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Lokale Bergbauhistorie

Im Dokument Jörg Völkel (Seite 49-54)

3 Einf ¨ uhrung in das Untersuchungsgebiet

3.1 Physisch-geographische Grundlagen

3.2.2 Lokale Bergbauhistorie

Im Vilstal lassen sich die Spuren der Eisengewinnung bis in die Spätlatènezeit zurückver-folgen (RESS 1950, WOLF 1986). Im Mittelalter wuchs ihre Bedeutung und sie erlangte eine überregionale Vormachtstellung in Produktion, Technik und Handel mit Eisenerz und Schieneisen (RESS 1950). Im Jahr 787 wurden die Rechte am Erzberg an die Amberger von Karl den Großen verliehen (NIEDERMEYER 1912). Die erste konkrete Erwähnung des Amberger Erzberges stammt aus einem Dokument von 931 (BECK2000) und die erste Nen-nung des Bergbaus selbst liegt im Jahr 1285 (FRANK1975). Die Verarbeitung der Erze er-folgte in Eisenhämmern, die ab dem 13. Jahrhundert (WOLF1986) direkt an der Vils errichtet wurden, um die Wasserkraft für die Schmiedehämmer zu nutzen. Allein an der Vils hatte fast jeder Ort sein eigenes Hammerwerk, sodass der gesamte Fluss gesäumt war. RESS(1950) erwähnt im Jahre 1326 bereits drei Eisenhämmer in Vilseck. Im Jahre 1543 werden drei Eisenbergwerke bei Tanzfleck genannt. JAKOB (1991) weist weiterhin auf anstehende kre-tazische Eisenerze und Eisenschlackenfunde am ‚Erzhäusl‘ auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr hin.

Der Niedergang des Eisenerzbergbaus in der Oberpfalz wird von GÖTSCHMANN(1986) auf die veraltete Technik in Bergbau und Verarbeitung zurückgeführt. RESS (1950) legt den 30jährigen Krieg als Ursache zugrunde. Sicher ist, dass auch bei Vilseck und Freihung bis ins 17. Jahrhundert die Eisenhämmer betrieben wurden.

Heute weist im Bereich der nördlichen Vils nicht mehr viel auf den Eisenerzbergbau hin, da die alten Strukturen vom jüngeren Bergbau auf Blei überprägt sind. Das Bergwerk bei

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hung wird erstmals 1427 genannt, was jedoch auf einen bereits bestehenden Bergbau hin-deutet (PSCHERER1969). GLOCKNER(1979) nennt als Ursprungsort des Bergbaus nicht die Siedlung Freihung, sondern den Markt Kaltenbrunn. Aus Akten des Staatsarchivs Amberg entnahm er die Anfänge der Bleigewinnung im Jahre 1529. Vermutungen über frühere Tätig-keiten wurden mittels Forschungen nach bergbaubezogenen Flurnamen oder Einwohnern erhärtet, die fragliche Alter der Bleigewinnung ab 1350 belegen. ZRENNER (1982) nennt die Zeit zwischen 1400-1450, gestützt auf eine historische Karte von SCHENK aus dem Jahre 1736. Auf der ZWEIDLERschen Karte (1597) sind Bleigruben im Raum Freihung an den Standorten Blauenneuschacht, Schwaderweiher, Am Zug, Gux bei Rothaar-Tanzfleck, Raum um Flügelsburg verzeichnet (Ausschnitt um Freihung, Abb. 9). Auf der heutigen Topo-graphischen Karte 1:25.000 sind die Werke in Blauenneuschacht und Gux noch mit einem Symbol für ehemalige Bergwerke versehen. Die Veröffentlichung von GLOCKNER (1979) gibt Hinweise auf weitere Bleifunde bei Neuhammer (Erzhäusl). 1612 ist von 65 Zechen im Raum Freihung auszugehen (ZRENNER1982). „Der Name Freihung verdankt seinen Ur-sprung den Freiheiten, die den Bergleuten von den Landesherren verliehen wurden, um den Bleibergbau in Aufschwung zu bringen“ (PSCHERER 1969: 29). Ab 1500 begann eine regelrechte Blütezeit. Finanziell war im Jahre 1573 der Bleibergbau sogar lukrativer als die Erzförderung in Amberg. Eine Übersicht über die geförderten Bleimengen gibt die Abbildung 7.

