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Mennoniten waren lange Pächter der adeligen Schlossgüter in unserer Gemeinde

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Kürzlich erschien ein Buch des berufsmäßigen Stadtrats und Bildungsreferenten der Stadt Regensburg, Dr. Hermann Hage, mit dem Titel „Die Entstehung und Entwick-lung der mennonitischen Gemeinde im Herzogtum Sachsen-Meiningen und in Fran-ken, von Beginn der Einwanderung 1776 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.“, bei dessen Erarbeitung der Unterzeichner ebenfalls unterstützend tätig war. Darin be-richtet Dr. Hage über die unbekannte und spannende Geschichte der fast 250 Jahre alten mennonitischen Gemeinden in Südthüringen und im östlichen Unterfranken, insbesondere im Grabfeld.

Was sind Mennoniten?

Mennoniten gingen aus der Täuferbewegung der Reformationszeit im 16. Jahrhun-dert hervor. Diese reformierte Kirche entstand in Zürich im Kreis des Schweizer Theologen Huldrych Zwingli. Nachfahren der sog. „Schweizer Brüder“ sind die Anhänger Menno Simons (daher der kollektive Name „Mennoniten“). Die Initiato-ren strebten ab den 1520er JahInitiato-ren eine strukturell und inhaltlich weitergehende Re-form der Kirche an. Es ging um die „Reinigung“ des Gottesdienstes von Bildern und klerikalen Zeremonien, um das Abendmahl in beiderlei Gestalt und in einer etwas späteren Entwicklung um das Verhältnis von staatlichem und kirchlichem Regi-ment, die Mündigkeit der Laien und die Autonomie der christlichen Gemeinde so-wie um die Rechtmäßigkeit der Kindertaufe.

Die Angehörigen der Bewegung begreifen den Glauben als ein Geschenk der Gnade Gottes. Aufgrund dieser liebenden Zuwendung Gottes ist ihnen die gewaltfreie Nachfolge Jesu entscheidendes Merkmal christlichen Bekennens und Handelns. Die Verweigerung der Kindertaufe und eine Taufe zur Bekräftigung des jetzigen Glau-bens wurde schnell zum Kennzeichen der täuferischen Gemeinden. Das Konzept einer Trennung von Staat und Kirche war für die große Mehrheit der damals leben-den Menschen und vor allem für alle herrschenleben-den Obrigkeiten unakzeptabel, unab-hängig davon, welcher Vorstellung von kirchlichem Leben sie ansonsten anhingen.

Die Täufer – von ihren Gegnern in kriminalisierender Absicht „Wiedertäufer“ ge-nannt und bekämpft – kann man als „dritte Religionspartei“ der Zeit der Reformati-on im 16. Jahrhundert in Deutschland bezeichnen. Der Prozess der religiösen und gesellschaftlichen Gleichstellung dieser Glaubensgemeinschaft dauerte bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Die Mennoniten gehören heute zu den evangelischen Frei-kirchen.

Mennonitische Pächter in Sulzdorf und seinen Gemeindeteilen

Die frühe Zuwanderung der Mennoniten in unsere Gegend erfolgte hauptsächlich aus dem Kraichgau in Baden. Die durchweg guten Erfahrungen der adeligen Besit-zer mit den mennonitischen Pächtern ihrer Güter begünstigte die Ansiedlung in

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Rhön und Grabfeld sowie in Sachsen-Meiningen. Wo waren Mennoniten nun in un-serer Gemeinde als Pächter tätig?

