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Katze

ahd. kazza, kazzo m, mhd. katze

So wird sowohl die Tierart als auch das weibliche Tier genannt.

In die germanische Mythologie ist die Katze erst sekundär ein-gedrungen. Trotz ihres Zusammenhanges mit dem Haus hat sie etwas Unheimliches. Als nächtliches Tier ist sie mit Hexen verbunden; dem alten Ägypter war sie heilig, weshalb sie bei christlichen Völkern als unheilig galt. Katze und Wiesel galten als kluge Zauberkundige, die man schonen musste (Brehm 4, 352; Ed. Hahn in RL 3, 18f, GrM 557).

In unseren Märchen tritt die Katze meist als Einzelwesen auf. Im Märchen „Katze und Maus in Gesellschaft“ (2, T) ist sie – wohl um den

Gegensatz herauszustreichen – mit der Maus bekannt. „Die Katze hat ihn [den schönen Vogel] geholt“, höhnt die Zauberin den Königssohn („Rapunzel“ 12, rD). In „Herr Korbes“ (41, Sch) ist sie einfach das Haustier. Im Märchen „Der alte Sultan“ (12, rD) steht eine arme, drei-beinige Katze dem treuen Hund bei. Sich in eine Katze zu verwandeln, ist der Erzzauberin in „Jorinde und Joringel“ (69, Jh) möglich.

Eines der „Drei Glückskinder“ (70, bD) erhält vom Vater eine Katze als Geschenk. Sie wird von ihrem Besitzer als Mäusejäger eingesetzt.

Aber die Bewohner des Schlosses fürchten sich so vor dem Tier, dass sie das Schloss zerschießen, um die Katze zu töten. In „Der Fuchs und die Katze“ (75, T) begegnet eine Katze dem überheblichen Fuchs, der nicht, so wie sie, sich vor den Hunden retten kann. Als wenig bedeut-same Gegengabe für eine Hilfeleistung wird die Katze im „Singenden, springenden Löweneckerchen“ (88, rD) dargestellt. Eine wunderliche Katze treffen wir im „Armen Müllerburschen und das Kätzchen“ (106, rD), und im Märchen „Die drei Feldscherer“ (118, bD) sticht ein Sol-dat einer Katze die Augen aus, um sein Mädchen vor Schaden zu be-wahren.

Im „Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ (4, rD) treffen wir große schwarze Katzen. Im obenerwähnten Märchen Nr. 70 wird die weite Verbreitung unseres Tieres angesprochen; und im

„Schlaraffenland“ (158, Sch) kratzen zwei Katzen dem Bären die Zunge aus. Eine Katze finden wir auch in den „Bremer Stadtmusikanten“ (27, T).

Als Diminutivsuffix finden wir -chen. Hänsel sieht in „Hänsel und Gretel“ (15, rD) nach seinem weißen Kätzchen. In der „Hochzeit der Frau Füchsin“ (38, Sch) ist das Kätzchen wohl in der Rolle der Kam-merjungfer, dem Kammerkätzchen zu sehen (Bolte 1, 362/Anm. 1).

Auch dem Müllerburschen hilft ein kleines – hier liegt ein Pleonasmus vor – buntes Kätzchen („Der arme Müllerbursch und das Kätzchen“;

106, T).

Als wenig wertvolle Gegengabe für das Versprechen, glücklich zu machen, wird ein Kätzchen gegeben („Die Nixe im Teich“; 181, Jh).

Das nd. Suffix -ken < -chen (vergl. Hermann Paul, Deutsche Gram-matik, Leipzig 1959, 5, § 42) kommt im Abzählvers im Märchen „Das Lämmchen und das Fischchen“ (141, Jh) vor.

Als Namen für Tiere (s.d.) treten Miezekatze, Katz von Kehrewitz und Bartputzer auf.

Kater: ahd. kataro, mhd. kater(e), gebildet aus der Vorform des Wortes ‚Katze’, bevor dessen -t- geminiert wurde. Das Wort ist lautlich und morphologisch rätselhaft. Im Ahd. gibt es kein Suffix zur Bildung männlicher Formen (Kl 432).

Im Märchen „Das blaue Licht“ (116, b) reitet eine Katze mit großem Geschrei auf einem wilden Kater.

Kauz

Ursprünglich sicher eine onomatopoetische Bildung (vergl. mhd.

kûz(e) ,Schreihals’). Mhd. steinkûze steht für den Steinkauz, da der Ruf des Kauzes keinen U-Laut nahelegt; es handelt sich vermutlich um den Namen des Uhus, der auf unseren Vogel übertragen wurde – seit dem 16. Jhdt. ist ,Kauz’ ein Übername für den Sonderling, wohl wegen der bei Tag zurückgezogenen Lebensweise des Vogels (Kl 435, S 319). Im Märchen „Der Sperling und seine vier Kinder“ (157, T) tritt der Name des Vogels in der schwachen Pluralform – und mit tz – auf; sicherlich handelt es sich um den Steinkauz. In den beiden Märchen „Bruder Lustig“ (81, bD) und „Der Eisenhans“ (136, rD) wird der Vogelname als Übername mit dem Adjektiv ‚wunderlich’ gekoppelt.

