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Komorbiditäten der Hypertonie

4 Risikofaktoren bei der Entstehung chronischer Erkrankungen

2.3 Komorbiditäten der Hypertonie

Typ-2-Diabetikerin-nen und Frauen mit Mehrfacherkrankungen aßen dafür im Durchschnitt deutlich mehr Fleisch bzw. Wurstwaren.

463

165

67 356

117

60

11 294

0 100 200 300 400 500 600 700

Typ-2-Diabetes Herz-Kreislauf-Erkrankung Tumorerkrankung zwei und mehr inzidente Erkrankungen

Anzahl (n)

Hypertension Normotension

Abbildung 7: Anzahl Hypertoniker und Normotoniker an inzidenten Erkrankungen (Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Tumorerkrankung und Mehrfacherkrankungen; n=22 997)

Anhand multivariater Verfahren wurde untersucht, inwiefern eine Hypertonie unabhängig von soziodemografischen und anthropometrischen Merkmalen, Lebensstil- und Ernährungs-faktoren mit dem Erkrankungsrisiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tumorerkran-kungen bzw. zwei und mehr dieser ErkranTumorerkran-kungen assoziiert war. Signifikante Interaktionen zwischen Alter und Geschlecht erforderten eine getrennte Analyse für Männer und Frauen.

Tabelle 23 und Tabelle 24 zeigen die Ergebnisse der polytomen logistischen Regression.

Das Vorliegen einer Hypertonie war sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einem ca.

40% höheren Typ-2-Diabetesrisiko assoziiert. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen war für Männer um ein Drittel höher (RR=1.31; 95% KI: 1.08-1.60), für Frauen sogar dop-pelt so hoch (RR=2.01; 95% KI: 1.55-2.59) wie für Normotoniker. Für Tumorerkrankungen wurde kein Zusammenhang beobachtet. Ein Bluthochdruck erhöhte bei Männern das Risiko für Mehrfacherkrankungen (RR=1.78; 95% KI: 1.18-2.67) im Vergleich zu anderen Erkran-kungen am stärksten. Bei Frauen war dieser Zusammenhang statistisch nicht signifikant. Mit zunehmendem Alter stieg das Erkrankungsrisiko zwischen 20% und 80%, wobei Männer im Gegensatz zu Frauen mit steigendem Alter ein höheres Tumorrisiko (RR=1.83; 95% KI:

1.67-2.01) im Vergleich zu anderen Erkrankungen sowie Mehrfacherkrankungen aufwiesen.

Bei Männern und Frauen schien der BMI unabhängig vom Taillen- und Hüftumfang keinen signifikanten Einfluss auf die Krankheitsentstehung zu haben (Ausnahme: Typ-2-Diabetes bei Männern). Darüber hinaus war mit einer Zunahme des Taillenumfangs ein signifikanter Risikoanstieg bei Typ-2-Diabetes und Mehrfacherkrankungen zu beobachten, während ein

größerer Hüftumfang bei Männern und Frauen invers mit dem Typ-2-Diabetesrisiko und bei Männern auch mit dem Risiko für Mehrfacherkrankungen assoziiert war. Ein Zusammenhang zwischen anthropometrischen Merkmalen und der Entstehung von Herz-Kreislauf- und Tu-morerkrankungen wurde nicht beobachtet.

Tabelle 23: Relative Risiken (95% KI) für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tu-morerkrankungen sowie Mehrfacherkrankungen in Bezug auf soziode-mografische und anthropometrische Merkmale, Lebensstil- und Ernäh-rungsfaktoren bei Männern (n=8 855)‡*

1 inzidente Erkrankung 2 und mehr inz. Erkran-

kungen

% Typ-2-

Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankung

Tumor- erkrankung

(n=338) (n=131) (n=295) (n=57)

Hypertonie 55.7 1.44 (1.24-1.67) 1.31 (1.08-1.60) 1.02 (0.90-1.16) 1.78 (1.18-2.67) Anthro-

pometrie

BMI (kg/m2) 1.16 (1.08-1.25) 1.05 (0.94-1.18) 1.05 (0.97-1.14) 1.05 (0.89-1.24) Taillenumfang

(10cm) 2.14 (1.63-2.80) 1.27 (0.83-1.94) 0.89 (0.67-1.18) 3.25 (1.73-6.08) Hüftumfang

(10cm) 0.45 (0.32-0.62) 0.61 (0.35-1.05) 0.96 (0.67-1.38) 0.45 (0.21-0.95) Alter

(5 Jahre) 1.20 (1.11-1.30) 1.38 (1.22-1.56) 1.83 (1.67-2.01) 1.65 (1.33-2.04) Bildung

in Ausbildung, kein Abschluss,

Facharbeiter 32.6 1.0 1.0 1.0 1.0

Fachschulab-schluss 16.6 1.14 (0.98-1.33) 1.09 (0.85-1.38) 0.97 (0.82-1.15) 0.82 (0.55-1.24)

Hochschulab-schluss 50.8 1.0 (0.88-1.14) 0.97 (0.79-1.19) 0.98 (0.85-1.12) 1.04 (0.77-1.40) Rauchstatus

Nieraucher 32.1 1.0 1.0 1.0 1.0

Exraucher 43.3 1.26 (1.08-1.47) 1.13 (0.89-1.45) 1.10 (0.95-1.27) 1.22 (0.83-1.80) Raucher < 20

E./Tag 15.3 1.34 (1.10-1.63) 1.80 (1.38-2.34) 1.10 (0.90-1.34) 1.61 (1.02-2.56) Raucher ≥ 20

E./Tag 9.3 1.61 (1.30-1.98) 1.86 (1.36-2.54) 1.54 (1.24-1.91) 2.23 (1.39-3.57) Körperliche

Aktivität

0h/Woche 30.2 1.0 1.0 1.0 1.0

< 3,5h/Woche 42.0 0.86 (0.76-0.98) 1.06 (0.86-1.31) 0.95 (0.83-1.09) 1.03 (0.77-1.40)

≥ 3,5h/Woche 27.9 0.78 (0.67-0.92) 1.06 (0.84-1.34) 0.89 (0.76-1.04) 0.86 (0.59-1.24) Ernährungs-

musterscore Unterstes Tertil

54.6 1.0 1.0 1.0 1.0

Mittleres Tertil 28.0 0.93 (0.82-1.07) 0.83 (0.67-1.03) 1.02 (0.89-1.17) 1.01 (0.75-1.36) Oberstes Tertil 17.5 0.83 (0.69-0.99) 0.99 (0.78-1.25) 1.07 (0.91-1.26) 0.74 (0.48-1.17) Alkohol

konsum (g/Tag)

