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ahd. alrûn(a), mhd. alrûne „… magisch gebrauchte, menschenförmi-ge Wurzel (< 11. Jhdt.) … Dieses Wort wurde benützt, um den Pflan-zennamen I.mandragora m. wiederzugeben. Dieser steht für ein Nacht-schattengewächs, dessen Wurzeln nach hebräischem und orientali-schem Vorbild allerhand Zauberkräfte (Reichtum, Liebeszauber) zuge-schrieben werden. Im germanischen Norden, wo die Mandragorage-wächse nicht gedeihen, wurde die Pflanze … mit ähnlichen einheimi-schen Pflanzen (vor allem der Zaunrübe) gleichgesetzt. Die zugehöri-gen, abergläubischen Vorstellungen sind wohl alle nicht-germanischen Ursprungs. Je nach dem, ob die Rübe nur zweigespalten (weiblich) oder mit einem weiteren Fortsatz versehen (männlich) war, wurde die Pflan-ze als männlich oder weiblich angesehen und bekam das entsprechen-de grammatische Geschlecht“. Unser Name ist sicherlich mit entsprechen-dem Frauennamen ahd. al(b)rûn in Verbindung zu bringen; der Name trägt im zweiten Glied rûnen ‚raunen‘ (Kl 30). – Vergl. dazu GrM 1005 ff;

Gr 1, 246; E. Mogk in RL 1, 70.

Im Märchen „Der Riese und der Schneider“ (183, Sp) verwenden Grimm das Maskulinum. Der Riese glaubt, der Schneider, der maßlos aufschneidet, habe möglicherweise einen Alraun im Leibe.

Sollte die im Märchen „Die zwei Brüder“ (60, Gl) genannte Le-benswurzel die Allraune sein? Vergl. dazu GrM 998: Spechtwurzel o-der die Skorzenerwurzel (Gr 16, 1330).

Apfel(baum)

Apfel: ahd. apfal, mhd. apfel. „Das alte Wort für Apfelbaum ist

Af-folter“ (ahd. affoltra, f, affoltar, m, mhd. affolter, f (Kl 47, 17 f); vergl.

Gr 1, 534. „Bemerkenswert … ist die Rolle, die der Apfel im nord. My-thus spielt: Der Goldapfel der Idun …“ (J. Hoops in RL 1, 115). Apfel-baum: das Wort ist erst seit dem 14. Jhdt. bekannt (M 3, 23). Auffal-lenderweise erscheint unser Baum nur dreimal expressis verbis auf: in der „Frau Holle“ (24, rD), im „Mädchen ohne Hände“ (31, T) und in der „Gänsehirtin am Brunnen“ (179, Jh), wo von einem wilden Apfel-baum die Rede ist und von seinen Früchten.

Indirekt wird der Baum angesprochen, wenn im gleichen Märchen der Vergleich gezogen wird, ein Mädchen wäre „rot wie Apfelblüte“

(Blüte: ahd., mhd. bluot, ein Abstraktum zu ‚blühen‘; Kl 121).

Und das Auftreten der Frucht, des Apfels, setzt auch den Baum vo-raus: Im Singular wird im Märchen „Der Königssohn, der sich vor nichts fürchtet“ (121, rD) vom Apfel auf den Baum des Lebens ge-schlossen. Auch von roten Äpfeln wird gesprochen. Im „Krautesel“

(122, O) wünscht sich ein Jäger, der Hunger leidet, wenigstens einen Apfel.

In „Hänsel und Gretel“ (15, rD) lockt die Hexe die Kinder mit feln, in der „Frau Holle“ (24, rD) wird von einem Baum voll von Äp-feln erzählt; er will geschüttelt werden.

In „Sneewitchen“ (53, rD) wird das Mädchen von der bösen Köni-gin, ihrer Stiefmutter, mit einem giftigen Apfel vergiftet, nachdem die als Bäuerin verkleidete Stiefmutter Sneewitchen ihre wunderschönen Äpfel angepriesen und das arme Mädchen gelockt hatte.

Von einem goldenen Apfel, goldenen Äpfeln, erzählen Grimm in

„Die weiße Schlange“ (17, T), im „Teufel mit den drei goldenen Haa-ren“ (29, O), im „Goldenen Vogel“ (57, rD), in „Einäuglein, Zweiäug-lein und Dreiäuglen“ (130, rD) und im Märchen von „Eisenhans“ (136, rD) und in „Die Gänsehirtin am Brunnen“ (179, Jh) von wilden Äpfeln.

