheren) Nutzungsentgelten, müs- sen bei den Unternehmen „abgeschöpft“
werden. Über die Art und Weise dieser Ab- schöpfung erzielte die SWU Einigung mit der Bonner Behörde. Die Mehrerlöse gehen zunächst in Form von abgesenkten Netz-
nutzungsentgelten an die im SWU-Netz aktiven Vertriebsgesellschaften. Davon pro fitiert zum guten Teil auch die SWU Vertrieb GmbH. Diese macht ihren Strom- kunden ein besonderes Angebot: Es sieht einen Vertrag über zweieinhalb Jahre zum
„eingefrorenen“ Verbrauchspreis (Stand 1. Januar 2010) plus einer einmaligen Prämie vor. Ganz nach dem Motto „Treue macht sich bezahlt“.
SWU ist Dienstleister für die Kommunen
„Mehrerlösabschöpfung“:
SWU einigt sich mit dem
Bundeskartellamt
28 Netze
Im Laufe des Jahres 2009 wurden in Ulm und Neu-Ulm 775 Wohnungen neu ans Breit- bandkabelnetz angeschlossen. Dazu wur- den rund 14 Kilometer neue BK-Leitungen verlegt (einschließlich Hausanschlüssen).
Ferner konnte SWU TeleNet Kunden für Telefon- und Internetanschlüsse gewinnen.
Insgesamt versorgt das Unternehmen rund 950 Kunden über das Breitbandkabel und über das funkgestützte DSL-Netz. Der An- schluss weiterer Ortschaften an das Funk- DSL-Netz ist allerdings nicht geplant. Denn in den Ulmer und Neu-Ulmer Stadtteilen soll in den nächsten Jahren, wie erwähnt, VDSL-Technologie (Internet bis 50 Mbit/s) über das Glasfasernetz angeboten werden.
Die Tochtergesellschaft SWU TeleNet ver- marktet die Telekommunikationsnetze der SWU Energie. Für den Anschluss neuer Kunden verlegten die Trupps 2009 rund zehn Kilometer Glasfaserkabel. Das von der SWU TeleNet genutzte Glasfasernetz ist damit auf 254 Kilometer angewachsen.
Das Netz ist zum allergrößten Teil im Ei- gentum der Stadtwerke. Der Ausbau wurde im Wesentlichen veranlasst durch die Ak- tivitäten im Breitbandkabelnetz und durch Aufträge von Carriern und gewerblichen Kunden.
Das SWU-Glasfasernetz wird sich in den nächsten Jahren stark in die Peripherie aus- dehnen. Das beschlossene Konzept sieht vor, bis zum Jahr 2012 vierzehn Stadtteile Ulms und Neu-Ulms an das Hochleistungs- datennetz anzuschließen. Rund 50 Kilo- meter Glasfaserstrecken sollen zugebaut werden. Dann wird das oft beklagte Stadt- Land-Gefälle bei der Versorgung mit DSL zumindest im Stadtgebiet Ulm/Neu-Ulm beseitigt sein. Mit Glasfaser fährt SWU TeleNet entweder die Straßenverteiler der deutschen Telekom an und erschließt die
„letzte Meile“ bis zum Haus des Kunden mit herkömmlichen Kupferkabeln. Oder das TeleNet-Glasfaserkabel führt ohne Umwege direkt ins Haus („fibre to the home“), so wie es im Baugebiet „Unter dem Hart“ in Ulm-Jungingen geplant ist.
Dort beginnt die Erschließung Mitte 2010.
Rund sieben Millionen Euro Investitionen sind für das ehrgeizige Bauprogramm ein- geplant. Der Aufwand lohnt sich aus ver- schiedenen Gründen. Das Glasfasernetz ist ein entscheidender Faktor. Zum einen, um eigene Telekommunikationsdienste anbie- ten zu können. Oder um die Infrastruktur an andere Carrier zu vermieten oder mit ihnen Kooperationen einzugehen. Zudem verfolgen die Stadtwerke besondere In- teressen. Stichwort „Smart Meter“: Der kommende elektronische Energiezähler mit der Möglichkeit, Stromtarife weiter zu differenzieren, benötigt leistungsfähige Telekommunikationsnetze (siehe auch Kapitel „Dienstleistungen“, Seite 34). Da relativieren sich die Anfangsinvestitionen schneller, zumal Glasfasern zusammen mit Strom-, Gas- und Wasserleitungen verlegt werden. Die gebündelte Verlegung inner- halb des Stadtwerke-Konzerns dämpft die Kosten, ist ein typischer Synergie-Effekt.