0 3.0 0.94 (0.66-1.34) 0.99 (0.62-1.58) 0.94 (0.66-1.34) 1.62 (0.98-2.68)

0.1-30.0 71.8 1.0 1.0 1.0 1.0

Mehr als 30.0 25.2 0.93 (0.81-1.05) 0.88 (0.71-1.09) 0.89 (0.76-1.03) 0.74 (0.52-1.06)

‡ Referenzgruppe sind inzident nicht erkrankte Studienteilnehmer: n=8 034 Männer

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (0g/Tag; 0.1-30.0g/Tag; mehr als 30.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

Tabelle 24: Relative Risiken (95% KI) für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tu-morerkrankungen sowie Mehrfacherkrankungen in Bezug auf soziode-mografische und anthropometrische Merkmale, Lebensstil- und Ernäh-rungsfaktoren bei Frauen (n=14 142)‡*

1 inzidente Erkrankung 2 und mehr inz. Erkran-

kungen

% Typ-2-

Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankung

Tumor- erkrankung

(n=242) (n=94) (n=355) (n=21)

Hypertonie 40.6 1.41 (1.20-1.66) 2.01 (1.55-2.59) 1.06 (0.95-1.19) 1.61 (0.91-2.84) Anthro

pometrie

BMI (kg/m2) 1.01 (0.95-1.08) 1.04 (0.92-1.18) 1.01 (0.94-1.08) 0.95 (0.75-1.20) Taillenumfang

(10cm) 2.90 (2.33-3.61) 0.84 (0.56-1.26) 1.0 (0.81-1.25) 2.64 (1.26-5.55) Hüftumfang

(10cm) 0.64 (0.48-0.83) 1.0 (0.62-1.63) 0.97 (0.75-1.26) 0.73 (0.29-1.87) Alter

(5 Jahre) 1.34 (1.23-1.46) 1.41 (1.24-1.62) 1.35 (1.26-1.44) 1.76 (1.23-2.50) Bildung

in Ausbildung, kein Abschluss,

Facharbeiter 40.5 1.0 1.0 1.0 1.0

Fachschulab-schluss 30.0 0.97 (0.83-1.13) 1.17 (0.92-1.49) 0.98 (0.86-1.12) 0.83 (0.49-1.41)

Hochschulab-schluss 29.5 0.98 (0.82-1.18) 1.26 (0.96-1.64) 1.15 (1.0-1.31) 0.86 (0.45-1.65) Rauchstatus

Nieraucher 58.4 1.0 1.0 1.0 1.0

Exraucher 24.1 1.13 (0.97-1.32) 1.07 (0.83-1.40) 1.07 (0.94-1.22) 1.03 (0.61-1.73) Raucher < 20

E./Tag 14.5 1.05 (0.84-1.31) 1.42 (1.07-1.88) 1.13 (0.96-1.32) 0.68 (0.24-1.89) Raucher ≥ 20

E./Tag 3.1 1.45 (1.03-2.04) 1.69 (0.99-2.88) 1.06 (0.75-1.50) 1.46 (0.50-4.26) Körperliche

Aktivität

0h/Woche 26.9 1.0 1.0 1.0 1.0

< 3,5h/Woche 44.8 0.88 (0.75-1.03) 0.82 (0.65-1.03) 0.96 (0.85-1.09) 0.79 (0.50-1.26)

≥ 3,5h/Woche 28.2 1.0 (0.85-1.19) 0.72 (0.54-0.96) 0.88 (0.76-1.02) 0.50 (0.23-1.08) Ernährungs-

musterscore Unterstes Tertil

20.4 1.0 1.0 1.0 1.0

Mittleres Tertil 36.8 0.93 (0.78-1.10) 1.05 (0.78-1.42) 0.87 (0.76-1.0) 0.94 (0.53-1.67) Oberstes Tertil 42.9 0.87 (0.73-1.05) 1.09 (0.81-1.47) 0.83 (0.72-0.96) 0.91 (0.51-1.64) Alkohol

konsum (g/Tag)

0 2.4 1.16 (0.83-1.60) 1.48 (0.97-2.28) 1.07 (0.79-1.46) 2.17 (1.14-4.14)

0.1-15.0 81.0 1.0 1.0 1.0 1.0

Mehr als 15.0 16.6 0.84 (0.67-1.04) 0.86 (0.62-1.19) 0.90 (0.77-1.05) 1.15 (0.61-2.16)

‡ Referenzgruppe sind inzident nicht erkrankte Studienteilnehmer: n=13 430 Frauen

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (0g/Tag; 0.1-15.0g/Tag; mehr als 15.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

Während ein Hochschulabschluss bei Männern keinen signifikanten Einfluss auf das Erkran-kungsrisiko hatte, zeigte sich bei Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss einerseits ein tendenziell geringeres Risiko für Typ-2-Diabetes und Mehrfacherkrankungen. Andererseits war dieser aber auch positiv mit dem Auftreten von Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen assoziiert. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass bei Frauen eine Hypertonie den

Zusam-menhang zwischen Bildungstand und Herz-Kreislauf-Erkrankungen modifizierte (p=0.03).

Während für Hypertoniker mit höherem Schulabschluss das Herz-Kreislauf-Risiko signifikant stieg (Tabelle 25), zeichnete sich bei Normotonikern tendenziell eine Risikosenkung ab (Fachhochschulabschluss RR=0.67 (95% KI: 0.38-1.17), Hochschulabschluss RR=0.74 (95% KI: 0.42-1.32)). Eine Stratifizierung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Myokard-infarkt und Schlaganfall zeigte beim Hochschulabschluss keine Unterschiede in der Richtung des Risikoschätzers zwischen den Erkrankungen. Die mit einem Fachhochschulabschluss verbundene Risikoerhöhung war jedoch nur unter Schlaganfällen, nicht aber bei Myokardin-farkten zu finden.