Baum

ahd., mhd. boum. Bäume genossen bei den germanischen Stämmen heilige Verehrung. Es gab auch den Glauben an den Baum als Schick-salsbaum. – „Die Germanen (haben; Tr.) einen tiefgewurzelten Baum-kult gehabt. Die Heiligkeit des Baumes und der sich daran knüpfende Kult wurzeln in seiner Verbindung mit der Mutter Erde … Der Baum gilt … auch als Sitz der Seelen Abgeschiedener … Nach weitverbreite-tem Volksglauben wohnt … in jedem Baum eine ,arme Seele’“ (E.

Mogk in RL 1, 181 ff).

Der Baum – im Singular und Plural, mit Adjektiv und ohne ein sol-ches – spielt in unseren Märchen eine überaus große Rolle.

Als Baum des Lebens – es wird wohl kaum die Aloe (ihre fleischi-gen Blätter bleiben sehr lange frisch) in Betracht kommen (M 1, 225) –, der goldene Äpfel trägt, als Baum mit Obst bzw. Obstbaum, der Birnen trägt (17 T; 31 T; 29 O), lernen wir den Baum kennen.

Vom hohen Baum wird erzählt, auf dem der Förster ein kleines Kind findet („Fundevogel“; 51, O), auf dem ein Bursch Schutz sucht („Der gelernte Jäger“; 111, H). Schutz gewährt auch ein hohler Baum („Marienkind“; 3, rD), dem „Allerleirauh“ (65, rD) und in „Brüder-chen und Schwester„Brüder-chen“ (11, rD); und in einem hohlen Baum haben auch die Bienen ihren Stock („Die beiden Wanderer“; 107, O). „Hans im Glück“ (83, bD) bindet seine Kuh an einen dürren Baum, der Riese lehrt den Däumling alte und junge Bäume auszureißen („Der junge Riese“; 90, Sp). Der „Böse Schuster“ verzehrt sein Essen und sitzt da-bei auf einem umgestürzten Baum (stürzen: ahd., mhd. sturzen; um: in unfesten Verbindungen zeigt es die Veränderung der Lagerung an, Fl, 335): so im Märchen von den „Beiden Wanderern“ (157, O). Einen großen Baum finden wir in „Schneeweißchen und Rosenrot“ (161, Jh).

Bei den Pluralbildungen unseres Namens treten die Adjektive „blü-hend“ und „allergrößt“ (aller: das Präfixoid steigert den Superlativ (Kl 28) auf: in den Märchen „Die wahre Braut“ (186, rD) und „Der junge

Riese“ (90, Sp).

Die Fülle der Nennungen erlaubt es nicht, auf alle näher einzuge-hen; es werden nur die Märchen angeführt.

Singular: 3 (T), 6 (O), 12 (rD), 15 (rD), 17 (T), 20 (Sp), 27 (T), 29 (O), 36 (O), 48 (T), 49 (rD), 51 (O), 54 (O), 57 (rD), 59 (bD), 60 (Gl), 64 (Sp), 65 (rD), 71 (O), 75 (T), 79 (O), 83 (bD), 88 (rD), 90 (Sp), 92 (O), 99 (Jh), 107 (O), 108 (rD), 110 (bD), 111 (H), 112 (Sp), 118 (bD), 122 (O), 123 (rD), 127 (rD), 128 (bD), 129 (O), 130 (rD), 133 (Jh), 142 (Jh), 146 (Sp), 161 (Jh), 163 (Jh), 175 (bD), 179 (Jh), 185 (bD).

Plural: 8 (Sp), 11 (rD), 31 (rD), 54 (O), 69 (Jh), 71 (O), 90 (Sp), 101 (bD), 107 (O), 163 (Jh), 169 (rD), 176 (bD), 183 (Sp), 186 (rD), 192 (rD).

Als Diminutivsuffix -chen finden wir das Nomen in den beiden Märchen „Läuschen und Flöhchen“ (30, Sch) und „Der Meisterdieb“

(192, rD).

Beeren

„… das Femininum ist offenbar im Frühneuhochdeutschen aus dem Norden eingedrungen“, vergl. mnd. bere, f. Älter ist das Neutrum, ahd.

beri, n, mhd. ber, f/m (Kl, 89).

Unsere Früchte werden erwähnt: „Brüderchen und Schwesterchen“

(11, rD). Der Prinz, der sich in „Rapunzel“ (12, rD) verliebt, „Hänsel und Gretel“ (15, rD) mussten sich von Beeren ernähren, „Schneeweiß-chen und Rosenrot“ (161, Jh) suchten Beeren, wobei die beiden Mäd-chen die roten vorziehen.

Erdbeere (ahd. erdperi, mhd. ertber, erdeber), wohl die Waldbeere.

Die böse Stiefmutter schickt die Tochter ihres Mannes mitten im Win-ter in den Wald, sie solle ein Körbchen voll Erdbeeren pflücken („Die drei Männlein im Wald“; 13, rD).

