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4.1 Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums infolge eines verstärkten

4.1.1 Kausale Bedingung

4 Ergebnisse

Ergebnis der Datenanalyse sind die im Folgenden präsentierten Zusammenhangsmodel-le, die zu einer Erklärung von Veränderungen im Öko-Lebensmittelkonsum von Familien beitragen, die durch Kinder bedingt werden. Entsprechend der in Kapitel 3.2.1.1 darge-stellten Einschränkung des Forschungszieles im Zuge des Forschungsprozesses handelt es sich hierbei um drei Modelle zu den Phänomenen: „Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums infolge eines verstärkten Bewusstseins für Öko-Produkte während der Schwangerschaft“ (vgl. Kapitel 4.1), „Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums infolge einer verstärkten Aufmerksamkeit für Öko-Produkte während der Beikosternährung“ (vgl.

Kapitel 4.2) und „Rückgang des Öko-Lebensmittelkonsums infolge von Zugeständnissen an die Präferenzen jugendlicher Kinder für konventionelle Lebensmittel“ (vgl. Kapitel 4.3).

Jedes der drei Phänomene wird im Folgenden im Einzelnen dargestellt, indem die im Rahmen der Datenanalyse herausgearbeiteten Kategorien näher beschrieben werden.

Der Orientierung der Auswertung am Kodierparadigma entsprechend ist die Darstellung der Kategorien dabei nach den Elementen des Kodierparadigmas - kausale Bedingungen, kontextuelle Bedingungen, intervenierende Bedingungen, Handlungsstrategien und Kon-sequenzen - gegliedert. In Anlehnung an BÖHM sind die Bezeichnungen der einzelnen Kategorien im Text jeweils in Kursivschrift gesetzt und durch ein in Klammern gesetztes

„(K)“ als Abkürzung für das Wort Kategorie gekennzeichnet (BÖHM 2005, S. 129). Zur gra-fischen Veranschaulichung der Zusammenhangsmodelle befindet sich am Ende der Kapi-tel 4.1 bis 4.3 je eine Abbildung.

4.1 Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums infolge eines verstärkten

aus denen die Schwangerschaft als zeitlicher Orientierungspunkt für einen sich intensivie-renden Konsumverlauf hervorgeht, wie: „da war Schwangerschaft und Geburt, dann ging es noch einmal nach oben“ (I9, 59:59), „wobei wir auch in der Schwangerschaft schon relativ viel oder verstärkt Öko-Produkte gegessen haben“ (I13, 53:53), „Und 2006 war ich ja schwanger. Und dann ging es also ganz rapide hoch“ (I15, 37:37) oder „steil angestie-gen ist es desweangestie-gen mit der Schwangerschaft“ (I28, 135:135). Dass das Ereignis einer Schwangerschaft eine Erhöhung des Öko-Konsums auslösen kann, ging zum Beispiel aus einem Interview hervor, indem die Befragte darstellte, bereits während der Studienzeit in ihrer studentischen Wohngemeinschaft erstmalig Öko-Lebensmittel eingekauft zu ha-ben. Später, im gemeinsamen Haushalt mit dem Partner, wurden ebenfalls Öko-Produkte konsumiert. Von größerer Bedeutung wurden diese durch die erste Schwangerschaft.

„als ich schwanger wurde mit der Tochter, da haben wir dann schon ein bisschen mehr darauf geachtet. (…) Und haben wir schon geguckt, dass wir uns weitgehend ökologisch ernähren“ (I9, 36:36)

Eine andere Befragte begann zum Zeitpunkt ihrer ersten Schwangerschaft damit, Le-bensmittel ausschließlich über eine Einkaufskooperative für Öko-Produkte zu beziehen, wohingegen sie zuvor ausschließlich in konventionellen Lebensmittelgeschäften einge-kauft hatte. Die Schwangerschaft stellte für sie den richtigen Zeitpunkt dar, um auf eine Ernährung mit Öko-Produkten umzusteigen (I11, 42:42). Zwar vermutete die Befragte, dass sie auch ohne eine Schwangerschaft mit dem Konsum von Öko-Produkten begon-nen hätte. Letztlich stellte jedoch die Schwangerschaft das auslösende Moment und damit die Ursache für eine Erhöhung des Öko-Konsums dar.

