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4.2 Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums infolge einer verstärkten

4.2.1 Kausale Bedingung

Kausale Bedingung für eine Erhöhung des Öko-Konsums stellt die Umstellung der Ernäh-rung eines Kindes auf eine so genannte BeikosternähErnäh-rung (K) dar. Hinweise hierzu liefer-ten Aussagen, im Rahmen derer eine Erhöhung des Öko-Konsums an der Einführung selbst zubereiteter Nahrungsmittel bzw. selbst zubereiteter oder gekaufter Babybreie für die Ernährung von Kindern festgemacht wurde. Unter Verwendung eines spezifischen Terminus für die Einführung von Breimahlzeiten wurde eine Erhöhung des Öko-Konsums zeitlich auch explizit an der Einführung einer so genannten „Beikost“ bzw. des „Zufütterns“

orientiert.20 Die Beikosternährung kann dabei Anlass für den erstmaligen Konsum von Öko-Produkten oder für einen intensiveren Einkauf von Öko-Produkten in einer Familie darstellen. Ersteres kann am Beispiel einer Befragten verdeutlicht werden, die, nach den Beweggründen für den erstmaligen Konsum von Öko-Produkten befragt, auf die Einfüh-rung selbst zubereiteter Mahlzeiten für ihr Kind verwies.

„Jan, den (…) habe ich ja erst einmal sehr lange gestillt. (…) wenn man dann so anfängt für ein Kleinkind zu kochen, dann kauft man halt schon einmal die Bio-Möhren, dann nimmt

20 Nach einem Ernährungsplan des Forschungsinstitutes für Kinderernährung Dortmund (FKI) wird für die Ernährung von Kindern im ersten Lebensjahr ein dreigliedriger Ernährungsplan empfohlen, der die Phasen Milchernährung, Einführung von Beikost und Einführung von Familienkost umfasst. Im Rahmen der so genannten Beikosternährung werden Milchmahlzeiten ab etwa dem fünften Monat nach und nach durch Breimahlzeiten abgelöst (FKE, o. J.). Bezug nehmend auf die Ernährungs-kommission der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde ist hierbei unter Bei-kost jede Art der Nahrung, ausgenommen von Muttermilch und Milchfertignahrungen, zu verstehen.

Hierzu zählen „Glaskost, Suppen, Desserts, Pudding, Früchte- und Gemüsegetränke sowie Cerea-lienprodukte, die entweder als einfache Getreideprodukte oder zusammen mit Milchpulver oder als Mixtur mit Gemüse oder Früchten im Handel vorliegen“ (ÖGKJ 2000). Unter Hinzuziehen dieser defi-nitorischen Grundlagen wurde die in den Interviews aufgegriffene Einführung von Nahrungsmitteln, die keine Milchmahlzeiten darstellen, als Einführung einer Beikosternährung verstanden und als kau-sale Ursache des hier beschriebenen Phänomens betrachtet.

man nicht die normalen Möhren, dann nimmt man halt die Bio-Möhren und die Bio-Äpfel.“

(I1, 61:61)

Die Umstellung auf eine Beikosternährung kann auch Auslöser für eine Erhöhung des Öko-Konsums gegenüber einer zuvor geringeren Konsummenge darstellen, die sich auf den gelegentlichen Einkauf einzelner Artikel oder den regelmäßigen Einkauf bestimmter Öko-Produkte beschränkte. So wurden Öko-Produkte in einer Familie „sporadisch“ bereits in der ersten Schwangerschaft und Stillzeit konsumiert (I18, 89:89). Eine deutliche Erhö-hung des Öko-Konsums bedingte die Zubereitung von Breikost für das erste Kind.

„Und ich habe es halt jetzt verstärkt angefangen, als ich für die erste Tochter (…) den Brei angefangen habe zu kochen. (…) für die habe ich halt nur Bio-Sachen gekauft“ (I18, 66:66) Eine andere Befragte benannte das Zufüttern ihrer Tochter als den Moment, in dem es zu einer Erhöhung des Konsums von Öko-Produkten kam. Zuvor konzentrierte sich der Ein-kauf von Öko-Produkten auf bestimmte Lebensmittel wie zum Beispiel Eier (I27, 21:21).

„Also die (Menge, die Verfasserin) hat zugenommen zum einen einmal recht drastisch, als ich mir überlegte, was mein Kind essen soll, also, praktisch in dem Moment, wo ich ange-fangen habe, zuzufüttern, da ging das hoch“ (I27, 37:37)

Eine Erhöhung des Öko-Konsums kann auch in der Fortsetzung eines während der Schwangerschaft initiierten Konsums darstellen. So berichtete eine Teilnehmerin, die während der Schwangerschaft ein verstärktes Bewusstsein für eine Ernährung mit Öko-Produkten entwickelte, dass sie mit dem Zufüttern des Kindes weiterhin vermehrt auf Öko-Produkte achtete.

