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2.1 Untersuchungsgebiet

2.1.4 Landnutzung

Die großflächige Konversion natürlicher Vegetation in landwirtschaftlich genutzte Flächen führte zu einer stark anthropogen geformten Kulturlandschaft. Nach Daten des brasilianischen statistischen Bundesamtes (IGBE, 1985) bestimmen buschige Sekundärwälder unterschiedlichen Alters zu 66 %, Weiden und landwirtschaftlich genutzte Flächen zu 13 % und leicht oder gar nicht veränderte Vegetation zu 8 % das Erscheinungsbild der Region.

Neuere Untersuchungen, basierend auf Satellitenbildauswertungen von 1991, ergaben folgendes Bild der Landnutzung des 786 km2 großen Munizip Igarapé Açu (WATRIN, 1994):

95 % der ehemaligen geschlossenen Primärwaldbedeckung gelten als verändert. 73 % der Gesamtfläche bestehen aus Brachevegetation. Deren Alter beträgt zu 60 % 7 Jahre oder weniger. Der Anteil der Weideflächen wird mit 16 % angegeben. Agronomisch bewirtschaftete Flächen bedeckten 4 % des Munizipareals. Die unterschiedlichen Angaben WATRINs (1994) und des IBGE (1993) über die Entwicklung der Landnutzung lassen sich einerseits durch verschiedene Bezugsgrundlagen (Altersgruppen der Vegetation, Einordnung einer Fläche als junge Brache oder Kulturfläche) und andererseits durch Schwierigkeiten bei der eindeutigen Vegetationszuordnung mittels der Satellitenbildauswertung erklären. Die tatsächlichen prozentualen Anteile von agronomisch genutzten Flächen dürften auf 4 - 13 % der Gesamtfläche des Munizipes geschätzt werden.

2.1.4.1 Das traditionelle Brachesystem mit Brandrodung

Das traditionelle Landnutzungssystem im Munizip Igarapé Açu ist der Brandrodungs-feldbau, auch Wald-Feld-Wechselwirtschaft mit Brandrodung genannt. Dieses 2phasige Nutzungssystem setzt sich zusammen aus einer 1,5 - 2jährigen Anbauphase und einer darauf-folgenden Brachephase, die unter den derzeit gegebenen Bedingungen selten mehr als 7 Jahre beträgt (Abbildung 3).

D F A J Abbildung 3: Schema des traditionellen Landnutzungszyklus innerhalb des kleinbäuerlichen Brachesystems (nach DENICH, 1991).

Der Nutzungszyklus beginnt in der niederschlagsarmen Jahreszeit im Novem-ber/Dezember, wenn Sekundärwaldflächen von 3 - 7 Jahren Bestandesalter manuell mit Macheten geschlagen werden. Die geschlagene Vegetation wird zum Trocknen liegen gelassen und anschließend gebrannt. Zu Beginn der Regenzeit gegen Ende Dezember wird Mais (Zea mays), seltener Trockenreis (Oryza sativa) in die Brandflächen ausgesät. Im Februar/März, noch vor der Ernte des Mais, werden Maniokstecklinge zwischen die Anbaureihen gepflanzt und verbleiben dort bis zur endgültigen Entnahme. Dem Maniokanbau kann eine Phase mit Bohnenanbau (Vigna unguiculata) vorausgehen. Während der gesamten Anbauphase werden in 2- bis 3monatigen Intervallen Unkrauthackungen und Triebrückschnitte aussprießender Sekundärvegetation durchgeführt. In den letzten 6 Monaten der Kulturphase mit Maniokanbau wird nicht mehr gehackt. Dieses Management führt dazu, daß zum Zeitpunkt der Entnahme der Maniokknollen bereits eine niedrige Sekundärvegetation existiert, die zur Ausgangsbasis für die nachfolgende Brache wird. Ein typischer Familienbetrieb baut etwa 2 ha pro Jahr an (SANTANA, 1990).

2.1.4.2 Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung

In den letzten Jahren fand auf Teilflächen zunehmend ein Übergang vom traditionellen Bewirtschaftungssystem zum vermehrten Anbau mehrjähriger landwirtschaftlicher Kulturen statt. Vor allem der Anbau der cash crops Pfeffer (Piper nigrum) und Maracujá (Passiflora edulis) verspricht höhere Einkünfte bei geringem Flächeneinsatz (Tabelle 3).

Tabelle 3: Relativer erwirtschafteter Marktwert bei gegebenem Flächenbedarf verschiedener Kulturen im Munizip Igarapé Açu. Daten basierend auf IDESP (1991) und IBGE (1993).

Kultur % Anteil am Gesamtwert

der Produktion

Anbau auf % der Gesamtfläche

Pfeffer 46 22

Maracujá, Papaya 25 12

gesamt 71 34

Maniok 26 28

Mais 1 12

Reis 1 13

Bohnen 1 13

gesamt 29 66

Im kleinbäuerlichen Betrieb findet die Flächenvorbereitung für Pfeffer und Maracujá zunächst auf die gleiche Weise statt wie bei dem traditionellen Verfahren der Wald-Feld-Wechselwirtschaft. Manuellem Fällen der Brachevegetation folgt der Brand. In Einzelfällen wird auf Fällen und Brennen der Vegetation verzichtet, wenn Pfeffer oder Maracujá direkt im Anschluß an die Maniokernte gepflanzt werden. In beiden Fällen wird in einem anschließen-den Arbeitsgang die Fläche entstockt. Hierzu entfernt der Landwirt alle auf der Kulturfläche verbliebenen Baumstümpfe, indem er sie in 10 - 30 cm Tiefe abhackt. Der Zweck dieser Maßnahme liegt in der Verminderung der Wurzelkonkurrenz durch Pflanzen der Sekundärvegetation. Ein weiterer Vorteil ergibt sich aus der Verringerung der Anzahl von oberirdischen Austrieben und Wurzelsprossen, wodurch sich der Arbeitsaufwand für Sproßrückschnitte während der Kulturphase deutlich erniedrigt. Flächen, in denen die Baumstümpfe vollständig entfernt wurden, eignen sich auch für die maschinelle Unkraut-bekämpfung mit Traktor und Egge.

