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Um die Vielfalt unserer Welt begreifbar zu machen, vermittelt die Schule von Morgen relevante Inhalte aus unterschiedlichen dis-ziplinären Perspektiven. Diese Inhalte nen-nen wir „Lernfelder“. Sie helfen dabei, die Lerninhalte in der Schule von Morgen integ-rativ zu organisieren. So ersetzen sie die bis-herigen Schulfächer – wobei die disziplinä-ren Wissensbestände und Kompetenzen zum großen Teil in die neuen Lernfelder überführt werden. Die konkreten Inhalte und Fragestellungen nennen wir „Lernthe-men“.

Der Zukunftsrat hat sich in einem ersten Schritt über die zentralen Lernfelder verstän-digt. In einem zweiten Schritt hat er unter Berücksichtigung dieser Lernfelder konkrete Lernthemen erarbeitet. Diese Lernthemen können in der Praxis in einem Lernfeld an-gesiedelt sein oder auch lernfeldübergrei-fend behandelt werden. Die Erarbeitung der Lernfelder im Zukunftsrat wurde in fünf The-menbündeln organisiert:

• Fragen zur Welt

• Fragen zur gesellschaftlichen Organisation

• Fragen des Alltags

• Fragen zum Ich

• Fragen zum Wir

In der Schule von Morgen gibt es diese Lernthemen:

• Umwelt- und Naturwissenschaften

• Mathematik, Logik und abstraktes Denken

• Gesellschaftliche Verantwortung, Politik und Engagement (lokal, regional, global)

• Gesundheit, Sport und Well-Being

• Muttersprache und Literatur

• Psychologie, Beziehungsgestaltung

• Fremdsprachen

• Technologie und Design

• Ethik und Philosophie

• Ökonomie und Lebensunterhalt

• Kultur- und Sozialgeschichte, Sozialwis-senschaft

• Kreativer Ausdruck, Kunst und Musik

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Themenbündel „Fragen zur Welt“

#50

Nachhaltigkeit und Klimawandel

Damit bei der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern auch die Herzen erreicht wer-den, bietet es sich an, über konkrete, alltags-nahe Themen wie z. B. Mikroplastik oder auch Müll den Zugang zu suchen. Auch „Kli-mawandel im Kochtopf“ bildet eine Verbin-dung zur eigenen Lebenswelt der Schü-ler:innen. Darüber hinaus werden übergrei-fende Probleme wie Artensterben und Kli-mawandel behandelt. Hier werden die Ursa-chen, Folgen und Verantwortlichkeiten auf verschiedenen Ebenen untersucht. Neben den Unterschieden der Akteure und deren Interessen sollen auch Gemeinsamkeiten herausgearbeitet werden, um der gesell-schaftlichen Polarisierung zu begegnen.

Den Klimawandel trotz unterschiedlichster lokaler, regionaler und kontinentaler Betrof-fenheit als gemeinsame globale Herausfor-derung wahrnehmen und verstehen lernen, ist Ziel dieses Lernthemas.

#51

Naturerfahrung (vgl. auch #12)

Angesichts der steigenden Zahl von Kindern, die in Städten aufwachsen, ist es besonders wichtig, Schüler:innen Naturerlebnisse zu er-möglichen. Dazu soll Lernen regelmäßig

Draußen stattfinden und die Natur als eige-ner Lernraum genutzt werden. Praktische Erfahrungen können z. B. über das Anlegen und Pflegen eines Schulgartens, die Sorge für ein Schultier oder auch auf einem Lern-Bauernhof gesammelt werden. Insbeson-dere für Schüler:innen im Grundschulalter gilt, dass solche praktischen Erfahrungen das Bewusstsein für die Verbundenheit mit der Natur verändern.

#52

Handwerk

Alle Schüler:innen sollen die Möglichkeit be-kommen, handwerklich zu arbeiten, damit sie selber erleben, wieviel Freude es macht, selber etwas herzustellen. Die Erfahrung weckt das Verständnis dafür, wie viel Arbeit in Produkten steckt, steigert die Wertschät-zung und kann zum Umdenken in unserer Wegwerfgesellschaft beitragen. Außerdem gehört zu einem selbständigen Leben, auf das die Schule vorbereiten soll, dass hand-werkliche Basics beherrscht werden und zu-mindest einfache Reparaturen, z. B. an Fahr-rädern, selbst ausgeführt werden können.

