• Keine Ergebnisse gefunden

Hornisse

ahd. hornuz, mhd. hurnuz, horniz. Die Hornisse ist die am meisten gefürchtete einheimische Wespe (Brehm 1, 353). In „Der Zaunkönig und der Bär“ (102, T) ist sie zuerst das Waldinsekt, das im Schwarm auftritt; dann sticht eine einzelne Hornisse den Fuchs, der als General ausersehen ist, dreimal, sodass er den Schwanz einzieht und die übri-gen Tiere glauben müssen, der Kampf sei verloren.

Herr Schulz („Der sieben Schwaben“; 119, bD) hört ein Brummeln und macht die anderen glauben, ein Trommler rufe zum Kampf. Gr (2, 428) verwenden die Endung -ln wohl im Hinblick auf die Dauer des Geräusches. Auf das Märchen „Die drei Handwerksburschen“ (120, bD) weist auch Uhland (3, 84) hin.

Huhn

ahd., mhd. huon. Es ist die Dehnstufe zu Hahn (Kl 386). ‚Huhn‘ ist jedes Glied der Hühnerfamilie, doch fällt es – seit sich ‚Hahn‘ davon gelöst hat – mit Henne, zusammen. Vergl. dazu S 228 ff.

Das Huhn im Hühnerhof (Hof: ahd., mhd. hof) finden wir im Mär-chen „Die zwei Brüder“ (60, Gl) und in „Daumerlings Wanderschaft“

(45, Sp), wo sie auch Piephühner (piepen: onomatopoetisch: Laute junger Vögel) genannt werden. In der Versammlung der Vögel – es geht darum, ob der Zaunkönig König wird – spielt das Huhn hier ein-deutig als ‚Henne‘ eine Rolle („Der Zaunkönig“; 171, T).

Mehr oder weniger gering geachtet wird unser Huhn, wenn sein Blut für das der Königstochter ausgegeben wird („Die Nelke“; 76, rD).

Gering geachtet wird es aber, wenn es heißt, man brauche ein totes Huhn nicht zu fürchten („Die Eule“; 174, bD). Hühner dienen auch für die Erklärung einer Geste: er tat so, als scheuche er die Hühner weg („Der junge Riese“ 90, Sp). Dass das Huhn auch als Nahrung diente, zeigen die Märchen „Der undankbare Sohn“ (145, Jh), wo von einem gebratenen Huhn erzählt wird, oder „Dornröschen“ (50, Jh), wo ein schwarzes Huhn gerupft wird.

Als Diminutivum auf -chen finden wir das Huhn vor allem gemein-sam mit dem Hähnchen: „Das Lumpengesindel“ (10, Sch); „Herr Kor-bes“ (41, Sch); „Vom Tode des Hündchens“ (80, Sch); „Das Wald-haus“ (169, rD). Nur einmal tritt das Diminutivum -lein auf („Sechse kommen durch die ganze Welt“; 71, O). Die Wendung „Zeit, da die Hühner auffliegen“ tritt im Märchen „Die Alte im Wald“ (123, rD) auf.

Hahn: got. hana, ahd. han(o), mhd. han(e). Siehe dazu S 230 f.

Der Hahn tritt in unseren Märchen häufig auf, sowohl als Haustier als auch in Redewendungen und Zusammensetzungen. Als Diminuti-vum ist der Tiername häufig mit dem des Hühnchens gekoppelt: 10, Sch; 41, Sch; 80, Sch; 169, rD.

Als Helfer erweist er sich im „Hahnenbalken“ (149, bD), wo er ei-nen Balken über eiei-nen Bach legt, damit die Braut das andere Ufer er-reichen kann. Im „Zaunkönig“ (171, T) beruhigt er die Henne. Ein Vater schenkt einem seiner Söhne einen wunderbaren Hahn in den

„Drei Glückskindern“ (70, bD); vom Fuchs wird er in den „Zwei Brü-dern“ (60, Gl) geholt; und in „Frau Holle“ (24, rD) kündigt sein „Kike-riki“ (bis zum 19. Jhdt. kikri: Kl 441) die Ankunft der goldenen bzw.

der schmutzigen Jungfrau an. Dass er auch im „Schlaraffenland“ (158, Sch) zu finden ist, ist fast selbstverständlich. Als Abbild auf dem ABC-Buch wird er in „Doktor Allwissend“ (98, O) genannt.

