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Im Bereich der mobilen Pflegedokumentation ist bereits eine umfangreiche Entwicklung in Gang gekommen. Es gibt derzeit eine Flut von Anbietern, die PDAs (Personal Data Assistent) und Geräte zur mobilen Datenerfassung vertreiben.36 Sie ermöglichen eine papierlose Zeit- und Leistungserfassung vor Ort und können Informationen bedarfsorientiert darstellen.

Auch wenn momentan das Gesetz eine papierlose Dokumentation nur in Grenzen zulässt, ist die Entwicklung auf diesem Gebiet wohl nicht zu stoppen, da sie erhebliche Erleichterungen der Kommunikations- und Dokumentationsprozesse in ambulanten Pflegediensten mit sich bringt.37 Zudem wird eine mobile Datenerfassung, durch die zunehmenden wirtschaftlichen und organisatorischen Anforderungen denen sich jeder Pflegedienst stellen muss, aber auch durch die Pflegebuchführungsverordnung immer notwendiger.

In Anbetracht der Vielfalt der auf dem Markt befindlichen Produkte, soll hier

exemplarisch die PalmTop basierte Software „HyCare mobile“ von der Firma HyCare – Organisationsberatung und Softwarelösungen für Pflegeeinrichtungen GmbH und

„HyCare orga“ von der Firma ORGA Kartensysteme GmbH beschrieben werden. 38 Die HyCare GmbH bietet ein Zusatzmodul zur Software „HyCare ambulant“ an.

Dieses Modul ermöglicht die Dokumentation auf einem Palm Top. In regelmäßigen Abständen werden diese Daten in der Einrichtung eingelesen und mit geplanten Daten automatisch abgeglichen. Per HotSync und/oder per E-Mail können

mitarbeiterbezogene Daten in das System ein- und ausgelesen werden.

36 siehe Anhang 2.

37 vgl., Lee, Louisa, 2001: „Tele-Homecare and beyond“,in: Seniors´Housing Update, Vol. 10, Nr. 2, 2001, online unter: http://www.harbour.sfu.ca/gero/shup/shupv10n2.pdf, S. 3f., am 25.08.2002

38 vgl. http://www.hycare.de/main.htm

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HyCare mobile ermöglicht die von den Planungsdaten ausgehende mobile Einsatzplanung und gibt umfassende Informationen über Patienten, Leistungen, Angehörige, Hausärzte etc. sowie die Über- und Nachbearbeitung der Planungs-einsätze im mobilen Betrieb.

Zusätzlich zum PDA kann auch ein mobiler Chipkartenleser eingesetzt werden. Die erste Variante der mobilen Chipkartenleser der Firma ORGA ermöglicht die Erfassung der Zeit, also die Zeit, die der Mitarbeiter beim Patienten verbringt. Eine einmalige

„Personalisierung“ derChipkarten für Mitarbeiter und Patienten ist möglich.

Patientenkarten verbleiben beim Patienten, sie dienen neben der Zeiterfassung vor Ort auch als Visitenkarte für den Patienten, auf der die Notrufnummer der Station aufgedruckt ist. Mit einer Mitarbeiterkarte, die auch von mehreren Mitarbeitern benutzt werden kann, wird vor Dienstbeginn die Karte gelesen, um alle folgenden Einsätze zeitlich zuzuordnen. Auch Dienstarten, wie Bereitschaftsdienst, Organisationszeit usw.

können mit dem Gerät erfasst werden. Das Gerät kann bis zu 1500 Einsätze speichern und hat eine Uhr- und Kalenderfunktion die batterieunabhängig arbeitet. Das Gerät gilt als manipulationssicher.

Die neueste Variante der mobilen Chipkartenleser ermöglicht die Leistungserfassung vor Ort. Dazu werden zuerst sämtliche Leistungen aus den Hycare ambulant

Leistungsverzeichnissen der Station eingelesen. Der Mitarbeiter bestätigt dann vor Ort welche Leistungen er durchgeführt hat bzw. fügt Leistungen hinzu oder löscht

Leistungen. Die eingelesenen Daten können in die Dienst- und Einsatzplanung von HyCare ambulant übernommen werden.

Wie bei der PDA-Version können auch bei den zwei Chipkartenleserversionen die erfassten Daten mit der Software HyCare ambulant auf der Station abgeglichen und zur Korrektur weiterbearbeitet werden (Soll-Ist-Abgleich).

