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5.5 MHK-Ergebnisse

5.5.1 MHK-Bestimmung

Die hier ermittelten MHK90-Werte für den Wirkstoff Enrofloxacin verteilen sich auf 2 Konzentrationsstufen. Die Erreger C. bovis und C. spp. haben eine MHK90 von 0,125 µg/ml, alle übrigen eine MHK90 von 0,25 µg/ml.

Für Ampicillin weisen drei Erreger (C. urealyticum, C. striatum/amycolatum, C. Group G) eine MHK90 von 0,125 µg/ml auf. Die höchste MHK90 trat bei C. afermentans auf (1 µg/ml).

Das Cephalosporin der ersten Generation, Cefazolin, hat bei der Mehrzahl der

jeikeium und C. Group G konnten 90% der Erreger mit einer MHK von 0,25 µg/ml am Wachstum gehindert werden. Bei Cefoperazon, einem Cephalosporin der dritten Generation, wurden für C. afermentans/coyleae, C. propinquum und C.

argentoratense MHK90-Werte von 4 µg/ml nachgewiesen. Das jüngste Cephalosporin (4. Generation), Cefquinom, zeigte von allen Cephalosporinen die niedrigsten MHK90-Werte. Bei C. urealyticum war sogar die niedrigste getestete Konzentration von 0,063 µg/ml wirksam. Zur Bekämpfung von C. afermentans/coyleae war jedoch eine Wirkstoffkonzentration von 1 µg/ml nötig. Bei allen anderen Erregern genügte eine geringere Konzentration (zwischen 0,125 und 0,5 µg/ml).

Die Kombination aus Trimethoprim/Sulfamethoxazol konnte bei C. argentoratense erst durch 8 µg/ml 90% des Erregers an seinem Wachstum hemmen, was der höchsten ermittelten MHK dieser Arbeit entspricht. Auch bei den übrigen Erregern waren Konzentrationen von 0,5-4 µg/ml nötig, um eine MHK90 zu erzielen.

Der Wirkstoff Erythromycin konnte bei allen Erregern eine MHK90 von 0,125 oder 0,25 µg/ml erreichen.

Bei Penicillin/Framycetin zeigte sich ein ähnliches Bild. Bei C. bovis, C. spp., C.

afermentans/coyleae und C. propinquum lag die MHK90 bei 0,25 µg/ml, bei allen übrigen bei 0,125 µg/ml.

Das ß-Lactam-Antibiotikum Oxacillin weist generell hohe MHK90-Werte zwischen 1 und 4 µg/ml auf.

WATTS und ROSSBACH (2000) ermittelten die MHK90 von C.-bovis- und C.-amycolatum-Isolaten, die aus Milchproben von Kühen stammen. Für Enrofloxacin und Ampicillin konnte eine MHK90 von 0,25 µg/ml ermittelt werden, für Erythromycin von <0,06 µg/ml und für Oxacillin von 4 µg/ml. Bei den Cephalosporinen wurde aus der ersten Generation Cephalothin, aus der dritten Generation Ceftiofur getestet, beide mit einer MHK90 von 0,5 µg/ml. Die Kombination aus Penicillin und Novobiocin ergab ebenfalls eine MHK90 von 0,5 µg/ml. Weiterhin wurde der „Range“ (Bereich zwischen minimaler und maximaler MHK-Wert-Ausdehnung) ermittelt, der für Enrofloxacin von 0,03->32 µg/ml, für Ampicillin von <0,06-0,25 µg/ml reichte.

FERNÁNDEZ et al. (2001) untersuchten Mastitismilch vom Schaf und isolierten vier C.-bovis-Stämme. Die durchgeführte MHK-Bestimmung erbrachte für Erythromycin

eine MHK90 von 0,06 µg/ml für drei der Proben. Nur eine Probe zeigte eine MHK90

von 4 µg/ml. Die Ergebnisse der MHK-Bestimmung von Penicillin aus der Untersuchung von FERNÁNDEZ et al. (2001) liegen bei 0,05 µg/ml für alle vier Isolate. Obwohl die Proben von einer anderen Tierart stammen, sind sie doch vergleichbar, da es sich um die gleiche Bakterienspezies handelt.