Tabelle 25: Relative Risiken (95% KI) für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bezüglich des Bildungsstatus bei Frauen mit Bluthochdruck (5 744)*

n

Herz-Kreislauf-Erkrankungen n Myokardinfarkt n Schlag- anfall

Bildung in Ausbildung, kein Abschluss,

Facharbeiter 23 1.0 11 1.0 12 1.0

Fachschulabschluss 29 1.37 (1.04-1.81) 5 0.88 (0.52-1.52) 24 1.67 (1.17-2.27) Hochschulabschluss 21 1.51 (1.11-2.06) 10 1.79 (1.13-2.83) 11 1.39 (0.91-2.12)

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Kör-perliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Alkoholkon-sum (0g/Tag; 0.1-15.0g/Tag; mehr als 15.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

Starke Raucher hatten ein höheres Risiko für einzelne Erkrankungen sowie für Multimorbidi-tät. Bei Exrauchern konnte ein signifikant höheres Diabetesrisiko (RR=1.26; 95% KI: 1.08-1.47) beobachtet werden, starke Raucher wiesen zudem ein höheres Erkrankungsrisiko auf als moderate Raucher. Das Diabetesrisiko stieg für moderate Raucher um ein Drittel, für starke Raucher um zwei Drittel und für starke Raucherinnen um fast die Hälfte (RR=1.45;

95% KI: 1.03-2.04). Das Herz-Kreislauf-Risiko bei Männern war für moderate Raucher mehr als doppelt so hoch und für starke Raucher um ein Viertel höher als für Typ-2-Diabetiker.

Starke Raucher hatten ein doppelt so hohes Risiko für Mehrfacherkrankungen im Vergleich zu Nierauchern. Auch für Exraucherinnen zeigte sich tendenziell ein höheres Typ-2-Diabetesrisiko. Dies wurde ebenfalls für Raucherinnen in Zusammenhang mit Tumorerkran-kungen beobachtet. Das geringe Risiko für MehrfacherkranTumorerkran-kungen bei Frauen, die weniger als 20 Einheiten pro Tag rauchten, ist auf die unzureichende Power dieser Schätzung zu-rückzuführen (n=1).

Körperliche Aktivitäten von bis zu 3.5 Stunden pro Woche und mehr schienen bei Frauen das Erkrankungsrisiko zu senken. Ein Aktivitätsumfang darüber hinaus beeinflusste nicht das Typ-2-Diabetesrisiko, war allerdings invers mit der Entstehung von Herz-Kreislauf- so-wie Tumorerkrankungen und auch Mehrfacherkrankungen assoziiert. Bei männlichen Typ-2-Diabetikern zeichnete sich mit zunehmendem Aktivitätsniveau ein signifikant protektiver Ef-fekt ab. Zwischen körperlicher Aktivität und Tumorrisiko wurde tendenziell eine inverse As-soziation gefunden. Für Herz-Kreislauf- und Mehrfacherkrankungen konnte dagegen kein Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Erkrankungsrisiko beobachtet werden.

Bei Männern schien ein Verzicht auf Alkohol keinen Einfluss auf die Entstehung von Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen zu haben, für Mehrfacherkrankungen wurde ein risikoerhöhender Effekt beobachtet. Ein Alkoholverzicht war auch bei Frauen ten-denziell mit erhöhten Erkrankungsrisiken assoziiert. Dies ist möglicherweise auf die Zusam-mensetzung dieser Gruppe zurückzuführen, in der nicht nur Personen ohne jeglichen Alko-holkonsum, sondern auch Abstinenzler, die mit dem Trinken aufgrund alkoholabhängiger Erkrankungen aufgehört haben, zusammengefasst sind. Ein Konsum von mehr als 15.0g bzw. 30.0g pro Tag konnte zwar tendenziell aber nicht signifikant das Risiko für einzelne Er-krankungen senken.

Um zu untersuchen, ob sich unterschiedliche Auswirkungen des Alkoholkonsums innerhalb der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigen würden, wurden stratifizierte Analysen getrennt für Myokardinfarkt und Schlaganfall vorgenommen. Dabei zeigte sich, dass der Alkoholkonsum von mehr als 15.0g pro Tag bei Frauen bzw. 30.0g pro Tag bei Männern zwar tendenziell ei-nen protektiven Effekt auf ein Myokardinfarktereignis (Frauen: RR=0.40 (0.15-1.08); Män-ner: RR=0.77 (0.58-1.02) hatte, aber risikoerhöhend auf einen Schlaganfall wirkte (Frauen:

RR=1.09 (0.77-1.54); Männer: RR=1.14 (0.83-1.58). Diese Ergebnisse verfehlten jedoch statistische Signifikanz.

Ein Ernährungsmuster mit viel Vollkorngetreide, Obst und Gemüse und wenig tierischen Fet-ten senkte bei Männern das Diabetesrisiko und bei Frauen das Tumorrisiko signifikant. Bei Männern zeichnete sich mit diesem Muster im höchsten Tertil ebenfalls ein protektiver Effekt für Mehrfacherkrankungen ab. Bei beiden Geschlechtern wurde kein Zusammenhang zwi-schen Ernährungsmuster und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Tumorerkrankungen bei Männern beobachtet.

Ein Nachteil dieser Ergebnisse, die mit der polytomen logistischen Regression berechnet wurden, ist, dass eine Aussage, inwiefern sich die Stärke der Beziehung zwischen dem Risi-kofaktor im Hinblick auf einzelne Erkrankungen unterscheidet, nicht möglich ist. Ein Test-verfahren zur Untersuchung signifikanter Unterschiede eines Expositionsparameters auf un-terschiedliche Krankheitstypen fehlt. Im Rahmen der Competing Risk Analyse ist es dagegen möglich zu überprüfen, ob der Einfluss soziodemografischer und anthropometrischer Merk-male, Lebensstil- und Ernährungsfaktoren auf die Entstehung eines Typ-2-Diabetes, einer Herz-Kreislauf- oder Tumorerkrankung signifikant voneinander verschieden ist. Unter Multi-morbiditätsaspekten ist es das Ziel der vorliegenden Untersuchung zu prüfen, ob eine Be-ziehung der Hypertonie zu diesen Erkrankungen besteht und inwiefern sich die Stärke der Assoziation zwischen Hypertonie und den Endpunkten Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankung zwischen den einzelnen Erkrankungen unterscheidet.

Tabelle 26: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Typ-2-Diabetes,

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumorerkrankungen bezüglich der Hyper-tonie stratifiziert nach Geschlecht (Männer: n=8 855; Frauen:

n=14 142)*

Typ-2- Diabetes

Herz- Kreislauf-Erkrankung

Tumor- erkrankung

p-Wert1

p-Wert2

p-Wert3

Männer (n=358) (n=152) (n=311)

3.55 (2.69-4.68) 1.92 (1.33-2.77) 1.04 (0.83-1.31) 0.0089 <0.0001 0.0054

Frauen (n=253) (n=98) (n=361)

3.35 (2.48-4.54) 3.95 (2.41-6.48) 1.10 (0.89-1.35) 0.5797 <0.0001 <0.0001

* Model adjustiert für Alter (5 Jahre)

1 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 2 Tumorerkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 3 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Tumorerkrankung

Tabelle 26 zeigt Hazardraten-Verhältnisse, die den Einfluss der Hypertonie als Primärer-krankung auf das Typ-2-Diabetes-, Herz-Kreislauf- und Tumorrisiko getrennt für Männer und Frauen darstellen. Eine Hypertonie war unabhängig vom Alter sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einem signifikant höheren Typ-2-Diabetes- und Herz-Kreislauf-Risiko assoziiert. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Tumor-erkrankungen konnte dagegen auch im vollständig adjustierten Model weder bei Männern noch bei Frauen beobachtet werden (Tabelle 27 und Tabelle 28).