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#53

Ernährung

Bei diesem Thema wird den Schüler:innen der Beitrag der Ernährung zu einer gesun-den Lebensweise vermittelt und ein Be-wusstsein für die Bedeutung von regionalen und saisonalen Produkten für eine nachhal-tige Ernährung geschaffen. Wenn die Schü-ler:innen sich regelmäßig ihre Mahlzeiten in einer Lernküche zubereiten können, haben sie einen Praxiszugang zum Lernthema und können sich so Fähigkeiten und Kenntnisse zu Nahrungsmitteln und zu Kochvorgängen aneignen.

#54

Künstliche Intelligenz, Daten &

Social Media

Hier geht es um die Chancen und Gefahren von Algorithmen, die für uns Entscheidun-gen treffen, ferner um Big Data und Data Mining sowie um die Frage, wie viel wir von uns preisgeben. Außerdem geht es vor al-lem darum, Kindern und Jugendlichen schon früh beizubringen, Smartphone, Internet und Social Media verantwortungs-bewusst und sinnvoll einzusetzen.

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Themenbündel Gesellschaftliche Organisation, Politik, Ökonomie

#55

Ressourcen

Hier geht es um die eigenen Ressourcen, aber auch um die Ressourcen der Welt. Es hängt eng mit dem Thema „Entscheidun-gen treffen und Konsequenzen abwä„Entscheidun-gen”

zusammen. Es könnte der Übungsteil für das Thema „Entscheidungen” werden, zum Beispiel indem man in einer Schülerfirma, einem Hauswirtschaftsprojekt oder beim Kochen für die Klasse das dort Gelernte erprobt.

#56

Lebensunterhalt & Konsum

Die Schule von Morgen soll den Schüler:in-nen die Grundlagen vermitteln, die sie brau-chen, um ein eigenverantwortliches und er-folgreiches Leben führen zu können. Aus diesem Grund ist das Lernthema Finanzen fest verankert in der Schule von Morgen.

Mögliche Fragestellungen sind zum einen alltagsnahe Themen, die sich auf die Siche-rung des Lebensunterhaltes beziehen, wie z.

B. Dispo oder Versicherungen, zum anderen abstraktere Themen, wie beispielsweise In-flation oder europäische Finanzpolitik.

#57

Behörden und staatliche Strukturen Zur selbstständigen und eigenverantwortli-chen Lebensführung, auf die die Schule von Morgen vorbereiten soll, gehört auch ein Grundwissen zu Rechten und Pflichten von Bürger:innen, sowie ein sicherer Umgang mit Behörden. Alltagsnahe Anknüpfungs-punkte können sich z. B. aus der Beantra-gung von Ausweisen ergeben.

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#58

Partizipation, Demokratie und Politik Die Schule von Morgen ist ein demokrati-scher Übungsraum, in dem Schüler:innen einen gleichberechtigten Anteil an Entschei-dungsprozessen haben. So wachsen sie in ihre Rolle als Bürger:innen hinein. Im Lernthema werden über diese praktischen Erfahrungen hinaus Möglichkeiten der digi-talen und analogen Beteiligung vermittelt, Parteipositionen erörtert, politische Ämter vorgestellt und Wahlverfahren erläutert.

#59

Ehrenamtliches Engagement

Ehrenamtliches Engagement vermittelt Selbstwirksamkeit, dient dem Zusammen-halt in der Gesellschaft und hilft bei der Aus-bildung von Bürgersinn. Die Schule von Mor-gen führt Kinder und JuMor-gendliche an die Möglichkeiten heran, die sich ihnen bieten, und stellt ihnen Orte, Veranstaltungen und Vereine vor, in denen sie sich engagieren können

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Themenbündel „Fragen des Alltags“

#60

Selbstorganisation

Selbstorganisation ist nicht nur eine wich-tige Kompetenz, sondern auch ein

Lernthema, in dem Methoden und Tools vor-gestellt und vermittelt werden.

#61

Mobilität und räumliche Orientierung Mobilität gehört zu den großen Zukunfts-themen – auch weil die Frage, wie wir uns fortbewegen, eng verknüpft ist mit den Her-ausforderungen der nachhaltigen Entwick-lung und des Klimawandels. Praktische An-knüpfungspunkte findet die Schule von Morgen in ihrem Nahraum und im Alltag der Schüler:innen über Fragen, wie z. B.

diese: Wie finde ich mich zurecht? Mit wel-chen Verkehrsmitteln bewege ich mich fort?