Wo Glasfasern nicht sofort im selben Graben verbaut werden, verlegen die Kol- legen vom SWU-Netzbau vorausschauend Leerrohre, in die die Glasfaserbündel bei späterem Bedarf schnell eingezogen wer- den können. Last, but not least: Die Städte Ulm und Neu-Ulm als SWU-Gesellschafter haben großes Interesse am Ausbau der TK- Infrastruktur. Das macht das Oberzentrum attraktiver, für (Neu-)Bürger und Inves- toren. Eine leistungsfähige Glasfaserver- bindung wird das entscheidende Standort- Argument des 21. Jahrhunderts sein.
Schnell auf Draht – auch auf dem Land
Breitbandkabel:
Standort-Argument des
21. Jahrhunderts
29 Netze
Netze 2009 2008
Strom
Verteilte Menge Mio. kWh 1.376 1.336
Verteilnetz
Netzlänge insgesamt km 2.896 2.589
davon
110 kV km 22 22
10 kV km 1.176 1.088
1 kV km 1.698 1.479
Schaltschränke Anzahl 2.719 2.430
Hausanschlüsse Anzahl 49.771 44.127
Zähler Anzahl 135.528 124.228
Umspannung
Umspannwerke Anzahl 7 7
Trafostationen Anzahl 974 861
Kundeneigene Trafostationen Anzahl 490 450
Transformatoren Anzahl 1.026 945
Kundeneigene Transformatoren Anzahl 845 840
Leistung der SWU-Trafos MVA 533 505
Leistung der kundeneigenen Trafos MVA 629 596
Die Neustrukturierung des Glasfasernetzes unter dem Titel NGN (Next-Generation- Network), mit der das Netz modernisiert und optimiert wird, wurde 2008 begonnen.
Im Geschäftsjahr 2009 wurden weitere Knoten aufgeschaltet und das Netzwerk- managementsystem in Betrieb genommen.
Die gemeinsam mit der R-KOM Regensbur- ger Telekommunikationsgesellschaft mbH
& Co. KG und der komro Gesellschaft für Telekommunikation mbH (Rosenheim) ge- gründete G-FIT GmbH & Co. KG (Sitz in Regensburg) hat bereits 2009, zwei Jahre nach ihrer Gründung, ein positives Ergeb- nis erwirtschaftet. Zwischenzeitlich haben
sieben kommunale Versorger Interesse an der Nutzung der Telefonie-Plattform der G-FIT oder sind bereits Kunden. G-FIT ver- sorgt die städtische Ulmer Telefonanlage.
Dadurch konnte die Stadt rund 60.000 Euro Gebühren einsparen. An der G-FIT ist die SWU TeleNet zu 33 Prozent beteiligt.
30 Netze
Ein noch ungewohntes Fortbewegungs- und Trans- portmittel: Der Airport Scooter. Der Strom kommt aus einer Brennstoffzelle, speziell für den Scooter gebaut von der Ulmer Brennstoffzellen-Manufaktur.