Nach Adjustierung für anthropometrische Variablen, Lebensstil- und Ernährungsfaktoren waren die Effektschätzer für Typ-2-Diabetes und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiterhin signifikant. Die Beziehung der Hypertonie zum Typ-2-Diabetes unterschied sich jedoch bei Männern nicht mehr signifikant von der Assoziation zwischen Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für beide Erkrankungen verdoppelte sich das Risiko für Hypertoniker im Ver-gleich zu Normotonikern unabhängig von anthropometrischen Merkmalen, dem Bildungs-stand, Rauchverhalten, der körperlichen Aktivität, dem Alkoholkonsum und anderen Ernäh-rungsfaktoren.

Das Alter der Männer und Frauen war – wie aus den Ergebnissen der bisherigen Analysen zu vermuten – mit einem höheren Risiko für alle chronischen Erkrankungen (lediglich für Typ-2-Diabetes signifikant) assoziiert. Zwischen den einzelnen Erkrankungstypen zeigte der Al-terseffekt allerdings keine Unterschiede. Ein größerer Taillenumfang hatte zwar einen signi-fikant stärkeren Einfluss auf das Typ-2-Diabetesrisiko im Vergleich zum Herz-Kreislauf- bzw.

Tumorrisiko (die Hazardraten-Verhältnisse waren beide jedoch n.s.).

Tabelle 27: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Typ-2-Diabetes,

Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen bezüglich Hypertonie, soziodemo-grafischer und anthropometrischer Merkmale, Lebensstil- und Ernäh-rungsfaktoren bei Männern (n=8 855)*

n Typ-2-

Diabetes

Herz- Kreislauf-Erkrankung

Tumor-

erkrankung p1 p2 p3

(n=358) (n=152) (n=311)

Hypertonie 4 931 2.06 (1.54-2.76) 1.88 (1.27-2.77) 1.02 (0.80-1.29) 0.70 0.0002 0.0083 Alter (5 Jahre) 1.27 (1.0-1.60) 1.27 (0.88-1.84) 1.10 (0.84-1.44) 0.99 0.44 0.55 Anthropometrie

BMI (kg/m2) 1.13 (1.06-1.21) 1.07 (0.96-1.19) 1.03 (0.95-1.12) 0.38 0.08 0.59 Taillenumfang

(10cm) 2.03 (1.56-2.65) 1.28 (0.87-1.88) 0.98 (0.75-1.30) 0.05 0.0002 0.28 Hüftumfang (10cm) 0.50 (0.37-0.68) 0.56 (0.33-0.96) 0.92 (0.67-1.26) 0.72 0.0072 0.12 Bildung

in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter

2 887 1.0 1.0 1.0

Fachschulabschluss 1 467 1.20 (0.91-1.59) 1.09 (0.69-1.71) 0.90 (0.65-1.24) 0.72 0.19 0.50 Hochschulabschluss 4 501 0.95 (0.75-1.22) 0.97 (0.67-1.42) 0.95 (0.74-1.23) 0.92 0.99 0.92 Rauchstatus

Nieraucher 2 840 1.0 1.0 1.0

Exraucher 3 837 1.46 (1.10-1.95) 1.28 (0.81-2.02) 1.26 (0.95-1.66) 0.62 0.46 0.95 Raucher < 20 E./Tag 1 352 1.62 (1.12-2.34) 3.24 (1.99-5.27) 1.24 (0.85-1.80) 0.0266 0.32 0.0022 Raucher ≥ 20 E./Tag 826 2.27 (1.55-3.31) 3.47 (1.94-6.20) 2.46 (1.66-3.64) 0.23 0.77 0.34 Körperliche

Aktivität

0h/Woche 2 670 1.0 1.0 1.0

< 3,5h/Woche 3 719 0.78 (0.62-0.98) 1.25 (0.86-1.81) 0.92 (0.71-1.19) 0.0339 0.35 0.18

≥ 3,5h/Woche 2 466 0.64 (0.48-0.86) 1.20 (0.78-1.86) 0.83 (0.62-1.11) 0.0190 0.21 0.17 Ernährungs-

musterscore

Unterstes Tertil 4 829 1.0 1.0 1.0

Mittleres Tertil 2 475 0.93 (0.73-1.19) 0.66 (0.44-0.99) 1.06 (0.82-1.37) 0.15 0.48 0.0511 Oberstes Tertil 1 551 0.79 (0.57-1.10) 0.88 (0.56-1.37) 1.13 (0.84-1.53) 0.72 0.12 0.36 Alkoholkonsum

(g/Tag)

0 267 0.85 (0.44-1.66) 1.46 (0.70-3.06) 1.10 (0.61-2.01) 0.29 0.57 0.57

0.1-30.0 6 360 1.0 1.0 1.0

Mehr als 30.0 2 228 0.87 (0.68-1.11) 0.76 (0.52-1.13) 0.82 (0.61-1.09) 0.58 0.74 0.79

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (0g/Tag; 0.1-30.0g/Tag; mehr als 30.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

1 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 2 Tumorerkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 3 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Tumorerkrankung

Männer, die regelmäßig rauchten, wiesen ein signifikant höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zum Typ-2-Diabetesrisiko auf. Der Unterschied der Assoziation zwischen Rauchen und Typ-2-Diabetes bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankung war für starke Rau-cher und RauRau-cherinnen jedoch nicht signifikant. Mit zunehmender körperliRau-cher Aktivität zeigte sich bei Männern ein geringeres Typ-2-Diabetesrisiko, das sich zwar signifikant vom Herz-Kreislauf-Risiko unterschied, die Risikoschätzung war jedoch nicht signifikant. Bil-dungsstand, Alkoholkonsum und Ernährungsmuster lieferten in der Größenordnung ähnliche Ergebnisse, wie anhand der polytomen logistischen Regression berechnet. Die Stärke des Zusammenhangs unterschied sich im Hinblick auf das Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- bzw.

Tumorrisiko jedoch statistisch nicht signifikant voneinander.

