3. Theoretishe Grundlagen 10
3.2. Numerishe Strömungssimulation (CFD)
3.2.2. Lösungsmethoden
Als Diskretisierungsmethode wird in dernumerishen Strömungsmehanik meistens die
Finite-Volumen-Methode (FVM) angewendet, da diese Methode auh bei Unstetigkeiten sehr genaue
Ergebnisseliefert.DasBerehnungsgebietwirdvoneinemGitterineineniteAnzahlkleiner
Kon-trollvolumina(KV)aufgeteilt.DerRehenknoten,alsoderdiskretePunktindemdieFeldgröÿen
berehnetwerden,liegtimShwerpunktdesKV.BeidemZellmittelpunktsshemaentsprihtdas
Kontrollvolumen einer Zelle. Die FVM verwendet die Integralform der Erhaltungsgleihungen.
Diese sind, wie inKapitel 3.1.1 dargestellt, vomTyp einer Transportgleihung mit einem
insta-tionärem Term, einem Konvektionsterm, einem Diusionsterm und einem Quellterm, die eine
beliebige Feldgröÿe
φ
beshreiben. Die Transportgleihungen werden über die Kontrollvolumen integriert. Mit Hilfe des Gauÿshen Divergenzsatzes werden der Konvektions- und derDiusi-onsterm in Flähenintegrale umgewandelt. Diese können z.B. mit Hilfe der Mittelpunktsregel
approximiert werden. Derinstationäre Term und derQuellterm erfordern eine V
olumenintegra-tion, diemit Hilfe von Zellmittelpunktswerten näherungsweise bestimmt werden kann.
BeiderBerehnungdesDiusionstermsmussderGradientdergesuhtenVariablengelöstwerden.
FLUENT bietetvershiedeneGradientenrekonstruktionsverfahren an:
1. Green-Gauss-zellbasierend
2. Green-Gauss-knotenbasiered
3. Kleinste Fehlerquadrate-zellbasierend
BeidenerstenbeidenVerfahrenwirdzurBerehnung desGradientendasGreen-Gauss-Theorem
angewendet. Bei dem Verfahren Green-Gauss-zellbasierendwird zurBerehnung des
Gradien-ten der Wert der gesuhten Gröÿe auf den zellbegrenzenden Flähen benötigt. Dieser wird aus
dem arithmetishen Mittelwert der Werte im Zellmittelpunkt derangrenzenden Flähen
ermit-telt.
Bei demzweiten Verfahren wirdderWert
φ k
auf den zellbegrenzenden Flähenausden Werten indenangrenzendenKnotengemittelt. DerenWertwiederumwirdausdenZellmittelpunktswer-ten
φ c j
der angrenzenden Zellenberehnet. Anshlieÿend wirdnah demGreen-Gauss-Theorem der Gradient(∇φ) c0
indenZellmittelpunktenausdenWertenφ k
aufdenangrenzendenFlähenAbbildung 3.7.: DarstellungderRekonstruktionderGradienteninFLUENTdurhdasVerfahren
Green-Gauss-knotenbasierend[28℄
BeidemdrittenVerfahrenliegteineTaylorreihen-Entwiklung zugrunde.HierwirdderGradient
durh die Dierenz zwishen angrenzenden Zellmittelpunktswerten und der aktuellen Zelle
er-mittelt.DabeiwerdenGewihtungsfaktorenberüksihtigt,diedurhAnwendungeinerkleinsten
Fehlerquadratmethode ermittelt werden.
Alle Verfahren gehören zu dem Zentrale-Dierenzen-Shema und sind 2. Ordnung genau. Die
letzten beiden Verfahren sindgenauer als daserste Verfahren.Dabeidem 3.Verfahren die
Re-henleistung geringerist, istdieses Verfahren beiFLUENTals Standardmethode eingestellt.
Zur Berehnung des Konvektionsterms werden die Flähenintegrale durh die
Mittelpunktsre-gel approximiert und die Zellmittelpunktswerte auf die zellbegrenzenden Flähen interpoliert.
Für dieInterpolationstehen inFLUENTmehrereVerfahren zurAuswahl, einigeseienhier
auf-gelistet:
1. Zentrale-Dierenzen-Shema
2. Upwind 1.Ordnung-Shema
3. Power-Law-Shema
4. Upwind 2.Ordnung-Shema
5. QUICK-Shema
6. MUSCL-Shema
Bei demZentrale-Dierenzen-Shema erfolgtdieInterpolationinFormeiner Mittelwertbildung.
Dieses Shema führt oft zu unphysikalisher Oszillation und zu instabilen Lösungsverfahren.
