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Teil III Projekte zur Sprach- und Leseförderung von Kindern mit

7. Das Sprach- und Leseförderungsprogramm der Bücherhalle Wilhelms-

7.1. Konzeption des Sprach- und Leseförderungsprogramms

7. Das Sprach- und Leseförderungsprogramm der

Wilhelmsburg durchgeführt werden, die einen hohen Anteil an Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund betreut. Es handelt sich daher um eine feste Gruppe der-selben Kindertagestätte.

Zielsetzung:

Ziel dieses Sprach- und Leseförderungsprogramms ist es, das natürliche Deutsch-lernen der Kinder zu unterstützen, zu erweitern und zu korrigieren. Sie Deutsch-lernen, ihren bereits vorhandenen Wortschatz zu erweitern und richtig anzuwenden (vgl. LOOS

2004, S. 18).

Innerhalb des Programms wird die Sprachkompetenz der Kinder gestärkt, das heißt, es werden Sprachdefizite abgebaut, sowie Ausdrucksfähigkeit, Kommunikationsfä-higkeit und Sprachverständnis der Kinder verbessert (vgl. BIB 2007, S. 4). Dabei wird den Kindern besonders durch die Erweiterung des Wortschatzes und die Ver-mittlung sprachlicher Strukturen, z. B. Satzbau und der daraus entstehenden richti-gen Verwendung grammatikalischer Formen, die Möglichkeit gegeben, sich in all-täglichen Situationen sprachlich genauer und weitgreifender auszudrücken. Darüber hinaus lernen die Kinder die Lautstruktur der deutschen Sprache durch Zuhören kennen, um sie dann selbst zu reproduzieren (vgl. IVEN 2006, S. 124). Durch das Vorlesen von Bilderbüchern werden die Kinder an die literarische Welt herangeführt.

Das Vorlesen fördert außerdem die Konzentrationsfähigkeit der Kinder; während des Vorlesens konzentrieren sie sich auf den Vorleser und die Geschichte. Daneben stärkt das Zuhören, andere aussprechen zu lassen, vor der Gruppe zu sprechen und Erfahrungen und Gefühle sprachlich auszudrücken, die soziale Kompetenz der Kinder. Das Vorlesen von Büchern soll vor allem auch als Bestandteil des Famili-enlebens etabliert werden. Die Kinder sollen sich so für das Vorlesen begeistern, dass sie es in de Familie gerade zu einfordern (vgl. BIB 2007, S. 4).

Bei allen Übungen zur Sprach- und Leseförderung steht im Mittelpunkt, den Kindern Lust und Freude am Sprechen und am Umgang mit Büchern zu vermitteln.

Ferner soll die Bibliothek als öffentliche Institution für Freizeitvergnügen und le-benslanges Lernen erlebt und als Teil der kindlichen Lebenswelt sichtbar gemacht werden. Dabei fördern Erfahrungen mit Büchern und der Einrichtung Bibliothek die Lesekompetenz der Kinder.

Insgesamt wird die vorschulische Bildung der Kinder als Vorbereitung auf die Schule gestärkt und der Integrationsprozess durch die Erweiterung ihrer Sprachfähigkeit

unterstützt. Außerdem zielt das Programm auf eine Verbesserung der Zusammen-arbeit von Kindergärten und Bibliotheken (vgl. BIB 2007, S. 4).

Die Inhalte der einzelnen Veranstaltungen werden eingehend unter 7.3.2. erläutert.

Projektdauer:

Die Veranstaltungen finden vierzehntägig über einen Zeitraum von sechs Monaten statt (zwölf Termine). Die Häufigkeit der Veranstaltungen wurde unter Berücksichti-gung personeller und zeitlicher Kapazitäten der Bücherhalle Wilhelmsburg festge-legt. Die vorher genannte zeitliche Planung erfolgte unter Absprache mit Diplombib-liothekarin Frau Moraw-Diekmann24. Um die Kinder nicht zu überfordern, dauert ei-ne Veranstaltung höchstens 60 Minuten.