Der Schwanhäuser Gutshof um 1900 Schwanhausen

An Lichtmess 1866 zog der in Bildhausen geborene David Muselmann, bisher Päch-ter auf dem ehemals zur Guttenbergischen Schlossherrschaft SPäch-ternberg gehörenden Gutshof in Schwanhausen auf den Deutschhof bei Schweinfurt. David war der Sohn des verstorbenen Ältesten der Mennoniten-Gemeinde Bildhausen, Christian Musel-mann (1801-1861). Spätestens 1862, eventuell schon deutlich früher, war die Fami-lie aus Lebenhan kommend, wo sie das Gebsattel‘sche Gut bewirtschaftet hatte, nach Schwanhausen gezogen. Am 13. März 1843 hatte David Muselmann in Leben-han sein Treueversprechen auf die bayerische Verfassung abgelegt und war in Strah-lungen (Bildhausen war Ortsteil) heimatberechtigt. Ab 1853 war er einer der Predi-ger der mennonitischen Gemeinde Bildhausen, in der alle Mennoniten der Umge-gend zusammen geschlossen waren. Davids Sohn Johann David, geboren 1868 auf dem Deutschhof, starb bereits 1905. Mit ihm endete die mennonitische Pachtge-schichte des Deutschhofs, heute ein ausgedehntes Wohngebiet in Schweinfurt, end-gültig. Den Gutshof in Schwanhausen hatte 1884 Oskar von Deuster zusammen mit dem übrigen Besitz des Schlosses Sternberg gekauft. 1911 wurde der Schwanhäuser Gutshof von Reichsrat Friedrich von Deuster an Karoline und Adam Arnold aus Schwanhausen verkauft.

Zimmerau

1874 wird der Mennonit Heinrich Bucher als Pächter auf dem ehemaligen Rittergut der Freiherrn von Guttenberg in Zimmerau erwähnt, das 1870 Max Schönbein von einem Freiherren von Niethammer gekauft hatte. Nach Buchers Heirat 1874 mit Christine Muselmann übernahmen sie ab 1875 als Pächter das Gut der Freiherrn von Thüngen in Reußendorf in der Rhön. Bucher muss also wohl schon eine Zeit vor 1874 Pächter in Zimmerau gewesen sein. Bereits am 22.10.1873 wurde im Amts-blatt des Königshöfer Bezirks von der Schönbein‘schen Rentenverwaltung in Stern-berg für das „Hofgut Zimmerau ein tüchtiger Sackbauer (protestantischer Konfessi-on)“ gesucht.

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Der ehemalige Zimmerauer Gutshof um 1950.

Das Gut in Reußendorf bewirtschafteten die Buchers bis 1897, bevor es im Zuge der Errichtung des Truppenübungsplatzes Wildflecken aufgegeben werden musste. Im gleichen Jahr erwarb die Familie im wenige Kilometer entfernten Höllrich einen Hof, auf dem Heinrich Bucher 1901 verstarb.

Obereßfeld

Der ehemalige Obereßfelder Gutshof.

1859/60 wohnte der Mennonit Jacob Bucher jun. in Ipthausen. Er wurde 1849 als

„Pachtmüller“ in Kaltenwestheim erwähnt und war bereits seit 1841 als „einfacher Prediger“ für die mennonitische Gemeinde tätig, vollzog zwischen 1862 und 1875 einige Trauungen und zahlreiche Beerdigungen, hauptsächlich in Bildhausen. Seine Unterschriften finden sich zwischen 1846 und 1875 im Rechnungsbuch

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Rhön. Bucher war mehr als 30 Jahre in der Gemeindeleitung aktiv. 1860/61 wurde Jacob Bucher in Obereßfeld ansässig und pachtete vmtl. den ehemaligen Truchseß‘schen Gutshof neben dem Schloss, dessen Erbe 1817 Carl August Truchseß von Wetzhausen aus Oberlauringen wegen Überschuldung abgelehnt hat-te.

Ein weiterer Mennonit, David Heer (*1801), Sohn von Samuel Heer (1774-1836), wanderte 1861 vmtl. von Aschenhausen in Sachsen-Meiningen nach Obereßfeld ein.

Zwischenzeitlich (1836/37) war er bereits auf dem Unterhof bei Sulzfeld tätig. Mög-lich ist, dass Bucher und Heer gemeinsam das Obereßfelder Gut pachteten, was in mennonitischen Kreisen häufig anzutreffen war.

Brennhausen

Die Burg Brennhausen und das Hofgut um 1930.

