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L AUTWANDEL

Im Dokument DIE DEUTSCHEN DIALEKTE (Seite 10-15)

Nach Pompino-Marschal (2009, S. 261) bedeutet das Wort Lautwandel, dass sich die Form eines Wortes ändert. Die erste Lautverschiebung wurde im Zeitraum zwischen 1200-1000 v.Chr. und 500-300 v.Chr. datiert. „Das heutige Standarddeutsche basiert auf dem neuhochdeutschen Dialekt, einer westgermanischen Sprache der indoeuropäischen Sprachfamilie. Von der Lautentwicklung her ist das Hochdeutsche durch die erste („germanische“) Lautverschiebung von den anderen indogermanischen

Sprachen abgetrennt und durch die zweite („hochdeutsche“) Lautverschiebung vom Niederdeutschen und den anderen germanischen Sprachen unterschieden“.

Schmidt (2013, S. 115) unterscheidet zwei verschiedene Lautwandel.

Mit dem kombinatorischen Lautwandel und ihrer Ursachenfrage beschäftigt sich die historische Sprachwissenschaft seit längerer Zeit. Die Artikulationsökonomie ist der entscheidende Faktor. Wir können verschiedene Umlaute folgend erklären:

„der Plural ahd. gesti ist um eine Nuance weniger aufwendig zu artikulieren als älteres gasti, den [e] ist dem [i] artikulatorisch näher als dem [a].“ Man spricht von kombinatorischem Lautwandel oder auch konditioniertem oder bedingtem Lautwandel, wenn die Änderung durch das Zusammenwirken von zwei Lauten eintritt.

„Es gibt allerdings auch Fälle, in denen ein Einzellaut scheinbar plötzlich beginnt, sich zu verändern, und das nicht nur in einem bestimmten Wort, sondern in nahezu allen gleichgelagerten Fällen: mhd. hūs wird zu Haus, mūs zu Maus, lūs zu Laus usw. In solchen Fällen hat kein Nachbarlaut auf mhd. ū eingewirkt, aber trotzdem verändert es sich serienmäßig zu nhd. au. Man spricht von spontanem Lautwandel.“

Eine der ältesten Erkenntnisse der Dialektologie ist die Abhängigkeit der sprachlichen Laute von sozialen Merkmalen einer Sprechergruppe oder des Sprechers. Vor allem altersbedingte Unterschiede im Lautstand waren bekannt. Verschiedene lautliche Stufungen zwischen der überörtlichen Geschäftsmundart der Berufstätigen und der Grundmundart der ältesten Bewohner zeigte die Sprache der Generationen an einem Ort. Es waren auch die geographischen Differenzen zwischen Land und Stadt, die man als Differenzen der Sozialstruktur interpretieren kann (Löffler, 1990, S. 95).

Nach Löffler (1990, S. 95) sah man den Laut als das Produkt der menschlichen Sprachwerkzeuge unabhängig von seiner schriftlichen Wiedergabe. Man beschreibt die Laute nach ihrer physiologischen Hervorbringung oder als Veränderungen der Konstellation der Sprechwegzeuge.

Das Bild 1. Die Lautverschiebungsstufen Quelle: Baumbach (2001, S. 19)

2 EINFÜHRUNG IN DIE DIALEKTOLOGIE

Dialektologie oder Mundartforschung ist die Wissenschaft. Die Mundartforschung beschäftigt sich mit den Mundarten, ihrer Verbreitung, mit der gegenseitigen Beeinflussung, Entwicklung, Aufzeichnung und Beschreibung ihres Wortschatzes sowie Formen- und Lautbestandes. In der heutigen Zeit ist Dialektologie nicht nur ein sprachwissenschaftlicher Teil, sondern sie ist auch eine soziolinguistische Disziplin, weil bestimmte Bevölkerungsgruppen die Dialekte in unterschiedlichen Situationen benutzen (Baumbach, 2001, S. 7).

Nach Schmidt (2007) ist der Dialekt die älteste der regionalen Varietäten. Er ist ein sozial, funktional und regional relativ begrenztes Kommunikationsmittel und er ist territorial differenziert. Dialektgraphie untersucht bestimmte grammatische, lexikalische und lautliche Erscheinungen nach ihrem Vorkommen in den Mundarten.