„Und dann mit zunehmendem Alter des Kindes, also ich spreche davon, nach wenigen Monaten, wenn man mit dem Zufüttern beginnt, dass man da, dass ich da schon weiterhin vermehrt darauf geachtet habe, was ich erst an Gläschen kaufe, und später dann auch, was ich selber verarbeite, um damit zu füttern.“ (I12, 156:156)

Im Interview mit einer anderen Befragten, die „auch in der Schwangerschaft schon relativ viel oder verstärkt Öko-Produkte gegessen“ hat (I13, 53:53), zeigte sich, dass die Bei-kosternährung insofern zu einer weiteren Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums führte, als dass schrittweise weitere Öko-Produkte hinzukamen, die für die Zubereitung der Bei-kost verwendet wurden.

„Ja, das ist noch ein weiterer Anstieg, weil da noch mehr Produkte dazu gekommen sind, weil (…) ich habe keine Gläschen gekauft, sondern habe alles selbst gekocht.“ (I13, 61:61) Eine weitere Befragte, die während der Schwangerschaft noch „nicht konsequent“ (I23, 103:103) auf Öko-Produkte achtete, verstärkte den Konsum, als sie ihre Tochter abstillte und ihr feste Nahrung anbot bzw. für diese Breikost selbst zubereitete und einkaufte.

„Als Laura dann auf der Welt war, habe ich zuerst einmal gestillt, wie gesagt. Als sie dann angefangen hat zu essen, habe ich verstärkt darauf geachtet oder hauptsächlich solche Lebensmittel auch gekauft (…) Dann habe ich halt auch mit Bio-Produkten gekocht, also gerade Brei oder halt auch so Fertigbrei gekauft.“ (I23, 41:41)

Im Interview mit einer weiteren Befragten ging neben der Schwangerschaft und der Still-zeit das Zufüttern als bedeutsames Ereignis in der Entwicklung des Öko-Lebensmittelkonsums hervor.

„Also mit der Geburt des Kindes, sind wir jetzt bei der Geburt, bei der ersten? Da ist es halt mehr geworden, einmal wegen dem Stillen, dass halt dann keine Schadstoffe in die Milch übergehen, genau, und halt auch für mich, weil das Stillen ja auch sehr am Körper gezo-gen hat, und die Geburt und so, dass ich halt wieder auf die Beine komme und dann halt, wo sie dann vier, viereinhalb Monate alt war, haben wir halt angefangen mit Gläschen und dann habe ich aber schnell angefangen selber zu kochen und dann haben wir halt, also in dieser Zeit, eigentlich fast nur noch ökologisch gekauft“ (I26, 147:147)

Wie das Ereignis der Schwangerschaft stellt auch die Beikosternährung nicht zwangsläu-fig eine kausale Bedingung für eine Erhöhung der Konsumintensität dar. Eine Ursache kann darin bestehen, dass der Lebensmittelbedarf einer Familie bereits zuvor in starkem Maß durch Öko-Produkte gedeckt wurde (vgl. Kapitel 4.1.1). Des Weiteren wird der Mehr-konsum von Kindern teilweise als so geringfügig betrachtet, dass diesem keine oder nur eine geringe Bedeutung für eine Veränderung der Konsumintensität beigemessen wird.

Entsprechend wurde in Interviews auf die geringen Nahrungsmengen verwiesen, die Kin-der im Babyalter zu sich nehmen. So begründete eine Befragte, dass ihr Kind anfangs

„vergleichsweise (…) wenig gegessen“ hat (I19, 43:43), was kaum Veränderungen in der Gesamtmenge bewirkte („bei gerade kleinen Kindern fällt das jetzt nicht so doll ins Ge-wicht“ (I19, 43:43)). Auf die geringe Konsummenge noch kleiner Kinder Bezug nehmend charakterisierte eine andere Befragte die Erhöhung des Öko-Lebensmittelkonsums in ihrer Familie dementsprechend als einen langsamen Anstieg: „Es ist halt ein langsamer Anstieg, weil das Kind ja erst langsam anfing zu essen. Die kommen ja nicht zur Geburt und haben ganz furchtbaren Hunger“ (I13, 61:61). In ähnlicher Weise bewertete eine wei-tere Befragte, bei der die Schwangerschaft Auslöser für eine Erhöhung des Öko-Konsums war (I15, 37:37), dass die Beikostfütterung keine wesentlichen Veränderungen bewirkte.

„Und es kam halt irgendwann nicht mehr so viel Neues dazu. Dann kamen dann vielleicht noch einmal die Gläschen dazu für Marianna und, ja, Fruchtriegel und solche Geschichten, aber so sonst so hat sich dann eigentlich nicht mehr wesentlich viel geändert. (…) Es blieb dann halt irgendwann einmal so auf einem Niveau. Und dadurch, dass sie mitisst, ist natür-lich schon irgendwie halt noch ein bisschen erweitert worden“ (I15, 104:106)