Schloss und Gut Brennhausen befinden sich seit 1681 im Besitz der Freiherrn von Bibra-Brennhausen. 1832, kurz vor dem Zuzug von Mennoniten, wohnten hier zwölf Familien mit 51 Personen (Katholiken, Protestanten und Juden). Ab spätes-tens 1838 war der aus Unterharles zugezogene Mennonit Peter Bucher Pächter des Brennhäuser Guts. Er hatte bereits auf dem von Lilienstern‘schen Gut in Bedheim Erfahrungen als Pächter gesammelt. Bucher wird bereits 1826 und wieder 1840/41 als Prediger der mennonitischen Gemeinde Bildhausen bezeichnet. Von 1833 bis 1850 findet sich seine Unterschrift unter den Almosenrechnungen der mennoniti-schen Gemeinde Grabfeld-Rhön.

Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Gut in Brennhausen dann an Mennoniten verpachtet, so um 1900 an Heinrich Binkele. Damals umfasste der Besitz 198 ha Grund, davon 118 ha Wald, 63 ha Felder und 13 ha Wiesen. In den Stallungen standen 30 Stück Großvieh und es gab eine Jungviehzucht. Binkele be-schäftigte mehrere Tagelöhner aus den umliegenden Dörfern. Um 1912 kam Hein-rich Binkele jun. von Brennhausen nach Trappstadt. Zusammen mit seinem Bruder Jakob bewirtschaftete er das dortige Pachtgut bis 1925.

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Der ehemalige Gutshof Brennhausen 2021.

Pächter des zu DDR-Zeiten 1972 geschleiften Ritterguts Leitenhausen bei Gom-pertshausen waren von 1929 bis 1942 die Eheleute Emil und Elsa Heer, geb.

Horsch, mit ihren Kindern Ruth, Gerhard und Werner. Emil Heer war seit 1927 Pre-diger der mennonitischen Gemeinde. Die Familie Heer übernahm 1942 das Gut Brennhausen. Sie waren bis 1967/68 die letzten mennonitischen Pächter in Brenn-hausen. Seitdem sind die Ländereien an den Bundorfer Baron Truchseß von Wetz-hausen verpachtet.

Sternberg

Der Gutshof „Hummelstatt“ im Sternberger Unterdorf um 1960

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1852 wird der 1829 in Thundorf geborene Heinrich Muselmann als Pächter des im Sternberger Unterdorf befindlichen Schlossguts, Hof Hummelstadt genannt, er-wähnt. Am 19. September 1852 heiratete er Christine, ebenfalls eine geborene Mu-selmann. Von elf Kindern der Familie erreichten vier Töchter das Erwachsenenalter.

Die Pachtdauer in Sternberg ist nicht bekannt. Um 1857 jedenfalls übernahm Mu-selmann einen Pachtanteil auf dem Rindhof bei Bildhausen. Christine und Heinrich Muselmann lebten später einige Jahre in Königshofen, verzogen dann zur ältesten Tochter Christine (verheiratet mit Heinrich Bucher, s. u. Zimmerau) auf den Hof Reußendorf, später nach Römhild zur Tochter Elisabeth (verheiratet mit Christian Muselmann), bevor sie ein Gut in Oberlauringen erwarben. Heinrich Muselmann starb am 11. September 1895. Seine Witwe Christine zog danach mit der Familie ihrer jüngsten Tochter Lina (verheiratet mit Gutspächter Gustav Muselmann) nach Sailtheim und von dort 1903 mit Tochter Lina und deren drei Kindern nach Schweinfurt.

1889 übernahm Michael Wagner als Pächter das Sternberger Gut. Er war gebürtig aus dem badischen Bödigheim und bewirtschaftete zuvor ab 1878 das Truchseß von Wetzhausen‘sche Gut in Bundorf. Seit 1868 war er Prediger der mennonitischen Gemeinde Bödigheim gewesen. Diese Funktion scheint er in seiner neuen Gemeinde erst nach seinem Anfang 1889 erfolgten Umzug von Bundorf nach Sternberg ausge-übt zu haben. Seine erstmalige Unterschrift im Rechnungsbuch findet sich am 11.

Januar 1891 unter der Almosenrechnung des Jahres 1890.

