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Minimumareale und lnzidenzkurven

Im Dokument Heinrich Schiess (Seite 30-35)

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3.5 Minimumareale und lnzidenzkurven

Die vorliegenden Bestandesaufnahmen lassen zusam-men mit den zahlreichen genauen Flächenangaben empirische Aussagen zu über die minimale Ausdeh-nung, die ein Schilfbestand aufweisen muß, um von einer Vogelart mindestens ein Paar zu beherbergen.

Zudem erhält man für jede Art eine sogenannte lnzi-denzfunktion (D1AMOND, 1975a), wenn man für eine Reihe von Größenklassen den Anteil der Schilfbestände, in denen die Art vorkommt, an der Gesamtzahl in der entsprechenden Klasse berechnet. Die Ergebnisse dieser Auswertung für die häufigeren Arten sind in den Abbildungen 11 bis 18dargestellt. Aus den lnzidenzkur-ven läßt sich auch tmgefähr abschätzen, bei welcher Größe der Schilfbestände etwa die Hälfte von ihnen eine bestimmte Vogelart aufweisen. Diese Fläche soll hier

«Halbwertsfläche» (F 50) genannt werden. Sie ist für

Tabelle7

Minimumareal und Halbwertsfläche (F 50) in m2 für die Vögel in den Schilfbeständen des Zürichsees. Klammern bedeu-ten, daß entweder die Angabe ungenau ist (Bläßhuhn), oder daß die Art zu selten ist für eine gesicherte Aussage.

Minimum- Halbwerts-areal fläche F

50

Wasservögel

Bläßhuhn (10) (20)

Haubentaucher 40 500

Teichhuhn 650 3'000

Höckerschwan 71 20'000

Zwergtaucher 2'690 (10'000)

Wasserralle 3'500 (10'000)

Singvögel

Teichrohrsänger 70 350

Rohrammer 50 1'300

Sumpfrohrsänger 200 2'000

Drosselrohrsänger 170 4'500

%

lnzidenzkurven der häufigeren Vogelarten in den Schilfbeständen des Zürich- und Obersees. Abszisse: Schilfbestände in logarithmisch skalierten Größenklassen 1-X, Flächenangaben in Hektaren und in der untersten Zeile die Zahl der in die entsprechende Größenklasse fallenden Schilfbestände. Ordinate: Anteil der Schilfbestände mit mindestens einem Paar der betreffenden Vogelart an der Gesamtzahl der Schilfbestände in der entsprechenden Größenklasse. Die lnzidenzkurven sind von Hand eingepaßt. Wenn oben rechts eine kleine Nummer erscheint, bezeichnet sie einen größeren Schilfbestand, in dem die Art be-merkenswerterweise fehlte:

Vergleiche zwischen verschiedenen Arten, jedoch auch für solche zwischen verschiedenen regionalen Popula-tionen der gleichen Art, wohl aussagekräftiger als das Minimumareal. Die Halbwertsfläche basiert auf einer ganzen Anzahl von Objekten im kritischen Größen-bereich, das Minimumareal dagegen nur auf einem ein-zigen. In diesem Fall üben deshalb allfällige Sonder-eigenschaften des betreffenden Objekts, und die indivi-duelle Variation der Vögel bezüglich der Habitatwahl, einen unverhältnismäßig gewichtigen Einfluß aus.

Zwergtaucher

Die Verbreitung des Zwergtauchers läßt eine Häufung von Brutpaaren in Deltas erkennen, die sich in den erfaßten Standortparametern nur unvollständig aus-drückt. Nach BAUER und Gllrrz (1966) bevorzugt der Zwergtaucher «kleinere verlandende Teiche und Wei-her und entsprechende Uferzonen größerer Gewäs-ser». Diesen Ansprüchen kommen die typischerweise kleinräumig und reich strukturierten Deltas offenbar besonders entgegen (Abb. 24). Bezeichnenderweise lagen die nachgewiesenen Nistterritorien, mit einzelnen Ausnahmen, in beinahe abgeschnittenen Buchten oder

%

Teichhuhn: SB 118 (Nuolen/Ziegelwies). Das Fehlen der Art geht schon aus HEIM und ÄPPERT (1954) hervor.

Bläßhuhn: SB 128 (Nuolen/Haab). Hier war während der Brutsaison 1976 ein Lastschiff verankert, das den Zugang zum Schilf bestand versperrte.

Drosselrohrsänger: SB 190 (Rapperswil/Strandweg). Das Fehlen der Art 1976 paßt gut zu dem in Kapitel 3.2 und 4.3 erwähnten Umstand, daß der Schilftyp-1-Gürtel von SB 190 durch Wasserverschmutzung frühzeitig stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

hinter vorgelagerten Nehrungen. Zudem erscheint ein starker Zusammenhang mit dem Futterangebot zu bestehen. Der Zwergtaucher frißt «größtenteils Insek-ten und deren Larven (besonders zur Brutzeit)» (BAUER

und GLtrrz, 1966). Die erwähnten Deltabereiche erwie-sen sich in einer Nebenuntersuchung (vgl. ScHtEss, 1979) als die mit Abstand an Libellenarten reichsten Uferabschnitte des Sees: An der Linthkanal-Mündung (SB 139-149) wurden 16 Arten festgestellt, im Lache-ner Horn (SB 114 und 115) 13 Arten, in den übrigen Schilfbeständen hingegen stets weniger als 1 O und meist sogar nur 1 bis 2.

