• Keine Ergebnisse gefunden

Leitung: PD Dr. Diemo Dietrich

Im Dokument Tätigkeitsbericht 2011 (Seite 52-57)

Liste der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:

Monika Bucher (Stipendiatin), Henry Dannenberg, PD Dr. Diemo Dietrich, Dr. Katja Drechsel, Andrej Drygalla, PD Dr. Makram El-Shagi, Friedrich Hilse (Stipendiat), Prof. Dr. Oliver Holtemöller, Dr. Tobias Knedlik, Dr. Axel Lindner, Dr. Götz Zeddies

1 Der Forschungsschwerpunkt im Überblick

Finanzmärkte und Banken sollen die Allokation von Finanzmitteln und von Risiken effizient gewährleisten und so einen Beitrag zu stabiler wirtschaft-licher Entwicklung leisten – gerade dann, wenn im Finanzsektor selbst oder in der Realwirtschaft Schocks auftreten. Die Funktionsfähigkeit von Finanz-märkten und von Banken ist jedoch keineswegs gesichert. Deren Wahrung erfordert von der Wirtschaftspolitik, stabilitätskonformes Verhalten privater Akteure aus mikro- sowie makroprudenzieller Sicht zu fördern, ohne dass es zu Lasten einer effizienten Allokation geht. Die Bewältigung der jüngs-ten Weltfinanzkrise, die adäquate Vorsorge gegenüber zukünftigen Krisen sowie andere grundlegende Tendenzen im globalen Finanzsystem stellen hierbei große Herausforderungen für die Regulierung von Finanzinstitutionen und -märkten sowie die Geld- und Währungspolitik dar.

Es ist sachlich gerechtfertigt, die entsprechende Forschung über Banken und Finanzmärkte zunächst gesondert zu organisieren, denn Banken sind gegenüber den Finanzmärkten dadurch gekennzeichnet, dass sie Finanz-mittel Dritter aufnehmen und anschließend investieren, wobei sie einen Mehrwert gegenüber den Finanzmärkten unter anderem durch ein hohes Maß an Fristentransformation erzielen. Die mit der Fristentransformation verbundene Krisenanfälligkeit ist zugleich der komparative Nachteil von Banken, der umso bedeutender wird, je stärker die Banken miteinander und mit anderen Finanzmarktakteuren vernetzt sind. Unabhängig davon sind aber auch Geld-, Kapital- und Devisenmärkte durch Phasen hoher Volati-lität gekennzeichnet, wobei Wechselwirkungen zwischen realwirtschaft-licher und Finanzmarktstabilität bestehen.

Gegenstand der Arbeiten in diesem Forschungsschwerpunkt sind die Sta-bilitätsimplikationen eines integrierten Bankensystems sowie integrierter Geld-, Kapital- und Devisenmärkte. Am IWH werden hierzu in der For-schung über Banken und Finanzmärkte realwirtschaftliche Aspekte auf der Makroebene berücksichtigt. Ein Fokus liegt auf Systemrisiken, also den Interdependenzen zwischen Finanzmarkt- und Bankenrisiken sowie deren Wechselwirkungen mit der realwirtschaftlichen Entwicklung. Um die kon-krete wirtschaftspolitische Relevanz dieser Forschung zu erhöhen, werden zudem die theoretische Forschung, die hierzu seit längerem erfolgreich am IWH betrieben wird, und die empirisch-ökonometrische Forschung enger zusammengeführt; dabei sollen Tatbestände des institutionellen Umfeldes

von Banken und Finanzmärkten präziser berücksichtigt werden. Eine wei-tere Besonderheit dieser Forschungen ist die Berücksichtigung des Ausein-anderfallens zwischen der regional begrenzten Steuerungskraft von Wirt-schaftspolitik und der globalen Dimension des Finanzsystems, durch welche die Effektivität der Geld- und Währungspolitik sowie der Aufsicht und Regulierung beeinflusst wird.

Die wissenschaftliche Arbeit im Forschungsschwerpunkt 2 „Finanzmärkte, Banken und realwirtschaftliche Entwicklung“ thematisiert damit wichtige Aspekte der monetären und finanziellen Integration, auch die der mittel- und osteuropäischen Länder, in den europäischen Wirtschaftsraum. Die Forschung fundiert unter anderem die makroökonomischen Prognosen und Politikanalysen des IWH (FSP 1).

Der Forschungsschwerpunkt kooperiert mit dem rechts- und wirtschafts-wissenschaftlichen Graduiertenkolleg „Konstitutionelle Grundlagen glo-balisierter Finanzmärkte – Stabilität und Wandel“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Martin-Luther-Friedrich-Schiller-Universität Halle-Wittenberg, das von der Stiftung Geld und Währung unterstützt wird.

Projekt 2.1: Finanzsystemstabilität

Krisen im Bankensystem waren in der Vergangenheit mit realwirtschaft-lichen Kosten verbunden, deren Ausmaß im Wesentrealwirtschaft-lichen davon abhing, wie schnell eine Krise im Bankensektor

über-wunden werden konnte. Auch die jüngste Krise hat maßgeblich zur Schwere und Dauer der nachfolgenden Rezession beigetragen.

Dieses Projekt widmet sich der Untersuchung von Bankensystemen mit dem Ziel, Ansätze für eine stabilitätsfördernde Politik zu erarbei-ten. Die im Vergleich zu früheren Krisen

starke Vernetzung des Bankensystems ist eine besondere Herausforderung für die Wirtschaftspolitik.

