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Wie wir gesehen haben, gibt es wichtige Berührungspunkte zwischen Gerechtigkeit und der Umwelt. In diesem Kapitel konzen-trieren wir uns auf die Auswirkungen unzu-reichender ökologischer Nachhaltigkeit auf die Menschen und die Rolle von Ungleichheit bei dieser Beziehung. Wir lenken die Aufmerk-samkeit auch auf Länder und Gruppen, die das Muster durchbrochen haben, indem sie Veränderungen von Geschlechterrollen und mehr Teilhabe Vorrang eingeräumt haben.

Arme und benachteiligte Menschen lei-den am stärksten unter Umweltdegradation.

Dies überrascht niemanden. Fast jede Woche berichten die Medien von Katastrophen, die in den ärmsten Teilen der Welt Leben zerstören – das Leben von Menschen, die bereits stark benachteiligt sind.

Außerordentliche Ereignisse führen zu mehr Ungleichheit; Gleiches gilt aber auch für Aktivitäten, die die Umwelt schädigen.

Untersuchungen zu den Vereinigten Staa-ten beispielsweise zeigen, dass Anlagen, in denen toxische Abfälle entstehen und die mit negativen Auswirkungen auf Gesund-heit, Bildung und Grundstückspreise ver-bunden sind, unverhältnismäßig häufig in Arbeiter- und Minderheitenvierteln ange-siedelt sind.1 Unabhängig davon, ob diese Auswirkungen eintraten, weil Boden und Wohnraum in diesen Gebieten nach der Errichtung dieser Anlagen an Wert verloren oder weil sich die Bewohner schlechter gegen Ansiedlungsentscheidungen zur Wehr set-zen konnten, ist klar, dass umweltschädliche Aktivitäten Rassenungleichheit und soziale Ungleichheit verschärfen. Solche Ansied-lungsentscheidungen fallen nicht nur in Marktwirtschaften: In der ehemaligen Sow-jetunion wurde die kerntechnische Anlage Majak in einer Region errichtet, in der vor allem muslimische Angehörige der Völker

der Tataren und Baschkiren sowie Abkömm-linge von Menschen, die von Stalin unter-drückt und vertrieben worden waren, lebten.2 Dieses Kapitel geht den Fragen nach, warum und in welcher Form diese Muster heute fortbestehen.

Welche Faktoren bestimmen die Bezie-hung zwischen Umweltdegradation und menschlicher Entwicklung? Sowohl das abso-lute Maß als auch die Verteilung von indivi-duellen, Haushalts- und Gemeinschaftsfähig-keiten sind ausschlaggebend. Absolute Formen von Deprivation können die Umwelt schädi-gen und schlechte Umweltbedingunschädi-gen zer-stören die Fähigkeiten von Menschen. Viele Beispiele veranschaulichen diese Verknüpfun-gen: Bei gebildeten Mädchen ist die Gebur-tenziffer niedriger und Gemeinschaften mit mehr Teilhabe sind in geringerem Maß von Umweltverschmutzung betroffen.

Aus dem Blickwinkel mehrdimensiona-ler Armut dokumentiert dieses Kapitel zuerst Formen von Deprivation in der unmittelbaren Umwelt der Armen und wie sich solche For-men von Deprivation mit den nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels überschnei-den können. Dann wendet es sich überschnei-den damit zusammenhängenden umweltbezogenen Bedrohungen der Gesundheit, der Bildung und der Lebensgrundlagen zu. Anschließend wird untersucht, wie chronische Benachtei-ligung und akute Risiken zusammenwirken, sodass im Resultat extreme Ereignisse zu noch mehr Ungleichheit führen. Das Kapitel schließt mit einem Fokus auf geschlechtsspe-zifische und machtbezogene Ungleichheiten sowie auf der Frage, wie mehr Chancengleich-heit in diesen Bereichen positive Auswirkun-gen auf die Umwelt haben kann – was das Fundament für die Erforschung grundsatz-politischer Optionen in den darauffolgenden Kapiteln ist.

eine armutsperspektive

Ein zentrales Thema in diesem Bericht ist, dass die am meisten benachteiligten Men-schen auf der Welt eine „doppelte Last“ schul-tern müssen. Sie sind stärker gefährdet durch Umweltdegradation und müssen auch unmit-telbare umweltbezogene Bedrohungen durch Raumluftverschmutzung, schmutziges Wasser und nicht verbesserte sanitäre Einrichtungen bewältigen.3 Unser Index der mehrdimensio-nalen Armut (Multidimensional Poverty Index – MPI), der im Bericht über die menschliche Entwicklung 2010 eingeführt wurde, gestat-tet einen näheren Blick auf diese Formen von Deprivation auf der Haushaltsebene (Grafik 3.1).