Im Unterschied zum traditionellen Anbau fehlt bei den Dauerkulturen die Fruchtfolge.

Die Anbaudauer beträgt bei Maracujá 2 - 3 Jahre, danach wird die Fläche aufgegeben. Die Kulturdauer liegt bei Pfeffer in der Untersuchungsregion etwa bei 3 - 6 Jahren und ist damit um ein vielfaches kürzer als im asiatischen Raum. Phytosanitäre Probleme mit dem Pilz Fusarium solani, var. piperi, der Wurzelfäule an den Pfefferpflanzen verursacht und sie dadurch vorzeitig absterben läßt, sind der Grund. Nach Beendigung des Pfefferanbaues wird die Fläche im allgemeinen nicht weiter landwirtschaftlich genutzt und sich selbst überlassen.

Während des Anbaues werden Maracujá- und Pfefferpflanzen mehrfach pro Jahr gedüngt.

Nach Auskunft befragter Landwirte werden 2mal jährlich 150 - 300 g NPK-Dünger pro Pflanze verabreicht und durch zusätzliche Gaben von Dung (zumeist von Rindern und Hühnern) und anderen organischen Resten, beispielsweise aus nahegelegenen

Hühnerzuchtbetrieben, ergänzt. Die Mengen dieser zusätzlichen Nährstoffquellen liegen im Ermessen der Landwirte und lassen sich nicht generalisieren.

Mit zunehmender Flächengröße und verbesserter finanzieller Situation der Landwirte nimmt der Mechanisierungsgrad bei der Flächenvorbereitung zu. Die Brachevegetation wird unter Einsatz von Zugmaschinen umgebrochen, anschließend vorzerkleinert und großteils von der Fläche geschoben. Im ersten Arbeitsgang fährt die Maschine durch die Vegetation und bricht die Stämme um. Hierzu wird ein Traktor oder ein Raupenschlepper benutzt, an dessen Front eine Schaufel montiert ist. Diese wird 20 - 50 cm oberhalb des Bodens justiert. Dieses bereitet im allgemeinen keine Schwierigkeiten, da in einer typischen 7jährigen Vegetation nur 4 % aller Individuen Stammdurchmesser > 4 cm besitzen, in einer 4jährigen Brache nur 1 % (WITHELM, 1993; CLAUSING, 1994; NUÑEZ, 1995). Im zweiten Arbeitsgang wird ein mehrscheibiger Scheibenpflug über die Fläche gezogen. Nicht abgeräumte Phytomasse wird hierbei mechanisch zerkleinert. Gleichzeitig wird ein Großteil des Wurzelwerks aus dem Boden gerissen, zerstückelt und die Bruchstücke zusammen mit der oberirdischen Biomasse in den Boden eingearbeitet. Überdurchschnittlich voluminöse Stämme und Wurzelstücke werden vorher von der Fläche entfernt. Nach mehrfacher Wiederholung dieses Vorgangs wird abschließend eine Scheibenegge eingesetzt, mit der die letzten Pflanzenreste eingearbeitet und die Bodenoberfläche eingeebnet werden.

Gelegentlich wird eine Schneidwalze eingesetzt (WIENECKE & FRIEDRICH, 1982), in Brasilien 'Rolofaca' genannt. Dabei handelt es sich um ein bis zu 12 t schweres landwirt-schaftliches Gerät, welches hinter eine Zugmaschine gehängt wird. Es wird bei der Flächenvorbereitung zur Rodung eingesetzt, indem es die Vegetation umbricht und die gefällte Phytomasse zerschneidet. Gleichzeitig dringen bis zu 25 cm lange Schneiden in den Oberboden ein und zerschneiden Grob- und Feinwurzeln. Durch diese mechanische Vorzer-kleinerung verringert sich der Zeit- und Arbeitsaufwand beim anschließenden Pflügen und Eggen. Das Arbeitsgewicht der Rolofaca ist variabel. Es kann je nach Erfordernis erhöht werden, indem das Gerät mit Wasser oder Sand befüllt wird. Nach Auskunft der Landwirte erweist sich eine zusätzliche Beschwerung bei holziger Vegetation mit Stammdurchmessern >

5 cm als vorteilhaft.

Bei der mechanisierten Form der Flächenvorbereitung wird häufig auf den Brand ver-zichtet. Ein Teil des oberirdischen Pflanzenmaterials, im Falle einer 3- bis 4jährigen Vegetation 30 - 50 t*ha-1 (NUÑEZ, 1995; GEHRING et al., 1999), wird in den Boden

eingearbeitet, der Rest an die Seiten der Kulturfläche geschoben. Neben den schon ange-sprochenen Effekten, wie eine Verminderung der Wurzelkonkurrenz und Vereinfachung von Pflegemaßnahmen, werden durch den Verzicht auf Brennen Nährstoffverluste durch Volatilisation vermieden. Nach MACKENSEN et al. (1996) und HÖLSCHER et al. (1997) werden beim Brand bis zu 98 % C, 95 % N, 78 % S, 58 % Ca, 43 % Mg und 47 % P aus der Biomasse in die Atmosphäre transferiert.

2.2 Beschreibung der Untersuchungsflächen