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II. 2.2.1.2 Hydrolyse

V.2 Diskussion der Ergebnisse

V.2.3 Der Effekt von Trockenschnitzelfütterung auf den Wasserhaushalt

In den Trockenschnitzelbilanzen war die Trockensubstanz im Kot mit etwa 22%

signifikant höher als in der Heubilanz (etwa 17%). Bei den vergleichsweise geringeren Trockensubstanzgehalten im Kot, wie im vorliegenden Fall bei der reinen Heufütterung, hat die nachfolgende Substitution von Heu durch Trockenschnitzel also zu einer geringeren Wasserausscheidung über den Kot geführt.

Diese Resultate stehen allerdings im Widerspruch zu früher erhobenen Ergebnissen.

WARREN et al. (1999) beobachteten bei der Fütterung einer Luzerne- (38%) Trockenschnitzel- (55%) Ration (hoher Anteil an löslicher Faser) einen Trockensubstanzgehalt im Kot von 18,3% im Gegensatz zu 22,3% bei einer faserreichen Ration einer anderen Zusammensetzung (niedriger Anteil an löslicher Faser, ohne Trockenschnitzel), bzw. 26,4% bei einer faserarmen Ration. Daraus wurde geschlossen, dass die Menge und die Zusammensetzung der Rohfaser hinsichtlich löslicher Fasern (z.B. Pektine) einen Einfluss auf die Wasserbindung im Darm und die Trockensubstanz der Fäzes hat; d.h. mehr (lösliche) Fasern führen zu einer stärkeren Wasserbindung und damit zu einer größeren Wassermenge im Dickdarm sowie zu einer geringeren Kottrockensubstanz.

Bei der Fütterung von 30-45% Trockenschnitzeln im Austausch für Luzernepellets ergab sich in der Studie von HARRIS und RODIEK (1993) eine Trockensubstanz im Kot von 24%, dagegen bei der reinen Luzernefütterung eine Tendenz zu einer etwas höheren Kottrockensubstanz (25%). Im vorliegenden Versuch wurde mit der reinen Heufütterung ein gegenteiliger Effekt erzielt (vergl. Tabelle 36).

Tab. 36: Kottrockensubstanz bei unterschiedlichen Trockenschnitzel- und Vergleichsrationen

Autor Kottrockensubstanz

(%) Ration (% TS)

eigene Ergebnisse 16,7 100% Heu (34% Rfa)

Warren et al. 1999 18,3 mit 55% TrS

(65% TDF, 12% SDF) eigene Ergebnisse 22,2 50% Heu + 50% TrS (24% Rfa)

Warren et al. 1999 22,3 ohne TrS

(62% TDF, 7% SDF) Harris und Rodiek 1993 24 55-70% Luzernepellets

+ 30-45% TrS1 (22,7-23,8% Rfa2) Harris und Rodiek 1993 25 100% Luzernepellets

(26,2% Rfa2) Harris und Rodiek 1993 26

85% Luzernepellets + 15% TrS1

(25% Rfa2)

Warren et al. 1999 26,4 ohne TrS

(48% TDF, 7% SDF) TrS = Trockenschnitzel

1 = Angaben in % uS

2 = bei einem angenommenen Rfa-Gehalt von 26,2% (Luzernepellets) bzw. 18,3%

(Trockenschnitzel)

TDF = total dietary fibre (verdauungsenzymresistente Polysaccharide und Lignin) SDF = soluble dietary fibre (wasserlösliche TDF, d.h. Pektine, Glukane, Oligosaccharide u.a.)

Warum die Resultate so unterschiedlich ausfielen, bleibt zunächst ungeklärt. Der direkte Vergleich der aufgeführten Studien gestaltet sich jedoch wegen der abweichenden Zusammensetzungen der Rationen und der Grundfuttermittel (verschiedene Anteile an Trockenschnitzeln in Kombination mit Luzerne, Heu und weiteren Futtermitteln) schwierig. Weiterführende Untersuchungen bezüglich des Einflusses der unterschiedlichen Kohlenhydratverbindungen auf die Kottrockensubstanz hinsichtlich des Gehalts und der Zusammensetzung dieser in der Ration könnten von Interesse sein.

In Tabelle 37 wird die Beziehung zwischen der fäkalen Wasserabgabe (Kotwassermenge) und der über das Futter aufgenommenen Trockenmasse dargestellt. Aufgrund der höheren Verdaulichkeit der Trockensubstanz wurde weniger Trockenmasse durch den Darm transportiert und die Pferde schieden in den Trockenschnitzelbilanzen weniger Wasser mit dem Kot aus. Je kg Trockensubstanz wurden bei der Heufütterung etwa 5 kg Wasser aufgenommen; die unverdauliche Trockensubstanz wurde mit etwa 3 kg Wasser fäkal abgegeben. Für die unverdauliche Trockensubstanz der Heu-Trockenschnitzel-Rationen mussten lediglich etwa 1,4 kg Wasser aufgewandt werden, der überwiegende Teil des aufgenommenen Wassers stünde demnach für andere Zwecke (z.B.

Schweißbildung) zur Verfügung oder würde ohne derartige Anforderungen an den Wasserhaushalt renal ausgeschieden.