Der MPI misst Defizite in Bezug auf Gesundheit, Bildung sowie Lebensqualität und kombiniert dabei die Zahl der von De-privation betroffenen Menschen und die Deprivationsintensität. Dieses Jahr untersu-chen wir die Verbreitung von umweltbezoge-ner Deprivation bei den von mehrdimensio-naler Armut Betroffenen und konzentrieren uns dabei auf Defizite im Hinblick auf verbes-serte Kochbrennstoffe, verbesverbes-serte Trinkwas-serquellen sowie verbesserte sanitäre Einrich-tungen – und den Grad ihrer Überlappung auf der Haushaltsebene, eine Neuerung des MPI.

Dies sind absolute Formen von Depriva-tion, die per se von Bedeutung sind und bei denen es sich um Verletzungen grundlegender Menschenrechte handelt. Zugang zu gewähr-leisten – unter anderem zu modernen Koch-brennstoffen, sauberem Wasser und grund-legenden sanitären Einrichtungen – schafft auch das Potenzial zur Erweiterung von

Fähigkeiten höherer Ordnung, wodurch der Entscheidungsspielraum von Menschen ver-größert und die menschliche Entwicklung vorangetrieben werden. Der Blickwinkel des MPI macht kombinierte Formen von Depri-vation in Bezug auf den Zugang zu verschie-denen Dingen deutlich.

Formen von Deprivation, von denen die Armen betroffen sind Die mehrdimensionale Armut wird für 109 Länder geschätzt (siehe Statistische Tabelle 5)4 und die Ergebnisse sind erstaunlich.

• Weltweit sind mindestens sechs von zehn Menschen von einer Form umweltbezoge-ner Deprivation und vier von zehn Men-schen von zwei oder mehr Formen umwelt-bezogener Deprivation betroffen.5 Die Deprivation ist bei den von mehrdimen-sionaler Armut Betroffenen akuter. Mehr als neun von zehn Menschen sind von mindestens einer Form umweltbezogener Deprivation betroffen: Fast 90 Prozent verwenden keine modernen Kochbrenn-stoffe, 80 Prozent haben keine angemesse-nen Sanitäreinrichtungen und 35 Prozent haben keinen Zugang zu sauberem Wasser.

• Die meisten sind von einander überlappen-den Formen von Deprivation betroffen:

Acht von zehn armen Menschen leiden unter zwei oder mehr umweltbezogenen Defiziten und auf 29 Prozent treffen alle drei Formen umweltbezogener Depriva-tion zu.

• Die Armen in ländlichen Gebieten sind stärker betroffen. Erstaunliche 97 Prozent sind von mindestens einer Form umwelt-bezogener Deprivation betroffen und etwa ein Drittel leidet unter allen drei Formen.

Die Vergleichswerte für städtische Gebiete sind 75 Prozent und 13 Prozent.

• MPI-Werte auf der Ebene von Bundesstaa-ten und Provinzen divergieren stark, was die umweltbezogene Deprivation betrifft.

Innerhalb von Haiti beträgt der Anteil der Personen, die sowohl von mehrdimensio-naler Armut betroffen sind als auch keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, in Aire Métropolitaine/Ouest 19 Prozent, in Cen-tre jedoch 70 Prozent. In ähnlicher Weise

GRAFIK 3.1

Der Index der mehrdimensionalen armut – fokussierung auf die am stärksten von Deprivation betroffenen

Mehrdimensionale Armut

Gesundheit Bildung Lebens-standard

MPI

beträgt im Senegal der Anteil der Personen, die sowohl von mehrdimensionaler Armut als auch in Bezug auf Kochbrennstoff von Deprivation betroffen sind, in Dakar etwa vier Prozent und in Kolda etwa 88 Pro-zent. Und in Indien reichen die Werte für Deprivation in Bezug auf sanitäre Einrich-tungen bei von mehrdimensionaler Armut Betroffenen von 3,5 Prozent in Kerala bis zu mehr als 70 Prozent in Bihar.