Tabelle 28: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Typ-2-Diabetes,

Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen bezüglich Hypertonie, soziodemo-grafischer und anthropometrischer Merkmale, Lebensstil- und Ernäh-rungsfaktoren bei Frauen (n=14 142)*

n Typ-2-

Diabetes

Herz- Kreislauf-Erkrankung

Tumor-

erkrankung p1 p2 p3

(n=253) (n=98) (n=361)

Hypertonie 5 472 1.88 (1.37-2.57) 4.05 (2.41-6.79) 1.10 (0.88-1.36) 0.0130 0.0058 <

0.0001 Alter (5 Jahre) 1.53 (1.13-2.06) 1.19 (0.78-1.82) 1.21 (0.97-1.51) 0.35 0.22 0.95 Anthropometrie

BMI (kg/m2) 1.01 (0.96-1.07) 1.01 (0.91-1.13) 1.01 (0.95-1.07) 1.0 0.85 0.90 Taillenumfang

(10cm) 2.67 (2.25-3.17) 0.88 (0.60-1.29) 1.03 (0.82-1.28) <

0.0001

<

0.0001 0.50 Hüftumfang (10cm) 0.65 (0.51-0.83) 1.08 (0.67-1.76) 0.95 (0.74-1.22) 0.06 0.0303 0.64 Bildung

in Ausbildung, kein Abschluss,

Fachar-beiter 5 731 1.0 1.0 1.0

Fachschulabschluss 4 237 0.90 (0.67-1.21) 1.29 (0.80-2.07) 0.95 (0.74-1.23) 0.21 0.79 0.27 Hochschulabschluss 4 174 0.90 (0.63-1.29) 1.40 (0.81-2.42) 1.29 (0.99-1.68) 0.19 0.11 0.80 Rauchstatus

Nieraucher 8 257 1.0 1.0 1.0

Exraucher 3 402 1.20 (0.89-1.61) 1.23 (0.74-2.03) 1.12 (0.87-1.45) 0.93 0.76 0.76 Raucher < 20 E./Tag 2 050 1.05 (0.68-1.61) 2.05 (1.19-3.56) 1.28 (0.94-1.73) 0.06 0.47 0.14 Raucher ≥ 20 E./Tag 433 1.91 (1.06-3.47) 3.50 (1.30-9.41) 1.12 (0.57-2.21) 0.31 0.25 0.06 Körperliche

Aktivität

0h/Woche 3 810 1.0 1.0 1.0

< 3,5h/Woche 6 339 0.80 (0.60-1.08) 0.71 (0.46-1.12) 0.95 (0.74-1.21) 0.67 0.34 0.27

≥ 3,5h/Woche 3 993 1.01 (0.73-1.40) 0.53 (0.30-0.95) 0.81 (0.61-1.07) 0.06 0.32 0.20 Ernährungs-

musterscore

Unterstes Tertil 2 878 1.0 1.0 1.0

Mittleres Tertil 5 197 0.89 (0.63-1.24) 1.11 (0.61-2.02) 0.78 (0.59-1.02) 0.53 0.54 0.29 Oberstes Tertil 6 067 0.79 (0.56-1.11) 1.25 (0.68-2.30) 0.72 (0.55-0.95) 0.20 0.67 0.10 Alkoholkonsum

(g/Tag)

0 342 1.36 (0.77-2.41) 2.37 (1.05-5.37) 1.21 (0.68-2.16) 0.28 0.78 0.19

0.1-15.0 11 449 1.0 1.0 1.0

Mehr als 15.0 2 351 0.74 (0.49-1.12) 0.81 (0.44-1.51) 0.82 (0.60-1.10) 0.82 0.73 0.99

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (Frauen: 0g/Tag; 0.1-15.0g/Tag; mehr als 15.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

1 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 2 Tumorerkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 3 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Tumorerkrankung

Bei Frauen hatte eine Hypertonie dagegen unterschiedliche Auswirkungen auf das Diabetesrisiko im Vergleich zum Herz-Kreislauf-Risiko: Während sich das Risiko für Typ-2-Diabetiker verdoppelte, stieg das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das Vierfache.

Die Stärke der Beziehung zwischen Hypertonie und diesen beiden chronischen Erkrankun-gen war statistisch signifikant unterschiedlich. Dies zeigte sich auch in einer altersstratifi-zierten Auswertung der unter und über 50-Jährigen (Median). Im Gegensatz zu den jünge-ren Frauen war bei den Ältejünge-ren eine Hypertonie mit einem signifikant höhejünge-ren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zum Typ-2-Diabetes assoziiert (Tabelle 29).

Tabelle 29: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf- Erkrankungen bezüglich der Hypertonie stratifiziert nach Geschlecht und Alter (n=22 997)*

Typ-2- Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankung p1

Männer n=8 855

(n=106) (n=36)

≤50 47.2% 1.80 (1.08-2.98) 2.36 (1.05-5.32) 0.58

(n=252) (n=116)

>50 52.8% 2.19 (1.53-3.14) 1.73 (1.11-2.67) 0.41

Frauen n=14 142

(n=67) (n=29)

≤50 58.4% 2.37 (1.32-4.28) 4.19 (1.74-10.1) 0.29

(n=186) (n=69)

>50 41.7% 1.75 (1.22-2.50) 3.95 (2.08-7.47) 0.0295

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (Frauen: 0g/Tag; 0.1-15.0g/Tag; mehr als 15.0g/Tag bzw. Männer: 0g/Tag; 0.1-30.0g/Tag; mehr als 30.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

1 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Typ-2-Diabetes

Um die Beziehung der Hypertonie auf einzelne klinische Endpunkte der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu untersuchen, wurde eine stratifizierte Auswertung getrennt für Myokardin-farkt und Schlaganfall durchgeführt. Im Allgemeinen zeigte sich bei Männern ein höheres Myokardinfarktrisiko, während bei Frauen ein höheres Schlaganfallrisiko beobachtet wurde.

Das Vorliegen einer Hypertonie verdoppelte das Myokardinfarktrisiko bei Männern, während es sich bei Frauen verdreifachte. Das Schlaganfallrisiko war bei Frauen jedoch dreimal höher als bei Männern. Der Unterschied zwischen den Effektschätzern für Myokardinfarkt und Schlaganfall war weder bei Männern (p=0.56) noch bei Frauen (p=0.46) signifikant (Tabelle 30).