Netze 2009 2008
Erdgas
Verteilte Menge Mio. kWh 1.998 1.949
Netz
Leitungslänge km 1.012 888
Hausanschlüsse Anzahl 25.891 21.876
Zähler Anzahl 33.094 28.902
Druckregelung
Übernahmestationen Anzahl 12 8
Reglerstationen Anzahl 65 58
Kundeneigene Reglerstationen Anzahl 54 48
Fernwärme
Verteilte Menge Mio. kWh 54,7 53,2
Verteilnetz km 24,4 22,9
Hausanschlüsse Anzahl 755 703
Zähler Anzahl 1.529 1.412
Trinkwasser Verteilte Menge
Ulm Mio. m³ 8,0 8,2
Neu-Ulm Mio. m³ 3,7 3,9
Gesamt Mio. m³ 11,7 12,1
Netzlänge km 764 759
Hausanschlüsse Anzahl 31.010 30.837
Zähler Anzahl 31.937 31.819
Speicheranlagen
Behälter Anzahl 8 9
Speicherraum m3 40.702 40.752
31 Netze
32 Dienstleistungen
Wärmedienstleistungen (WDL) sind seit Jahren ein gefragter „Artikel“ in der SWU-Angebotspalette. Die Nachfrage nach Heizanlagen, die Wärme „aus einer Hand“ nach dem Contracting-Modell liefern, hat erneut zugenommen. Ende 2009 betreute das Geschäftsfeld WDL 235 Anlagen, zwölf mehr als im Jahr davor. Die Wärmeabgabe stieg allerdings nur um rund 1 Million Kilowattstunden oder 1,7 Prozent. Es fehlten die Mengen einer großen Anlage, die aufgrund einer Gebäudesanierung nur mit eingeschränkter Leistung betrieben werden konnte. Die WDL-Anlagen verteilen sich auf Standorte in der ganzen Region. Kunden sind Indus- trie- und Gewerbebetriebe, die Immobilien- wirtschaft und kommunale Einrichtungen.
Die SWU-Fachleute bieten kompetente Unterstützung, vom ersten Entwurf über die Ausführungsplanung bis hin zum Bau und Betrieb. „Komplett-Wärme“ nennt sich dieses Angebot. Von der Planung der Heizanlage bis hin zum Betrieb und zur Überwachung ist alles inbegriffen. Kon- zeptionell sticht die vielfältige Kombina- tion der Techniken hervor, zum Beispiel die Integration von Solarkollektoren oder der Einsatz von Holzpellets als Brennstoff.
WDL-Kunden schätzen den 24-Stunden- Überwachungsservice, sichergestellt durch die zentrale Netzleitstelle der SWU. Der Bereitschaftsdienst hält sogar mobile Heiz- zentralen bereit, sollte eine Störung einmal nicht sofort behoben werden können.
Die Wärmeversorgung ist im Umbruch be- griffen. Dieser macht sich am deutlichsten in Neubaugebieten bemerkbar. Gesetzge- ber und Kommunen wollen durch höhere Anforderungen die Energie-Effizienz ver- bessern (Energie-Einsparverordnung 2009, Ulmer Energiestandard, Erneuerbare- Energien-Wärmegesetz). In der Wärme- versorgung von Häusern, ob Neubau oder Sanierung, sind neue Konzepte gefragt.
Das gilt ebenso für die dezentralen Wär- meanlagen mit angeschlossenen Netzen.
Die dabei angewandten Techniken wer- den vielfältiger. Die SWU bietet dank ihres Erfahrungsschatzes in technischen Dienst- leistungen Unterstützung, vom Entwurf über die Planung bis hin zur Realisierung und zum Betrieb solcher Nah- und Fern- wärmenetze.
Dienstleistungen
Nachhaltiger Betrieb, das wird immer mehr zum Maßstab auch in der Straßenbeleuch- tung. Die EU untersagt den Verkauf von Quecksilberdampflampen ab 2011. Den Kommunen wird zwar eine Übergangsfrist eingeräumt, jedoch wird es wohl bereits ab 2012 zu Engpässen bei der Beschaffung von Quecksilberdampflampen kommen.
Zahlreiche Wettbewerbe und Förderpro- gramme auf Bundes- und Landesebene unterstreichen den Willen, auch bei Stra- ßenlaternen den Klimaschutz zu beachten.
Wirtschaftliche Gesichtspunkte dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden.
Die SWU unterstützt die Kommunen bei dieser Aufgabe, zum Beispiel mit Licht- Contracting. Das ist ein geeignetes Modell, um dem steigenden Finanzbedarf bei der Modernisierung der Straßenbeleuchtung Rechnung zu tragen.
... auch in der Straßenbeleuchtung Wärmenetze:
Energie-Effizienz stellt
neue Aufgaben
33 Dienstleistungen
Aufgrund der seit Jahren steigenden Nach- frage nach „Erdgas im Tank“ hat die SWU ihre öffentliche Tankstelle erweitert. Im November 2009 erhielt die Station an der Bundesstraße 10 eine Doppelzapfsäule.
