• Keine Ergebnisse gefunden

II. 2.2.1.2 Hydrolyse

V.1 Kritik der Methode

Sowohl an dem Wahl- als auch am Differenzversuch nahmen ausschließlich Traber männlichen Geschlechts (Wallache) teil. Traber werden neben Ponies oder Vollblutpferden häufig in Fütterungsversuchen eingesetzt, da sie sich aufgrund ihres ruhigen Gemüts für Ruheversuche eignen, als Sportpferderasse aber ebenso gut in Belastungsversuchen eingesetzt werden können.

Für den Versuch wurden Tiere männlichen Geschlechts ausgewählt, weil die getrennte Sammlung von Kot und Harn sich bei weiblichen Tieren aufgrund der anatomischen Strukturen sehr schwierig gestaltet. Stuten müssen für eine getrennte Harn- und Kotsammlung Harnkatheter eingesetzt bekommen, die ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen darstellen und eine Ruhigstellung der Stuten (z.B. in Ständern) erfordern. Die Wallache konnten sich mit den Harn- und Kotsammelgeschirren zur getrennten Sammlung (Harnauffangbeutel unter dem Bauch) frei in der Box bewegen.

Bezüglich des Alters war die Versuchstiergruppe heterogen zusammengesetzt. Pferd V war mit 21 Jahren mit einem Abstand von zehn Jahren das älteste, Pferd II mit zwei Jahren das jüngste Tier. Eine solch heterogene Altersverteilung ist für Verdaulichkeitsversuche möglicherweise ungünstig, da junge Pferde im Wachstum einen höheren Energie- und Nährstoffbedarf und gegebenenfalls eine bessere Verdauungskapazität besitzen. Ältere Pferde können sich in der Verdauung aufgrund von Alterungsprozessen am Verdauungskanal wie Gebissveränderungen, veränderter Enzymproduktion (MEYER und COENEN 2002), verminderter Nährstoffabsorption aus dem Darm und reduzierter Dickdarmfunktion (RALSTON et al. 1989) von jüngeren Pferden unterscheiden.

Tatsächlich wies Pferd V (21 Jahre) im Vergleich zu den anderen Pferden in der Heubilanz eine bessere Rohfaser- und Proteinverdaulichkeit auf, und auch in den anderen Bilanzen konnte keine Tendenz zu einer schlechteren Verdaulichkeit der

Vergleich zu jüngeren Pferden feststellten, wurden dadurch nicht bestätigt.

Möglicherweise wurde Pferd V weniger von Faktoren wie Bewegungsmangel und Stress beeinflusst (vergl. V.2.5) als die jüngeren Tiere.

V.1.2 Sammlung von Probenmaterial

Die Pferde trugen spezielle Kot- und Harnsammelgeschirre, mit denen die Pferde sich in der Box frei bewegen konnten. Daher sollten die Pferde eigentlich, wie in Einzelboxenhaltung üblich, auf Einstreu, in diesem Falle auf Holzspänen, gehalten werden. Da bei Pferd II ein Fressen der Holzspäne beobachtet wurde, und dieses Verhalten bei den anderen Pferden nicht ausgeschlossen werden konnte, wurden anstatt Einstreu Gummimatten in die Boxen gelegt, wodurch die unerwünschte Aufnahme von Holz vermieden werden konnte. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Haltungsform war, dass sich keine Futterpartikel, die bei der Futteraufnahme auf den Boden fielen, mit Einstreu vermischen konnten, sondern von den Pferden auch vom Boden vollständig aufgenommen wurden, bzw. Futterreste sich anschließend leicht zusammenfegen ließen.

Die vollständige, saubere Sammlung des Kots war dadurch möglich, dass in den Kotauffangbeutel große Kunststofftüten eingelassen und mit Klebeband sicher befestigt wurden. Diese konnten mit dem Inhalt entnommen, gewogen und entleert werden. Zusätzlich wurde dreimal täglich Frischkot rektal entnommen. Die Pferde akzeptierten diese Prozedur sehr gut. Der Kot wurde zur Bindung des Stickstoffs sofort in Schwefelsäure eingelegt, d.h. die Rohproteinbestimmung erfolgte an Frischkot. Diese Methode ermöglichte eine vollständige Erfassung des Stickstoffs im Kot, ohne nach dem Kotabsatz aufgrund eines weiteren mikrobiellen Abbaus von Proteinverbindungen den Verlust von Stickstoff zu riskieren.

Die Sammlung des Harns war dagegen nicht immer problemlos möglich. Da die Pferde sich sehr gut an die Sammelgeschirre gewöhnten, haben sie sich teilweise nachts zum Ruhen mit den Geschirren hingelegt, wobei sie auf dem Harnauffangbeutel lagen und dieser sich dadurch teilweise entleerte. Die Verlustmenge konnte dann nur noch geschätzt werden, wodurch sich die Tagesgesamtmenge nicht mehr genau festlegen ließ. Seltener passierte es auch, dass ein Kotballen vor den Harnbeutel fiel, wodurch der Harn verschmutzt wurde. In diesem Fall wurde die Harnmenge trotzdem erfasst, auch wenn der Harn aufgrund der Kontamination nicht zur Analyse verwendet werden konnte.

Im Vergleich zu der Sammlung von Kot und Harn in Bilanzständen ist die Sammelmethode mit Geschirr zunächst als tiergerechter anzusehen, da sich die Pferde in Bilanzständen nicht frei bewegen können. Ein weiterer Vorteil gegenüber der Kotsammlung in Bilanzständen ist das Auffangen des Kots in einem Kunststoffbeutel. Der Kot trocknet nicht so schnell wie in einem Bilanzstand, bei dem der Kot in eine Auffangwanne hinter dem Pferd fällt und damit unter Umständen an der Luft zu trocknen beginnt, bevor er zusammengekehrt und gewogen werden kann.