1900 übergab Michael Wagner die Pacht in Sternberg an seinen Schwiegersohn Da-vid Horsch (1869-1943), der den Hof bis 1935 bewirtschaftete. Er war verheiratet mit Barbara, geb. Wagner (1869-1935). Ebenfalls seit 1900 war David Horsch auch als Prediger tätig.

Der Sulzdorf Pfarrer Ludwig Röder schrieb 1915: „Die evangelischen Kinder von Sternberg die die protestantische Schule in Zimmerau besuchen, in der auch auf Wunsch die mennonitischen Kinder Gastrecht genießen. Die Mennoniten in Stern-berg und die gleichfalls mennonitische Pächtersfamilie der Heckenmühle bei Obereßfeld besuchen zuweilen unsere Gottesdienste in Zimmerau und im Sternber-ger Schloß, selten in Sulzdorf, halten sich im Übrigen mit anderen Angehörigen ih-rer Glaubensgemeinschaft nach Trappstadt, woselbst sie einen eigenen Betsaal be-sitzen, in dem ein Mennoniten-Prediger, der von auswärts kommt, Gottesdienste, Abendmahl, Taufen und Taufunterricht abhält.“

Bei der Weihe der Kriegergedächtnistafeln in Sternberg 1926 trug Horsch‘ Tochter Anni eine von Karl Rügheimer verfasste Huldigung in Versen des Veteranen Lorenz Langguth aus Zimmerau vor. Er war der letzte überlebende Teilnehmer am Krieg 1870/71. David Horsch‘ Sohn Rudolf fiel im Zweiten Weltkrieg.

Rudolfs Bruder Alfred Horsch (+ 1982 und in Sternberg beigesetzt) war Sternberger Gutspächter von 1935 bis 1960. 1930 heiratete er Helene Muselmann aus Aubstadt.

Mit dem Wegzug der Familie Horsch auf den Pilsterhof in der Rhön endete 1961 nach mehr als einhundert Jahren Anwesenheit die mennonitische Präsenz in Stern-berg. Sohn Harald Horsch lebte heute in Volkach am Main.

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Hochzeitsbild von Lydia Schad (1) aus Sulzdorf mit Otto Horsch (2) Anfang der 1930er Jahre. Vorne rechts neben dem Brautpaar die Eltern des Bräutigams, das Sternberger Gutsbesitzerpaar Babette (3) 1935) und David Horsch (4) (1869-1943). Abgebildet sind weiter: Sohn Alfred Horsch (Davids Nachfolger als Gut-spächter) (5) und sein im 2. Weltkrieg gefallener Bruder Rudolf (6), ebenso Alfreds Ehefrau Helene, eine geborene Muselmann aus Aubstadt (7). Udo Schad, der das Bild z. V. stellte, kennt noch folgende Personen: 8 – Emma Welz, Schwester der Braut, 9 – Emma Dellert, geb. Schäftlein (Oma vom Siegfried Dellert), 10 – Gustav Schad – („Metzgers Gustav“ – Vater von Inge Walz), 11 – Oskar Schad (Vater von Udo), 12 – Max Schäftlein (Bruder von Emma Dellert), 13 – Max Schad (Bruder von Oskar aus Eckartshausen), 14 – Fritz Schad (aus Bamberg, sein Vater Richard Schad ist der Onkel von Oskar), 15 – Agathe Schad (Frau von Max Schad (Nr. 13), 16 – Frieda Diezel, geb. Schad, 17 – Marie Schad – Mutter von Gustav Schad (Nr.

10), 18 – Ferdinand Schad (Onkel von Oskar Schad), 19 – Liselotte Schad, 20 – Hedwig Kästner (Mutter von Klaus Kästner) und 21 – Johanna Schad (Mutter von Fritz Schad) (Nr. 14).