Abb. 7: Geförderte Bleimengen in den Bergwerken um Freihung (nach STRUNZ1952, PSCHERER1969, GLOCKNER1982)

Zahlreiche Schmelzhütten rund um das ehemalige Bergbaugebiet sind ab dem Jahre 1540 bekannt, so z.B. die Schmelzhütten von Seugast (1547), Hämmerleinsmühle (1550), Schmelzmühle, Rumpelmühle (1541), Elbart, Freihung (bis 1890), südlich von Flügelsburg

(1561), Tiefenfurt-Neuhammer (1540) oder Ringlmühle (1559) (Abb. 8). Demnach kann die Blütezeit des Bergbaus in das 16. Jahrhundert gelegt werden (PSCHERER1969). Infolge des Röstens wird dem Erz der Schwefel entzogen. Es entstehen Bleioxide, die anschließend in Öfen reduziert werden. Bei dem Endprodukt handelt es sich um noch unter anderem mit Zink und Arsen verunreinigtes Blei (GERHARDSSON2004). Die Reststoffe, von denen das Blei nochmals abgetrennt wird, verbleiben auf Halden am Ort der Verarbeitung. Schlacke-halden sind bis heute im Gelände sichtbar, so beispielsweise bei der alten Schmelzmühle oder in Freihung (JAKOB 1991). Bis 1561 wurde das Blei nur im Tagebau gewonnen. Wäh-rend des Mittelalters reichten die Schächte nur bis in eine Tiefe von 20-25 m (ZRENNER

1982). Der Abbau tieferliegender Vorkommen bereitete vor allem aufgrund des Grundwas-serandrangs und der hohen Kosten für den Stollenbau große Probleme. Im Bereich des Abbaus um Flügelsburg (heute Wüstung auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr) befin-den sich noch heute über 100 Schachtpingen, die einen flachen, ringförmigen Erdaufwurf zeigen (JAKOB1991). Sie sind von den Schürfgruben auf Eisenerze durch deren hohe, halb-ringförmige Aufschüttungen zu unterscheiden.

Abb. 8: Lage und Bezeichnung der Bleifundstellen, ehemaligen Bergwerke und Schmelzhütten (in Klammern: Jahr der Ersterwähnung)

Das Abbauverfahren war sehr einfach. Es wurde eine Vielzahl von Schächten angelegt, die bis auf das Liegende des erzführenden Horizontes abgeteuft wurden. Stollenverbindungen waren eher die Ausnahme (ZRENNER 1982). Das Abraummaterial wurde ringförmig um die

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Schächte abgekippt, wie es auch eine historische Karte von Freihung um 1600 (VOGEL

1600, Abb. 9) zeigt. Das Erz aus den tieferen Zonen der Lagerstätte wurde, soweit es nötig war, in Pochwerken zerkleinert. Auf Herden wurde der Abraum vom Erz im Wasserstrom abgetrennt. Anschließend erfolgte die Verhüttung in Schmelzbetrieben. In kleinen, mit Holz befeuerten Bleischachtöfen, wurde die Schlacke vom metallischen Blei getrennt.

Abb. 9: Ausschnitte historischer Bergwerkskarten von Freihung, links VOGEL um 1600 (ZRENNER

1982), rechts ZWEIDLER1597 (JAKOB1991)

Der erhöhte Holzbedarf für den Bergbau führte zu einer Devastierung der Landschaft.