Gruppengröße:

Die Zahl der teilnehmenden Kinder sollte zwischen acht und zehn liegen, damit je-des Kind genügend Zeit hat, sprachlich aktiv zu werden. Zudem hat der durchfüh-rende Bibliothekar so die Möglichkeit, ausreichend auf die einzelnen Kinder einzu-gehen.

Einbeziehung der Erzieher:

Die Themen der einzelnen Veranstaltungen werden mit den Erziehern abgespro-chen. Dadurch können sie auf Inhalte, die im Kindergarten behandelt werden, abge-stimmt werden und diese sinnvoll ergänzen. Wie bereits in Kapitel 4.4. erwähnt, können die Kinder Inhalte aus dem Sprach- und Leseförderungsprogramm besser umsetzen, wenn die Themen im Kindergarten wiederholt werden.

Die Erzieher beobachten die Sprachentwicklung der Kinder während der Durchfüh-rung der einzelnen Veranstaltungen des Programms und im Kindergarten. Zusätz-lich dokumentieren sie ihre Beobachtungen und besprechen diese nach jeder Ver-anstaltung mit dem durchführenden Bibliothekar. Diese Beobachtungen können bei weiteren Planungen helfen; beispielsweise dabei, ob bestimmte Themen wiederholt oder andere aufgenommen werden sollten. Aufgrund der Beobachtungen können die Erzieher ergänzende Übungen zur Sprach- und Leseförderung in den Kinder-gartenalltag einbeziehen.

24 Gespräch vom 13. August 2007 mit Diplombibliothekarin Frau Moraw-Diekmann (siehe auch im Literaturverzeichnis unter MORAW-DIEKMANN 2007).

Darüber hinaus vermitteln die Erzieher Informationen an die Bibliothekare und El-tern. Die Bibliothekare erhalten von den Erziehern Auskunft über den Sprachstand der Kinder, die Deutschkenntnisse der Eltern und, soweit möglich, über deren Be-mühen, ihre Kinder im Bezug auf die Sprach- und Leseförderung zu unterstützen.

Zudem informieren die Erzieher die Bibliothekare über eventuelle Fragen und Angliegen der Eltern. Die Eltern wiederum werden von den Erziehern regelmäßig über die Fortschritte ihrer Kinder und Angelegenheiten, die das Sprach- und Lese-förderungsprogramm betreffen, unterrichtet.

Die Erzieher haben die Aufgabe, den Eltern das Programm so vorzustellen, dass die Eltern in der Teilnahme ihrer Kinder eine Hilfe für deren weitere Entwicklung erken-nen.

Es ist sinnvoll, vor Beginn des Sprach- und Leseförderungsprogramms ein Treffen der beteiligten Bibliothekare und Erzieher zu organisieren, bei dem den Erziehern der genaue Ablauf und Inhalt des Sprach- und Leseförderungsprogramms erläutert wird und die beiden Parteien ihre Zusammenarbeit besprechen.

In Anhang A ist der mögliche Ablauf und Inhalt eines Treffens von Bibliothekaren und Erziehern dargestellt25.

Einbeziehung der Eltern:

Einige Wochen vor Beginn des Sprach- und Leseförderungsprogramms werden die Eltern schriftlich durch die Erzieher darüber informiert. So können sie in Ruhe ent-scheiden, ob ihr Kind daran teilnehmen soll oder nicht. In Anhang B befindet sich das Beispiel eines schriftlichen Informationsblattes, das von den Erziehern an die Eltern gereicht werden soll.

Um die Eltern eingehend über das Programm der Bücherhalle Wilhelmsburg und die vorschulische Sprach- und Leseförderung zu informieren, wird ein Elterninformati-onsabend veranstaltet. Der ElterninformatiElterninformati-onsabend findet vor Beginn des Sprach- und Leseförderungsprogramms statt; die Eltern sollen rechtzeitig vorbereitet wer-den, um ihre Kinder entsprechend unterstützen zu können. Es sollte sichergestellt werden, dass alle Eltern die Inhalte auf dem Informationsabend verstehen. Sollte ei-ne Übersetzung notwendig sein, muss zunächst geklärt werden, welche Sprach-gruppen zu berücksichtigen sind. Die Übersetzungen können dann entweder von El-tern aus der jeweiligen Sprachgruppe oder von einem außenstehenden Übersetzer

25 Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu überschreiten, wurde auf die genaue Beschreibung eines Treffens zwischen Bibliothekaren und Erziehern verzichtet. Die Informationen zu Inhalt und Ablauf sind in Stichpunkten aufgeführt.