Dort wurden 2009 im monatlichen Schnitt rund 25.000 Kilogramm Erdgas getankt.
Das war viermal so viel wie im Eröffnungs- jahr 2003. Die Erweiterung sichert die Ver- sorgung auch im Fall von Störungen besser ab. Auch der Service wurde verbessert. Die Tankrechnung kann an der neuen Zapfsäu- le mit der Kundenkarte „SWU Schwaben- Card“ bargeldlos beglichen werden.
Energieberatungsdienstleistungen liegen nach wie vor stark im Trend. Dafür gibt es in Ulm eine neue, breitere Basis. Architekten, Bauingenieure und Bauplaner bilden seit 2008 zusammen mit den SWU-Fachleuten ein regionales Beratungsnetzwerk. Es zählt derzeit dreizehn Mitglieder und firmiert unter dem Namen „Die EnergieBerater“.
Die Zusammenarbeit unter den Partnern hat sich gut fortentwickelt. Das Netzwerk zeigt seine Stärke da, wo Energiesparmaß- nahmen unterschiedlicher Art ineinander- greifen müssen, um Einsparpotenziale voll auszuschöpfen. Die SWU ist außerdem Mitglied der „Regionalen Energieagentur Ulm“. Der interdisziplinär ausgerichteten Energieberatung gehört die Zukunft.
Derweil bereiten sich die Energieberater auf den Umzug ins „ServiceCenter Neue Mitte“ vor. Dort, mitten in der Ulmer City gegenüber dem Rathaus, werden SWU und Stadt Ulm ab 19. April 2010 Dienstleis- tungen unter einem Dach anbieten. Kun- den lassen sich in Sachen Energie beraten, klären Rückfragen zur Stadtwerkerech- nung, nennen ihre neue Bankverbindung, lassen ihren monatlichen Abschlagsbetrag ändern, kaufen ihre Monatskarte für Bus und Straßenbahn, lassen im Einwohner- melderegister ihre neue Adresse eintragen oder ihren Personalausweis verlängern.
Anlaufstelle im Herzen der Stadt: „ServiceCenter Neue Mitte“ öffnet seine Pforten Erdgas-Tankstelle erweitert
Und sie können dort sogar Karten fürs nächste Popkonzert kaufen. Breit ist der Bogen der Dienstleistungen gespannt.
Bürger finden dafür eine zentrale Anlauf- stelle in einem architektonisch reizvollen Neubau. Ein integriertes Service-Konzept, das in dieser Form bislang selten verwirk- licht ist.
34 Dienstleistungen
Sicher, der gute alte Stromzähler mit der sich drehenden Scheibe hat noch nicht ausgedient. Aber sein elektronischer Nach- folger steht bereit. Die SWU arbeitet an der Einführung der neuen Zählergenera- tion. Sie soll dem Kunden Mehrwerte bieten, zum Beispiel: Den Stromverbrauch jederzeit abrufen, zum Beispiel über eine Internet-Plattform. Stromtarife je nach Tageszeit flexibel wählen, damit Schwach- lastzeiten besser ausgenutzt werden. In diesem speziellen Punkt treffen sich die Interessen von Kunden und Stadtwerken:
Der Kunde spart Geld, die Energieversor- ger können ihre Netze besser steuern.
Beispielsweise, um eingespeisten Strom aus Windrädern zur richtigen Zeit zum
„Zähler 2.0“: Eine neue Generation hält Einzug
Verbraucher zu leiten. Die Technik dazu liefern „intelligente Zähler“ (Smart Meters) und „intelligente Netze“ (Smart Grids).
Grundlage ist ein elektronischer Zähler.
2009 startete die SWU dazu einen Feldver- such. Im Rahmen des Forschungsprojekts
„Intelliekon“ wurden 150 Testkunden mit einem solchen Zähler einschließlich Daten- übermittlungssystem ausgestattet. 2010 wollen die Stadtwerke das komplette System auf den Markt bringen. Es hat drei Komponenten: Zähler plus Einheit zur Verbrauchsdaten-Kommunikation und ein Tarifmodell, das nach Verbrauchszeiten differenziert.
