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TEIL III: DISKUSSION

13 Limitationen

Eine häufig geäußerte Kritik an qualitativer Forschung, die auch in dieser Arbeit erwähnt werden sollte, ist das sogenannte Problem der „selektiven Plausibilisierung“. Hierbei wird kritisiert, dass die Ergebnisse lediglich durch das Darstellen von Textstellen, welche von den jeweiligen Forschenden für wichtig oder typisch erachtet werden, begründet werden.

Damit geht einher, dass einige Textpassagen unbegründet ausgeklammert werden und

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die Umgangsweise mit diesen häufig im Dunkeln bleibt (Flick 2007: 488). Allerdings sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass in der vorliegenden Arbeit darauf geachtet wurde, möglichst alle Textpassagen, welche zur Beantwortung der Forschungsfrage beitragen könnten, in die Arbeit integriert wurden. Davon ausgenommen sind Wiederholungen der-selben Aussagen, wobei dann die aussagekräftigsten Textpassagen ausgewählt wurden.

Dies stellt dennoch eine Problematik dar, die auch hier nicht ignoriert werden darf.

Wie bereits erwähnt, erlauben die Studienergebnisse dieser qualitativen Arbeit keine Rückschlüsse auf die Gesamtheit der Betroffenen einer Bipolaren Störung. Die zehn durchgeführten Interviews sind demnach nicht repräsentativ und Verallgemeinerungen auf Grundlage der vorliegenden Ergebnisse sind mit Vorsicht zu betrachten und sollten mög-lichst vermieden werden. Allerdings wird die Aussagekraft der Ergebnisse durch die me-thodische Kombination von problemzentrierten Interviews und ExpertInneninterviews gestützt. Dadurch, dass die ExpertInnen durch die Leitung einer Selbsthilfegruppe bzw.

durch die Tätigkeit als PeerberaterInnen Kenntnisse über die Erfahrungen von vielen Be-troffenen mitbringen, konnte ein breiteres Spektrum an Erfahrungen von BeBe-troffenen in die Arbeit einfließen.

Weiterhin könnten die Ergebnisse der Arbeit möglicherweise durch die Auswahl der Stu-dienteilnehmenden beeinflusst sein. Denn bei den TeilnehmerInnen der problemzentrier-ten Interviews handelt es sich ausschließlich um Betroffene, die in einer Selbsthilfegruppe eingebunden sind. Auch die Erfahrungsberichte der ExpertInnen stützen sich überwie-gend auf die Erfahrungen von Betroffenen, die in einer Selbsthilfegruppe involviert sind.

Dies könnte eine Positivauswahl darstellen, da diejenigen Betroffenen, die an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen, möglicherweise eher die Bereitschaft zum aktiven Umgang mit ihrer Erkrankung pflegen. Auch deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Teilnahme an eine Selbsthilfegruppe zur Bewältigung der verschiedenen Stigmatisierungserfahrun-gen beiträgt. Also könnten sich sowohl die Ergebnisse im Hinblick auf die Stigmatisie-rungserfahrungen als auch in Bezug auf die Bewältigungsstrategien und -ressourcen bei Betroffenen außerhalb einer Selbsthilfegruppe von den vorliegenden Studienergebnissen unterscheiden.

Auch darf nicht vergessen werden, dass die Forschende diese Arbeit zum Abschluss ei-nes Masterstudiums ablegt und sich ihre Erfahrungen in der Forschung auf die angeeig-neten wissenschaftlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Rahmen des Studiums be-schränken. Außerdem ist ihr Wissen über Bipolare Störungen begrenzt, was bei der Durchführung der Studie eine Rolle gespielt haben kann. Allerdings wurde u.a. durch die Teilnahme an einem Psychose-Seminar sowie an einer Gruppensitzung einer Selbsthilfe-gruppe für Menschen mit Bipolaren Störungen versucht, diese Wissenslücke für die Durchführung der Studie zu reduzieren.

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