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die Skalen im Experiment 3 anders als in den Experiment 1 und 2 nicht von 0 100, sondern von 0 10. Nach den Bilddurchgängen folgten die Verhaltenstests (siehe Abschnitt 2.1.4, Seite 43). Auch hier mussten sich die Versuchspersonen entscheiden, ob sie einen Annäherungsschritt durchführen wollten; anschlieÿend machten sie Angaben zur erlebten Angst und zum erlebten Ekel. Zuletzt wurden die Items des Fragebogens zur Ekelsensitivität auf dem Bildschirm präsentiert und von den Versuchspersonen beantwor-tet.

Die Versuchspersonen saÿen an einem kleinen Tisch, auf dem sich ein Computerbild-schirm und eine Tastatur befanden. Die Versuchsleiterin saÿ links von der Teilnehmerin an einem anderen Tisch mit einigem Abstand zur Versuchsperson. Auf dem Tisch der Ver-suchsleiterin befand sich der Computer, auf dem die EMG-Signale aufgezeichnet wurden, sowie ein Monitor zur Überprüfung der EMG-Messung. Der Monitor war erhöht aufge-stellt, wodurch die Versuchsleiterin für die Versuchsteilnehmerinnen verdeckt war. Rechts neben der Versuchsperson befanden sich auf einem weiteren Tisch die nummerierten Be-hälter mit den Objekten für die Verhaltenstests. Um EMG-Artefakte zu vermeiden, sollten sich die Versuchspersonen möglichst wenig bewegen. Deshalb nahmen die Versuchsperso-nen die Behälter während der Verhaltenstests nicht selbst vom Nebentisch; vielmehr setzte sich die Versuchsleiterin in der zweiten Phase des Experimentes (Verhaltenstests) an den Tisch mit den Behältern und stellte diese jeweils unmittelbar vor die Versuchsperson auf deren Tisch.

4.2.3 Gesichts-EMG

Bipolare Oberächenmessungen der Muskelspannung wurden von drei Regionen des Ge-sichts abgeleitet, nämlich über den Muskeln corrugator supercilii, levator labii superio-ris/alaeque nasi und depressor anguli oris. Alle Messungen wurden auf der linken Ge-sichtshälfte vorgenommen. Eine Masse-Elektrode wurde auf der Mitte der Stirn befestigt.

Die Elektroden wurden gemäÿ den Empfehlungen von Fridlund und Cacioppo (1986) an-gebracht. Der Elektrodenabstand betrug ca. einen Zentimeter. Verwendet wurden 0.3 cm Ag/AgCl Elektroden. Die Haut der Ableitungsgebiete wurde zuerst mit etwas Seife und Wasser gereinigt, bevor die Elektroden mit Elektrodenpaste (Synapse) befüllt und mit Kleberingen befestigt wurden. In einzelnen Fällen wurde, falls dies notwendig war, zur zu-sätzlichen Sicherung einer Elektrode auÿerdem ein dünner Leukoplast-Klebestreifen über

die Elektrode geklebt. Die EMG-Signale wurden mit dem Vitaport-II-System (Mutz, 1999) aufgezeichnet. Die Impedanz lag bei fast allen Ableitungen unter 20 kOhm, aufgrund der hohen Eingangsimpedanzen des Vitaport-Verstärkers wurden jedoch Impedanzen bis 25 kOhm akzeptiert, wenn sich eine weitere Reduktion der Impedanz als schwierig erwies und sofern ein klares EMG-Signal erhalten wurde.

Zusammen mit den EMG-Signalen wurden vom Vitaport-II-System zwei Marker-signale aufgezeichnet. Diese Marker zeigten an, wann eine Versuchsperson die erste An-kündigung eines Bildes oder Objektes las und wann sie ein Bild oder Objekt ansah bzw.

bearbeitete.