Himbeere (ahd. hint-peri, mhd. hint-ber, „nach der allgemeinen

an-nahme die beere welche die hinde gern frisst“: Gr 10, 1332; Hinde:

Hirschkuh, Gr 10, 1407. Der Schäfer gibt sich seinen Eltern zu erken-nen, indem er auf eine Himbeere unter seinem rechten Arm verweist (es handelt sich um ein himbeerähnliches Mal): „Der König vom gol-denen Berg“ (92, O).

M 3, 1471 ff, wirft die Frage auf, warum nur die Hinde und nicht auch der Hirsch die Beere gern frisst. „Ebensowenig befriedigt die Deutung der Himbeere als des Strauches, in dem sich die Hinde mit ihren Jungen zur Fliegenzeit verbirgt“.

M zitiert auch Richard Loewe (Germanische Pflanzennamen. Ety-mologische Untersuchungen über Hirschbeere, Hindebeere, Rehbock-beere und ihre Verwandten, Germ. Bibl., hrsg. Von W. Streitberg, 2. Abt., 6. Band, Heidelberg 1913); Loewe geht von angelsächs. heo-rothberi, das ist Hirschbeere aus. Er deutet es als Brombeere.

Waldbeere: (Beere: s.o., Wald: ahd. wald, mhd. walt). „in wäldern wachsende beere, besonders eszbare“ (Gr 27, 1095 f). Das Mädchen im „Marienkind“ (3, rD) ernährt sich von Waldbeeren.

Binse

„Das Femininum ist wohl rückgebildet aus dem Plural von ahd.

binz, m, mhd. bin(e)z, m/f …“ (Kl 112). Das Wort könnte die Wurzel

*bhen ‚binden‘ enthalten (M 2, 1057).

Das Schwesterchen in „Brüderchen und Schwesterchen“ (11, rD) rupft Binsen, um daraus ein Seil zu drehen. Der böse Zwerg in

„Schneeweißchen und Rosenrot“ (161, Jh) hält sich an Binsen fest, um nicht von einem Fisch ins Wasser gezogen zu werden. Aus Rohr (s.

Schilf) und Binsen ist das Häuschen in „Der gläserne Sarg“ (163, Jh) geflochten. Eva schmückte ihr Haus mit Blumen und Binsen („Die ungleichen Kinder Evas“; 180, bD).

Birke

ahd. birka, mhd. birke

In den „Zwei Brüdern“ (60, Gl) wird ein Birkenbaum angeführt.

Das ‚n‘ in Birkenbaum ist ein Fugenelement (vergl. Fl 127).

Birn(baum)

Birne: ahd. pira, bira, mhd. bir(e). Das ‚n‘ ist wohl vom Plural ent-nommen, auch das auslautende ‚e‘ (Kl 112 f).

„Aschenputtel“ (21, rD) benützt einen Birnbaum, um ungesehen ins Haus zu gelangen. Im „Mädchen ohne Hände“ (31, rD) wird die Frucht im Sing. und Pl. erwähnt, im „Krautesel“ (122, O) nur im Sing., in der „Gänsehirtin am Brunnen“ (179, Jh) im Pl. mit dem Adjektiv

‚wild‘ (got. wiltheis, ahd. wildi, mhd. wilde, wilt).

Blume

got. blôma, ahd. bluoma, f, mhd. bluome, m, f.

Unseren Namen sind, wie unten ersichtlich, etliche Adjektiva beige-setzt. Einfaches Singular ist zu finden in den Märchen „Der liebste Ro-land“ (56, O) „Jorinde und Joringel“ (69, Jh) und im „Rätselmärchen“

(160, Jh). Im Pl. steht ‚Blume‘ in den Märchen „Die zwölf Brüder“ (9, rD) – es sind Lilien (s.d.) – im „Rätselmärchen“ (160, Jh), in „Schnee-weißchen und Rosenrot“ (161, Jh), im „Starken Hans“ (166, Sp), in

„Rohrdommel und Wiedehopf“ (173, T) und in der „Gänsehirtin am Brunnen“ (179, Jh).

Im sing. treffen wir auf die Adjektiva ‚blutrot‘ (Blut: ahd., mhd. bluot – rot: got. rauths, ahd., mhd., rôt): „Jorinde und Joringel“ (69, Jh) und

‚schön‘ (ahd. sconi, mhd. schoen(e)): „Der liebste Roland“ (56, O). Im Pl. ‚golden‘ (Gold: got. gulth, ahd. gold, mhd. golt) „Das Waldhaus“

(69, rD) ‚schönste‘ (s.o.): „Rapunzel“ (12, rD), ‚tausend‘ (Nominale: