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1.2 Ekel: Der Stand der Forschung

2.1.2 Ablauf des ersten Experimentes

Die TeilnehmerInnen wurden einzeln getestet. Die Versuchsleiterin blieb während des ers-ten Übungsdurchgangs im Raum, um eventuelle Fragen zu beantworers-ten. Während der weiteren Untersuchung waren die TeilnehmerInnen dagegen allein und folgten Instruk-tionen, die auf dem Computerbildschirm dargeboten wurden. Eingangs erklärte die Ver-suchsleiterin, dass es in der Untersuchung um die subjektive Beurteilung von Bildern und Gegenständen ginge; bei Nachfragen wurde auf eine genauere Erklärung des Experimen-tes verwiesen, die anschlieÿend auf dem Bildschirm erscheinen würde. Diese Erklärung ndet sich in vollem Wortlaut im Anhang A.1. Die TeilnehmerInnen wurden darauf hin-gewiesen, dass es sich vornehmlich um negative Gefühle handle und dass sie daher stets die Möglichkeit haben würden, ein Bild oder einen Gegenstand nicht anzusehen bezie-hungsweise zu berühren. Sämtliche Bilder wurden auf einem IBM-kompatiblen Personal Computer mit VGA-Farbmonitor dargeboten. Zuerst wurden die 14 Bilder gezeigt (ei-ne genaue Beschreibung des Stimulusmaterials folgt im nächsten Abschnitt). Jedes Bild konnte in drei sukzessive dargebotenen Gröÿen (klein = 80 * 53 Pixel, mittel = 160 * 107 Pixel, groÿ = 525 * 350 Pixel, jeweils 8 bpp) betrachtet werden. Jede Bilddarbietung wurde von einem 500 Millisekunden andauernden Ton begleitet sowie einer fortlaufenden Nummerierung auf einer Digitalanzeige, die sich neben der Versuchsperson an der Wand befand, und auf dem Video mit aufgezeichnet wurde. Die Versuchspersonen wurden auf die Digitalanzeige aufmerksam gemacht und darüber informiert, dass die Nummern dazu dienen würden, anzuzeigen, wie weit das Experiment fortgeschritten sei. Der Signalton und die Nummerierung erleichterten die spätere Videoauswertung.

Eine Versuchsperson wurde in jedem Durchgang zuerst gefragt, ob sie sich das Bild des Durchgangs ansehen wollte. Der Bildschirmtext für den ersten Übungsdurchgang lautete z.B. wie folgt:

Gleich können Sie sich ein kleines Bild einer Eule anschauen. Drücken Sie ZWEI MAL die Ja Taste auf der Maus, um das Bild anzusehen. Wenn Sie das Bild nicht ansehen möchten, weil es zu unangenehme Gefühle auslöst, drücken Sie ZWEI MAL die Nein Taste auf der Maus.

Entschied die TeilnehmerIn, das Bild anzusehen, so wurde es zuerst in der kleinsten der drei Bildgröÿen dargeboten. Durch Tastendruck beendete die Versuchsperson die Bild-darbietung. Daraufhin wurde ihr mitgeteilt, dass sie nun entscheiden könne, ob sie das

Bild etwas genauer ansehen wolle, es würde dann etwas gröÿer dargeboten werden.

Falls die TeilnehmerIn zustimmte, wurde dasselbe Bild in der Bildgröÿe mittel gezeigt und wieder beendete die Versuchsperson selbst die Darbietung durch Tastendruck. Da-nach konnte sich die Versuchsperson entscheiden, ob sie sich das Bild ganz genau an-sehen wolle, es würde ganz groÿ gezeigt werden. Im Falle der Zustimmung wurde das Bild nun in der Bildgröÿe groÿ gezeigt, und die Versuchsperson beendete die Bilddarbie-tung durch Tastendruck. Ein Durchgang endete entweder, wenn die Versuchsperson alle drei Bildgröÿen angesehen hatte oder wenn sie sich gegen das Ansehen einer der Bild-gröÿen entschied. Nach jedem Durchgang wurde den Versuchspersonen als Belohnung eine kleine Süÿigkeit (Schokodrops) angeboten, und sie wurden durch eine Instruktion auf dem Computerbildschirm aufgefordert, einen Fragebogen auszufüllen. Dieser Frage-bogen enthielt fünf Ratingskalen und zwei Zusatzfragen. Die Ratingskalen umfassten drei Emotionsskalen (Ekel, Angst, Wut)1; auÿerdem jeweils eine Skala zur Einschätzung von Übelkeit und Neugierde. Die Versuchspersonen sollten angeben, wie sehr sie die jeweiligen Gefühle während des Ansehens der Bilddarbietungen erlebt hatten (von 0 = gar nicht bis 100 = extrem intensiv). Zusätzlich wurden die VersuchsteilnehmerInnen gebeten, weitere Gefühle aufzuschreiben, die sie während des Betrachtens der Bilddarbietungen eventuell erlebt hatten. Eine weitere Frage wurde für den Fall gestellt, dass eine Person nicht alle drei Bildgröÿen betrachtet hatte; sie sollte dann angeben, wie viel Geld nötig gewesen wäre, damit sie sich das betreende Bild in der maximalen Gröÿe angesehen hätte. Hatte die Versuchsperson alle Fragen beantwortet, initiierte sie durch Tastendruck selbständig den nächsten Durchgang mit einem neuen Bild.