Solche strukturreichen Schilfbestände scheint auch die Zwergdommel vorzuziehen. Das einzige

festgestell-te Paar im Lachener Horn stützt diese Annahme, die im übrigen aus den Literaturangaben abgeleitet werden kann (z.B. BAUER und GLurz, 1966). Wahrscheinlich spielen jedoch für diese Art neben dem Nahrungsange-bot vor allem in das Röhricht eingesprengte oder daran angrenzende Weidenbüsche eine wichtige Rolle.

Sumpfrohrsänger und Rohrammer

Die Territorien von Sumpfrohrsänger und Rohrammer sind in den Schilfbeständen nicht homogen über die ganze Fläche verteilt, auch wenn bedeutende Anteile der nicht überschwemmten Schilftypen vorhanden sind.

Vielmehr drängen die Reviere sich im trockensten Teil des Röhrichts zusammen und reihen sich entlang der

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Schilf

l)\fJ

Ried

Abbildung 19

0 100m

• " Büsche

Rohrammer );/,,- Sumpfrohrsänger

Reviere 1976 von Rohrammer und Sumpfrohrsänger im zentralen Teil von Schilfbestand 64 (Frauenwinkel, Uesser Sack).

landwärtigen Schilfgrenze in mehr oder weniger regel-mäßigen Abständen auf (Abb. 19). Beide Arten zählen nicht zu den eigentlichen Schilfröhrichtspezialisten (vgl.

z.B. GERouoET in GLUTZ, 1962 und Tabb. 5, 6), sind aber im Untersuchungsgebiet - und besonders im Bereich der ausgedehnten, gut gepflegten, hochstauden- und gebüscharmen Riedwiesen - weitgehend auf die eng-ste Nachbarschaft der Schilfbestände als Brutplatz angewiesen. Der Übergang zwischen Schilf und Ried bietet optimal erhöhte Singwarten (Abb. 10) und erfüllt damit eine wichtige Bedingung, welche die Rohrammer an ihr Territorium stellt. Der Sumpfrohrsänger besiedelt innerhalb der Schilfbestände vor allem Stellen mit Büschen, Brennesselfluren oder Rohrglanzgras-Bestän-de.

Teich- und Drosselrohrsänger

Aus der Revierkartierung ergaben sich deutliche Hin-weise auf eine territoriale Konkurrenz zwischen Teich-und Drosselrohrsänger. Zwar besteht eine im

allgemei-nen deutliche ökologische Sonderung der beiden Arten, indem der Drosselrohrsänger ausschließlich in der äu Bersten Zone über tiefem Wasser baut, der Teich-rohrsänger jedoch die Übergangszone zwischen Schilf-typ 1 und Schilftyp 3 bevorzugt. Im SB 118, einem der charakteristischen Drosselrohrsänger-Habitate, bleibt die Paarzahl des Teichrohrsängers hinter dem Erwar-tungswert aus den Regressionen zurück: erwartet wer-den 13, festgestellt wurden lediglich 7 Paare. Nach Pater J. HEtM (mündliche Mitteilung) ist das Verhältnis der beiden Arten dort regelmäßig etwa 1 :2 zu Gunsten des Drosselrohrsängers, von dem 12 Paare registriert wurden. Abbildung 20 zeigt die Verteilung der Territo-rien im SB 62 (Steinfabrik Pfäffikon). Das Muster legt folgende Deutung nahe: Wo der Schilfstreifen eine be-stimmte Breite (ungefähr 15 m) unterschreitet, verdrängt der Drosselrohrsänger den Teichrohrsänger auch aus den landwärtigen Bestandesteilen. Dieses Beispiel darf als Hinweis dafür gewertet werden, daß interspezifi-scher Wettbewerb im Gesamtbild der auf eine Art

wir-kenden ökologischen Faktoren unter Umständen von spürbarem Einfluß sein kann (vgl. D1AMOND, 1975a). In diesem Zusammenhang ist auch die Beobachtung bemerkenswert, daß sich Bläßhuhn und Haubentaucher in den minimalen und an Nistmaterial auffallend armen Schilfbeständen des untersten Seeteils gegenseitig regelmäßig Baustoffe von angefangenen Nestern steh-len.

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0 100m

® Teichrohrsänger

O Drosselrohrsänger Abbildung 20

Reviere 1976 von Teichrohrsänger und Drosselrohrsänger im westlichen Teil des Schilfbestandes 62 (Steinfabrik Pfäffikon).

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