Totenvogel: Es ist nicht nur im „Märchen von der Unke“ (105 Gl, Sch) sicherlich der Steinkauz (vergl. Gr 21, 625, Carl 115, S 322).

Brehm (3, 376) schreibt: „In vielen Gegenden Deutschlands gilt der anmutige Steinkauz als Unheil verkündender Vogel …, da er nur bald leise und gedämpft ,bu, bu’, bald laut und helltönend ‚quew, quew,

ke-bel, kebel’, bald endlich ,kuwitt, kuwitt’ schreit. Übersetzt das Volk die-se Laute … nach die-seiner Weidie-se, hört in ihnen die Worte: ‚komm mit, komm mit auf den Kirchhof, hof, hof’ …“

Kiebitz

mnd. kivit, mhd. gîbitzo, eine onomatopoetische Bildung; ältere Schreibung: Kibitz.

Im Märchen „Der Zaunkönig“ (171, T) lehnt es unser Vogel ab, ei-nen Herren über sich zu haben.

Koralle

mhd. koral, < altfr. coral

In dem Märchen „Von den zwei Brüdern“ (60, Gl) schenkt die Kö-nigstochter ihr Korallenhalsband dem Ritter, der sie aus der Gefangen-schaft des Drachen befreite.

Krähe

Es ist eine onomatopoetische Bildung, das Nomen agentis zu ‚krä-hen’ (ahd. krâen, krâwen, mhd. kraen, kraejen): ahd. krâja, krâwa, mhd. krâ (Kl 481, Gr 11, 1965, Carl 179).

Im „Zaunkönig“ (171, T) befindet sich die Krähe in Gesellschaft an-derer Vögel. Im Plural finden wir sie im Märchen „Die beiden Wande-rer“ (107, O), wo sie dem einen Blindgewordenen den Rat erteilen, wie er wieder sehen kann. Und im „Schlaraffenland“ (158, Sch) mähen zwei Krähen eine Wiese.

Krebs

ahd. chrepaz, krebaz, chrepazo, krebiz, mhd. kreb(e)z, krebez(e), krebz(e).

„Der Meisterdieb“ (192, rD) bringt Krebse in einem Sack auf den Friedhof, setzt jedem Krebs ein Licht auf und lässt die Tiere zwischen den Gräbern kriechen; so erschreckt er Pfarrer und Küster. Im „Diet-marsischen Lügenmärchen“ (159, Sch) jagt ein Krebs einen Hasen.

Gretel bekommt von der Hexe nur Krebsschalen zu essen, muss aber ihren Bruder mästen (15, rD) – zum PN Krebs siehe dort.

Kröte (= Itsche)

ahd. kreto, krota, mhd. krot(e), krotte, krete. „‚Kröte‘ ist die Form Luthers und wohl ursprünglich eine Mischung aus den beiden älteren Formen. Die Herkunft ist unklar“ (Kl 489).

Ütsche ist die nd. Form (Gr 24, 2616 f) und kommt auch so im Hessischen vor (Friebertshäuser 190). Kröten haben Beziehungen zu Hexen (Gr 11, 2417) und sind giftige Zaubertiere (GrM, Nachtr. 199).

Als Schimpfwort führen sie Gr (12, 1313) bei Lurch (= Kröte) an.

Herbert Pfeifer, Das große Schimpfwörterbuch, Frankfurt/Main 1996, 233, führt es auch an: widerwärtige, hässliche, gemeine Person.

Das Geschlecht des Tiernamens bedingt das Geschlecht der zu Be-schimpfenden.

„Keine Tierfamilie hat von alters her bis zum heutigen Tag mehr un-ter dem allgemeinen Abscheu der Menschen zu leiden gehabt, keine ist unerbitterlicher und mit größerem Unrechte verfolgt worden als die der Kröten“ (Bolte 2, 267).

Im Märchen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (29, O) wird daran angeschlossen: Wenn die Kröte, die unter einem Stein am Brunnenrand sitzt, getötet wird, fließt aus dem Brunnen Wein; und in den „Drei Männlein im Walde“ (13, rD) wird ein Mädchen damit be-straft, dass ihm bei jedem Wort, das es spricht, eine Kröte aus dem Mund springt. Und auch die böse Kröte als Schimpfwort passt hierher („Die Goldkinder“; 85, Gl).

Ähnlich ist es, wenn eine Frau in eine Kröte verwandelt wird („Die Nixe im Teich“ 181, Jh) oder ein gebratenes Huhn, das der Sohn dem Vater nicht gönnt („Der undankbare Sohn“; 145, Jh).

Auch der Müllertochter ekelt es, als sie durch das Fenster eines Häuschens sieht und nur dicke und kleine Itschen erblickt und ihr auch eine kleine Itsche öffnet („Der Eisenofen“ 127, rD). Eine Itsche hilft aber dem Dummling („Die drei Federn“; 63, rD), indem sie eine kleine Itsche in ein wunderschönes Fräulein verwandelt.

Küchlein