Tab. 37: Wasseraufnahme und fäkale Wasserabgabe je kg Futtertrockenmasse bei rationsspezifischer Verdaulichkeit der TS

Heubilanz expTrS-Bilanz pelTrS-Bilanz

H2O-Aufnahme 4,96 4,23 3,35

Bei der Interpretation dieser Beobachtungen ist die Menge an gebundenem Wasser im Darmtrakt zu berücksichtigen. Zunächst korreliert die Wassermenge im Darm positiv mit der Menge an Trockensubstanz im Darm. Gleichzeitig führt eine höhere Rohfaseraufnahme zu einem höheren Wassergehalt in der Ingesta. Diese Effekte werden auf die hohe Wasserbindungskapazität von Zellulose, Hemizellulose und Pektin zurückgeführt (MEYER 1996). Im vorliegenden Versuch wurde in den Trockenschnitzelbilanzen (bei etwa gleicher Trockensubstanzaufnahme) weniger Rohfaser als in der Heubilanz aufgenommen. So wurden in der Heubilanz am Tag durchschnittlich etwa 4,4 g Rohfaser pro kg KM aufgenommen, in den Trockenschnitzelbilanzen dagegen nur etwa 3,1 g/kg KM. Nach MEYER (1996) würde diese Rohfaseraufnahme mit einer Wassermenge von etwa 110 bzw. 95 g/kg KM im Darm einhergehen. Bei einer durchschnittlichen Körpermasse von 447 kg ergäbe sich daraus bei der Trockenschnitzelration eine Reduktion des Wassergehalts im Darm um ca. 6,7 kg gegenüber der Heuration. Gleichzeitig lag in den Trockenschnitzelbilanzen eine höhere Rohfaserverdaulichkeit vor. Daraus resultiert eine weitere Verminderung der wasserbindenden Strukturen im Darm und damit ein geringerer Wassertransport. Dieses würde den geringeren fäkalen Wasserverlust und die höhere Kottrockensubstanz in den Trockenschnitzelbilanzen sowie eine Reduktion der Körpermasse erklären.

Als weiterer Aspekt kann gegebenenfalls die hohe energetische Versorgung des Kolonepithels (über das der aktive Natrium- und Wassertransport verläuft) in Betracht gezogen werden, welche durch die bei der Verdauung der Rohfaseranteile aus den Trockenschnitzeln vermehrt entstehenden flüchtigen Fettsäuren gewährleistet wird (MEYER und COENEN 2002).

Von besonderem Interesse ist dieser Effekt daher bei Sportpferden. Auch WARREN et al. (1999) beobachteten bei der Fütterung einer faserreichen Ration (55%

Trockenschnitzel) einen größeren Körpermasseverlust nach Verabreichung von Furosemid zur Dehydrierung als bei den Vergleichsrationen. Gleichzeitig stellten sie eine höhere Wasseraufnahme im Zusammenhang mit der Trockenschnitzelration fest. Nach der Applikation des Diuretikums ergaben sich daraufhin keine negativen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, sondern der als positiv bewertete Effekt eines konstanten Plasmavolumens bei gleichzeitigem Körpermassenverlust.

MÖHRER (2003) beobachtete sowohl bei Kraftfutter- als auch bei Trockenschnitzelfütterung von Pferden unter Belastungsbedingungen gleichermaßen

moderate Schweißverluste (unter 2% der Körpermasse), und es konnten bei beiden Rationen weder positive noch negative Wirkungen auf den Wasserhaushalt nachgewiesen werden. Obwohl MÖHRER (2003) keine Unterschiede zwischen Kraftfutter- und Trockenschnitzelexpandatfütterung hinsichtlich des Körpermasseverlustes (Schweißverluste) während der Arbeit feststellen konnte, wäre eine größere Wassermenge, die nach der Absorption für Schweißbildung zur Verfügung stünde, möglicherweise für Pferde, die Dauerbelastungen ausgesetzt werden (z.B. bei Distanzritten), von Vorteil (vergl. HARRIS und RODIEK 1993).

Außerdem kommt der dietätische Einsatz von Trockenschnitzeln eventuell für weitere Indikationen in Betracht, z.B. die Verringerung der Harndichte und Erhöhung der Harnmenge bei Erkrankungen der Harnwege oder übermäßiger Harngrießbildung.

Da Trockenschnitzel jedoch höhere Mengen an Kalzium aufweisen, sollte dieser Aspekt (Beeinflussung von Harngrießbildung durch Trockenschnitzelfütterung) gesondert untersucht werden.

Die Wasseraufnahme aus der Tränke und die Wasserbilanz sind im vorliegenden Versuch eventuell von den Außentemperaturen während der Versuche beeinflusst worden, da die Versuche von August bis Oktober liefen und daher in der Heubilanz noch hohe Außentemperaturen herrschten (ca. 25 bis 30 °C), dagegen Ende September bereits deutlich niedrigere Temperaturen gemessen wurden (ca. 10 bis 15 °C). Der Wasserverlust über Lunge und Körperoberfläche hat möglicherweise kontinuierlich mit den sinkenden Temperaturen während der Versuche abgenommen (MEYER 1990). Der Zusammenhang mit den Futtermitteln sollte also auch unter diesem Vorbehalt betrachtet werden.

Trockenschnitzel werden in der Praxis häufig zur Stabilisierung der Dickdarmflora bei Pferden mit einer Neigung zu breiigem Kot oder starker Bildung von freiem Kotwasser eingesetzt. Die beobachtete Wirkung der Trockenschnitzel auf die Kottrockensubstanz bestätigt den dietätischen Einsatz von Trockenschnitzeln. Bei der Fütterung von Pressschnitzelsilage ist bei Pferden hingegen die Ausscheidung von ungeformtem Kot festgestellt worden (COENEN 1986).