Die beschriebenen Harnverluste bewiesen sich als Nachteil der Sammelgeschirre.

Da sich jedoch einige Pferde in Bilanzständen ebenfalls hinlegen, können bei der Methode ähnliche Probleme bei der Harnsammlung auftreten (z.B. das Abknicken oder Abtreten des Sammeltrichters).

Die Futteraufnahme verlief ohne Probleme. Heu und/oder Trockenschnitzel wurden von den Pferden zwar teilweise auf dem Boden verteilt, aber die Pferde nahmen das Futter dann vollständig vom Boden wieder auf. Wenn Futter auf die Stallgasse fiel, wurde es in die Box gekehrt und ebenso wieder aufgenommen. Kleine Reste Heu, die von den Pferden nicht mehr erreicht werden konnten, wurden am Ende eines Bilanztages zusammengefegt und als Rückwaage protokolliert. In Bilanzständen dagegen ist das Auffegen von verteiltem Heu aufwendiger, da die Pferde an jegliche Mengen, die aus dem Bilanzstand oder unter den Trog fallen, nicht mehr herankommen. Sind die Abstände zwischen den Bilanzständen gering, ist eine Zuordnung des verlorenen Heus zu den einzelnen Pferden nicht mehr ohne weiteres möglich.

V.1.3 Adaptations- und Sammelphase

Die Pferde wurden für jede Bilanz über zehn Tage an die jeweilige Ration adaptiert.

Die Probensammlung erfolgte ebenfalls zehn Tage lang, wobei die Analysen an Sammelproben der ersten fünf und zweiten fünf Tage durchgeführt wurden. Bei den Verdaulichkeiten der Rohnährstoffe war daraufhin eine tendenziell höhere Rohfaserverdaulichkeit (signifikant bei der expTrS-Bilanz, p < 0,05) in der zweiten Bilanzhälfte gegenüber der ersten Bilanzhälfte festzustellen. In Abbildung 12 werden die Rohfaserverdaulichkeiten der 1. und 2. Bilanzhälfte (je Pferd) in mathematischer Abhängigkeit voneinander dargestellt. Bestünde eine Übereinstimmung der Werte,

Futtermittel einen geeigneten Zeitraum für Verdaulichkeitsversuche darzustellen.

Dies lässt weiter vermuten, dass gerade bei Futtermitteln, die eine vermehrte mikrobielle Verdauung (Degradierung der Rohfaser) beanspruchen, eine längere Adaptationszeit notwendig ist. Auch bei der Bilanzierung der Mineralstoffe gab es innerhalb der Bilanzen signifikante Veränderungen bezüglich der Nettoabsorption.

Hierbei muss der zeitliche Rahmen der Bilanzversuche also ebenfalls kritisch betrachtet werden.

Abb. 12: Rohfaserverdaulichkeit in der 1. und 2. Bilanzhälfte (sVRfa der Gesamtration in %)

0 10 20 30 40 50 60 70

0 10 20 30 40 50 60 70

sV der Rfa (%) in der 1. Bilanzhälfte

sV der Rfa (%) in der 2. Bilanzhälfte

Heubilanz expTrS-Bilanz pelTrS-Bilanz Identität

V.1.4 Rationsgestaltung

Die Verdaulichkeitsversuche wurden in der vorliegenden Arbeit als Differenzverfahren vorgenommen, bei dem in der ersten Bilanz die Verdaulichkeit des Grundfutters (Heu) bestimmt wurde. In den darauffolgenden Bilanzen wurden 50% der Trockensubstanz in der Ration durch Trockenschnitzel ersetzt.

Die Verdaulichkeit eines Futtermittels in einem Differenzverfahren zu ermitteln ist immer ungenau, da Wechselwirkungen zwischen den Futtermitteln im Darmkanal nicht berücksichtigt werden können. Daher ist es erstrebenswert, von dem zu untersuchenden Futtermittel möglichst viel in der Ration einzusetzen, oder gar eine ausschließliche Fütterung des zu untersuchenden Futtermittels zu erreichen. Es war jedoch nicht möglich, die Pferde an mehr als 0,6 kg TS Trockenschnitzel pro 100 kg KM/Tag zu adaptieren. Das entsprach in der Ration einem Heu-Trockenschnitzel-Verhältnis von 1:1. Offensichtlich ist der Einsatz von Trockenschnitzeln limitiert und eine alleinige Trockenschnitzelfütterung über mehrere Tage nicht ohne weiteres möglich, bzw. mit einer extremen Nährstoffunterversorgung verbunden. Die angebotene Menge Heu sollte im vorliegenden Versuch zwar die Versorgung mit strukturierter Rohfaser gewährleisten, trotzdem zeigten die Pferde anfangs die Aufnahme von Einstreu (wurde durch Umstellung auf Gummimatten verhindert) und später versuchte Koprophagie, was möglicherweise auf eine nur marginale Deckung des Bedarfs an Strukturfutter hinweist.

In einem Differenzverfahren sollte der Trockensubstanzgehalt der Ration möglichst gleich bleiben, weil dieser Faktor erfahrungsgemäß einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Verdauung hat. Dieses war ein weiterer Grund, die Ration im Verhältnis 1:1 zu gestalten, weswegen die Heumenge in den Differenzbilanzen nicht erhöht werden konnte. Daher bot es sich ebenfalls nicht an, die Trockenschnitzel zusätzlich zur Grundration zu füttern.