Unser Hahn wird auch Göckelhahn (Göckel- und Gockelhahn:

Nachahmung des Sammelrufes des Hahnes; Kl 330 – vergl. Gr 8, 663) genannt. So in dem Märchen „Doktor Allwissend“ (98, O) und „Hans mein Igel“ (108, rD). Komposita finden wir in „Das blaue Licht“ (116, bD): Hahnenschrei, in den „Bremer Stadtmusikanten“ (27, T) und im

„Hahnenbalken“ (149, bD); Hahnenbalken (ahd. balko, mhd. balke), wo die Hähne nachts aufsitzen.

Vergleiche werden gezogen, wenn jemand „rot wie ein Zinshahn wird“ (ahd., mhd. zins); der Zinshahn musste als Abgabe an die Grund-herrschaft gegeben werden (Gr 21, 1523): „Die Gänsehirtin am Brun-nen“ (179, Jh). Eine Zeitspanne umschreibt die Wendung „ich will ge-hen, solange der Hahn kräht“ (mhd. kraege-hen, kraen): „Das singende, springende Löweneckerchen“ (88, rD). Die Frau ermahnt in der „Fau-len Spinnerin“ (128, bD) ihren Mann: „… sieh nach dem Garn … gib wohl acht, denn wo der Hahn kräht … wird das Garn zu Werg“.

Wenn jemand Feuer legte, sprach man vom „Roten Hahn“: „Die drei Feldscherer“ (118, bD).

Henne: Femininbildung zu Hahn: ahd. henin, mhd. henne.

Im Märchen „Der Zaunkönig“ (171, T) beruhigt sie der Hahn;

im Märchen „Der arme Junge im Grab“ (185, bD) holt sie der Ha-bicht.

Glucke: eine onomatopoetische Bildung zu mhd. klucken, glucken;

mhd. klucke ‚Bruthenne‘. Der Begriff wird aber auch für den aufge-plusterten Vogel, der seine Jungen schützt, verwendet (Carl 170, S 239).

Die Glucke führt im Märchen „Singendes, springendes Löwenecker-chen“ (88, rD) zwölf Küchlein. Im Märchen „Der arme Junge im Grab“ (185, bD) wird sie von ihrem Küchlein weggeholt.

Küchlein: Auch diese Bezeichnung ist onomatopoetischen Ur-sprungs: mnd. küken ˃ od. küchlein ,junges Huhn’. Vergl. dazu S 228 und 234 f.

Zu den beiden oben genannten Märchen Nr. 88, rD und Nr. 185, bD siehe bei Glucke.

Hummel

Eine onomatopoetische Bildung: ahd. hummel, humbal, mhd.

humbel, hum(m)el.

In den „Zwei Brüdern“ (60, Gl) setzt sich dem Hasen eine Hummel auf die Nase; im „Waldhaus“ (169, rD) werden Mädchen, die herum-schwärmen, mit wilden Hummeln verglichen.

Hund

got. hunds, ahd., mhd. hunt

Der Hund gilt als ältestes Haustier des Menschen. Der Hund der Jüngeren Steinzeit bekam den Namen Torfspitz, weil er vornehmlich in Pfahlbausiedlungen gefunden wurde: Hunde sind Tag- und Nachttiere, sie jagen auch bei Tag und Nacht. Geselligkeit ist ein Grundzug ihres Wesens. Die Leistungen des Hundes werden vielfach überschätzt. Die bekannten Eigenschaften wie Treue, Wachsamkeit, Anhänglichkeit sind nur durch Abrichten erreichbar.

Der Spitz ist der Wachhund schlechthin.

Der Hund wird auch verachtet, sein Name wird auch als Schimpf-wort missbraucht (Brehm 4, 379 f; Ed. Hahn in RL 2, 570). Was GrM (555) über ihn sagt, er sei treu und klug, doch liege etwas Unreines, Unedles in ihm, weshalb mit seinem Namen gescholten wird, deckt sich z.T. mit den zoologischen Aussagen, bezieht sich aber in erster Linie auf Sagen und Märchen.

In unseren Märchen tritt uns der Hund auffallend oft und in man-nigfacher Form entgegen.