Die SWU-Energieberater sind gefragte Wissensvermittler. Die Zahlen aus dem Jahr 2009 unterstreichen das. Die Ein- zelgespräche mit energiesparbewussten Bürgerinnen und Bürgern summierten sich auf rund 4.600, das war eine Zunahme um fast die Hälfte gegenüber dem Vorjahr.
Die Themen in den Beratungsgesprächen waren weit gespannt. Neben allgemeinen Fragen spielten Photovoltaik, Heizungs- technik und die Thermografie eine hervor- gehobene Rolle. Noch einmal rund 1.300 Besucher hörten 46 Fachvorträge im SWU- Haus. Dass die Öffentlichkeit gerne hinter die Kulissen blickt, zeigten die über 800 Interessierten, die 2009 an den Führungen im Ulmer Wasserschutzgebiet teilnahmen.
Ähnlich beliebt waren die Rundgänge durch die Wasserkraftwerke.
Kundenservice der praktischen Art:
Vorträge und Führungen
Bei Wind und Wetter: Der Postmann bringt die Post mit Muskelkraft in die Haushalte.
35 Dienstleistungen
Dienstleistungen 2009 2008
Wärme-Dienstleistungen (WDL)
Anlagen Anzahl 235 223
Anschlussleistung MW 49 46
Wärmeabgabe Mio. kWh 66,3 65,2
Straßenbeleuchtung
Leuchtstellen Anzahl 29.952 28.906
Anschlusswert MW 2,9 3,0
36 Dienstleistungen
37 Mobilität
Verkehrszählungen werden dies 2010 be- stätigen. Die Linie 1 bedient die für Ulm wichtige Ost-West-Achse und gilt als das Rückgrat des Nahverkehrs. Von der Linie 1 aus lassen sich alle Ulmer Stadtteile per Bus erreichen. Die Tram bewältigt gut ein Viertel des jährlichen Fahrgastaufkommens von über 30 Millionen Kunden und ist damit die meistfrequentierte Linie. Nicht zu vergessen: auch betriebswirtschaftlich gesehen ist der Ausbau ein Gewinn. Die SWU Verkehr kann ihre Schienenwerkstatt und Infrastruktur – jahrzehntelang nur für eine fünfeinhalb Kilometer kurze „Rumpfli- nie“ vorgehalten – besser auslasten.
Ulm feiert die Verlängerung seiner Stra- ßenbahnlinie. Mit dem Durchschneiden des Bandes gaben der Ulmer und Neu-Ulmer Oberbürgermeister am 21. März 2009 die 4,7 Kilometer lange Ausbaustrecke frei.
Sie führt von der bisherigen Endhaltestelle Donauhalle in den nordöstlichen Stadtteil Ulm-Böfingen (11.000 Einwohner). Die Linienlänge hat sich damit nahezu ver- doppelt, beträgt nun über zehn Kilometer.
20,5 Millionen Euro kostete der Aus- bau. Rund 13 Millionen Euro davon trägt das Land Baden-Württemberg. Fahrgäste haben durch die Verlängerung der Straßen- bahn eine umsteigefreie Verbindung in die Ulmer Innenstadt und zum Hauptbahnhof.
Die Schienenverlängerung bringt den Fahrgästen, dem ÖPNV-Netz und dem Betrieb gleichermaßen Vorteile. Nur noch 20 Minuten dauert die Fahrt von der neuen Endhaltestelle zum Hauptbahnhof.
Zuvor waren es rund 25 Minuten und die Fahrgäste mussten zusätzlich einmal umsteigen. Schon bald nach der Eröff- nung zeichnete sich ab, dass die Schie- nenverlängerung neue Fahrgäste anlockt.
Mobilität
Ulmer feiern die Verlängerung ihrer Straßenbahnlinie
Auf den ersten Blick nicht zu erkennen: Die abwärtsfahrende Straßenbahn überträgt ihre überschüssige Energie an die Straßenbahn, die den Berg erklimmt.