Sulzdorf

Vor 300 Jahren besaß die Sternberger Schlossherrschaft, die Freiherren Truchseß von Wetzhausen, in Sulzdorf das sog. „Leppachsgut“, zu dem rund 70 ha Feld, Wald und Wiesen gehörten. Das Gut musste durch acht Bauern mitbestellt werden, die selbst sog. Fronhöfe in Sulzdorf bewirtschafteten. Doch mit dem Übergang der Herrschaft von den Truchseß auf die Herren von Guttenberg 1696 kündigte sich ei-ne Veränderung an. Das Leppachsgut sollte 1696 noch einmal von den acht Ge-spannfrönern (sie hatten mir ihrem Gespann Frondienste zu leisten) in alter Weise

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angebaut werden, künftig aber „...gleich anderen gegen eine gewisse Gült zeitweise oder erblich“ verliehen, d. h. verpachtet werden. Pächter waren nun zumeist Men-noniten, von denen aber bisher wenig bekannt ist. Die Pächter des Sulzdorfer Leppachguts kauften spätestens mit den eingetretenen finanziellen Schwierigkeiten derer von Guttenberg Anfang des 19. Jahrhunderts das Gut. Sie wurden aber im Volksmund weiter als „Pachter“ bezeichnet. Pfarrer Ludwig Röder schrieb 1915 in seiner Sulzdorer Pfarrbeschreibung: „In einer Mischehe ist der Mann Mennonit, die Frau evangelisch und die Kinder werden evangelisch erzogen. Dieser Mann be-sucht, wenn auch nur äußerst selten, den Gottesdienst und hält sich auch sonst zur hiesigen Kirche.“

Serrfeld

Am Haus Rohe in Serrfeld erinnern Inschrift und Wappen, dass das prächtige Haus 1739 unter den Truchseß von Wetzhausen erbaut wurde. Es ist daher anzunehmen, dass von diesem Anwesen (Gutshof) einst die Felder der Truchseß von Wetzhausen in Serrfeld bewirtschaftet wurden. Dass Mennoniten in Serrfeld einmal Pächter wa-ren, ist unbekannt. Das große landwirtschaftliche Anwesen war jedenfalls im 19.

Jahrhundert im Besitz einer Familie Weiß. Im 20. Jahrhundert wurde es dann von Richard Baum, gebürtig aus Ibind, übernommen.

Rieth

Das ehemalige herzogliche Domänengut in Rieth, fotografiert 1999.

Auch im benachbarten thüringischen Rieth bewirtschafteten von 1858 - 1889 Men-noniten die dortige herzoglich sachsen-meiningische Domäne, die bis Mitte des 16.

Jahrhunderts zum Kloster Sonnefeld bei Coburg gehörte. 1858 wechselte der Päch-ter des Mönchshofs bei Mendhausen, Johannes Bucher, auf die Domäne nach Rieth.

Beim ersten Pachtvertrag (1858-1870) betrug der Pachtzins 750 Gulden. Er wurde zweimal um 12 Jahre verlängert. Das 1825/26 für die Pächter erbaute Fachwerkhaus verfügte über je zwei Stuben und Schlafräume, Küche und Kammern für Mägde und Knechte. Pferde- und Ochsenstall wurde 1826 erneuert. Weiter standen noch die frühere Zehntscheune mit Schaf- und Kuhstall auf dem Hof. Von 1868 - 1885 wirk-te Johannes Bucher als einer der beiden Almosenpfleger für die Mennoniwirk-tenge- Mennonitenge-meinde Trappstadt. Als er 1888 in Rieth verstarb, bemühte sich seine Witwe Anna

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zusammen mit ihren Töchtern Maria und Babette um die Pachtfortsetzung. Der Verwandte Samuel Baer half bei der Bestellung der Felder und übernahm als poten-tieller Bräutigam der jüngeren Tochter Maria im August 1888 den Pachtvertrag. Es kam allerdings zum Streit mit der Witwe, da er sich der Kasse bemächtigte und sich gegen die Dienstboten und Arbeiter auf dem Hof gestellt hatte. Baer wurde des Hofs verwiesen, ein Konkursverfahren eröffnet. Das im Volksmund „Der Huuf“ genannte Gut wurde 1889 vom Meininger Herzog Georg II. ohne den Domänenwald (heute Staatsforst) für 46.520 Mark an die Gemeinde verkauft. Diese versteigerte dann die zum Gut gehörenden 53,3 ha Felder. Lorenz Hofmann kaufte den nördlichen Teil des Guts (Haus, Nebengebäude, hintere Scheune) für 7.965 Mark, Kaufmann Edwin Hoch den südlichen Teil (Zehentstadel mit Stall) für 2.205 Mark. Der größte land-wirtschaftliche Betrieb in der Gemeinde, die durch diesen Kauf einen großen Auf-schwung erlebte, wies nun 22 ha auf.