„Ich habe dann nur noch in der Kooperative eingekauft. Also, ich habe vorher in ganz nor-malen konventionellen Läden eingekauft.“ (I11, 71:71)

„Ich denke, wenn ich nicht schwanger geworden wäre, hätte ich mich trotzdem dazu ent-schlossen, aber das hat mir noch einmal zusätzlich sicherlich den Kick gegeben, dass ich gesagt habe: ‚Ja, ich bin auch bereit jetzt dazu mein Verhalten zu verändern’“ (I11, 67:67)

Eine Schwangerschaft führt nicht zwangsläufig zu einer Erhöhung des Öko-Konsums.

Dies kann darin begründet sein, dass zum Zeitpunkt der Schwangerschaft noch kein aus-geprägtes Bewusstsein für eine Ernährung mit Öko-Lebensmitteln besteht. Zum Beispiel führte eine Befragte an, dass sie während Schwangerschaft und Stillzeit bereits spora-disch Öko-Produkte einkaufte. Hierbei handelte es sich jedoch um weitgehend unbewuss-te Handlungen. Entsprechend schloss die Befragunbewuss-te nicht aus, dass sie vor ihrer Schwan-gerschaft auch von Zeit zu Zeit Öko-Bananen gekauft hatte. Dann war dies aber eher darauf zurückzuführen, dass die Öko-Bananen in einem Geschäft direkt neben den kon-ventionellen Bananen positioniert waren.

„der Anfangspunkt ist quasi (…) mit der Geburt. Also, ich habe ja dann in der Schwanger-schaft auch schon so langsam angefangen und in der Stillzeit. Aber halt auch nur spora-disch. Also, das würde ich jetzt fast (…) gar nicht zählen“ (I18, 89:189)

„gerade so bei Bananen, wenn das auf demselben Level war, dann habe ich natürlich im-mer (….) eher die Bio-Sachen gekauft, aber ich habe die jetzt nicht bewusst gekauft.“ (I18, 101:101)

Eine Schwangerschaft kann auch mit einem geringeren Ernährungsbewusstsein einher-gehen und deshalb keine Veränderung bewirken. So erlebte eine Befragte ihre Schwan-gerschaft als eine Zeit, in der sie weniger streng auf ihr Gewicht achten musste und sich deshalb sorgloser ernährte. Eine Ernährung mit Öko-Produkten war nicht von besonderer Relevanz. Bestimmte Produkteigenschaften, die später bei der Beikost ihrer Kinder für eine Ernährung mit Öko-Produkten ausschlaggebend waren, wie der Gesundheitswert sowie das Allergiepotential (I8, 93:93), spielten so zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle.

„Ich habe alles gegessen, was ich wollte. Es gab keine Zeiten in meinem Leben, in denen ich mich so gut gefühlt habe wie während der Schwangerschaften. Ich bin immer leicht moppelig und da fiel es dann nicht mehr auf. Da konnte ich essen, wie ich wollte, und musste mir keine Sorgen darum machen.“ (I8, 107:107)

Eine Schwangerschaft kann darüber hinaus insofern ohne Bedeutung für eine Verände-rung des Öko-Konsums bleiben, als dass die eigene ErnähVerände-rungsweise zu diesem Zeit-punkt bereits als ausreichend gesund betrachtet wird und eine Ernährung mit Öko-Produkten bzw. eine Ernährung mit mehr Öko-Öko-Produkten nicht erforderlich erscheint. Dies traf etwa auf eine Befragte zu, die zur Förderung einer extensiven Landwirtschaft sowie aus Gesundheitsmotiven (I17, 38:38) bereits vor ihrer Schwangerschaft Öko-Produkte konsumierte und sich damit aus eigener Sicht bereits ausreichend gesund ernährte. Eine Erhöhung des Öko-Konsums wurde vor diesem Hintergrund auch deshalb als nicht erfor-derlich betrachtet, als dass sie vermutete, ihr Kind vor den im Laufe der Jahre angelegten Schadstoffdepots durch eine Ernährungsumstellung nicht schützen zu können.