Tabelle 30: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Myokardinfarkt und Schlagan-fall bezüglich der manifesten Grunderkrankung Hypertonie stratifiziert nach Alter (n=22 997)*

Herz-Kreislauf-Erkrankungen Myokardinfarkt Schlaganfall

Männer (n=152) (n=96) (n=56)

1.88 (1.27-2.77) 2.05 (1.24-3.40) 1.63 (0.90-2.96)

Frauen (n=98) (n=36) (n=62)

4.05 (2.41-6.79) 3.19 (1.49-6.80) 4.71 (2.35-9.46)

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (Frauen: 0g/Tag; 0.1-15.0g/Tag; mehr als 15.0g/Tag bzw. Männer: 0g/Tag; 0.1-30.0g/Tag; mehr als 30.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

Inwiefern die Beziehung der Hypertonie im Hinblick auf einen Typ-2-Diabetes bzw. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung auf eine Missklassifikation der Studienteilnehmer aufgrund unter-schiedlicher Diagnosekriterien zurückzuführen ist, wurde im Rahmen einer weiteren stratifi-zierten Analyse untersucht (Tabelle 31). Da eine Hypertonie bei beiden Geschlechtern kei-nen Einfluss auf die Entstehung einer Tumorerkrankung hatte und sich auch stratifiziert nach Diagnoseart keine signifikanten Unterschiede zeigten, werden in Tabelle 31 lediglich

vollständig adjustierte Hazardraten-Verhältnisse für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gezeigt, die den Hypertonieeffekt abhängig von der Definition durch Blut-druckmessung, Medikamenteneinnahme und Selbstangabe bzw. ärztliche Verifizierung sowie getrennt für Männer und Frauen darstellen.

Tabelle 31: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen abhängig von der Hypertoniedefinition stratifi-ziert nach Geschlecht (Männer n=4 942; Frauen n=5 792)*

Typ-2-Diabetes Herz-Kreislauf-Erkrankung p-Wert1

Männer Blutdruckmessung

(n=3.700) (n=221) (n=86)

1.97 (1.44-2.68) 1.85 (1.23-2.77) 0.8058

Medikamenteneinnah-me (n=451) (n=33) (n=7)

1.80 (1.07-3.0) 1.15 (0.59-2.24) 0.3011

Selbstangabe/ärztliche

Verifizierung (n=791) (n=38) (n=12)

2.23 (1.44-3.43) 1.92 (1.08-1.41) 0.6814

Frauen Blutdruckmessung

(n=3.242) (n=120) (n=45)

1.83 (1.29-2.61) 4.28 (2.43-7.54) 0.0129

Medikamenteneinnah-me (n=1.085) (n=35) (n=13)

1.48 (0.95-2.32) 3.84 (1.83-8.05) 0.0310

Selbstangabe/ärztliche

Verifizierung (n=1.465) (n=34) (n=13)

1.93 (1.23-3.03) 4.01 (2.08-7.72) 0.0723

* Modell enthält Alter (5 Jahre) als abhängige Zeitvariable und adjustiert für BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Facharbeiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (Frauen:

0g/Tag; 0.1-15.0g/Tag; mehr als 15.0g/Tag bzw. Männer: 0g/Tag; 0.1-30.0g/Tag; mehr als 30.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

1 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Typ-2-Diabetes

Eine Hypertonie, definiert nach einer Blutdruckmessung zur Basisuntersuchung hatte bei Männern und Frauen einen ähnlichen Einfluss, wie eine durch Selbstangabe bzw. ärztliche Verifizierung identifizierte Erkrankung. Die geringsten Erkrankungsrisiken wurden für männ-liche und weibmänn-liche Hypertoniker, die durch Medikamenteneinnahme identifiziert wurden, gefunden. Dabei zeigten die Effektschätzer zwar alle Risiken über 1, allerdings waren diese bei Männern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie bei weiblichen Typ-2-Diabetikerinnen nicht signifikant.

Zur Beantwortung der Fragestellung, inwiefern eine Hypertonie den Effekt klassischer Risi-kofaktoren modifiziert, wurden in den multivariaten Modellen Interaktionsterme zwischen einzelnen Kovariaten und Hypertonie berücksichtigt. Nach geschlechtsspezifischen Analysen getrennt für Männer und Frauen zeigte sich eine signifikante Effektmodifikation bei Männern zwischen Hypertonie und Hüftumfang im Zusammenhang mit der Diabeteserkrankung (p=0.02) (Tabelle 32). Ein größerer Hüftumfang reduzierte das Typ-2-Diabetesrisiko bei männlichen Hypertonikern deutlicher als bei Normotonikern (n.s.).

Tabelle 32: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Typ-2-Diabetes in Bezug auf den Hüftumfang stratifiziert nach Hypertoniestatus bei Männern (n=8 855)*

Anzahl Hypertoniker bzw. Normotoniker

Anzahl Typ-2-Diabetiker

HR für Typ-2-Diabetes‡

Hypertoniker 4 931 296 0.46 (0.33-0.64)

Normotoniker 3 924 62 0.89 (0.43-1.83)

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), BMI (kg/m2), Taillenumfang (10cm), Hüftumfang (10cm), Bildung (in Ausbildung, kein Abschluss, Fachar-beiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Rauchstatus (Nieraucher; Exraucher; Raucher weniger als 20 E./Tag; Raucher mehr als 20 E./Tag), Körperliche Aktivität (0h/Woche; bis 3,5h/Woche; mehr als 3,5h/Woche), Alkoholkonsum (0g/Tag; 0.1-30.0g/Tag; mehr als 30.0g/Tag), Ernährungsmusterscore

‡ Zunahme des Hüftumfanges um eine Einheit = 10cm

Zusammenfassend gilt es festzuhalten, dass eine Hypertonie bei Männern und Frauen einen Risikofaktor für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt, nicht hingegen für Tumorerkrankungen. Während sich bei Männern der Zusam-menhang zwischen Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes im Vergleich zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht signifikant unterscheidet, war eine Hypertonie bei Frauen mit einem signifikant höheren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen im Vergleich zum Typ-2-Diabetes assoziiert. Die Beziehung zwischen Bluthochdruck und den einzelnen klinischen Endpunkten der Herz-Kreislauf-Erkrankungen Myokardinfarkt und Schlaganfall waren nicht signifikant unterschiedlich. Eine Hypertonie stellte lediglich bei Männern in der Beziehung zwischen Hüftumfang und Typ-2-Diabetes einen Effektmodifier dar. Dabei hatten Hypertoni-ker mit zunehmendem Hüftumfang ein deutlich geringeres Typ-2-Diabetesrisiko im Ver-gleich zu Normotonikern.

