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K LAUS M ANN – B IOGRAPHIE UND W ERK

4 KLAUS MANN: MEPHISTO. ROMAN EINER KARRIERE

4.1 K LAUS M ANN – B IOGRAPHIE UND W ERK

Klaus Heinrich Thomas Mann, kämpferischer Literat gegen den Nationalsozialismus, gehört zu den bedeutendsten Autoren des deutschen Exils. Er wurde als zweites Kind und ältester Sohn des Schriftstellers Thomas Mann und dessen Ehefrau Katia am 18. November 1906 in München geboren. Zwischen Klaus und seinem Vater herrschte immer eine distanzierte Beziehung. Demgegenüber zu seiner Mutter und vor allem zu seiner Schwester Erika, mit der er als Zwillinge verbunden war, hatte er ein enges Vertrauensverhältnis. 1924 verlobte sich der junge Bohemien im Alter von siebzehn Jahren mit seiner Jugendfreundin Pamela Wedekind, der Tochter des Schriftstellers Frank Wedekind. Ihre Beziehung dauerte jedoch nicht lange, 1928 wurde die Verlobung aufgelöst. Pamela Wedekind heiratete 1930 den Dramatiker Carl Sterheim. Klaus begann seine literarische Laufbahn in der Zeit der Weimarer Republik als Außenseiter, denn er verarbeitete Themen, die zur damaligen Zeit als Tabubruch angesehen wurden. 1925 erschien sein Roman Der fromme Tanz, der als einer der ersten Homosexuellen-Romane in der deutschen Literatur gilt. Im Werk bekennt sich Klaus offiziell zu seiner Homosexualität, obwohl sie in der Weimarer Republik unter Strafe steht. Im selben Jahr entstand sein erstes Drama Anja und Esther. Mit seiner Verlobten, seiner Schwester Erika und deren Verlobtem Regisseur Gustaf Gründgens schloss er sich zu einem skandalumwitterten Theaterensemble zusammen und trat mit ihnen in der Hamburger Uraufführung von Anja und Esther (1925) auf. Das Bühnenstück wurde besonders durch den Auftritt der „Dichterkinder“ berühmt. Wegen Arbeitsuneinigkeiten begannen Klaus und Gründgens, sich allmählich zu entfremden. Erika heiratete Gustaf 1926, bereits 1929 wurde ihre künstlerische Ehe jedoch geschieden. 1925 trat Klaus seine erste größere Auslandsreise an, die ihn nach England, Paris, Marseille, Tunesien, Palermo, Neapel und Rom führte. 1927/28 unternahm er mit seiner Schwester Erika eine achtmonatige Weltreise, über die sie das gemeinsame Reisetagebuch Rundherum.

Ein heiteres Reisebuch (1929) veröffentlichten. Auch in den folgenden Jahren reiste Mann viel. Ungefähr in dieser Zeit begann er von Drogen abhängig zu sein, deren Konsum er das ganze Leben lang nicht loswurde. 1932 brachte Mann seine erste Autobiographie Kind dieser Zeit und den Roman über Drogen, Selbstmord und Liebe Treffpunkt im Unendlichen heraus. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten engagierte er sich in dem antifaschistischen Kabarett „Die Pfeffermühle“, das Anfang 1933 von Erika gegründet wurde.

Am 13. März 1933 verließ Klaus im Alter von 27 Jahren Deutschland und emigrierte über Amsterdam, Zürich und Prag nach Paris, um einer Verhaftung zu entgehen. Im Exil wurde er von Anfang an zum aktiven Gegner des neuen Deutschlands, im kompromisslosen Kampf gegen den Nationalsozialismus fand er den Sinn seines Lebens. Im Ausland lebte er sich verhältnismäßig rasch ein, da er ans fremde Milieu dank seiner zahlreichen Reisen schon längst gewöhnt war. Der Roman Der fromme Tanz zählte zu den Büchern, die zwischen dem 10. Mai und 21. Juni 1933 von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannt wurden. Diese barbarische

„Kunstveranstaltung“ verurteilte er aufs Schärfste. 1933-1935 brachte Klaus im Querido Verlag in Amsterdam die erste literarische Monatszeitschrift des Exils „Die Sammlung“

heraus, mithilfe dessen er versuchte, eine einheitliche „antifaschistische Front“

hervorzurufen. 1934 wurde Klaus Mann die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Als Staatenloser musste er zunächst mit einem holländischen Fremdenpass reisen. Im selben Jahr nahm er als geladener Gast am „1. Allunionskongress der Sowjetschriftsteller“ teil, von seiner Sowjetunion-Reise war er tief beeindruckt. Es erschienen seine wichtigen Romane Flucht in den Norden (1934) und Symphonie Pathétique über Peter Iljitsch Tschaikowsky (1935), in dem Einsamkeit des Künstlers, Homosexualität und Todessehnsucht zur Sprache kommen. 1936 unternahm er eine viermonatige USA-Reise, die mit ausgedehnter Vortragstätigkeit verbunden war. Er unterstützte aktiv die Herausbildung der „Deutschen Volksfront“, die die ganze Vielfalt von Positionen der Faschismus-Gegner einigen sollte. Im selben Jahr erschien sein Roman Mephisto.