38 Mobilität
Die Eröffnung der verlängerten Straßen- bahn wurde von der Öffentlichkeit einhellig gefeiert. Das Datum 21. März darf durch- aus als Symbol verstanden werden. Die Schiene erlebt in Ulm einen Frühling. Denn die Stadtpolitik erwägt Neubaustrecken, diesseits und jenseits der Donau. Im Herbst 2008, noch während der Bauarbeiten zur Schienenverlängerung, beschloss der Ulmer Gemeinderat, eine Straßenbahnver- bindung von der Wissenschaftsstadt zum Schulzentrum Kuhberg via Hauptbahnhof untersuchen zu lassen. Diese Trasse wäre 10,5 Kilometer lang. Eine Straßenbahn zur Wissenschaftsstadt hätte das größte Fahrgast-Potenzial. Dort, auf dem Oberen Eselsberg, verlief die Entwicklung in den letzten zehn Jahren sehr dynamisch und scheint noch nicht abgeschlossen. An der Universität mit ihren vier Fakultäten und an der Hochschule studieren und lehren über 8.000 Menschen. Die Wissenschaftsstadt ist auch Klinikzentrum. Im Science Park haben sich wissenschaftliche Institute und namhafte Unternehmen angesiedelt.
Die Wissenschaftsstadt ist damit der größte Arbeitgeber der Region, mit entspre- chenden Pendlerströmen. Die Nahverkehrs- anbindung, derzeit durch drei Buslinien gewährleistet, stößt an ihre Kapazitäts- grenzen, vor allem in den Spitzenzeiten.
Eine Straßenbahnlinie zum Hauptbahnhof, leistungsfähiger als der Bus, wo immer große Fahrgastströme zu bewältigen sind, würde die Anbindung an die Stadt und die Region erheblich verbessern.
Die bayerische Nachbarstadt Neu-Ulm will nicht zurückstehen. Im Februar 2009 ha- ben dort die Stadträte die SWU Verkehr beauftragt, Vorplanungen für einen wei- teren Schienenast in Angriff zu nehmen:
vom Ulmer Hauptbahnhof aus nach Neu- Ulm-Ludwigsfeld via Bahnhof Neu-Ulm.
Im Verlauf dieser Linie würde auch die Neu-Ulmer Hochschule ans Schienennetz angebunden. Die Untersuchungen für beide Tramlinien sind im Gang. Sie sollen zeigen, ob die Strecken technisch machbar und volkswirtschaftlich sinnvoll sind und welche Kosten zu erwarten sind. Es geht insbesondere darum, ob die Schienenstre- cken förderfähig sind. Eine „Standardisier- te Bewertung“ soll bis Ende 2010 in den zentralen Fragen Klarheit schaffen. Danach sind wieder die Stadträte an der Reihe. Sie müssen definitiv sagen, ob sie die neuen Tramlinien wollen und ob die Planungen weiterverfolgt werden sollen.
Frühling für die Schiene: Die Voruntersuchung für zwei neue Straßenbahnlinien läuft
Das Industriegleis war schon immer eine Domäne der Stadtwerke-Verkehrstochter.
Neu ist, dass das Unternehmen auch regionale Eisenbahngleise in ihrer Verant- wortung hat. Seit Mitte Juli 2009 stehen rund 9 Kilometer Gleise zwischen den bayerischen Städten Senden und Weißen- horn unter SWU-Regie, mit allem, was dazugehört wie Signalanlagen, Weichen, Bahnsteigen und Bahnhöfen. Die SWU Verkehr hat die Anlagen von der Bahn- Tochter DB Netz AG zunächst gepachtet.
Der spätere Erwerb zum Preis von rund 133.000 Euro plus Mehrwertsteuer ist ab- gemachte Sache. Hintergrund dieses für ein rein städtisches Verkehrsunternehmen eher ungewöhnlichen Vorgangs: Auf der Strecke rollt seit Jahrzehnten nur noch spärlicher Güterverkehr (der Personenverkehr war schon Ende der Sechzigerjahre eingestellt worden). Auf die Dauer zu unrentabel für die Deutsche Bahn, die vor der Alternative stand: Komplett-Stilllegung oder Verkauf der Gleisanlagen. Die SWU Verkehr kann aufgrund anderer gesetzlicher Rahmenbe- dingungen zu geringeren Kosten als die Bahn instand halten, sodass sich der Kauf rechnet.