Aufgrunddersehrgeringennumerishen Diusionistesaberfür Large-Eddy-Simulationen
ge-eignet. InFLUENT isteinmodiziertes Zentrale-Dierenzen Shema enthalten.
BeidemUpwind-ShemaistdieGrundidee,dassdiegesuhteVariable
φ
beiKonvektionmaÿgeb-lih durh die stromaufwärts liegenden Zellen beeinusst wird. Ermittelt wird der Wert
φ k
aufdenbegrenzendenFlähenmitdenZellmittelpunktswertendurheineTaylorreihen-Entwiklung.
Dieses Verfahren ist aufgrund von numerisher Diusionnur nah 1.Ordnung genau, bietet
je-doheinsehr stabilesLösungsverhalten.
für kleine Pelet-Zahlen beinhaltet. Bei Pelet-Zahlen gleihnull wirddas
Zentrale-Dierenzen-Shemaangewendet. Beigröÿerem BetragderPelet-Zahl gibteseinenÜbergangzum
Upwind-Verfahren.
Bei dem Upwind-Verfahren 2. Ordnung wird der Wert
φ k
auf den zellbegrenzenden Flähen durh den WertderVariablen indem Zellmittelpunkt derstromaufwärts liegenden Zelleermit-telt.ZudemwirdderGradient derVariablenmultipliziertmit demAbstandsvektorvonder
Flä-he zum Zellmittelpunkt berüksihtigt. DieseVerfahren basiert ebenfalls auf derT
aylorreihen-Entwiklung, ist jedoh 2.Ordnung genau.
DasVerfahrenQUICKstehtfürQuadratiUpstreamInterpolationforConvetiveKinetis.Der
Wert auf der Flähe wird durh quadratishe Interpolation über zwei Upwindzellen und einer
Downwindzelle erzeugt.Bei strukturiertem Netzerreiht dieses Verfahren eine Genauigkeit von
3.Ordnung.
MUSCL steht für Monotone Upstream-entered Shemes for Conservations Laws. Hier wird
φ k
aus einer gewihteten Mittelung des Zentrale-Dierenzen-Shema und des Upwind-Shema 2. Ordnung ermittelt.Dieses Verfahren kannlokaleine Genauigkeiten von 3.Ordnung beiallenNetztypen, durh Reduzierungder numerishen Diusion, erreihen. Daher ist esbesondersfür
komplexe dreidimensionale Probleme geeignet.
GrundsätzlihsindVerfahrenhöhererOrdnunginstabiler,liefernabereinegenauereLösung.Das
Verfahren sollteje nah Berehnungsmodell angepasstwerden.
Die bisherigen Terme der Transportgleihung werden mit Hilfe des Finite-Volumen-Verfahren
räumlihdiskretisiert.BeiinstationärenProblemenmüssendieErhaltungsgleihungen auh
zeit-lihdiskretisiertwerden. HierzusteheneinimplizitesodereinexplizitesVerfahrenzuVerfügung.
Bei dem expliziten Verfahren wird der Wert der Variablen aus den bekannten Werten des
vor-herigen Zeitpunktesdirekt,also explizit,berehnet. AusStabilitätsgründenmussderZeitshritt
pro Iteration klein sein, so dass viele Zeitshritte bis zu einer konvergenten Lösung nötig sind.
Bei demimpliziten Verfahren wirddiegesuhte Gröÿe ausden Werten zumaktuellen Zeitpunkt
bestimmt.Dadiese nohniht bekannt sind musseinGleihungssystem aufgestelltund iterativ
gelöst werden. Dies bedeutet eine gröÿere Rehenzeit pro Zeitshritt. Dadieses Verfahren aber
stabiler ist, können deutlih gröÿere Zeitshritte gewählt werden. Beide Verfahren können 1.
Ordnung oder2.Ordnung genau gewählt werden. In FLUENTgibt eszwei Iterationsvarianten:
Iterative Time Advanement (ITA) oderNon-Iterative Time Advanement (NITA). Abbildung
3.8zeigtshematishdieFunktionsweisederbeidenVerfahren.BeidemITA-Shemawerdenalle
Gleihungen sequenziell gelöst undder Gleihungssatzauf Konvergenz geprüft. Bei Konvergenz
beginnt dernähste Zeitshritt, ansonstenwird eine weitere äuÿere Iteration durhgeführt. Bei
dem NITA-Shema wird jede einzelne Gleihung solange iteriert, bis eine konvergente Lösung
erreihtwird.DieäuÿereIterationsanzahlist somitaufeinsbegrenzt.Nahkonvergenter Lösung
derletztenGleihungfolgtdernähsteZeitshritt.DiesesShemabenötigtaufgrundder
geringe-renAnzahlanäuÿerenIterationenerheblihwenigerRehenzeit,kannjedohauhzuungenauen
Lösungen führen.
