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8. Präventions- und Interventionsmöglichkeiten

8.3 Maßnahmen durch die Schulsozialarbeit

Aber nicht nur die Eltern, haben die Möglichkeit etwas gegen das Mobbing ihrer Kin-der zu tun, sonKin-dern auch die Schulsozialarbeiter*innen in den Schulen. Denn die wichtigste Aufgabe der Schulsozialarbeit besteht darin, die Kinder und Jugendlichen bei der Bewältigung von verschiedensten Problemlagen, innerhalb der Schule oder außerhalb der Schule, zu unterstützen.

132 vgl. Alsaker 2012, S. 177

133 vgl. Burger 2020, S. 71f

Kommt es also zu Mobbingvorfällen an einer Schule, so haben die Schulsozialarbei-ter*innen verschiedene Möglichkeiten bzw. Maßnahmen, die sie anwenden können, um gegen das Mobbing vorzugehen. Im Folgenden sollen zwei Maßnahmen, die häufig von der Schulsozialarbeit verwendet werden, vorgestellt werden.

8.3.1 Mediation

Die Mediation ist ein intervenierendes Verfahren, welches angewandt wird, wenn mindestens zwei Menschen einen Konflikt miteinander haben. Jedoch steht bei der Mediation nicht die Position, welche die Konfliktparteien vertreten im Vordergrund, sondern die Interessen, die dahinter liegen.134

Laut §1 Abs. 1 des Mediationsgesetztes, ist die Mediation „ […] ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mithilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmende Beilegung ihres Konfliktes anstreben.“135

Der Mediator kann sowohl männlich als auch weiblich sein und ist eine „ […] una b-hängige und neutrale Person ohne Entscheidungsbefugnis.“136

Wenden Schulsozialarbeiter*innen diese Methode der Konfliktlösung in ihren Schu-len an, so befinden sich die Schulsozialarbeiter*innen in der Rolle des Mediators. Die Schüler*innen, die einen Konflikt miteinander haben, nehmen die Rollen der Konflikt-parteien ein. Bei der Methode der Mediation sind regelmäßig alle KonfliktKonflikt-parteien an einem Ort. Gemeinsam wird dann versucht den Konflikt zu lösen, indem die Konflikt-parteien ihre Positionen äußern. Jedoch wird genauer darauf fokussiert, welche Be-dürfnisse hinter den Positionen liegen.137

Damit die Mediation so erfolgreich wie möglich abläuft und alle Parteien mit der Bei-legung ihres Konfliktes zufrieden sind, folgt die Mediation einem klar strukturiertem Aufbau. Jedes Mediationsmodell, kann sich in einzelnen Teilen von anderen Model-len unterscheiden. Trotz dessen sind sie alle aber recht ähnlich und bearbeiten die Konflikte in unterschiedlichen Phasen. Eines der am häufigsten angewandten Model-le ist das klassische 5-Phasen-Modell.138

x Phase 1 - Arbeitsbündnis schließen (Auftrag, Mediationsvertrag und Me-diationsvereinbarung): Haben zwei Schüler*innen einen Konflikt

134 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 1

135 §1 Abs. 1 Mediationsgesetz, Nomos 2018

136 §1 Abs. 2 Mediationsgesetz, Nomos 2018

137 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 7

138 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 8

der, so beginnt die erste Phase in der Regel damit, dass Kontakt zu der Schulsozialarbeit aufgenommen wird. Nach Erhalt des Auftrages, findet das erste gemeinsame Gespräch mit den Schüler*innen und den Mediatoren statt.

Die Schulsozialarbeit verschafft sich einen groben Überblick über alles, stellt grundlegende Regeln klar und informiert über den Ablauf des Mediationsver-fahrens. Zudem prüft sie gleichzeitig, ob die Mediation das richtige Verfahren bei diesem bestehenden Konflikt ist. Sind die Schüler*innen mit der Mediation einverstanden, werden die Regeln nochmals klar definiert. In einem Mediati-onsvertrag wird festgehalten, wie der Umgang zwischen den Schüler*innen und den Schulsozialarbeiter*innen erfolgt. Die Mediationsvereinbarung regelt den Umgang zwischen den Schüler*innen untereinander. Der Vertrag und die Vereinbarung werden in der Praxis meist zu einem Ganzen zusammenge-fasst.139

x Phase 2 – Themensammlung: In dieser Phase wird gemeinsam eine Liste erstellt, in der festgehalten wird, welche Punkte zu bearbeiten sind bzw. wel-che Konflikte geklärt werden müssen. Es wird überlegt, worüber in der Media-tion gesprochen werden soll, Wünsche und Themen werden gesammelt und für den weiteren Verlauf zeitlich geordnet. Kommt es während des Mediati-onsverfahrens zu Veränderungen, kann durch die Flexibilität der Mediation, darauf eingegangen werden.140

x Phase 3 – Bedürfnisermittlung: Hier findet die eigentliche Problembearbei-tung statt, weshalb sie auch am meisten Zeit und Energie aller Beteiligten be-nötigt. Die Schüler*innen verdeutlichen ihre Sicht in Bezug auf den Konflikt und erarbeiten gemeinsam mit der Schulsozialarbeit persönliche Interessen und Bedürfnisse. Danach versucht der Schulsozialarbeiter*in die Schü-ler*innen davon zu überzeugen, dass es gut wäre, wenn sie sich von ihren festgefahrenen Positionen lösen und sich selber die Frage beantworten, um was es ihnen eigentlich geht und welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit eine gemeinsame Lösung gefunden werden kann.141

x Phase 4 – Entwicklung von Teillösungsoptionen: In dieser kreativen Phase werden so viele Lösungsmöglichkeiten entwickelt, wie nur möglich. Wichtig ist dabei, dass diese zunächst nicht bewerten werden, sondern lediglich erst