Die umweltbezogene Deprivation nimmt im Allgemeinen mit steigendem MPI zu, aber die Zusammensetzung mehrdimensionaler Armut variiert, selbst bei Ländern mit ähn-lichen Armutsniveaus. Insgesamt trägt die umweltbezogene Deprivation unverhältnis-mäßig stark zu mehrdimensionaler Armut bei:

Sie macht 20 Prozent des MPI aus, was über ihrem Gewicht von 17 Prozent im Index liegt (Grafik 3.2, oberes Schaubild).6 In ländlichen Gebieten liegt der Durchschnitt bei 22 Pro-zent der Armut, verglichen mit 13 ProPro-zent in städtischen Gebieten. In der Mongolei, Peru, Swasiland und Uganda tragen solche Formen von Deprivation zu mehr als 30 Prozent zu mehrdimensionaler Armut bei.

Es gibt jedoch auch Länder, die besser abschneiden und niedrigere Prozentwerte in Bezug auf umweltbezogene Deprivation auf-weisen.7 In mehreren arabischen Staaten (dem Besetzten palästinensischen Gebiet, Jorda-nien, Syrien und den Vereinigten Arabischen Emiraten) sowie in europäischen und zen-tralasiatischen Ländern (Estland, Kroatien, der Russischen Föderation und der Ukraine) machen solche Formen der Deprivation weni-ger als die Hälfte ihres Gewichts im Index aus.

Brasilien hat ebenfalls gut abgeschnitten.

Regionale Muster zeigen, dass die umwelt-bezogene Deprivation am akutesten in Afrika südlich der Sahara ist: 99 Prozent der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen sind von mindestens einer Form umweltbezoge-ner Deprivation betroffen und fast 60 Prozent von allen drei Formen (Grafik 3.2, unteres Schaubild). Auch in Südasien ist die umwelt-bezogene Deprivation erheblich, wenn auch weniger allgegenwärtig: 97 Prozent der Armen sind von mindestens einer Form von Depriva-tion betroffen und 18 Prozent von allen drei

Formen. Im Gegensatz dazu sind in Europa und Zentralasien 39 Prozent der Armen von einer oder mehr Formen von Deprivation betroffen (eine Ausnahme bildet Tadschi-kistan, wo die arme Bevölkerung sehr groß und der Anteil der Personen mit einer oder mehr Formen von Deprivation mit 82 Pro-zent ungewöhnlich hoch ist). Der Anteil der

GRAFIK 3.2

Umweltbezogene Deprivation im MpI

MPI

0 0,1 0,5

0,2 0,3 0,6 0,7

0,4

10 20 30 40 50 60 70 80

0

Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen mit drei Formen umweltbezogener Deprivation (Prozent)

10

17

20 30 40

0 MPI

0 0,1 0,5

0,2 0,3 0,6 0,7

0,4

Arabische Staaten

Lateinamerika und Karibik Ostasien und Pazifik

Südasien

Afrika südlich der Sahara

Europa und Zentralasien

Beitrag der umweltbezogenen Deprivation zum MPI (Prozent)

Hinweis: Die gestrichelte Linie bei 17 Prozent zeigt an, wie hoch der durchschnittliche Beitrag von umweltbezogener Deprivation wäre, wenn ihr Beitrag zur Gesamtarmut gleich ihrem Gewicht im MPI wäre. Länder rechts von der Linie weisen überproportionale

„umweltbedingte“ Armut auf und Länder links von der Linie eine geringere „umweltbedingte“ Armut als erwartet.

Die Erhebungsjahre variieren zwischen Ländern; nähere Informationen hierzu enthält die Statistische Tabelle 5.

Quelle: Schätzungen des HDR-Büros auf der Grundlage der Statistischen Tabelle 5.

Personen mit allen drei Formen umweltbezo-gener Deprivation ist abgesehen von Tadschi-kistan recht niedrig und beträgt knapp über ein Prozent.

Am häufigsten ist die Deprivation in Bezug auf den Zugang zu Kochbrennstoff (Grafik 3.3). In Südasien und Afrika südlich der Sahara, den zwei ärmsten Regionen, fehlt mehr als 90 Prozent der von mehrdimensiona-ler Armut Betroffenen der Zugang zu moder-nem Kochbrennstoff. Mehr als 85 Prozent der Armen in beiden Regionen haben keinen Zugang zu verbesserten Sanitäreinrichtun-gen. In mehreren arabischen Staaten bestehen akute Probleme der Wasserversorgung, mit denen mehr als 60 Prozent der von mehrdi-mensionaler Armut Betroffenen konfrontiert sind.