Abbildung 3.8.:IterationsvarianteninFLUENT [28℄
Die Navier-Stokes (NS)-Gleihung kann aufgrund der Ähnlihkeit zur allgemeinen T
ransport-gleihung mit den oben beshriebenen numerishen Verfahren gelöst werden. Der Untershied
besteht nur darin, dass in der NS-Gleihung anstatt des Skalars ein Vektor
u
auftritt, welherdie Komplexität erhöht. Zudem tritt ein Drukgradient auf, der keine Analogie zu der T
rans-portgleihung aufzeigt. Zur Lösung der NS-Gleihung muss das Drukfeld bestimmt werden.
Dies geshieht indirekt mit Hilfe der Massenerhaltung. Für die Berehnung des Drukes wird
die PRESTO! (PREssure STaggering Option!)-Methode verwendet. In FLUENT stehen zwei
übergeordnete Lösungsmethoden zurVerfügung:
1. DrukbasierenderLöser (engl.pressure basedsolver )
2. Dihtebasierender Löser (engl.densitybasedsolver)
Bei demersten Verfahren wirddas Drukfeld überden Drukgradienten bestimmt. Dieses
Ver-fahreneignet sih besondersfür inkompressible Strömungen.
Bei dem zweiten Verfahren wird mit Hilfe der Kontinuitätsgleihung die Dihte bestimmt und
anshlieÿend über die Zustandsgleihungen der Druk ermittelt. Dieses Verfahren ist für
kom-pressibleStrömungen geeignet.
FürdieKopplungvonDrukund Geshwindigkeitmit HilfederKontinuitätsgleihung stehenin
FLUENT fünfAlgorithmen zurVerfügung:
1. SIMPLE
2. SIMPLEC
3. PISO
4. Frational-Step
Die ersten vier Methoden laufen mit einem sequenziellen Algorithmus, bei dem die Variablen
nah einander iterativ berehnet werden. Bei dem letzten Algorithmus werden die Variablen
gleihzeitig gelöst.
SIMPLE steht für Semi-Implizit Method for Pressure Linked Equation und ist ein
Druk-Korrektur-Verfahren.Dieses Verfahren benötigt eineinnere undeineäuÿere Iteration.Die
äuÿe-re Iteration löst die Impulsgleihung und dieinnere Iteration liefert die Korrekturfaktoren. Bei
diesem Verfahren wirdzunähst dasDrukfeld geshätztund dievorläugen Geshwindigkeiten
berehnet. Anshlieÿend werdenübereine Gleihung dieDruk- und
Geshwindigkeitskorrektu-ren ermittelt. Die Geshwindigkeiten erfüllen nun die Kontinuitätsgleihung. Wenn die
Impuls-gleihungen dann niht erfüllt sind, startet eine neue äuÿere Iteration, bis die
Kontinuitätsglei-hung unddie Impulsgleihungen erfülltwerden. MitHilfe von Unterrelaxationfaktoren,die die
Gröÿenänderung deräuÿerenIterationbegrenzen,wirdeinniht konvergentesLösungsverhalten
vermieden. Bei stationären Strömungen wird somit ein stabiles Konvergenzverhalten erreiht.
DieanderensequenziellenVerfahrenberuhenebenfallsaufeinem Druk-Korrektur-Algorithmus.
DieMethodeSIMPLECSIMPLE-ConsistentliefertbeieinfahenProblemenshnellereine
kon-vergenteLösungals dasSIMPLE-Verfahren.
Die Methode PISO Pressure Impliit with Splitting of Operatorsbasiert auf dem
SIMPLE-Verfahren, liefert aber aufgrund einer Änderung im Algorithmus genauere Korrekturwerte. Bei
diesem Verfahren sind weniger äuÿere Iterationen ohne Unterrelaxation nötig. Es ist gut
geeig-netzurSimualtionvontransienten 2
Strömungen mitgroÿenZeitshritten, benötigt jedohmehr
Rehenzeit.
DasFrational-Step-VerfahrenkanninKombination mitdemNITA-Shemaverwendetwerden.
DiesesVerfahrenistwenigerrehenintensiv alsdasPISO-Verfahrenundeignetsihebenfallsgut
für transiente Strömungen. Bei komplexen Problemen ist eine Reduktion der Unterrelaxation
notwendig, dadasVerfahren sonst zuInstabilität führenkann.
Das Coupled-Verfahren ist ein robustes und ezientes Shema für stationäre
Einphasenströ-mungen.
DieeinzelnenMethodenshlieÿensihteilweise gegenseitigausundjedesVerfahrenmuss
abhän-gigvomAnwendungsfallausgewählt werden.