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2.8 Einsatz konjugierter Linolsäuren

2.8.3 Metabolische Wirkung

Über die Auswirkungen von diätisch verabreichten konjugierten Linolsäuren wurde erstmals Ende der neunziger Jahre berichtet. In einer Studie behandelte eine Autorengruppe Mäuse mit einem CLA-Gemisch, welches zur Hälfte aus c9, t11 und t10, c12-Isomeren bestand, wobei 1 kg Futter 5 g CLA enthielt. Bei den Tieren, die das Futter mit 0,5% CLA ad libitum erhielten, wurde eine signifikante Reduzierung des Körperfettes mit gleichzeitiger Erhöhung der fettfreien Körpermasse (lean body mass) relativ zur Kontrollgruppe verzeichnet (PARK et al. 1997). Diese Entdeckung konnte durch zwei andere Untersuchungen bestätigt werden (DE DECKERE et al.

1999; PARK et al. 1999 a). Bei diesem Versuch wurden Hamster über einen Zeitraum von 32 Wochen mit dem oben genannten CLA-Isomeren ernährt, wobei eine Gruppe die konjugierten Linolsäuren zu gleichen Teilen erhielt. Um den Einzeleffekt von c9, t11 und t10, c12 genauer zu beleuchten, wurden diese einzeln verabreicht. Dabei fiel auf, dass t10, c12 einen Einfluss auf die Lipoproteine LDL (low density lipoprotein) und VLDL (very low density protein) hatte und es zu einer Reduzierung des Fettgewebes am Nebenhoden kam, während das Gemisch von c9, t11 und t10, c12 zu einer Erhöhung des Lebergewichtes führte. Insgesamt zeigten diese beiden Untersuchungen, dass die Veränderungen der Körperfettzusammensetzung in erster Linie auf das t10, c12-Isomer zurückzuführen sind (DE DECKERE et al. 1999; PARK et al. 1999 a).

Daraufhin wurde in verschiedenen Untersuchungen nach einem Erklärungsansatz für dieses Phänomen gesucht. Ein möglicher Grund für die Verringerung des

Körperfettes stellt nach Ansicht einiger Autoren (LEE et al. 1999; CHOI et al. 2000;

SMITH et al. 2002) die reduzierte Aufnahme von Fettsäuren durch die Adipozyten dar, was wiederum durch die konjugierten Linolsäuren auf die Stearoyl-CoA-Desaturase (SCD) und der Lipoprotein-Lipase bewirkt werden soll (PARK et al. 1997;

PARK et al. 1999 a). Dabei verhindert das CLA-Isomer t10, c12 sowohl die Genexpression (CHOI et al. 2000) als auch die Aktivität des Enzyms für die Stearinsäuresynthese (PARK et al. 2000). Ebenso bewirkt diese konjugierte Linolsäure bei der Zugabe zu gezüchteten 3T3-L1-Adipozyten eine deutliche Abnahme der Lipoprotein-Lipase-Aktivität sowie einen Rückgang der intrazellulären Konzentration von Glycerin und Triacylglycerin (PARK et al. 1999 b).

Die Präadipozyten gehören bei der Entstehung des Fettgewebes zu den dominierenden Zellen, denn nur sie sind in der Lage zu proliferieren und sich zu differenzieren, um mit Triacylglyceriden gefüllt zu werden.

In einer anderen Studie berichteten einige Autoren (TSUBOYAMA-KASAOKA et al.

2000) von einer Lipodystrophie mit Apoptose der Adipozyten bei Mäusen, die durch eine CLA-Diät (1% CLA, mit 36% t10, c12-CLA-Anteil im Gemisch) ernährt wurden.

Außerdem war ein signifikanter Anstieg des Tumor-Nekrose-Faktors (TNF-α), der für die apoptotischen Vorgänge an den Adipozyten verantwortlich ist, zu bemerken.

Schon ein Jahr zuvor wurde der In-vitro-Einfluss auf die Adipozytengenese entdeckt.

Dabei gelang einer Autorengruppe mit Hilfe von CLA eine Proliferationshemmung der Fettgewebezellen (SATORY u. SMITH 1999), wobei aber ein beschriebener zytotoxischer Effekt nicht feststellt werden konnte (TSUBOYAMA-KASAOKA et al.

2000). Bei einem anderen Fütterungsversuch wurden weibliche, wachsende Ratten mit einer CLA-Diät gefüttert. Interessanterweise kam es hier zu nicht zu einer Reduzierung der Adipozytenzahl, sondern zu einer Verminderung ihrer Größe (AZAIN et al. 2000).

Diätetisch zugesetzte konjugierte Linolsäuren wurden auch in der Schweinemast getestet. Dabei bemerkten die Autoren eine Reduzierung des subkutanen Fettgewebes mit gleichzeitiger Zunahme des intramuskulären Fettes (DUGAN u.