Der Grad umweltbezogener Deprivation steht auch in einer Beziehung zum Wert des Landes im Index der menschlichen Entwick-lung (HDI). Bei mehr als vier von zehn von mehrdimensionaler Armut Betroffenen in Ländern mit niedrigem HDI liegen alle drei Formen umweltbezogener Deprivation vor.

Und in diesen Ländern herrscht im Allgemei-nen überdurchschnittliche umweltbezogene Armut – etwa sechs Prozentpunkte höher, als wenn die Formen umweltbezogener Depriva-tion, mit denen sie konfrontiert sind, ihrem Gewicht im MPI entsprächen. Beispielsweise haben 65  Prozent der Bevölkerung Mada-gaskars keinen Zugang zu sauberem Wasser.

Dies hat schwerwiegende Auswirkungen: Die meisten Schulen in Madagaskar haben kein fließendes Wasser für angemessene Hygiene und sanitäre Einrichtungen, sodass die Schü-ler häufig erkranken, Unterricht versäumen und unzureichende Bildungsleistungen errei-chen. Durchfall verursacht in Madagaskar ein jährliches Versäumnis von schätzungsweise 3,5 Millionen Schultagen.8

Es gibt jedoch auch positive Nachrichten, die in manchen Fällen Ergebnis aktiver Bemü-hungen von Regierungen und nichtstaatlichen Organisationen sind. Beispielsweise ragt Süd-asien dadurch heraus, dass ein relativ geringer Bevölkerungsanteil (weniger als 15 Prozent) von Deprivation in Bezug auf den Zugang zu Wasser betroffen ist.

Die Beziehungen verstehen

Um die umweltbezogene Deprivation besser zu verstehen, wurden die Daten bei konstan-ten Armutsniveaus analysiert.9 Länder wurden entsprechend ihren Anteilen an von mehrdi-mensionaler Armut Betroffenen angeordnet, die mit einer oder mehr beziehungsweise allen drei Formen umweltbezogener Deprivation konfrontiert sind. In beiden Fällen steigt der Anteil der von Formen umweltbezogener Deprivation betroffenen Bevölkerung mit dem MPI, allerdings mit starken Abweichun-gen um den Trend (Grafik 3.4).

Länder oberhalb der Trendlinie wei-sen überdurchschnittliche umweltbezogene Armut auf und diejenigen unterhalb davon schneiden besser ab. Die Länder mit den nied-rigsten Anteilen der mindestens von einer Form von Deprivation betroffenen Bevöl-kerung sind in den arabischen Staaten sowie Lateinamerika und der Karibik konzentriert (sieben der führenden zehn), während diejeni-gen mit den niedrigsten Anteilen der von allen drei Formen von Deprivation betroffenen Bevölkerung in Südasien konzentriert sind (fünf der führenden zehn; siehe Tabelle 3.1).

Brasilien, Dschibuti, Guyana, Marokko und Pakistan sind in beiden Listen der führen-den zehn Länder. Sie schneiführen-den gut ab, indem sie einen niedrigen Anteil der mindestens von einer Form von Deprivation betroffenen Bevölkerung und einen niedrigen Anteil der von allen drei Formen von Deprivation betrof-fenen Bevölkerung haben.

Einige Beispiele:

• Die brasilianische Regierung hat seit meh-reren Jahrzehnten den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen ausgewei-tet. Dazu hat sie in die Wasserversorgung investiert und zugunsten von Haushalten mit niedrigem Einkommen Quersubven-tionen verwendet.10 Innovationen waren ebenfalls wichtig. In Brasilia wurden Abwasserentsorgungs-Sammelsysteme entwickelt, bei denen in geringer Tiefe verlegte dünne Rohre statt der herkömm-lichen Bauweise zum Einsatz kommen.11 Fast alle brasilianischen Haushalte (98 Prozent) verwenden Flüssiggas (LPG) als Brennstoff – das Ergebnis von Ende der

GRAFIK 3.3

Umweltbezogene Deprivation betrifft in erster linie den Zugang zu modernem kochbrennstoff Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen, die mit umweltbezogener Deprivation konfrontiert sind, nach Region (Prozent)

Afrika südlich der Sahara 65,2 86,7

98,3 Wasserversorgung Sanitäre Einrichtungen Kochbrennstoff

Hinweis: Die Erhebungsjahre variieren zwischen Ländern; nähere Informationen hierzu enthält die Statistische Tabelle 5. Für die arabischen Staaten werden keine Daten gezeigt, weil niedrige Armutsniveaus die Ergebnisse potenziell unzuverlässig machen.