139 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 9f

140 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 10

141 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 10

einmal gesammelt werden. Im Anschluss daran filtern die Schüler*innen die Lösungsmöglichkeiten heraus, die für sie realisierbar und tragfähig sind, in-dem sie die gesammelten Möglichkeiten bewerten. Die realisierbaren Teillö-sungen werden zunächst festgehalten und in der nächsten Phase weiter be-arbeitet.142

x Phase 5 – Abschlussvereinbarung: Die Teillösungen werden nun zu einer Gesamtlösung zusammengefasst, sodass eine Lösung des Konfliktes erreicht werden kann. Voraussetzung dafür ist die regelmäßige Absprache mit den Schüler*innen zum weiteren Vorgehen. Im besten Fall konnte nun der Konflikt zwischen den Schüler*innen geklärt werden. Damit keine weiteren Konflikte entstehen, werden Regelungen vereinbart, wie in zukünftigen Konfliktsituatio-nen gehandelt werden sollte. Die Schulsozialarbeiter*inKonfliktsituatio-nen halten dies in so-genannten Mediationsklauseln für die Schüler*innen fest.143

8.3.2 Anti-Mobbing-Programm nach Olweus

Dan Olweus ist ein schwedisch-norwegischer Psychologe und Professor für Persön-lichkeitspsychologie, der 1980 ein Anti-Mobbing-Programm für Schulen veröffentlich-te. Bis heute wird dieses präventive Programm, im Einsatz gegen Mobbing, an vielen Schulen angewendet. Nach Olweus ist die Schule wie ein zweites Zuhause für die Schüler*innen und trägt Verantwortung dafür, dass Grenzen gegenüber inakzeptab-lem Verhalten geboten werden, indem die Erwachsenen den Schülern gegenüber autoritativ und nicht autoritär auftreten.144

Um das Aufkommen von Mobbing an Schulen zu reduzieren, sind drei Bereiche von wesentlicher Bedeutung: die Schulebene, die Klassenebene und die persönliche Ebene. Das Programm beginnt mit seiner Anwendung auf der Schulebene. Folgende Prinzipien sollen auf allen Ebenen eingehalten werden: Warmherzigkeit, Interesse und Engagement der Erwachsenen zeigen; klare Grenzen für inakzeptables Verhal-ten von Schülern setzVerhal-ten; konsequente, jedoch nicht feindselige Reaktionen bei Re-gelverletzungen aufzeigen; ausreichende Beobachtungen und Kontrollen der Schü-ler*innen und die Erwachsenen sollen als Autoritäten auftreten und handeln.145

Auf der Schulebene wird zu Beginn des Programms, gemeinsam mit der gesamten Schülerschaft, ein anonymer Fragebogen ausgefüllt, um den Ist-Zustand des

142 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 11

143 vgl. Rabe/Wode 2014, S. 11

144 vgl. Mirian 2020, S. 120f

145 vgl. Burger 2020, S. 124

gressiven Verhaltens der Schüler*innen zu erheben. Auf Grundlage der Ergebnisse, wird dann ein pädagogischer Tag zum Thema „Gewalt und Gewaltprävention in u n-serer Schule“ durchgeführt, der durch die Schulsozialarbeit organisiert wird. Inner-halb dieser Tage werden zudem die Ergebnisse des Fragebogens ausführlich vorge-stellt sowie diskutiert. Begleitet werden die Schüler*innen dabei von Schulpsycho-log*innen und den Schulsozialarbeiter*innen. Im Anschluss an den Tag, empfiehlt Olweus eine Schulkonferenz, bei der die Gewaltprävention der jeweiligen Schule nochmal genauer besprochen werden sollte. Weiterhin sollten auf der Schulebene Klassen- und Elternkonferenzen sattfinden, denn die enge Zusammenarbeit zwi-schen den Lehrer*innen und den Eltern ist sehr wichtig.146

Auf der Klassenebene werden gemeinsam mit der gesamten Klasse, den Leh-rer*innen und den Schulsozialarbeiter*innen Regeln und Konsequenzen bei Beach-tung oder MissachBeach-tung ausgearbeitet und festgehalten. Bei regelmäßigen Klassen-gesprächen werden diese auf ihre Einhaltung überprüft. Damit das Thema Mobbing und deren Bekämpfung präsent bleiben, wird es im Unterrichtsgeschehen durch ent-sprechende Literatur immer wieder behandelt. Arbeitsgruppen und gemeinsame Ak-tivitäten führen dazu, dass Vorurteile untereinander abgebaut werden und Hilfsbe-reitschaften hervorgerufen werden, die zu solidarischem Handeln führen können.147 Auf der persönlichen Ebene sollten Lehrer*innen und Schulsozialarbeiter*innen, die unmittelbar Zeuge von Mobbing wurden, direkt eingreifen und ein Gespräch mit den Täter*innen und dem Opfer suchen. Es besteht auch die Möglichkeit die Eltern des Opfers hinzuzuholen, da sie als Unterstützung von wichtiger Bedeutung sein könn-ten. Wurden die Eltern hinzugezogen, so ist es wichtig, dass sie durch die Leh-rer*innen und die Schulsozialarbeiter*innen aufgeklärt werden, wie man richtig mit der Mobbingsituation umgeht.148