AALHUS 1999). Der Hemmungseffekt der SCD, der zuvor bei Mäusen beschrieben wurde (LEE et al. 1999; CHOI et al. 2000; SMITH et al. 2002) konnte auch bei

Schweinen beobachtet werden (SMITH et al. 2002). Das führte bei Schweinen, die mit einer CLA-Diät gefüttert wurden, zu einer Fettdepression. Ein Jahr später erfolgte eine Untersuchung, welche Auswirkungen CLA auf Fleischqualität, den Fettstoffwechsel und die sensorische Eigenschaften hat (CORINO et al. 2003). Dabei wurde entdeckt, dass der Einsatz von konjugierten Linolsäuren in der Fütterung die Konzentration von CLA-Isomeren in den Schlachtprodukten erhöht und die Menge an einfach ungesättigten Fettsäuren reduziert.

Um den Nutzen der CLA-Isomere für die menschliche Ernährung zu erforschen, entschieden sich einige Autoren ein Ferkel-Kleinkind-Model zu entwerfen (CORL et al. 2008). Hierzu bekamen frisch entwöhnte Ferkel über 16 Tage entweder ein Futter mit einem hohen (25%) oder einem geringen (3%) Fettanteil. Beide Diäten wurden mit gleichem Anteil konjugierter Linolsäuren supplementiert. Dabei bewirkt die CLA-Zulage in beide Gruppen eine Reduzierung des Körperfettes, unabhängig von dem Fettanteil in den beiden Diäten. Dies zeigt sich auch in der geringen Expressionrate von SCD und Lipoprotein-Lipase. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigten, dass für die Reduzierung der täglichen Fettzunahme nicht die gesteigerte Fettsäureoxidation in Muskel und Leber verantwortlich ist, sondern die Inhibition der Fettsäureaufnahme und Synthese, bewirkt durch die CLA-Supplementierung (CORL et al. 2008).

In der Humanmedizin sind unterschiedliche Einflüsse von konjugierten Linolsäuren auf die fettfreie Körpermasse und das Körperfett publiziert worden. In einer Studie bekamen übergewichtige und fettleibige Männer CLA-Dosen (c9, t11 und t10, c12 (50:50)) von 1,7 bis 6,8 g/Tag über 12 Wochen zu ihrer Diät verabreicht. Hierbei wurde eine signifikante Reduzierung der Körperfettmasse in den CLA-Gruppen im Gegensatz zur Kontrollgruppe entdeckt. Hinsichtlich der fettfreien Körpermasse, des Body-Mass-Index (BMI) oder des Blutlipidgehaltes zwischen den einzelnen Gruppen waren keine Unterschiede auszumachen (BLANKSON et al. 2000). Bei einer anderen Untersuchung bekamen normalgewichtige Personen eine tägliche CLA-Dosis zu ihrer Nahrung. Hierbei kam es zu einer signifikanten Reduzierung der Körperfettmenge, wobei aber das Körpergewicht von der Behandlung nicht beeinflusst wurde (THOM et al. 2001). In einer früheren Studie erhielten Männer, die

Ausdauersport betrieben, CLA zu ihrer Nahrung. Dabei zeigte sich keinerlei Veränderung der Körpermasse, des prozentualen Fettgehaltes sowie an der Menge der fettfreien Körpermasse (KREIDER et al. 1998).

Die CLA, welche sich durch eine t10-Bindung auszeichnen, sind auch in der Milchviehfütterung von besonderem Interesse, da ihr Einsatz zu einer Milchfettdepression führt (GRIINARI et al. 1999; BAUMGARD et al. 2002; PERFIELD et al. 2002; BAUMAN u. GRIINARI 2003; BERNAL-SANTOS et al. 2003; MOORE et al. 2004; PETERSON et al. 2004; BAUMAN u. LOCK 2006; KAY et al. 2007;

SCHWARZ et al. 2007; SINCLAIR et al. 2007; BAUMAN et al. 2008a; D. E.

BAUMAN et al. 2008b; HUANG et al. 2008). Ebenfalls wird eine Milchfett-senkende Wirkung den Isomeren der konjugierten Linolsäuren t9, c11-C18:2 und t7, c9-C18:2 nach bisherigem Wissen zugeschrieben. PERFIELD et al. (2007) entdeckten allerdings in einem Fütterungsversuch, dass die t9, c11-C18:2 nur etwa die Hälfte des Wirkungspotentials der t10, c12-C18:2 in Bezug auf Milchfettdepression aufwiesen. Unter physiologischen Bedingungen werden diese CLA im Pansen jedoch nur in geringen Mengen produziert (PERFIELD et al. 2007; KADEGOWDA et al.

2008)