Quelle: Berechnet auf der Grundlage der Daten in der Statistischen Tabelle 5.

1960er Jahre eingeleiteten Maßnahmen zum Aufbau eines nationalen LPG-Lie-fersystems und von Quersubventionen zugunsten von LPG durch Abgaben auf andere Brennstoffe.12

• In Bangladesch haben dank der mehreren tausend Rohrbrunnen mit Handpumpe in dem Land nur vier Prozent der von mehr-dimensionaler Armut Betroffenen keinen Zugang zu sauberem Wasser. Es müssen jedoch Einschränkungen gemacht wer-den. Bei der Versorgung wird der Zugang zu einer öffentlichen Zapfstelle mitgerech-net und die Wartezeiten können lang sein.

In Dhaka gibt es nur eine öffentliche Zapf-stelle pro 500 Slum-Bewohner.13 Außer-dem übersteigt die Arsen-Belastung bei etwa einem Drittel der Rohrbrunnen mit Handpumpe die Empfehlungen der Welt-gesundheitsorganisation (WHO), was die Gesundheit von mehreren zehn Millionen Bangladeschern gefährdet.14

• Die Regierung von Dschibuti machte Was-ser- und Abwasserversorgung Mitte der 1990er Jahre zu einer Priorität.15 Refor-men umfassten vorrangige Finanzierung und Neubaumaßnahmen.16 Mehr als acht

von zehn Haushalten in Dschibuti ver-wenden moderne Kochbrennstoffquellen, wenngleich Berichten zufolge die Verwen-dung von Holz und Holzkohle aufgrund höherer Petroleumkosten neuerdings wie-der zunimmt.17

• In Nepal hat ebenfalls ein hoher Anteil (etwa 78 Prozent) der von

GRAFIK 3.4

Der anteil der von umweltbezogener Deprivation betroffenen bevölkerung steigt mit dem MpI, aber mit starken abweichungen um den trend

MPI MPI

Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen mit

mindestens einer Form umweltbezogener Deprivation (Prozent) Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen mit drei Formen umweltbezogener Deprivation (Prozent)

0

Hinweis: Die Erhebungsjahre variieren zwischen Ländern; nähere Informationen hierzu enthält die Statistische Tabelle 5. Die Zahlen veranschaulichen Abweichungen vom Trend in Bezug auf die im Text beschriebenen durchgeführten Regressionen.

Quelle: Berechnungen des HDR-Büros auf der Grundlage von Daten in der Statistischen Tabelle 5.

TABELLE 3.1

Zehn länder mit dem niedrigsten anteil von formen umweltbezogener Deprivation bei den von mehrdimensionaler armut betroffenen, letztes verfügbares Jahr im Zeitraum von 2000 bis 2010

Niedrigster Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen mit mindestens einer

Form umweltbezogener Deprivation

Niedrigster Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen mit allen drei Formen

umweltbezogener Deprivation

Hinweis: Fett gedruckte Länder sind auf beiden Listen vertreten.

Quelle: Berechnungen des HDR-Büros auf der Grundlage von Daten in der Statistischen Tabelle 5.

mehrdimensionaler Armut Betroffenen Zugang zu Wasser. Dies wurde auf die führende Rolle zurückgeführt, die von nichtstaatlichen Organisationen ermäch-tigte örtliche Gemeinschaften und Frauen bei der Planung, der Gestaltung und der Durchführung von kleinen Unterpro-jekten zugunsten von Wasserversorgung, sanitären Einrichtungen, Gesundheit und Hygiene gespielt haben.18

Die Länder, die in Bezug auf den Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen

mit Formen umweltbezogener Deprivation am schlechtesten abschneiden, liegen in meh-reren Regionen, insbesondere jedoch in Afrika südlich der Sahara. Bei den Ländern mit einem relativ schlechten Ergebnis in dieser Beziehung ist schwache institutionelle Kapazität eine mögliche Erklärung. Einige Beispiele:

• Der Anteil der peruanischen Bevölkerung mit Zugang zu Wasser und sanitären Ein-richtungen zählt zu den niedrigsten in Lateinamerika.19 Das niedrige Niveau von institutioneller Kapazität, Planung und

KASTEN 3.1

Trends bei mehrdimensionalerArmut

Der Umstand, dass wir uns mit der Gerechtigkeitsfrage befassen, bringt es mit sich, dass wir uns auf die am stärksten Benachteiligten konzentrieren.