3 POPULATIONSATTRIBUTABLE RISIKEN DER MULTIMORBIDITÄT

Da die Bedeutung eines Einflussfaktors innerhalb einer Population sowohl von der Stärke des Zusammenhangs als auch von der Häufigkeit des Vorkommens abhängt, wurden PAR berechnet, um zum einen den prozentualen Anteil an Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen zu bestimmen, der auf eine Hypertonie zurückzuführen ist und zum anderen um den Anteil an multimorbiden Erkrankungsfällen in der Studienpopulation zu er-mitteln, der durch gesundheitswissenschaftlich bedeutende Risikofaktoren erklärt wird.

Um den Anteil an Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen zu berechnen, der auf eine Hypertonie zurückzuführen ist, wurden unter Berücksichtigung der in Tabelle 27 und Tabelle 28 berechneten Hazardraten-Verhältnisse PAR berechnet. Da für Tumorerkran-kungen kein signifikanter Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und TumorerkranTumorerkran-kungen beobachtet werden konnte, wurden für diesen klinischen Endpunkt keine PAR bestimmt.

Während die Prävalenz der Hypertonie im 6-jährigen Nachbeobachtungszeitraum bei ohne weitere Erkrankung gebliebenen Studienteilnehmern 45% betrug, lag sie bei den inzidenten Typ-2-Diabetikern bei 83% (Männer) bzw. 76% (Frauen), bei Personen mit inzidenten Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 73% (Männer) bzw. 79% (Frauen). Aufgrund der hohen Präva-lenz und unter Berücksichtigung signifikanter Hazardraten-Verhältnisse zeigte sich, dass bei

Männern 43% und bei Frauen 36% der Typ-2-Diabetesfälle sowie 34% (Männer) bzw. 59%

(Frauen) der Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf eine Hypertonie zurückzuführen waren.

Zur Berechnung des prozentualen Anteils an multimorbiden Erkrankungsfällen, der auf ge-sundheitswissenschaftlich bedeutende Risikofaktoren zurückzuführen ist, wurden die einzel-nen Risikofaktoren, wie Übergewicht, körperliche Aktivität und Rauchen, zunächst dichoto-misiert. Übergewichtig sind Männer und Frauen mit einem BMI zwischen 25 und 30 kg/m2 und einem Taillenumfang bei Männern von mehr als 102 cm bzw. bei Frauen von über 88 cm (155). Sportlich inaktiv waren Studienteilnehmer ohne körperliche Aktivität und als Raucher wurden alle Raucher und Exraucher, die in den letzten 5 Jahren aufgehört haben, zusammengefasst.

Krankheitskombinationen aus Hypertonie und weiteren ernährungsabhängigen chronischen Erkrankungen waren häufiger bei Männern als bei Frauen zu finden (Tabelle 33). Unter hy-pertonen Typ-2-Diabetikern und Herz-Kreislauf-Erkrankten mit einer Hypertonie waren zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen. Das Geschlechterverhältnis bei hypertonen Tumorer-krankten war dagegen ausgeglichen.

Tabelle 33: Anzahl multimorbider Hypertoniker Typ-2-Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankung Tumorerkrankung

Männer 296 (60.5%) 111 (59%) 193 (52%)

Frauen 193 (39.5%) 77 (41%) 177 (48%)

Abbildung 8 zeigt die beobachtete Prävalenz der Risikofaktoren Übergewicht, körperliche In-aktivität und Rauchen. Dabei wird deutlich, dass Übergewicht sowohl unter Männern als auch unter Frauen eine höhere Prävalenz unter den multimorbid Erkrankten (35.2%-78.2%) im Vergleich zu den Gesunden (Männer: 19.4%; Frauen: 20.5%) darstellte. Bei männlichen Hypertonikern mit Typ-2-Diabetes und Tumorerkrankungen wurde eine höhere Prävalenz des Risikofaktors sportliche Inaktivität beobachtet (38.9%-41.6%) im Vergleich zu Gesun-den (29.6%) und Herz-Kreislauf-Erkrankten mit Hypertonie (29.7%). Mangelnde regelmäßi-ge Bewegung war unter den weiblichen multimorbid Erkrankten (33.9%-42.9%) deutlich häufiger zu finden als unter Gesunden (26.6%). Für Rauchen wurde bei Männern die höchs-te Prävalenz unhöchs-ter hypertonen Herz-Kreislauf-Erkrankhöchs-ten (46.9%) gefunden. Bei Frauen zeigte dieser Risikofaktor die geringsten Prävalenzen unter den hier untersuchten Determi-nanten für multiple Erkrankungen (20.2%-22.0%).

0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0

übergewichtig sportlich inaktiv Raucher übergewichtig sportlich inaktiv Raucher

Prozent (%)

Gesunde Hypertonie + Typ-2-Diabetes Hypertonie + Herz-Kreislauf-Erkrankung Hypertonie + Tumorerkrankung

Männer Frauen

Übergewichtig: BMI ≥ 25 kg/m2 und Taillenumfang bei Männern ≥ 102 cm bzw. bei Frauen ≥ 88 cm; sportlich inaktiv: 0h/Woche; Raucher:

Raucher oder seit weniger als 5 Jahren Exraucher

Abbildung 8: Beobachtete Prävalenz multimorbid Erkrankter und Gesunder ab-hängig von Übergewicht, körperlicher Inaktivität und Rauchstatus bei Männern (n=8 855) und Frauen (n=14 142)

In Tabelle 34 werden Hazardraten-Verhältnisse für Komorbiditäten der Hypertonie beschrie-ben. Übergewicht stellte sowohl bei Männern als auch bei Frauen ein signifikant höheres Ri-siko für chronische Erkrankungen in Kombination mit einem Bluthochdruck dar. Dabei war das Risiko für Typ-2-Diabetes signifikant größer gegenüber Herz-Kreislauf- und Tumorer-krankungen. Körperliche Inaktivität erhöhte bei Männern das Typ-2-Diabetesrisiko signifi-kant stärker als das Herz-Kreislauf-Risiko (Hazardraten-Verhältnis: n.s.) (p=0.04). Für Frauen erwies sich fehlende Bewegung allgemein als Risikofaktor für alle Multimorbiditäten, wenn auch nicht immer statistisch signifikant. Männliche Raucher hatten zudem ein signifi-kant höheres Herz-Kreislauf-Risiko im Vergleich zum Risiko für Typ-2-Diabetes (p=0.03).

Bei Frauen zeigten sich für Rauchen tendenziell – statistisch jedoch nicht signifikant – die größten Risikoschätzer für Tumorerkrankungen.