Im Singular lernen wir ihn als Haustier kennen: „Die Hochzeit der Frau Füchsin“ (38, Sch), in „Der alte Sultan“ (48, T) ist es der treue Sultan. Auch in „Der Frieder und das Katherlieschen“ (59, bD) ist er Haustier. Als eine wenig wertvolle Gegengabe für ein Versprechen wird der Hund in Nr. 88, rD, Nr. 92, O und in Nr. 181, Jh als junger Hund genannt. Im Märchen „Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Brat-wurst“ (23, T) wird das Bratwürstchen, das gerade Holz trägt, von ei-nem Hund gefressen.

Auch als Tier im Reich Gottes lernen wir ihn kennen: „Die Lebens-zeit“ (176, bD); Wölfe werden als Hunde Gottes bezeichnet („Die Nixe im Teich“; 181, Jh). Als Jagdhund spielt er eine Rolle in den „Bremer Stadtmusikanten“ (27, T) mit dem Namen Packan und im „Eisenhans“

(136, rD). Im „Dornröschen“ (50, Jh) tritt er uns als scheckiges Tier entgegen.

Den Schäferhund (Schäfer: Nomen agentis zu Schaf: ahd. scâf, mhd.

schâf) lernen wir im Märchen „Der Hund und der Sperling“ (58, T), den Spitz (Rasse mit spitzen Ohren und spitzer Schnautze; spitz: ahd.

spizzi, mhd. spitz(e), spiz) im Märchen „Der Frieder und das Kather-lieschen“ (59, bD) kennen. – Auch vom Pudelhund (pudeln = plät-schern im Wasser, 17. Jhdt.: Kl 654), vom schwarzen Windhund in Singular und Plural wird erzählt in „Der gute Handel“ (7, bD), „Die zwölf Brüder“ (9, rD) und im „Märchen vom Schlaraffenland“ (158, Sch), wo zwei Windhunde eine Mühle aus dem Wasser tragen. Häufig finden wir Diminutivformen auf -lein und -chen. Das Suffix -lein tritt

auf in Nr. 11, rD, 85, Gl und 157, T; das Suffix -chen in Nr. 63, rD, 111, H, 127, rD, und 161, Jh, wobei in Nr. 161 („Schneeweißchen und Rosenrot“) ein Vergleich gezogen wird. Der Zwerg springt wie ein Hündchen am Seil hin und her. In den Märchen „Die drei Federn“

(63, rD) und „Eisenhans“ (127, rD) wird das Diminutivum im Vers verwendet.

Im Plural ist unser Tiername häufig zu finden: Nr. 32, bD; 60, Gl;

65, rD; 75, T, auch mit dem Adjektiv ‚schwarz‘, ‚wild‘ im „Märchen von einem, der auszog das Fürchten zu lernen“ (4, rD). Metzgerhunde (Metzger: mhd. metzjer, metziger, metzaere): Wir finden den Ausdruck im Märchen „Die drei Sprachen“ (33, Sp) und in „Die zwei Brüder“

(60, Gl). In Rudeln (Herkunft des Wortes unklar; es tritt erst im 17.

Jhdt. auf, Kl 695) schließen sich die Hunde zusammen, so im Märchen

„Der gute Handel“ (7, bD). In Meuten werden sie geführt (Meute

< franz., 18. Jhdt.: Kl 557): im „Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ (36, O). Das Gebell (Abstraktum, ahd. bellan, mhd. bellen) tönt durch den Wald in „Brüderchen und Schwester-chen“ (11, rD). – Die Redewendung „Lasst der Herr den Buben weg, so kommt ein Hund gelaufen“, wird von einem Juden im Märchen

„Der Jude im Dorn“ (110, bD) verwendet, ebenso das Schimpfwort

‚Hundemusikant’.

Igel

ahd. igil, mhd. igel

Das Märchen „Hans mein Igel“ (108, rD) erzählt von einem reichen Bauern, der keine Kinder hatte und sagte, er wolle aber ein Kind haben und sei’s ein Igel. Und so geschah’s. Der Knabe wurde ‚Hans mein Igel’ genannt. Nach Abenteuern und Fährnissen konnte er seine Igel-haut (ahd., mhd. hût) abwerfen und bekam die Königstochter zur Frau.

Kalb