„Nein, also die Schwangerschaft (…) war nicht ausschlaggebend. (…) Also, wie gesagt, ich hatte ja vorher schon einen gewissen Konsum. Wenn ich so für mich das Gefühl habe, ich ernähre mich einigermaßen gesund, dann reichte mir das auch in der Schwangerschaft aus. Außerdem könnte ich (…) mein Kind wahrscheinlich vor meinen Depots, die ich da im Laufe der Jahre angelegt habe, sowieso nicht schützen.“ (I17, 306:314)

In ähnlicher Weise begriff auch eine andere Befragte ihre Schwangerschaft nicht als Aus-löser für eine Erhöhung des Öko-Konsums, da sie bereits zuvor eine bewusste Ernäh-rungsweise hatte.

„ich habe mich schon immer einigermaßen bewusst ernährt, also, ich war irgendwie nie der Typ, der ein Glas ‚Nutella’ auslöffelt (…) oder sich jeden Tag nur von, (…) was weiß ich,

Pommes und Gyros ernährt. Ich habe schon immer ein bisschen auf meine Ernährung ge-achtet und insofern habe ich in dem Moment, als ich die Schwangerschaft feststellte, da keine großartigen Änderungen vorgenommen“ (I27, 131:131)

Weiterhin stellt eine Schwangerschaft insofern nicht zwangsläufig einen Auslöser für eine Erhöhung des Öko-Konsums dar, als dass der Lebensmittelbedarf eines Haushaltes zu diesem Zeitpunkt bereits in großem Maße durch Öko-Produkte gedeckt sein kann und der Konsum von Öko-Produkten in einer gleichermaßen umfangreichen Weise fortgesetzt wird. So berichtete ein Befragter, dass die Mutter seines ersten Kindes sich schon vor der Schwangerschaft ökologisch ernährte. Die Schwangerschaft führte deshalb nicht zu einer Veränderung der Konsumintensität.

„hatte das (Schwangerschaft und Geburt des ersten Kindes) irgendeinen Einfluss? B6: Ja, das hat es doch bei Frauen fast immer. Zumindest bei Verantwortungsbewussten. Sie hö-ren dann auf Kaffee zu trinken und trinken nur noch wenig Alkohol, höhö-ren auf zu rauchen, zumindest (…) die Vernünftigen und die, die genug Selbstdisziplin haben. A: Und jetzt im Hinblick auf Öko? B6: Hat sich ja eigentlich schon selber ökologisch ernährt. (…) Von da-her hatte es keinen Einfluss. (…) Nein, da gab es keine Veränderungen dann.“ (I6, 426:431)

Ein anderes Elternpaar lebte und arbeitete vor der Geburt des ersten Kindes auf biolo-gisch-dynamisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben und ernährte sich dort dem-entsprechend vor allem von Öko-Produkten (I2, 52:52). Diese Ernährungsweise setzte das Paar später fort. Die Befragte stellte so auch keine ihrer beiden Schwangerschaften in einen Zusammenhang mit einer Veränderung der Konsumintensität bei Öko-Lebensmitteln.

„es war einfach, denke ich, durch diese ganze Vorgeschichte, dass wir ja immer auf biolo-gisch-dynamischen Höfen waren, für uns einfach ganz klar, dass wir uns in dieser Form auch weiterhin versorgen“ (I2, 90:90)

Schließlich ist davon auszugehen, dass eine Schwangerschaft deshalb nicht einen Auslö-ser für eine Erhöhung des Öko-Konsums darstellen muss, da Öko-Produkte aufgrund bestimmter Eigenschaften durch ein Elternteil auch negativ bewertet werden können. Dies traf beispielsweise auf eine Befragte zu, die Öko-Produkte durch ihren Mann kennenge-lernt hatte (I4, 299:299) und erst im Verlauf mehrerer Jahre eine Vorliebe für diese entwi-ckelte. Bis dahin störten sie vor allem der damals im Vergleich zu konventionellen Produk-ten noch deutlich höhere Preis sowie der Geschmack von Öko-ProdukProduk-ten, der sich eben-falls noch stark von dem konventioneller Produkte unterschied.

„das war ja damals auch noch total teuer. (…) Wo ich noch weiß, dass ich am Anfang im-mer tierisch sauer war, dass ich so teuer Pfand bezahlen musste für diese doofen Glasfla-schen“ (I4, 62:62)

„dass mir viele Sachen nicht schmecken. Und das hat sich irgendwie verändert. Aber, ich glaube, das ging damit einher, dass es einfach auch leckere Sachen gab.“ (I4, 97:97)