Wie nachhaltig ist das? Und was lerne ich über Stadtplanung, wenn ich mir meine Wege anschaue?

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Themenbündel „Fragen zum Wir“

#62

Verantwortung und Leadership

Die Schule von Morgen macht Schüler:innen deutlich, dass Handlungen stets direkte und indirekte Auswirkungen haben und welche Verantwortung mit Handeln aber auch Nicht-Handeln verbunden ist.

Dabei zielt die Schule von Morgen darauf ab, dass Schüler:innen für sich selber einstehen können und ermutigt sie, auch Verantwor-tung für andere zu tragen, indem sie eine Führungsrolle übernehmen. Die Zeiten au-toritärer Führer sind vorbei. Modernes Lea-dership steht für die Übernahme von Ver-antwortung, die von Mut, Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen zeugt und dabei Fürsorge und Empathie für andere nicht vergisst.

In der Schule von Morgen erkunden Schü-ler:innen dieses Thema durch Rollenspiele und Projekte und setzten sich mit Füh-rungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft auseinander. Ältere Schüler:innen beschäftigen sich auch mit Leadership und Verantwortungsübernahme in Form unternehmerischen Handelns.

#63

Kultur

Die Schule von Morgen steht für den Wert

„Weltoffenheit“ ein. Das wirkt sich auch im Lernthema Kultur aus. In unserer globalisier-ten Welt braucht es Offenheit und Neugier, um andere Kulturen kennen zu lernen, aber auch eine Reflektion der eigenen kulturellen Wurzeln, um sich in dieser Vielfalt selbstbe-stimmt orientieren zu können. Wissen und Kompetenzen dazu werden im Rahmen die-ses Lernthemas vermittelt und tragen zu Bewusstseinsbildung und Persönlichkeits-entwicklung bei. Darüber hinaus bietet das Lernthema auch die Möglichkeit zur persön-lichen Auseinandersetzung mit künstleri-schen Mitteln

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#64

Kommunikation

Man kann nicht nicht kommunizieren, lautet eine zentrale Erkenntnis. An der Schule von Morgen lernt man alles, was zur Kommuni-kation gehört – Schweigen und Zuhören, sich selbst Mitteilen, Fragen, Antworten, Wi-dersprechen. Man lernt, wie man von Ange-sicht zu AngeAnge-sicht kommuniziert, beschäf-tigt sich mit den Kommunikationsmecha-nismen in sozialen Netzwerken, mit wissent-licher und willentwissent-licher Fehlkommunikation (Fake News) und erfährt, wie man Kommu-nikation zu unterschiedlichen Zwecken ein-setzt, sei es für Deeskalation in Konfliktsitua-tionen, Netzwerkbildung im professionellen Kontext oder für Kampagnen innerhalb von sozialen Bewegungen.

#65

Verbundenheit mit den natürlichen Lebensgrundlagen

Dieses Lernthema vermittelt Grundlagen zum Verständnis des Ökosystems Erde und verdeutlicht , wie die Menschheit von den natürlichen Lebensgrundlagen abhängig ist.

Mensch, Technik und Umwelt sind mitei-nander durch komplexe Wechselwirkungen verbunden, aus denen sich eine kollektive Verantwortung für den Erhalt des Systems ableitet. Die Vermittlung setzt in der Lebens-welt der Schüler:innen an, um von dort aus größere Zusammenhänge aufzuzeigen.

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Themenbündel „Fragen zum Ich“

#66

Ich im Wir

Der Mensch lebt in einem sozialen Umfeld.

Das Verhältnis von Ich und Wir muss ständig neu austariert werden, weil die Beziehung zwischen dem Einzelnen und der Gemein-schaft in einem Spannungsverhältnis steht.

Das Wir-Gefühl wird durch Perspektivüber-nahme vergrößert, muss aber manchmal auch hinterfragt werden. Zusammenhalt ist gut, kann aber in bestimmten Situationen auch in Zwang übergehen. Diese Ambiva-lenz des menschlichen Zusammenlebens wird in der Schule aktiv verhandelt und die Schüler:innen dahingehend sensibilisiert.