In diesem Jahr verwenden wir den Index der mehrdimensionalen Armut (MPI), um Trends der Mehrfachformen von Deprivation aufzudecken, von denen gleichzeitig Menschen in sieben Ländern – Bolivien, Jordanien, Kenia, Kolumbien, Lesotho, Madagaskar und Nigeria – betroffen sind und sehen, dass die Armut in all diesen Ländern zurückgegangen ist (siehe Grafik). Absolut wurde der schnellste Rückgang in Bolivien, Nigeria und Lesotho verzeichnet, während die jährlichen prozentualen Verringerungen in Bolivien, Kolumbien und Jordanien größer waren. Dort führt niedrige Armut dazu, dass kleine Verringerungen in großen relativen Rückgängen resultieren.

Reduktionen sowohl der Armutsinzidenz als auch der Armutsintensität zu erfassen, ist eine der zentralen Stärken des MPI und schafft nützliche Anreize, sowohl die Zahl der Armen zu verringern als auch die Formen von Deprivation, mit denen sie gleichzeitig konfrontiert sind. Der Index überwindet somit ein be-kanntes Problem herkömmlicher (ausschließlich auf den Bevölkerungsanteil konzentrierter) Armutsmaße, das dazu verleiten kann, den Schwerpunkt darauf zu legen, Personen von knapp unterhalb der Armutsgrenze nach knapp darüber zu bringen.

In unseren sieben Ländern ist die Armut zurückgegangen, indem sowohl die Zahl der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen als auch die Armuts-intensität verringert wurde. Die Verbesserung von Madagaskar beispielsweise ist hauptsächlich auf die Senkung der ArmutsArmuts-intensität zurückzuführen, während in den anderen Ländern die größte Veränderung die Zahl armer Menschen betraf.

–9,1 –8,4 –1,1

Kolumbien 2005–2010

–6,9 –5,4

0,008 0,022 0,089 0,156 0,229 0,310 0,357

–1,6

Jordanien 2007–2009

–9,8 –8,7

–1,9

Bolivien 2003–2008

–2,2

–3,8 –3,1

–5,5 –5,0

–0,7

–3,4 –0,5

–3,0

–0,2 –0,7

–1,6 MPI Anteil

Intensität

Madagaskar 2004–2009 Kenia

2003–2009 Nigeria

2003–2008 Lesotho

2004–2009

Rückgang des MPI, des Anteils der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen und der Intensität der mehrdimensionalen Armut in sieben Ländern, verschiedene Jahre (durchschnittliche jährliche prozentuale Veränderung)

Hinweis: Die fettgedruckten Werte sind die MPI-Werte für das letzte verfügbare Jahr. Anteil bezieht sich auf den Anteil der von mehrdimensionaler Armut Betroffenen; Intensität bezieht sich auf den durchschnittlichen Prozentsatz der Formen von Deprivation, mit denen von mehrdimensionaler Armut Betroffene konfrontiert sind.

Quelle: Alkire et al. demnächst erscheinend.

Legt man die Gesamtrückgänge der Armut zugrunde, ergeben sich unterschiedliche Muster. Beispielsweise ging die mehrdimensionale Armut in Kenia und Nigeria ähnlich stark zurück, der Fortschritt in Kenia beruhte jedoch auf Verbesserungen bei allen Lebensstandardindikatoren, während Nigeria die größten Fortschritte bei Wasser, sanitären Einrichtungen und Kindersterblichkeit erzielte. Der Rückgang der Armut war in Kenia weit verbreitet. In Nigeria verschärfte sich dagegen die Armut im Nordosten, der ärmsten Region, während im Süden der stärkste Rückgang verzeichnet wurde.

Quelle: Alkire, Roche und Santos demnächst erscheinend; Demographic and Health Surveys (www.measuredhs.com).

Qualitätskontrolle hat den Fortschritt behindert.20 Aufgrund der geringen Elek-trifizierung verwenden mehr als 80 Pro-zent der Haushalte im ländlichen Raum Brennholz zum Kochen. Wegen schlech-ter Verkehrsnetze und hoher Investiti-onskosten ist die Verfügbarkeit moderner Brennstoffe in vielen ländlichen Gebieten beschränkt.21

• In der Mongolei werden große Unter-schiede zwischen ländlichen und städti-schen Gebieten beim Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen durch

• In der Mongolei werden große Unter-schiede zwischen ländlichen und städti-schen Gebieten beim Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen durch