Tabelle 34: Hazardraten-Verhältnisse (95% KI) für Multimorbidität in Bezug auf unterschiedliche dichotome Risikofaktoren bei Männern (n=8 855) und Frauen (n=14 142)*

Hypertonie und

Hypertonie und

Hypertonie und Typ-2-

Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankung

Tumor-

erkrankung p1 p2 p3

Männer (n=296) (n=111) (n=193)

Übergewicht 5.40 (4.25-6.86) 2.21 (1.49-3.26) 1.72 (1.28-2.32) 0.0001 <0.0001 Keine

sportli-che Aktivität 1.30 (1.02-1.64) 0.79 (0.52-1.19) 1.28 (0.96-1.70) 0.0411 0.0605 Rauchen 1.35 (1.06-1.72) 2.21 (1.51-3.25) 1.18 (0.87-1.60) 0.0335 0.0125

Frauen (n=193) (n=77) (n=177)

Übergewicht 9.68 (6.76-13.87) 1.74 (1.09-2.75) 1.55 (1.13-2.13) <0.0001 <0.0001 Keine

sportli-che Aktivität 1.31 (0.98-1.75) 1.71 (1.09-2.70) 1.10 (0.80-1.50) Rauchen 1.21 (0.84-1.74) 1.29 (0.74-2.26) 1.40 (0.98-2.0)

* Modell adjustiert für Alter (5 Jahre), Übergewicht (BMI ≥ 25 kg/m2 und Taillenumfang ≥ 102 cm bei Männern und ≥ 88 cm bei Frauen), kör-perliche Inaktivität (0h/Woche), Rauchen (Raucher oder Exraucher seit weniger als 5 Jahre) und zusätzlich Bildung (in Ausbildung, kein Ab-schluss, Facharbeiter; Fachschulabschluss; Hochschulabschluss), Ernährungsmusterscore.

1 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 2 Tumorerkrankung vs. Typ-2-Diabetes; 3 Herz-Kreislauf-Erkrankung vs. Tumorerkrankung

Abbildung 9 zeigt die unter Berücksichtigung der Hazardraten-Verhältnisse gebildeten PAR der im multivariaten Modell signifikanten Risikofaktoren Übergewicht, sportliche Inaktivität und Rauchen in Bezug auf multimorbide Erkrankungen aus Hypertonie und Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- bzw. Tumorerkrankungen.

übergewichtig sportlich

inaktiv Raucher

übergewichtig

sportlich inaktiv

Hypertonie + Tumorerkrankung

Hypertonie + Herz-Kreislauf-Erkrankung Hypertonie + Typ-2-Diabetes 49,8

9,6

9,5

70,2

20,7 25,6

16,6 17,8

14,7

13,2 0,0

10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0

Prozent (%)

Hypertonie + Tumorerkrankung Hypertonie + Herz-Kreislauf-Erkrankung Hypertonie + Typ-2-Diabetes Männer

Frauen

Abbildung 9: Populationsattributable Risiken für einzelne Multimorbiditäten in Bezug auf Übergewicht, sportliche Inaktivität und Rauchen bei Män-nern (n=8 855) und Frauen (n=14 142)

Das höchste PAR wurde für den Risikofaktor Übergewicht in Zusammenhang mit der Erkran-kungskombination Hypertonie und Typ-2-Diabetes gefunden. Dabei war nicht nur die Präva-lenz des Risikofaktors am höchsten, sondern auch die beobachteten Hazardraten-Verhältnisse zeigten eine signifikante Risikoerhöhung für diese Erkrankungskombination.

Deutlich geringere Prävalenzen (35.2%-39.9%) sowie Hazardraten-Verhältnisse wurden für Übergewicht bei Männern und Frauen für Multimorbiditäten aus Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankung (Männer: HR=2.21; 95% KI:1.49-3.26, Frauen: 1.74; 1.09-2.75) bzw.

Tumorerkrankung (Männer: 1.72; 1.28-2.32, Frauen: 1.55; 1.13-2.13) gefunden, die er-wartungsgemäß niedrige PAR gegenüber der Kombination aus Hypertonie und Typ-2-Diabetes lieferten.

Sportlicher Inaktivität unter Männern (41.6%) und Frauen (40.9%) konnte im Zusammen-hang mit der Krankheitskombination Hypertonie und Typ-2-Diabetes eine mittlere Prävalenz zugeordnet werden, allerdings waren die Hazardraten-Verhältnisse lediglich für Männer (HR=1.30; 95% KI: 1.02-1.64) signifikant, so dass nur für dieses Geschlecht PAR berechnet wurden. Für Frauen konnten tendenziell (n.s.: p=0.07) ähnliche Schätzungen beobachtet werden (HR=1.31; 95% KI: 0.98-1.75). Eine mangelnde Bewegung weiblicher Studienteil-nehmer in Zusammenhang mit Bluthochdruck und einer weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankung zeigte ein ähnlich hohes PAR wie der Risikofaktor Übergewicht (17.8% vs. 16.6%).

Bei Männern resultierte die hohe Prävalenz sowie signifikant erhöhte Hazardraten-Verhältnisse des Risikofaktors Rauchen (46.9%) in Zusammenhang mit der Erkrankungs-kombination aus Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in einem PAR von 25.6%. Der Risikofaktor Rauchen war bei Frauen für die Entstehung chronischer Mehrfacherkrankungen eher zu vernachlässigen, da zum einen die Prävalenz (ca. 20%) gering und die Hazardraten-Verhältnisse nicht signifikant waren.

IV DISKUSSION

Bedeutende Mehrfacherkrankungen stellten in der vorliegenden Arbeit Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf- oder Tumorerkrankungen in Kombination mit einer Hypertonie dar. Das Vor-liegen einer Hypertonie war für beide Geschlechter unabhängig von anderen gesundheits-wissenschaftlichen bedeutenden Einflussgrößen mit einem signifikant höheren Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. Ein von Bildungsstand, Über-gewicht, körperlicher Aktivität, Rauchverhalten, Alkoholkonsum und Ernährungsfaktoren un-abhängiger statistischer Zusammenhang zwischen Bluthochdruck und Tumorerkrankungen konnte nicht beobachtet werden, obwohl Übergewicht, körperliche Inaktivität und Rauchen Risikofaktoren für alle genannten Erkrankungen darstellen. Während bei Männern keine sig-nifikant unterschiedliche Assoziation des Bluthochdrucks mit dem Typ-2-Diabetesrisiko im Vergleich zum Herz-Kreislauf-Risiko gefunden wurde, zeigte sich für Frauen mit Hypertonie ein signifikant höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zum Typ-2-Diabetes.

In diesem Kapitel werden zunächst die wichtigsten Ergebnisse und angewandten Methoden diskutiert und abschließend in den aktuellen Kontext der Public-Health-Forschung gestellt.

1 ERGEBNISSE