#67

Intelligenzen, Emotionen und Psychologie Kompetenzen wie Selbstreflektion, Acht-samkeit und Kooperation genießen in der Schule von Morgen einen hohen Stellen-wert. Im Lernthema Intelligenzen, Emotio-nen und Psychologie findet die Auseinan-dersetzung mit dem Konzept verschiedener Intelligenzen (kognitiv, sozial und emotional) statt und macht bewusst, wie verschiedene Intelligenzen und Kompetenzen in koopera-tiven und agilen Arbeitsformen der Zukunft ihren Platz haben. Zugänge zum Lernthema bieten Erfahrungen mit Emotionen und emotionalen Bedürfnissen oder auch die Auseinandersetzung mit den psychologi-schen Grundlagen von Vorurteilen und Stereotypen.

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#68

Well-Being

Zu diesem Bereich zählen Sport genauso wie Meditation, Yoga und Entspannungs-techniken, Methoden, um mit Stress, Angst und Streit umzugehen, sowie Ernährung und Gesundheit.

#69

Ethik, Wertevermittlung & Spiritualität Es gibt viele unbeantwortete Fragen nach Leben, Tod und dem Sinn. Die Schule von Morgen nimmt keine Bewertung vor, sie gibt auch keine allgemeingültige Antwort, aber sie schafft Raum für die essenziellen Fragen und präsentiert die Bandbreite der Antworten. Sie trennt den Unterricht – und damit auch die Schüler:innen – also nicht mehr nach Religionen, sondern lässt sie durch ein Angebot für alle zusammenrü-cken. Das birgt die Chance für ein neues Verständnis.

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Anhang

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Anhang

Vorgehen und Arbeitsweise des Zukunftsrates

Strukturierung des Themas

Die ausgewählten Teilnehmer:innen des Zukunftsrates kamen zu fünf Sitzungen zusammen, um gemeinsam ein vorläufiges Zielbild zu entwickeln. Jede der drei-bis-vier-stündigen Sitzungen hatte dabei einen be-stimmten Schwerpunkt.

• Sitzung: Visionen & Kritik

• Sitzung: Werte

• Sitzung: Kompetenzen

• Sitzung: Lernfelder

• Sitzung: Visionen & Leitsätze

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Informationsgrundlage

Die Basis für gelingende Beteiligung ist eine gemeinsame Informationsgrundlage. Da eine möglichst heterogene Zusammenset-zung der Teilnehmenden angestrebt wurde, konnte nicht von einer Wissensbasis ausge-gangen werden, die von allen geteilt würde.

Daher wurden verschiedene Angebote und Formate zur Informationsvermittlung ge-schaffen. Zu Beginn des Prozesses wurde eine Online-Paneldiskussion organisiert, zu der alle Teilnehmenden des Zukunftsrates eingeladen waren. Als Expert:innen konnten Prof. Andreas Schleicher (Direktor des Direk-torats für Bildung der OECD), Anneli Rautiai-nen (Finnish National Agency for Education) und Verena Friederike Hasel

(Autorin und Journalistin zum Schwerpunkt Neuseeland), gewonnen werden, die aus ih-rer jeweiligen Perspektive berichteten und Fragen der Teilnehmenden beantworteten.

Auf einer Howspace-Plattform als zentrale Anlaufstelle für die Teilnehmenden wurden vor jeder Sitzung Informationsmaterialien bereitgestellt. Zentral waren dabei kurze Vi-deo-Interviews mit Expertinnen und Exper-ten, die vorab aufgenommen und hochgela-den wurhochgela-den, so dass alle Teilnehmenhochgela-den sich in ihrem eigenen Tempo mit verschie-denen Perspektiven auf das Thema der nächsten Sitzung vertraut machen konnten.

Die Expert:innen waren, von wenigen Aus-nahmen abgesehen, auch in den Sitzungen selbst anwesend, um mit den Teilnehmen-den ins Gespräch zu kommen.

Außer den Videos wurden auf Howspace auch Good-Practice-Beispiele vorgestellt.

Komplettiert wurde das Informationsange-bot durch eine knappe und alltagssprachlich heruntergebrochene Einführung in bil-dungswissenschaftliche Begrifflichkeiten und Forschungsergebnisse zum jeweiligen Thema. Dazu wurden sowohl nationale als auch internationale Befunde der Schulent-wicklungs- und Zukunftsforschung einbezo-gen.