Die aufgenommenen EMG-Rohwerte wurden zuerst noch einmal mit einem 16 Hz Hochpasslter geltert, um Augenbewegungen und Lidschlagreexe zu beseitigen (van Boxtel, 2001). Danach wurden die EMG-Signale gleichgerichtet und dann mit einem Tief-passlter (10 Hz) geglättet. Im nächsten Schritt wurden Indizes des Spannungsanstiegs in den abgeleiteten Muskelregionen als Folge der Reizdarbietung berechnet. Für jeden Kanal wurde eine Zeitspanne von einer Sekunde vor der Ankündigung eines Reizes als Baseline deniert. Als ereignisabhängiges EMG wurde ein Zeitraum von drei Sekunden ab der Ankündigung oder Darbietung eines Bildes und ein Zeitraum von 5 Sekunden ab der Ankündigung oder Präsentation eines Objektes in den Verhaltenstests festgelegt. Die-se Zeitspannen hatten sich bereits für die Videoauswertungen bewährt. Dort hatte sich gezeigt, dass zu späteren Zeitpunkten praktisch keine Mimik mehr auftrat. Die Dierenz zwischen dem Mittelwert der Baseline und dem Mittelwert der nachfolgenden maximal vier Messintervalle wurde zum Zweck der Reduzierung individueller Unterschiede standar-disiert, indem diese Dierenzwerte getrennt für jede Versuchsperson durch die Standard-abweichung der Baseline dividiert wurde. Die resultierenden Z-Werte repräsentieren die ereigniskorrelierten EMG-Änderungen, relativ zur individuellen Baseline-Variabilität.1

Vor der statistischen Auswertung wurden die EMG-Daten einer Artefaktkorrektur unterzogen. Dazu wurden in einem eigenen Auswertungsschritt die Videoaufnahmen in Bezug auf das Auftreten von Lachen, Sprechen oder von Kopfbewegungen ausgewertet, da diese Artefakte im EMG hervorrufen können. Traten Lachen, Sprechen oder

Kopfbewe-1Alternative EMG-Kennwerte wurden ebenfalls berechnet. Diesen Kennwerte wiesen aber nur gleich hohe oder geringere Zusammenhänge zum subjektives Ekelgefühl auf. Es wurde anstatt des Mittelwerts eines Messintervalls dessen Maximum zur Berechnung der ereigniskorrelierten EMG-Änderungswerte ver-wendet. Des weiteren wurde ein variables Messintervall entsprechend der Dauer der Reizbetrachtung anstatt des beschriebenen xen Messintervalls von 3 bzw. 5 Sekunden verwandt.

gungen während eines Durchgangs auf, so wurde dieser von den weiteren Auswertungen der EMG-Daten ausgeschlossen.

4.2.4 Videoaufnahmen und Kodiersystem

Das in Experiment 1 und 2 verwendete Verfahren zur Ausdruckskodierung wurde auch auf die Videoaufzeichnungen in Experiment 3 angewandt. Das kodierte Ausdrucksver-halten umfasste Mund önen, Mundwinkel herabziehen, Nasekräuseln, Oberlippe zurückziehen, Augenbrauen zusammenziehen und Lächeln. Ekelvokalisationen wur-den diesmal nicht erfasst. In Experiment 3 wurwur-den wie in Experiment 1 die ersten drei Sekunden der Bilddarbietung und die ersten fünf Sekunden der Verhaltenstests ausgewer-tet; zusätzlich wurden in Experiment 3 aber auch die ersten drei bzw. 5 Sekunden der ersten Ankündigung eines Bildes oder Objektes ausgewertet.

Auch in Experiment 3 wurde ein Frontalbild des Gesichtes mit einer Kamera auf-genommen, die in einem Leitz-Aktenordner versteckt war. Ähnlich wie in Experiment 1 und 2 nahm die Kamera eine Digitalanzeige mit auf, welche die Abfolge der Bilder und Objektdarbietungen markierte und damit die Videoauswertung erleichterte. Die Di-gitalanzeige war diesmal hinter der Versuchsperson an der Wand angebracht, sodass die Versuchsperson sie während des Experiments nicht sehen konnte; aus diesem Grund wur-de wur-den Versuchspersonen in Experiment 3 keine Erklärung für das Vorhanwur-densein wur-der Anzeige gegeben. Auf eine zusätzliche Videoaufnahme der Versuchsperson von der Seite, wie sie in Experiment 1 und 2 vorgenommen wurde, wurde verzichtet.