GLOCKNER(1982) erwähnt elf Köhler in Freihung und einen in Kaltenbrunn um 1574. JAKOB

(1991) spricht von einem Verhältnis von 1:10 von Holzkohle zu Erz, das für die Schmelze benötigt wird. Bereits 1348 verödeten im Amt Vilseck mehrere Hammerwerke, da der Wald vollständig gerodet war. Anzeichen für ehemalige Meilerplätze konnten auf Feldern unweit der Schmelzmühle anhand dunkler Bodenverfärbungen nachgewiesen werden.

Im Folgenden soll auf die einzelnen Bleifundstellen kurz eingegangen werden. Das Areal des Vilsecker Bergwerkes wird erstmals 1529 genannt. Gewonnenes Blei wird 1536

er-wähnt (JAKOB1991). Zu dieser Zeit existierten zwei Zechen nördlich und südlich von Tanz-fleck. Insgesamt haben etwa 50 Zechen auf dem Gelände bestanden. Eine Ausweitung des Vilsecker Bergwerkes war das Bergwerk Tanzfleck (1530). Das Vilsecker Bergwerk ist das einzige, was zum damaligen Amt Vilseck im Bistum Bamberg gehörte. Die Grenze zum öst-lich gelegenen Gemeinschaftsamt Parkstein-Weiden war politisch sehr bedeutsam und wird in historischen Karten (vgl. Abb. 9) stark hervorgehoben. Zehn Jahre später wird immer im Zusammenhang mit Tanzfleck der Schwaderweiher genannt. Das Gelände war zusammen mit dem Gebiet ‚Neuer Zug‘ 4,87 ha groß (ZRENNER1982). Das heutige Rothaar und Forst-hof sind Überbleibsel einer alten Bergwerkssiedlung. Die Schmelzhütte war die Rumpel-mühle, für deren Benutzung gezahlt werden musste. Das Bergwerk Schwarzberg erscheint erstmals 1542, dessen Abbaustelle parallel zu dem jüngsten Bergwerk ‚Am Zug‘ oder ‚Neuer Zug‘ (1559) verläuft. Die in der Literatur am ausführlichsten beschriebene, da bedeutendste und größte (9,18 ha) Bleifundstätte ist die ‚Ödenrieth‘ bei Freihung/Elbart. In der Bergord-nung wird erstmals 1550 davon gesprochen (JAKOB1991), während PSCHERER(1969) die Erstnennung auf 1427 datiert. Für die Bergleute musste eine neue Siedlung angelegt wer-den, das heutige Elbart.

In einem Zeitraum von etwa 25 Jahren wurden somit die Bleifundstellen erschlossen. Aus-gangspunkt des Bergbaus war der Markt Kaltenbrunn, wo die ersten Bleifunde gemacht wurden. Erst nach der Entdeckung der ‚Ödenrieth‘ verlagerten sich die Bergwerkssiedlun-gen nach Freihung.

Ein erster Niedergang der Industrie begann mit dem 30jährigen Krieg von 1618-1648. Der darauffolgende Aufschwung setzte erst wieder 1858 ein. 1860-1870 wurde eine neue groß angelegte Zeche erstellt, die Grube ‚Vesuv‘ bei Freihung/Elbart. Die Aufbereitung der Erze mittels Schmelzen wurde von einer neuen Technik abgelöst, bei der das Blei nach Auslau-gung des Sandsteins mit Säuren und anschließender Fällung mit Metallen und alkalischen Erden gewonnen wurde. Die nötige Essigsäure wurde beim Torfstich gewonnen. Doch be-reits 1887 belegt der Bau einer neuen Schmelzhütte im Bereich des heutigen Freihunger Bahnhofes die Rückkehr zur altbewährten Schmelztechnik (PSCHERER 1969). 1890 ende-te der Abbau nach einer Brandkatastrophe. 1937 begann erneut ein Versuchsbergbau auf dem Gelände, der aufgrund des Einmarsches amerikanischer Truppen und der zwangswei-sen Abgabe der Wasserpumpen an den Sulzbacher Eizwangswei-senbergbau 1945 endgültig mit der Flutung der Stollen und Schächte endete (PSCHERER1969).

Geochemischer Hintergrund und natürliche Schwermetallgehalte 29

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