Visionen und Kritik

Das erste Sitzungsthema des Zukunftsrates wurde mit einer Übersicht zum organisatori-schen Rahmen der Curriculumsentstehung eingeleitet. Herausgestellt wurde, dass zwar nationale Bildungsstandards für die Kompe-tenzentwicklung in den Kernfächern existie-ren, nicht aber für erweiterte Schulfächer und Bildungsziele (z.B. Demokratiebildung, kulturelle Bildung, moralische Entwicklung).

Um in diese Richtung ‘visionär’ weiterzuden-ken, wurden in einem zweiten Schritt Visio-nen als Vorstellungen über die Zukunft defi-niert und als Erwartungen und Wünsche zu gesellschaftlichen Veränderungen und zu ei-nem ‘guten Leben’ operationalisiert. Zusätz-lich wurden bildungsbezogene Ergebnisse der Zukunftsforschung vorgestellt (z.B. Be-fragungsergebnisse des World Economic Forums zu erwarteten Veränderungen in der Berufsqualifizierung). Da es kaum Zu-kunftsforschung für den Bildungsbereich gibt, wurden in einem dritten Schritt gesell-schaftliche Megatrends in Anlehnung an Be-schreibungen des Zukunftsinstituts (FaM) skizziert und mit Forschungsergebnissen zum aktuellen Stand der Bildung in Deutschland vergleichend dargestellt.

44 Grundlage dafür waren sowohl die nationale

Schul- und Kindheitsforschung (z.B. IQB-Bil-dungstrends, KiGGS-Studien, Schulbarome-ter) als auch internationale Schulvergleichs-studien (PISA).

Werte

Das zweite Sitzungsthema wurde analog zum ersten Input mit einer Definition von Werten eingeleitet und mit dem schuli-schen Auftrag der Wertebildung verbunden.

Mit einer kurzen Darstellung und einem Ver-weis auf die aktuell einzige und für Deutsch-land repräsentative Studie zu Wertebildung und Werteerziehung (IfE Universität Tübin-gen) wurde die Bedeutung von Wertebil-dung an Schulen herausgearbeitet und die Schulautonomie in diesem Bereich (pädago-gische Konzepte auf Schulebene) mit der curricularen Standardisierung der Kompe-tenzentwicklung in Kernfächern kontrastiert.

Anschließend wurden die größten Felder der Wertebildung aus der Gesetzgebung (Menschenrechte, Schulgesetze) und den Rahmenlehrplänen der Bundesländer zu-sammenfassend dargestellt. Einige diesbe-zügliche Forschungsergebnisse (z.B. Merca-tor Lehrplanstudie zu Migration und Integra-tion, International Civic and Citizenship Edu-cation Study) bildeten den Abschluss des In-puts.

Kompetenzen

Das dritte Sitzungsthema wurde im Input ebenfalls definitorisch eingeleitet. Ausge-hend von der Kompetenzdefinition des De-SeCo-Gutachtens der OECD (Weinert), wur-den die KMK-Kompetenzstufen als Grund-lage konzeptueller und datenbasierter Schulsteuerung beschrieben. Daran an-knüpfend wurden Forschungsergebnisse nationaler und internationaler Schulver-gleichsstudien verdichtet dargestellt (PISA, TIMSS, IGLU bzw. PIRLS, Monitor Digitale Bil-dung) und der relativ starke und über die letzten Jahre konstante Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenz-erwerb, sowie Migrationshintergrund und Kompetenzerwerb in Deutschland heraus-gestellt. Um dem Zukunftsrat einen kreati-ven Diskussionsanreiz zu geben, erfolgte an-schließend eine Beschreibung von Kompe-tenzfeldern der Zukunft. Diese basierte auf Beschreibungen der OECD (Lernkompass), zivilgesellschaftlichen Initiativen (z.B. 21st Century Learning, Humanistischer Verband), den Curricula anderer Länder (z.B. Neusee-land, Singapore) und international angeleg-ten Curricula (z.B. Oxford International Curri-culum).

45 Lernfelder und Lernthemen

Das vierte Sitzungsthema wurde mit einem Input zur inhaltlichen Gestaltung schuli-scher Bildung eingeleitet. Im Unterschied zum etablierten Lernfeldbegriff der berufli-chen Bildung bezeichnen Lernfelder hier Fä-chergruppen bzw. -kombinationen (z.B. Na-turwissenschaften), und Lernthemen die konkreten unterrichtlichen Inhalte. Nach ei-ner Veranschaulichung des lehrplanbezoge-nen Ineinandergreifens von Lernfeldern (Fä-chergruppen), Lernthemen und Kompeten-zentwicklung folgte zur gedanklichen Anre-gung eine Unterscheidung von einerseits fä-cherüberschreitendem, -verbindendem und -koordinierendem Lernen im Sinne von Lernformen und andererseits konkreten di-daktischen Methoden (z.B. Projektarbeit).