Die globale Dimension dieser Vernetzung wird beispielsweise durch die große Bedeutung multinationaler Banken in Mittel- und Osteuropa geprägt (Dietrich, Knedlik, Lindner 2011); hier interessieren vor allem die Be-dingungen, unter denen diese Banken stabilisierend oder destabilisierend für die Kreditversorgung während einer Bankenkrise wirken. Dabei ist auch

Mittel- und Osteuropa in der Weltfinanzkrise:

Simultanes Auftreten von Banken- und Währungskrisen?

den Besonderheiten in diesen Ländern Rechnung zu tragen, die sich aus der Struktur ihrer Finanzsysteme sowie aus ihren makroökonomischen Ver-flechtungen mit Westeuropa ergeben.

Projekt 2.2: Währungsrisiken

Die Weltwirtschaft war in den letzten Jahrzehnten wiederholt durch Phasen hoher Volatilität auf den Geld-, Kapital- und Devisenmärkten

gekennzeich-net, deren realwirtschaftliche Folgen zum Teil erheblich waren. Dieses Projekt verfolgt mit der Analyse der Ursachen und Konsequenzen von Finanzmarktrisiken sowie des Verlaufs von Finanzmarktkrisen zwei interdependente Fragestellungen. Zum einen ist dies die Frage nach der Quantifizierung von Finanzmarktrisiken und der Prognose von Finanzmarktkrisen, insbesondere von Währungskrisen; mittel-fristig sollen die von den Finanzmärkten ausgehenden Risiken für die Real-wirtschaft untersucht werden. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, wie Wirtschaftspolitik die Stabilität erhöhen kann; dies schließt die Ana-lyse von Wechselkurspolitik, Regulierungen von Finanzmärkten und geld-politischen Maßnahmen zur Kriseneindämmung ein. Gerade für die mittel-und osteuropäischen Volkswirtschaften, die für eine schnelle Entwicklung bzw. ein Aufschließen zu Westeuropa weiterhin auf ausländisches Kapital angewiesen sein dürften, sind die Antworten auf diese Fragen von zen-traler Bedeutung, wobei der Währungspolitik hier angesichts der beschränk-ten Möglichkeibeschränk-ten dieser Länder, Kredite in eigener Währung aufzunehmen, eine besondere Bedeutung zukommt.

Nicht zuletzt aufgrund der Entwicklung der Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum standen die Fragen nach der rechtzeitigen Erkennung von Krisenrisiken sowie die Auswertung von politischen Maßnahmen zur Krisen-prävention im Vordergrund der Forschungsarbeit in Projekt 2.2.

Zentral war dabei vor allem die Frage nach zeitnah verfügbaren Indika-toren für jene Ungleichgewichte, die – in der Retrospektive gut erkennbar – die Krise in Griechenland verursacht haben. Aufbauend auf den früheren Arbeiten zur Krisenprognose wurden im Rahmen eines so genannten Signal-ansatzes die in der Politik und in den Medien vorgeschlagenen Sätze von Indikatoren auf ihre Eignung überprüft und ein eigener Signalansatz für Ungleichgewichte in der Europäischen Währungsunion konzipiert.

Krisen erkennen und überwinden

Der zweite Schwerpunkt der Arbeit war die Auswertung der neuen IWH-Datenbank zu Kapitalverkehrskontrollen auf die Frage hin, inwieweit Ka-pitalverkehrskontrollen dazu beitragen konnten, die Ausbreitung der Krise zu begrenzen. Die Finanzkrise sowie die darauffolgende Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum haben das Vertrauen der politischen Ent-scheidungsträger in die Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte – nicht ganz zu Unrecht – erheblich erschüttert. Es zeigt sich allerdings, dass die Reak-tion in Form einer erheblichen Ausweitung von Kapitalverkehrskontrollen vorschnell gewesen sein könnte. Auch Länder, die ihre Kapitalmärkte be-reits vor der Krise stark reguliert hatten, wurden realwirtschaftlich im glei-chen Umfang von der Krise getroffen.

2 Arbeitsergebnisse des FSP 2 Publikationen

2009 2010 2011 FSP 2: Finanzmärkte, Banken und

realwirtschaft-liche Entwicklung 13 20 15

1. Aufsätze in begutachteten Zeitschriften 5 9 5 2. Aufsätze und Kurzbeiträge* in übrigen Zeitschriften 5 5 5 3. Monographien (Autorenschaft, Herausgeberschaft) 1 3 1

4. Einzelbeiträge zu Sammelwerken 0 1 1

5. Arbeits- und Diskussionspapiere 2 2 3

* Kurzbeiträge im Jahr 2009 nicht gezählt.

Aufsätze in begutachteten Zeitschriften

Dietrich, Diemo; Knedlik, Tobias; Lindner, Axel: Central and Eastern European Countries in the Global Financial Crisis: A Typical Twin Crisis?, in: Post-Communist Economies, Vol. 23 (4), 2011, 415-432.

El-Shagi, Makram: Did the Crisis Affect Potential Output?, in: Applied Economics Letters, Vol. 18 (8), 2011, 735-738.

El-Shagi, Makram: The Impact of Fixed Exchange Rates on Fiscal Discipline, in: Scottish Journal of Political Economy, Vol. 58 (5), 2011, 685-710.

John, J.; Knedlik, Tobias: New IMF Lending Facilities and Financial Sta-bility in Emerging Markets, in: Economic Analysis and Policy, Vol. 41 (2), 2011, 225-238.

Lindner, Axel: Macroeconomic Adjustment: The Baltic States versus Euro Area Crisis Countries, in: Intereconomics, Vol. 46 (6), 2011, 340-345.

Aufsätze und Kurzbeiträge in übrigen Zeitschriften

Im Dokument Tätigkeitsbericht 2011 (Seite 52-57)