SORIANO et al. (1995) arbeiteten mit C.-urealyticum- und C.-jeikeium-Spezies, die aus humanen Proben isoliert und deren MHK- Werte mittels Agardilution bestimmt wurden. Mit den Wirkstoffen Ampicillin und Oxacillin konnten sie die C.-urealyticum- und C.-jeikeium-Isolate nicht mit einer Konzentration über 256 µg/ml in ihrem Wachstum hemmen (MHK50/90). Bei Erythromycin gelang ihnen eine Wachstumshemmung bei 90 % der C.-urealyticum-Stämme mit einer Konzentration von 4 µg/ml.

Dem von WATTS und ROSSBACH (2000) ermittelten „Range“ für Ampicillin konnte in dieser Untersuchung nicht entsprochen werden. Er überstieg den obersten Wert von 0,25 µg/ml um drei Konzentrationsstufen und lag bei 1 µg/ml. Das lässt vermuten, dass hier einige wenige Isolate (n=7) vorhanden waren, die resistenter gegenüber Ampicillin waren als es noch im Jahre 2000 der Fall war.

Die geringere Ausdehnung des „Range“ bei vielen Wirkstoffen in dieser Arbeit liegt vermutlich im Ursprung der Proben begründet. Die Corynebakterien-Isolate stammen alle von einem Betrieb, dem Lehr- und Forschungsgut Ruthe der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. An die Bedingungen des Betriebes sind die Bakterien demnach adaptiert. Des Weiteren sind die Proben hauptsächlich von klinisch unauffälligen Tieren gewonnen worden. Die Untersuchung von WATTS und ROSSBACH (2000) bezieht sich auf C.-bovis-Isolate, die in verschiedenen Teilen der USA aus intramammären Infektionen gewonnen wurden. Somit ist die Population inhomogen und offensichtlich sind einige Isolate resistenter, so dass in einigen Fällen höhere Wirkstoffkonzentrationen für eine erfolgreiche Hemmung des Bakterienwachstums nötig sind.

Die gute Wirksamkeit von Cefquinom in dieser Arbeit ist in der Zugehörigkeit dieses Wirkstoffes zu der vierten Generation Cephalosporine begründet, also eines der

Resistenzmechanismen auf ein neues Antibiotikum einstellen. Dieser Vorgang wird des Weiteren deutlich, indem Cephalosporine der ersten Generation eine um eine Konzentrationsstufe höhere MHK90 haben (Cefazolin: 1 µg/ml) als die Cephalosporine der dritten Generation (Cefoperazon: 0,5 µg/ml). Diese wiederum haben eine um zwei Konzentrationsstufen höhere MHK90 als die Cephalosporine der vierten Generation (Cefquinom: 0,125 µg/ml).

Die MHK-Werte in dieser Untersuchung liegen im Vergleich zu der Studie von SORIANO et al. (1995) deutlich niedriger. Als Ursache hierfür ist die unterschiedliche Herkunft der Bakterien zu nennen. Möglicherweise sind humane Corynebakterien resistenter gegenüber einigen Wirkstoffen als solche, die aus tierischen Proben isoliert wurden. Eine bessere Adaptation der humanen Stämme an die getesteten Antibiotika wäre ebenfalls denkbar, da viele früher in der Humanmedizin eingesetzt werden, bevor sie in der Veterinärmedizin an Bedeutung gewinnen.

Die Gruppe der Cephalosporine wurde in beiden Studien untersucht, allerdings mit verschiedenen Wirkstoffen. Dennoch kann anhand der Gruppenzugehörigkeit festgestellt werden, dass in der vorliegenden Untersuchung deutlich geringere MHK90-Werte für eine Wachstumshemmung erforderlich waren (0,063-1 µg/ml) als bei SORIANO et al. (1995) (2->256 µg/ml) (verglichen wurden C. spp., C.

urealyticum, C. striatum, C. jeikeium).

Anhand der Werte von WATTS und ROSSBACH (2000), sowie der in dieser Arbeit ermittelten Werte kann die Aussage getroffen werden, dass zur Bekämpfung von Corynebakterien aus der Veterinärmedizin generell geringe Wirkstoffkonzentrationen nötig sind (Kap. 4.2). Einzige Ausnahme ist der Wirkstoff Oxacillin, der erst in höheren Konzentrationen von 1-4 µg/ml wirksam ist. Für eine Anwendung gegen Corynebakterien sollte er nicht empfohlen werden, da andere Wirkstoffe bereits in niedrigeren Konzentrationsbereichen wirksam sind. Als die geeignetsten Wirkstoffe haben sich in dieser Untersuchung Enrofloxacin, Ampicillin, Erythromycin, Penicillin/Framycetin und für einige Erreger auch Cefquinom erwiesen.