übernommen werden. Gegebenenfalls muss auch das Informationsblatt übersetzt werden. Dafür sollten über die Erzieher zuvor die Lesekenntnisse der Eltern erfragt werden.

Innerhalb des Informationsabends wird ein Teil aus einer Veranstaltung des Pro-gramms demonstriert. Dadurch verstehen die Eltern, wie ihren Kindern die Inhalte vermittelt werden. Zusätzlich können eventuell vorhandene Verunsicherungen ab-gebaut werden (vgl. LOOS 2005, S. 35).

Die Eltern werden von den Erziehern zu dem Informationsabend eingeladen.

In Anhang C ist ein Beispiel über Ablauf und Inhalt eines Elterninformationsabends aufgeführt26.

Nach Ablauf der Hälfte des Programms wird ein Elternnachmittag durchgeführt, zu dem Eltern und Kinder gemeinsam in die Bibliothek eingeladen werden. Ein Beispiel zur Gestaltung eines Elternnachmittags befindet sich unter 7.5.

Zusätzliche Angebote der Bibliothek:

Ergänzend zu dem Sprach- und Leseförderungsprogramm werden Bücherkisten zur Weiterbeschäftigung an die teilnehmende Kindertagesstätte verliehen, deren The-men mit den Inhalten des Programms übereinstimThe-men (in Anhang D ist ein Beispiel für den Inhalt einer Bücherkiste zum Thema „Die Farben“ aufgeführt). Soweit mög-lich, sollten Bücher in den Muttersprachen der Kinder vorhanden sein. Es können auch Titel zu anderen Themen verwendet werden, wenn keine mit den Inhalten des Programms übereinstimmende in der jeweiligen Landessprache vorhanden sind.

Die Bilderbücher aus der Bücherkiste werden über die Erzieher an die Kinder bzw.

Eltern ausgeliehen.

Durch die Weiterbeschäftigung mit Bilderbüchern zu dem jeweiligen Thema einer Veranstaltung können die Kinder die Inhalte noch einmal vertiefen und erweitern.

Die Bereitstellung von Bilderbüchern in den Landessprachen der Kinder ist eine Wertschätzung ihrer Kultur und fördert die Beschäftigung mit ihrer Muttersprache.

Über die Erzieher werden die Eltern aufgefordert, Bilderbücher aus der Bücherkiste auszuleihen und ihren Kindern zu Hause vorzulesen. Diese Aktion hat zum Ziel, Vorlesen als festes Ritual in der Familie zu etablieren. Das Angebot von Büchern in der Muttersprache der Familien ist insofern wichtig, als dass auch Eltern, die die deutsche Sprache nicht ausreichend beherrschen, Bücher ausleihen und ihren

26 Bei der Beschreibung des Elterninformationsabends wurde, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu überschreiten, ebenfalls auf eine ausführliche Darstellung verzichtet.

dern vorlesen können. Gleichzeitig wird dabei die Muttersprache der Kinder geför-dert.

Während des Programms wird eine Liste empfohlener Vorlesebücher durch die Er-zieher an die Eltern verteilt. Die Eltern sollen dadurch ebenfalls ermuntert werden, ihren Kindern vorzulesen (vgl. BIB 2007, S. 4).

In Anhang E sind empfehlenswerte Vorlesebücher zu den einzelnen Themen des Sprach- und Leseförderungsprogramms aufgeführt.

Die meisten Nutzer der Bücherhalle Wilhelmsburg mit Migrationshintergrund sind türkischer Abstammung (vgl. MORAW-DIEKMANN 2007). Deshalb beinhaltet die Liste auch einige Publikationen in türkischer Sprache.