SWU Verkehr stützt regionale Infrastruktur:
Verantwortung für 9
Kilometer Eisenbahngleis
39 Mobilität
Die Übernahme eröffnet Chancen für die regionale Verkehrspolitik. Denn der Schienen-Personennahverkehr ist wieder gefragt. Ein Gutachten kam 2007 zu dem Schluss, dass es auf der stillgelegten Ver- bindung Senden–Weißenhorn ein Potenzial von 3.200 Berufspendlern täglich gibt. Der Neu-Ulmer Kreistag unternimmt schon län- ger Anstrengungen, den Freistaat Bayern für die Reaktivierung der Nahverkehrszü- ge zu gewinnen. Das Vorhaben ist länder- und städteübergreifend. Die Züge sollen einmal über Senden bis Ulm durchfahren.
Ein Ansatz für ein regionales S-Bahn-Netz Donau-Iller? Wie dies aussehen könnte, beschreibt ein erstes Gutachten, das im Feb ruar 2010 vorgestellt wurde. Technische Vorplanungen sind im Gang: Wie muss die Strecke fit gemacht werden für die mo- dernen Personenzüge? Wie lassen sich die Verkehrsleistungen näher beschreiben, im Vorgriff auf eine Ausschreibung? Um welche Kosten geht es? Bis Anfang 2011 sollen diese Fragen beantwortet sein. In dem Szenario fungiert die SWU Verkehr als reines Infrastrukturunternehmen. Trassen- Entgelte decken den Unterhalt von Gleisen und Gleisanlagen. An Ausschreibungen für Schienenverkehrsleistungen wird sich das Unternehmen dagegen nicht beteili- gen, weder zur Güter- noch zur Fahrgast- beförderung.
Ulmer und Neu-Ulmer Fahrgäste sind mit der SWU Verkehr sehr zufrieden. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die das Forschungsinstitut TNS Infratest auch 2009 durchgeführt hat. Mehr noch:
Die SWU Verkehr kann sich im bundeswei- ten Vergleich ohne Weiteres mit größeren Stadt- und Regionalunternehmen und Ver - kehrsverbünden messen. Was die Global- zufriedenheit angeht, belegt die SWU Ver- kehr beim ÖPNV-Kundenbarometer den zweiten Platz. Besonders gut bewerteten die Befragten die Pünktlichkeit und Zuver - lässigkeit der SWU-Linien. Die SWU Ver- kehr erhielt dafür Note 2,37, der Bran- chenschnitt lag bei 2,9. Die Mitarbeiter von TNS Infratest hatten von März bis Mai 2009 ÖPNV-Nutzer in dreißig Städten und Regionen befragt. Es wurden dabei rund 16.000 telefonische Interviews geführt.
Zum 1. Januar 2010 hat die SWU Nah- verkehr Ulm/Neu-Ulm ihre Tätigkeit auf- genommen. Mit dieser Gesellschaft ist die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die beiden Städte Nahverkehrsleistungen direkt an die SWU vergeben können. Die SWU Nahverkehr Ulm/Neu-Ulm hat kein eigenes Personal und lässt sämtliche Leistungen durch Dritte erbringen. Die Fahrleistungen werden bei der Schwaben Mobil Nahverkehr GmbH (Bobingen bei Augsburg) zu transparenten Kosten und Bedingungen eingekauft. Für alles Übrige ist die Schwaben-Mobil-Haupteignerin SWU Verkehr GmbH zuständig. Die Direkt- vergabe durch die Städte läuft bis 2019.
Das ändert nichts an dem eingeschlagenen Unternehmenskurs. Für die SWU Verkehr heißt es weiterhin, Werkstatt und Betrieb streng nach Maßstäben des Wettbewerbs zu führen. Denn es ist denkbar, dass Kon- kurrenzunternehmen Angebote für den Bus- und Trambetrieb unterbreiten. Preise dauerhaft über dem Marktniveau entzögen dem Inhouse-Modell die Akzeptanz. SWU Verkehr setzt daher die Anstrengungen fort, alle Prozesse zu verschlanken, die Effizienz zu erhöhen und die Kosten zu senken.