Seit dem Aufkommen der Standardsprache haben die Mundarten immer mehr an Bedeutung als Kommunikationsmittel verloren. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts waren die Ortsdialekte noch die am weitesten verbreitete sprechsprachliche Varietät. Im Laufe des 19.Jhs. werden sie stufenweise abgelöst.

„Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch sind Sammelbegriffe für historische Dialekte, die sich (ebenso wie die heute gesprochenen Dialekte) in Wortschatz und Grammatik erheblich voneinander unterschieden. Erst in der frühneuhochdeutschen Schriftlichkeit werden Tendenzen erkennbar, diese dialektalen Differenzen zu überbrücken“ (Schmidt, 2013, S. 92).

Die dialektübergreifenden Schreibsprachen bildeten sich seit dem 15.Jh von zunächst regionaler Reichweite heraus. Aus denen sich die heute gültige deutsche Schriftsprache in einem sehr komplizierten Prozess entwickelt hat. Dieser Prozess ist bis heute noch nicht in allen Einzelheiten erforscht. Die historischen Dialekte entwickelten sich in mündlicher Kommunikation und außerhalb der Schriftlichkeit weiter zu den heute noch lebenden Mundarten (Schmidt, 2013, S. 92)

Die Sprachatlanten (Deutscher Wortatlas, Deutscher Sprachatlas) und verschiedene Mundartwörterbücher einzelner Mundartgebiete sind die bedeutendsten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse. Die deutsche Dialektologie beschäftigt sich mit der dialektgeographischen Bearbeitung bis in die Fünfzigerjahre des 20.Jh. Adolf Bach machte in seiner Arbeit „Deutsche Mundartforschung“ im Jahr 1950 den ersten

Versuch gesellschaftliche Aspekte systematisch in die Dialektologie einzubeziehen. Jan Goossens in seiner „Einführung in die deutsche Dialektologie“ unterscheidet drei Gegenstandbereiche. „Die Raumbezogene Untersuchung dialektaler Sprachstrukturen, die raumbezogene Untersuchung vertikaler Unterscheide zwischen den verschiedenen Dialekten und das Verhältnis dieser Differenzierungen zur Gruppenzugehörigkeit der Sprecher und zur Gesprächssituation und die raumbezogene Untersuchung des Verhältnisses der Mundarten zu den Sprachvarietäten, mit denen sie in einer Sprachgemeinschaft koexistieren und in Wechselbeziehung stehen, vor allem zu der jeweiligen Standardsprache (Hochsprache) und den an ihr orientierten umgangssprachlichen Zwischengebilden“ (Baumbach, 2001, S. 27).

Mundartforschung muss auch Dialektsoziologie und Dialektpragmatik umfassen.

Die Dialektologie bildet mit der Sprachsoziologie, der Sprachlernforschung und der Sprachwandelforschung den Kernbereich einer neuen Linguistik. Man soll diese Linguistik als Variationslinguistik bezeichnen (Mattheier, 1980, S. 200). Dialektologische Untersuchungen gliedern wir in drei Bereiche, der Raum, gesellschaftliche Situationen und gesellschaftliche Gruppierungen (Baumbach, 2001, S. 27).

Nach Schwarz (1950) geht die Mundart zu Ende und man kann es nicht leugnen.

In den Städten hört man nicht so oft jemanden mit Dialekt zu sprechen. Jetzt spricht man über Jargon. Es geht um ein Nachwirken einer Untersicht, ein Rest eines früheren Zustandes gemischt mit neueren Einflüssen. Anderseits bekannt sind die Landschaften, in denen man die Mundart bis in die Kreise der Städter benutzt, z.B. Bayern, Württemberg, Österreich und die Schweiz. Die Bedrohung verursacht Industrie. Fast alle Mundarten enthalten heute fremde Wörter, manche viele, andere weniger.

Dialektwörterbuch

Dialektwörterbuch enthielt nicht nur die grammatischen Aspekte-Semantik und Lexik.

„Das Hauptthema des Wörterbuches ist jedoch das Wort und seine (meist von der Schriftsprache) abweichende Bedeutung.“ Die Mundartwörterbücher stellen den Wortschatz eines einzelnen Ortes dar. Das bedeutet, dass sie anfangs öfters syntopisch waren. Ein größeres historisch und sprachgeographisch zusammengehöriges Gebiet wird in moderne Dialektwörterbücher bearbeitet. „Sie sind nach der Herkunft ihres Materials also sehr heterogen und in der Arbeitsweise methodisch oft nicht differenzierend“ (Löffler, 1990, S. 70).

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