Mennonitische Pächter gehören in der Gemeinde der Vergangenheit an

Dr. Hermann Hage schreibt in seinem sehr empfehlenswerten Buch über mennoniti-sche Pächter in den Zonengrenzgemeinden nach 1945: „Die Randlage an der immer undurchlässiger werdenden Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten führte die Menschen in den unterfränkischen Grenzlandkreisen aufgrund fehlender Infra-struktur und weiter Wege in schwierige wirtschaftliche Situationen und Isolation.

Trappstadt, Aubstadt, der Dörfleshof, Irmelshausen, Brennhausen und Sternberg lagen jeweils nur wenige Kilometer von der innerdeutschen Grenze entfernt. So ver-ließ z.B. Robert Dürrstein 1951 nach dem Tod seiner Mutter mit seiner Familie Trappstadt und wanderte nach Kanada aus. 1963 zählte die Gemeinde 51 Getaufte und 10 Kinder an 7 Wohnorten, im Jahr 2002 noch 35 Mitglieder. Heute muss auch die Mennonitengemeinde Bad Königshofen in dem Bewusstsein leben, dass die Ver-bindung von Glaubensgrundsätzen, Tradition und Spiritualität mit Öffnung und Zu-kunftsorientierung die existentielle Herausforderung für ihren Fortbestand dar-stellt.“

Noch heute bewirtschaften mennonitische Pächter im Grabfeld die den Freiherren von Bibra gehörenden Gutshöfe in Irmelshausen (Familie Schmutz) und auf dem Dörfleshof in Ottelmannshausen (Fam. Baer) und setzen damit eine über 200 Jahre als Tradition in unserer Gegend fort. Und wer aufmerksam die Umgehung der B 279 in Bad Königshofen befährt, wird anhand eines Schildes darauf aufmerksam gemacht, dass an Sonntagen in Bad Königshofen von Zeit zu Zeit mennonitische Gottesdienste stattfinden.

Reinhold Albert

Quellen und Literatur: Gemeindearchiv Sulzdorf bei der Verwaltungsgemeinschaft Bad Königsh-ofen; Archiv Reinhold Albert; Dr. Hermann Hage: Die Entstehung und Entwicklung der mennoni-tischen Gemeinde im Herzogtum Sachsen-Meiningen und in Franken, von Beginn der Einwande-rung 1776 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, Neustadt/Aisch 2021. Reinhold Albert: Chroniken von Sulzdorf, Rieth, Gompertshausen, Schlösser und Burgen in Rhön und Grabfeld; Ludwig Röder: Pfarrbeschreibung von Sulzdorf, MS 1915; https://www.mennoniten.de, eingesehen am 10.7.2021.

Echo der Lederhecke - 155. Ausgabe Oktober - Dezember 2021 fin-det am Sonntag, den 03.10.2021 statt.

Es gibt wieder ein reichhaltiges Ange-bot an Speisen & Getränken an 11 ver-schiedenen Stationen im Grabfeld.

Dieses Jahr sind neben den Sportver-einen auch Musikvereine und Feuer-wehren dabei. Die kleinen Sportler

Auf Initiative unseres Kreisheimat-pflegers Herrn Reinhold Albert wird die Grabfeldallianz ein Buch über his-torische Flurnamen im Altlandkreis Bad Königshofen herausgeben.

Herr Albert hat historische Unterlagen der Dorfschullehrer aus den Jahren 1920 bis 1940 für alle Ortschaften im Grabfeld aufgearbeitet und diese zu-sammen mit historischen Fotoaufnah-men und eigenen Anmerkungen er-gänzt.

Die Herausgabe ist für Herbst 2021 geplant.

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