Mit dieser Unterscheidung im Blick wurden in einem letzten Schritt Ergebnisse zweier systematischer Reviews zu Effekten dieser fächerübergreifenden Lernformen in ver-schiedenen Lernfeldern (Fächergruppen) auf die Kompetenzentwicklung von Schü-ler:innen berichtet.

Visionen und Leitsätze

Das fünfte und letzte Sitzungsthema des Zukunftsrates wurde ohne vorgelagerten Input moderiert. Dadurch sollten den Teil-nehmer:innen keine gedanklichen Vorga-ben oder Grenzen gesetzt werden.

46 Das deliberative Kernstück des Zukunftsrates waren die moderierten Kleingruppendiskussionen.

Die Kleingruppen wurden immer neu zufällig zusammengestellt, um einen möglichst breiten Mei-nungsaustausch zwischen den Teilnehmenden zu gewährleisten. Bei ihren Diskussionen wurden sie von einer Moderation unterstützt, die auch die Ergebnisse auf digitalen Whiteboards festhielt.

Anschließend gab es im Plenum Zeit, um die wichtigsten Ergebnisse bzw. Diskussionspunkte der Kleingruppen zu präsentieren.

Die von den Teilnehmenden erarbeiteten Ergebnisse wurden im Nachgang zu den Sitzungen vom Durchführungsteam aufgearbeitet und verdichtet. Dabei wurde darauf geachtet, dass der Wortlaut der Texte möglichst nah an der Wortwahl der Teilnehmenden blieb. Anschließend konnten die Teilnehmenden die Ergebnisse mittels einer Abstimmung auf Howspace bewerten und im Chat kommentieren.

Das Zielbild wurde aufbauend auf den Ergebnissen der Einzelsitzungen in mehreren Schritten komprimiert, überarbeitet und abgestimmt. Zunächst führte eine Redaktionsgruppe des Zu-kunftsrates verschiedene Kleingruppenergebnisse zusammen. Darauf aufbauend erstellte Ve-rena Hasel, Journalistin mit großem Interesse am Bildungsthema, einen ersten Entwurf des Ziel-bildes, das dann sowohl von den Mitgliedern des Zukunftsrates als auch von Teilnehmenden des Hackathons kommentiert werden konnte. Die über 800 Kommentare wurden zielführend einge-arbeitet. Es kristallisierten sich aber schnell einige strittige Punkte heraus. Diese umfassten die Rolle der Lehrer:innen in der Schule von morgen, das Verhältnis von Autonomie der Schulen zu den Zuständigkeiten von Ministerien und Ämtern, Noten und Leistungsbewertungen, sowie die Entscheidung zwischen Bildungswegen in festen Lerngruppen oder wechselnden Lerngruppen in Modulen .

Diese offenen Fragen wurden anhand von Formulierungsvorschlägen in der 6. und letzten Sit-zung des Zukunftsrates noch einmal in Kleingruppen diskutiert und dann per Mehrheitsent-scheid zu einem Konsens geführt.

Die Einarbeitung der Kommentare ebenso wie die Formulierungsvorschläge wurde in einer End-redaktion von den Mitarbeitenden der Durchführungsinstitute übernommen, wobei soweit wie möglich auf die Originalformulierung aus den Kleingruppenergebnissen der Sitzungen 1 - 5 zu-rückgegriffen wurde.

In der letzten Sitzung wurde noch einmal sehr deutlich, dass der Zukunftsrat vor der großen Her-ausforderung stand, eine Vielfalt von Meinungen, Überzeugungen, Interessen und individuellen Erfahrungen produktiv zusammenzuführen. Durch den Rahmen, der durch Konzeption und Mo-deration für den Meinungsaustausch gebildet wurde, konnten die Prozesse der Meinungsbil-dung und EntscheiMeinungsbil-dungsfinMeinungsbil-dung mit Vertrauen in den Prozess, Wertschätzung den Mit-Teilneh-menden gegenüber und Offenheit für andere Meinungen und ihre Argumente geführt werden.

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