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Die Opfer können durch erlebtes Mobbing in Schule weitreichende Folgen davontra-gen. Für sie besteht ein erhöhtes Risiko, an psychischen oder körperlichen Proble-men, wie z.B. Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopf- oder Bauchschmerzen, Herzklopfen, Schwindelgefühlen, Appetitverlust oder natürlichem Einnässen zu leiden. Aber auch Depressionen, Ängste, Selbstzweifel, Nervosität oder Konzentrationsstörungen kön-nen schwerwiegende Folgen von Mobbing sein. Häufig leiden Mädchen, die jahre-lang gemobbt wurden, unter Depressionen, Essstörungen, Einsamkeitsgefühlen oder Angstzuständen. Weiterhin können Aufmerksamkeitsdefizitstörungen oder Störun-gen des Sozialverhaltens auftreten. 108

Kinder und Jugendliche, die von Mobbing betroffen sind, gehen ungern in die Schule.

Innerhalb der Schule sind sie daher eher allein, verbringen viel Zeit mit sich selber und klagen häufig über Bauch- oder Kopfschmerzen. Dies unterstützt die soziale Iso-lation bzw. die schlechten Schulleistungen.109

Diese Hilflosigkeit, die die Opfer aufzeigen, führt zu depressiven Symptomen, die sowohl bei jüngeren als auch bei älteren Schüler*innen auftreten können. Dadurch, dass viele Kinder und Jugendliche die Einstellung besitzen, dass weder Erwachsene noch Gleichaltrige ihnen aus diesen Situationen helfen können, bleiben die Sympto-me der Depression konstant und verfestigen sich. Dies hat wiederum zur Folge, dass sich die Opfer von Mobbing immer unbeliebter bei ihren gleichaltrigen Mitschü-ler*innen machen.110

Manche Opfer, die jahrelang gedemütigt und gemobbt wurden, sehen ihre Situation oftmals als aussichtslos an. Daraus folgt für sie, dass der einzige Weg daraus, nur der Tod sein kann. Dabei können neben den Selbstmordversuchen auch andere le-bensbedrohliche Situationen unweigerlich zum Tod führen, z.B. wenn ein Opfer vor

108 vgl. Petermann 2013, S. 60

109 vgl. Petermann 2013, S. 61

110 vgl. Burger 2020, S. 46

seinen Täter*innen flüchtet, auf eine Straße gerät aber nicht auf den Verkehr achtet und dann von einem Auto angefahren wird. Hoffnungslosigkeit, fehlende Unterstüt-zung und das Ausnutzen der Opfer in hilflosen Situationen sind die häufigsten Ursa-chen für Selbstmordgedanken.111

„Selbstwertgefühl, Empathievermögen und soziale Kompetenz können Schutzfakt o-ren gegen eine Mobbing-Involvierung jeglicher Art sein […]. Erhöhte soziale Kompe-tenz nimmt positiven Einfluss auf die Bewältigung von Mobbing.“112

Kinder und Jugendliche, die es geschafft haben sich aus der Opferrolle heraus zu kämpfen, setzen stark auf soziale Unterstützung und versuchen sich neue unter-schiedliche Freunde zu suchen und beliebter zu werden. Diese positive Bewälti-gungsstrategie wird eher von Mädchen, als von Jungen angewendet.113

Die Folgen des Mobbings wirken sich nicht nur auf das Opfer aus, sondern es hat auch Auswirkungen auf die Eltern bzw. die Geschwister des Opfers. Die Eltern spie-len dabei eine wichtige Rolle, denn auf der einen Seite reagieren sie auf das Mob-bing mit elterlichen Reaktionen wie z.B. dass sie ihr Kind vor Gefahren oder schlech-ten Erfahrungen schützen möchschlech-ten und auf der anderen Seite kann das Verhalschlech-ten der Eltern dazu führen, dass das Mobbing verstärkt wird. Zusätzlich kann es sein, dass die Eltern bzw. die Geschwister mit eigenen Problemen wie z.B. gesundheitli-che Probleme, innerfamiliäre Probleme oder Problemen am Arbeitsplatz zu kämpfen haben. Kommen nun die Probleme des Kindes dazu, kann es dazu führen, dass die Eltern bzw. die Geschwister mit Überforderungen zu tun haben, denn sie wissen nicht an welchem Problem sie zuerst ansetzten sollen. Zudem können sich Schuld-gefühle entwickeln, da man dem Kind kaum bis gar nicht helfen konnte. In diesen Fällen ist es wichtig, dass sich die Eltern Unterstützung holen, wenn sie mit der Situ-ation überfordert sind. Die Schulsozialarbeiter*innen, die vor Ort in den Schulen sind, sind in diesen Fällen gute Unterstützer, denn sie können die Mobbinghandlungen, als Mitglied im System Schule, aus nächster Nähe miterleben und eingreifen bzw. etwas dagegen unternehmen.114

Treten die Erfahrungen mit Mobbing bei Eltern plötzlich auf, so gibt es 5 unterschied-lichen Elterntypen, die das Verhalten der Eltern in diesen Situationen charakterisie-ren:

111 vgl. Burger 2020, S. 47

112 zit. nach Böhmer/Steffgen 2020, S. 39

113 vgl. Böhmer/Steffgen 2020, S. 38

114 vgl. Burger 2020, S. 49

x Typ 1 – emotionalisiert-aktionistische Eltern: Dieser Typus charakterisiert sich durch sofortiges Handeln bzw. Vorgehen. Sie wollen, dass es ihren Kin-dern schnell wieder gut geht. Aus diesem Grund wollen sie die Schule bzw.

die Täter*innen zur Rede stellen oder ihre Kinder direkt von der Schule herun-ternehmen. Das Verhalten der Eltern ist wenig planvoll und unüberlegt, denn sie handeln aus den Emotionen heraus. Die Kinder könnten durch das voreili-ge Verhalten der Eltern nur noch weiter in Schwierigkeiten voreili-geraten. Es könnte zu weiteren Folgen für das Opfer führen. Daher ist es auch hier besonders wichtig, mit den Lehrer*innen und den Schulsozialarbeiter*innen der Schule zu kooperieren, um gemeinsam etwas dagegen zu unternehmen.115

x Typ 2 – ängstlich-vermeidende Eltern: Diese Eltern reagieren auf die Mob-bing-Erfahrungen ihrer Kinder mit Erschrockenheit, denn sie haben Angst sel-ber in diese Situation zu geraten, keinen Ausweg aus diesen Situationen zu finden oder sie machen sich Vorwürfe, dass die das Mobbing nicht rechtzeitig erkannt haben. Zudem kommt, dass sie keine Maßnahmen ergreifen, wie bei-spielsweise Kontakt mit der Schule aufnehmen, um die Situation zu lösen.

Das Vermeidungsverhalten, welches sich aus der Angst der Eltern entwickelt, wirkt sich auf die Kinder bzw. die Opfer aus, indem ihre Schuldgefühle und das Ohnmachtsgefühl, aus der Situation nicht mehr heraus zu kommen, ver-stärkt werden. Den Kindern wird geraten sich ruhig zu verhalten, um die Kon-flikte nicht zu verstärken bzw. die Situation zu verschlimmern. Dadurch wer-den die Kinder zusätzlichem Druck ausgesetzt, da der Fehler bei wer-den Kindern selbst gesucht wird. Die Eltern werden unabsichtlich zu Mittäter*innen.116

x Typ 3 – vorwurfsvoll-aggressive Eltern: Diese Eltern reagieren genervt oder aggressiv auf die Mobbing-Erfahrung ihrer Kinder. Teilweise reagieren man-che Eltern des dritten Typs, wie die Eltern des zweiten Typs, jedoch mit ge-nervtem Verhalten, statt dem ängstlichen. Der Rest der Eltern sucht sofort nach einem Schuldigen, denn dieser steht im Fokus der Typ 3 Eltern und nicht das Wohl des Kindes. Dies hat zur Folge, dass Schutzmaßnahmen der Kinder komplett in den Hintergrund rücken.117

x Typ 4 – distanziert-gleichgültige Eltern: Weder Sorge, noch Angst oder Ag-gression zeigt sich bei diesen Eltern, als Reaktion auf die Mobbing-Erfahrung

115 vgl. Burger 2020, S. 49f

116 vgl. Burger 2020, S. 50

117 vgl. Burger 2020, S. 50f

ihrer Kinder. Ihnen ist wichtig, beide Seiten zu kennen. Jedoch mischen sie sich sehr selten in die Angelegenheiten ihrer Kinder mit ein und bleiben dem Geschehen eher fern. Die Gefahr darin besteht, dass sie ihren Kindern in die-ser schwierigen Situation keine Hilfe bzw. Unterstützung anbieten oder sie emotional zu stärken. Für die Kinder kann das bedeuten, dass sie ihre Situati-on noch aussichtsloser empfinden oder sich gar komplett alleine gelassen füh-len, da sie keine Unterstützung durch die Eltern bekommen. Den Eltern ist es schlicht weg egal, da sie gefühlslos und gleichgültig sind. Unabhängig von der Mobbingsituation werden die Kinder auch oftmals im Alltag alleine gelassen bzw. vernachlässigt.118

x Typ 5 – rational-kommunikative Eltern: Die letzte Gruppe der Eltern ver-sucht an das Problem rational heranzugehen. Sie sind besorgt um ihre Kinder, zeigen jedoch wenig Aktionismus. Sie versuchen eher das Problem mithilfe der Kommunikation zu lösen, indem sie die Probleme nach außen hin kom-munizieren und sich Hilfe bei den Lehrer*innen, dem Direktor*in oder den Schulsozialarbeiter*innen suchen. Gemeinsam wird dann nach einer Lösung gesucht.119

Der beste Elterntyp wäre also Mischung aus den rational-kommunikativen Eltern und den emotionalisiert-aktionistischen Eltern. Das rationale, planvolle und strukturierte Vorangehen der rationalisiert-kommunikativen Eltern, gemischt mit dem Aktionismus der emotionalisiert-aktionistischen Eltern, das es ihren Kindern schnell wieder gut gehen soll, wäre die beste Unterstützung für die Kinder. Ihr Wohl steht an erster Stel-le und mithilfe der Lehrer*innen und den Schulsozialarbeiter*innen wird gemeinsam nach einer Lösung für das Problem gesucht.