In einem laufenden Modellprojekt der Telekom AG soll die Kommunikation zwischen den Pflegediensten und ihren Pflegekräften soweit online ausgebaut werden, dass

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diese auch Informationen zu den Einsatzorten und Anweisungen zur Pflege umfassen.

Das Modell soll bis Ende des Jahres Marktreife erlangen.39 Ob die Notwendigkeit einer

„Online- Kommunikation“ über einen PDA wirklich gegeben ist, da der Einsatz von Mobiltelefonen hier eine bessere, für den Mitarbeiter weniger zeitaufwendige und exaktere Kommunikation ermöglicht, sollte bis dahin geklärt sein. Ob Fahrten zum Büro während des Dienstes dadurch gänzlich vermieden werden können bleibt abzuwarten.

Ambulante Pflegedienste sind aufgrund der personalintensiven Dienstleistung und hoher Personalkosten demnach motiviert, das Personal möglichst rationell

einzusetzen. Da nach dem Leistungskatalog des SGB XI, nach denen die erbrachten Leistungen des Pflegedienstes abgerechnet werden, eine modulare und

minutengenaue Einteilung der Leistungen vorgesehen ist, spielt die Zeitersparnis auch vor diesem Hintergrund eine sehr große Rolle. Der Pflegedienst wird bei

Überschreitung der Minutenvorgabe für eine gewisse Leistung, nicht zusätzlich

vergütet und muss diese Verluste an anderer Stelle wieder aufholen. Dies kann jedoch nur durch eine Optimierung des Gesamtprozesses in der ambulanten Pflege erzielt werden, was aktuell nicht zuletzt z. B. durch eine Straffung der Einsatztouren der Mitarbeiter geschieht.

Der Einsatz von PDAs oder mobiler Chipkartenlesegeräte macht hier eine nicht unerhebliche Zeiteinsparung möglich, die zudem dem Patienten bei der Pflege zu Gute kommen kann: Die Pflegekraft braucht weder ein Fahrtenbuch, noch eine papierne Dokumentation vor Ort (es sei denn es bestehen Auffälligkeiten des Patienten die im Sinne der Krankenbeobachtung festzuhalten sind).

Die Pflegekraft erfasst bei Ankunft beim Patienten, durch einfaches Antippen mit dem Pen die Zeit, erbringt die Pflege beim Patienten, dokumentiert erbrachte Leistungen die im Leistungskatalog hinterlegt sind, und erfasst die Abfahrt in beschriebener Weise.

39 vgl. Süddeutsche Zeitung Nr. 221/ 24.09.2002: „Digitalfoto statt Visite“

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Gleichwohl gibt es Grenzen der technischen Unterstützung. Die Kommunikation zwischen Pflegebedürftigen und Pflegeperson sollte, wenn überhaupt, nur bedingt unter dem Einsatz von Technik bzw. Telematik erfolgen. Ein instruktives Beispiel bietet der Elektronik-Konzern Matsushita. Der Konzern entwickelt ein per Modem

fernsteuerbares Roboterplüschtier, welches auf Senioren „aufpasst“, sie an Medikamente erinnert, mit ihnen plaudert und die geplanten Tagesaktivitäten der Senioren verwaltet. Der Roboter soll in wenigen Jahren zum serienmäßigen Einsatz kommen.40

Fazit: Die Optimierung der Kommunikationsprozesse durch Technik hat im

Gesundheitswesen im Allgemeinen und in der Pflege im Besonderen dann Aussicht auf Erfolg, wenn sich auch unter den schwierigen Organisationsbedingungen ein (monetärer) Nutzen unmittelbar einstellt. Bei der mobilen Pflegedokumentation scheint das der Fall zu sein. Daraus folgt für die Technologieentwicklung, dass sie sehr stark auf Nutzen und tragfähige Geschäftsmodelle zu achten hat. Eine innovative

Anwendung allein, reicht für den Markterfolg nicht aus (siehe unten). Diese Situation dämpft schon seit Jahren die Investitionsbereitschaft in der Gesundheitstelematik.

Weitere Rahmenbedingungen der Technologieentwicklung sollen abschließend noch kurz Erwähnung finden.

40 vgl., N.N., o.J.,: „Altenpflege mit Roboter-Plüschtieren“, online unter: http://www.telekom-presse.at/archiv/artikel_liste_46713.htm, am 09.07.2002.]

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7. MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN DER TELEMATIK FÜR