Roman einer Karriere im Amsterdamer Querido Verlag, in dem er mit NS-Deutschland radikal abrechnete. Anhand einer Künstlerkarriere enthüllte er die Verstrickung der Intellektuellen und Künstler mit dem NS-Regime. 1937 nahm Klaus Mann die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an. 1938 arbeitete er zusammen mit seiner Schwester Erika als Presseberichterstatter vor Ort im Spanischen Bürgerkrieg und wurde damit zum Augenzeugen des dortigen Kriegsgeschehens. Trotz seiner grundsätzlich pazifistischen Haltung unterstützte er den bewaffneten Kampf der Republikaner.

Im September 1938, nach dem Münchner Abkommen und ein Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, verließ Klaus Europa und emigrierte in die USA. 1939 wurde sein Roman Der Vulkan. Roman unter Emigranten herausgegeben, der die Vielfalt sozialer und politischer Strömungen der Emigration in Westeuropa und den USA widerspiegelt. In dieser Chronik von Exil-Schicksalen finden ihren Platz Drogensüchtige, Homosexuelle, Anarchisten und Selbstmörder, d.h. Personen, die vom bürgerlichen (und sozialistischen) Normenkatalog als Außenseiter abgestempelt

werden. Im selben Jahr verfasst er mit Erika den Bericht Escape to Life über die künstlerischen und wissenschaftlichen Persönlichkeiten der deutschen Emigration, der ein großer publizistischer Erfolg wurde. Im Exil musste sich der Autor oftmals mit einer Diskriminierung der Homosexualität auseinander setzen, 1940 wurde er sogar beim FBI als Homosexueller und Kommunist denunziert und seither bespitzelt72. Klaus setzte seine Vortragsreisen fort, um auf die Geschehnisse im NS-Deutschland aufmerksam zu machen. 1941/1942 redigierte er die avantgardistische antifaschistische Zeitschrift

„Decision. A Review of Free Culture“. Er versuchte unermüdlich, die Amerikaner mit dem nichtfaschistischen, anderen Deutschland und den freiheitlichen Traditionen Europas bekannt zu machen.

1942 erschien Manns zweite Autobiographie The Turning Point, die an die erste in englischer Sprache anknüpft. Das Werk wurde später ins Deutsche als Der Wendepunkt.

Ein Lebensbericht übersetzt (1952). In diesem Jahr meldete sich Klaus freiwillig zur US-Army, da er gleichfalls als Soldat gegen das NS-Regime kämpfen wollte.

Einberufen zum Militärdienst wurde er erst 1943. Seine Homosexualität musste er in der Armee verbergen, weiterhin war er befremdet durch die Trennung der weißen und schwarzen Soldaten und die allgemeine Unkenntnis über das NS-Regime. 1943 erhielt Klaus Mann die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1944/45 nahm Klaus als Kriegskorrespondent an der Invasion der alliierten Streitkräfte in Europa teil, er wurde in Casablanca und in Italien in der psychologischen Kriegführung eingesetzt. Seine Aufgabe war, Propagandatexte für Flugblätter und Rundfunksender und Grabenlautsprecher zu verfassen, mit denen gegnerische Soldaten zur Aufgabe und zum Überlaufen aufgefordert wurden. Darüber hinaus verhörte er als deutschsprachiger Soldat der US Army deutsche Kriegsgefangene.

1945, nach Kriegsende, arbeitete Klaus als Sonderberichterstatter der Army-Zeitung „The Stars and Stripes“. Er kehrte nach Deutschland zurück und besuchte die ehemalige elterliche Villa, die während des Krieges von der SS für den Verein

„Lebensborn“ genutzt und von alliierten Kräften ganz und gar zerbombt wurde73. Es wurde ihm das KZ Dachau gezeigt, in Augsburg beteiligte er sich als Reporter an der Befragung Hermann Görings. Seinem deutschen Zuhause fühlte sich Klaus jedoch entfremdet, und die Nachkriegsentwicklung der Weltpolitik desillusionierte ihn vollkommen. Infolge der zunehmenden Polarisierung der Weltmächte und eines langsam ausbrechenden Kalten Krieges zwischen Ost und West, verlor er seine Hoffnung auf eine friedliche Weltordnung und brach völlig zusammen. Aus

72 Vgl. http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MannKlaus/

73 Vgl. http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/MannKlaus/

Verzweiflung über die geringe Möglichkeit des Intellektuellen, das politische Geschehen in der Welt grundsätzlich beeinflussen zu können, nahm sich Klaus am 21.

Mai 1949 in Cannes mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben. Das literarische Schaffen von Klaus Mann zeichnet sich dadurch aus, dass er in seinen Werken ungescheut Themen enthüllt hat, die bis zu diesem Zeitpunkt als Tabu gegolten haben.

Seine Werke sind direkt, provokativ und bleiben bis heute aktuell.

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