Im direkten Anschluss an die 14 Bilddurchgänge wurden die TeilnehmerInnen durch acht Verhaltenstests geleitet. Jedem Objekt der Verhaltenstests näherte sich die Ver-suchsperson in drei Schritten. Auf einem separaten Tischchen neben der VerVer-suchsperson standen acht nummerierte, verschlossene Behälter. Auf dem Bildschirm wurde die Teil-nehmerIn zuerst aufgefordert, den Behälter mit einer bestimmten Nummer vor sich auf den Tisch zu stellen. Dann wurde sie durch einen Text auf dem Computerbildschirm dar-über informiert, was sich in dem Behälter befand. Ähnlich wie bei den Bilddarbietungen konnte sich die Versuchsperson nun entscheiden, ob sie den Gegenstand ansehen wollte.

1Positive Emotionen (z.B. Freude) wurden nicht erfragt, denn in einem Vortest äuÿerten sich die Versuchspersonen irritiert darüber, bei den vorwiegend unangenehmen Bildern nach positiven Gefühlen gefragt zu werden. Zudem kam Freude im Vortest als Reaktion auf die Ekelbilder nie vor.

Entschied sie sich für das Ansehen des Gegenstandes, sollte sie eine bestimmte Computer-taste drücken. Sobald sie diese Taste drückte, erschien auf dem Bildschirm die Auorde-rung, den Behälter zu önen, den Gegenstand anzusehen und erneut die Taste zu drücken, wenn sie den Gegenstand betrachtet hatte. Die Auorderung, den Gegenstand anzusehen, wurde analog zur Bilddarbietung von einem Signalton und einer Nummernanzeige auf der Digitaltafel begleitet. Wollte die Versuchsperson den Gegenstand nicht ansehen, so sollte sie eine andere Taste drücken und gelangte so zum Ende des Durchgangs. Hatte die Versuchsperson einen Gegenstand angesehen und durch Tastendruck angezeigt, dass sie damit fertig war, so wurde sie gefragt, ob sie bereit sei einen nächsten Annäherungs-schritt zu vollziehen (z.B. ob sie bereit sei, den Gegenstand zu berühren). Wieder ent-schied sie sich durch Tastendruck für oder gegen diesen Annäherungsschritt. Entent-schied sie sich für den Annäherungsschritt, wurde dieser durchlaufen und ein dritter möglicher Annäherungsschritt folgte. Ein Durchgang endete, wenn eine Versuchsperson alle drei Annäherungsschritte durchlaufen hatte oder wenn sie einen Annäherungsschritt ablehn-te. So wurde z.B. im ersten Verhaltenstest angekündigt, in der Dose mit der Nummer 1 befände sich ein frisch gewaschenes Stotier. Die TeilnehmerIn wurde nun gefragt, ob sie bereit sei, das Stotier anzusehen (erster Annäherungsschritt), es in die Hand zu neh-men (zweiter Annäherungsschritt) und schlieÿlich es mit den Lippen zu berühren (dritter Annäherungsschritt). Auch die Verhaltenstests endeten mit der Auorderung, die oben beschriebenen Fragen nach den erlebten Gefühlen und dem Geldanreiz zu beantworten und dem Angebot eine Süÿigkeit als Belohnung zu nehmen. Die einzelnen Reize und die möglichen Annäherungsschritte werden im nächsten Abschnitt genauer beschrieben.

Nach den Verhaltenstests füllten alle TeilnehmerInnen eine Übersetzung der disgust scale von Haidt et al. (1994) aus, beantworteten abschlieÿend Fragen zur persönlichen Belastung durch das Experiment und gaben an, ob sie besonders satt zu dem Experiment gekommen seien oder Diät halten würden; Letzteres sollte als möglicher Einussfaktor auf das Eÿverhalten erfasst werden. Da die disgust scale auch in den folgenden Experimenten verwendet wurde, wird sie in einem eigenen Kapitel beschrieben (Kapitel 5, Seite 116).

Schlieÿlich wurden alle TeilnehmerInnen nochmals in freier Form nach Belastungen durch das Experiment, Verbesserungsvorschlägen und Anregungen befragt. Den Abschluss des Experimentes bildete die Aufklärung über die Videoaufnahmen und die Bitte um die Einwilligung zur Auswertung der Bänder.