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Regelmäßige Evaluationen ermöglichen eine stetige Anpassung an die Bedürfnisse der Nutzer (EHLERS 2009). Die Ergebnisse liefern zudem im Rahmen der Lehrforschung neue Erkenntnisse für die weitere Entwicklung der tiermedizinischen Lehre. Es zeigt sich jedoch, dass bei ca. 15 % der Leitfäden für klinische Praktika eine Auswertung auf Grund eines fehlerhaften Ausfüllens nicht möglich gewesen ist.

In diesen Fällen wurde entweder nicht ausgefüllt oder unwahrscheinliche Tätigkeiten angegeben bzw. die Anzahl an Tätigkeiten und untersuchten Patienten war übertrieben hoch eingetragen. Des Weiteren hinterlässt die Art des Ausfüllens sowohl durch die Praktikumsbetreuer als auch durch die Studierenden in einigen Fällen den Eindruck, dass die Durchführung der Tätigkeiten und das Feedback möglicherweise wenig ernst genommen werden und die Dokumentation ausschließlich eine lästige Pflicht darstellt. Auch bei der Befragung von Tierärztinnen bzw. Tierärzten und Tiermedizinstudierenden über ihre Bereitschaft neue Lehrmethoden wie eLearning und CASUS anzunehmen wurden zahlreiche Fragen und Themenkomplexe von Teilnehmenden ausgelassen. Das Potential von Evaluationen wird in der praktischen Anwendung häufig nicht vollständig ausgeschöpft und somit erlangt die Vermittlung ihrer Wichtigkeit zunehmende Bedeutung. Aus diesem Grund sollte die Akzeptanz gegenüber den Evaluationen verbessert werden, damit die Studierenden an der Entwicklung der veterinärmedizinischen Lehre aktiv mitwirken (ANGERMANN 2005).

Zudem sollte ihnen verdeutlicht werden, dass sie mit ihren Meinungsäußerungen einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Lehre leisten, der nicht nur ihrem Semester, sondern auch allen zukünftigen Studierenden von Nutzen sein kann. Mit regelmäßigen Evaluationen kann eine effektive, zukunftsorientierte und anerkannte tiermedizinische Ausbildung kontinuierlich verbessert werden.

In Bezug auf die Einführung und Etablierung von neuen Lehrmethoden sieht WERNER (2006) auf der Grundlage einer Befragung zum Status von eLearning an deutschen Hochschulen jedoch nicht die Motivation und die Medienkompetenz der

Studierenden als entscheidenden Faktor an. Für sie gelten als besonders förderliche Faktoren für eine Verbreitung von eLearning die Motivation und Medienkompetenz der Lehrenden, die technische Infrastruktur, personelle Ressourcen und Qualifizierungs- und Beratungsangebote. MALECK (2004) stellte zudem eine grundsätzliche Bereitschaft von Studierenden für jegliche Lernformen fest, wenn diese einen Wissenszuwachs versprechen. Aus diesem Grund ist zu vermuten, dass die Empfehlungen der Dozierenden für die Akzeptanz gegenüber neuen Lehrmethoden entscheidend sind.

Um geeignete Methoden zur Vermittlung von Wissen zu ermitteln, wurden die Teilnehmenden befragt, wie sie am besten lernen können. Es zeigt sich, dass besonders Lernen durch Lesen (68 %) und das Betrachten von Bildern bzw. Grafiken (63,1 %) gewünscht wurde. Weiterhin wird viel Wert auf eine bildliche Darstellung und auf einen aktuellen Stand des Lehrmaterials gelegt. Ideale Lernhilfsmittel sollten möglichst verschiedene Eigenschaften in sich vereinen. Digitale Medien können dabei besonders gut die von den Studierenden und Tierärztinnen bzw. Tierärzten am meisten geschätzten Eigenschaften der Aktualität und die Einbindung von informativem Bildmaterial erfüllen (EHLERS et al. 2002). Generell nehmen traditionelle Lernhilfsmittel wie Bücher allerdings noch immer einen hohen Stellenwert bei der Wissensvermittlung ein (ADAMCZYK et al. 2009; HOWELL et al.

2002; SCHMITT 2008). Mögliche Gründe dafür können in der Gewöhnung an dieses Medium oder dessen praktischer Handhabung liegen (MALECK 2004; ROST 2008).

Die Ergebnisse der Befragung zeigen jedoch eine eindeutige Bereitschaft der Teilnehmenden, elektronische Medien zu verwenden. Einen weiteren nicht zu unterschätzenden Faktor stellt das selbstständige Aufschreiben von Lehrinhalten (ZIMITAT u. McALPINE 2003) dar, was mehrfach von Studierenden in der Befragung betont wurde. Diese Art des Lernens könnte durch CASUS in Zukunft vermehrt in Form von Freitext-Antworten simuliert werden.

Durch eine Erhöhung der Flexibilität im tiermedizinischen Ausbildungsprogramm und die Verknüpfung von Lehrmethoden kann eine Anpassung an die Verschiedenheit der Studierenden, im Hinblick auf die Lerntypen und beruflichen Ziele unterstützt werden (HOWELL et al. 2002; SCHMITT 2008). Die Befragung nach den Lerntypen zeigt

jedoch keine eindeutigen Tendenzen, somit sollte bei der Erstellung von Lehrmaterialen die Bandbreite an verschiedenen Möglichkeiten die Lernenden anzusprechen genutzt werden. Eine gegensätzliche Theorie besagt sogar, dass bisher keine Lerntypen nachgewiesen werden konnten (WILLINGHAM 2009). Sie zeigt aber auch, wie wichtig verschiedene Blickwinkel und Erklärungen sind, um die Bedeutung von Fakten zu vermitteln.

Da eLearning von den Teilnehmenden nicht als gleichwertig zu einer realen Fallbesprechung anerkannt wird und mit dieser Lehrmethode keine praktischen klinischen Fähigkeiten vermittelt werden können, sollte keine komplette Umstellung, sondern nur ein ergänzender Einsatz zu traditionellen Lernformen angestrebt werden (PETRI 2001; REGULA 1997; SCHMITT 2008; SCHÖNBERGER 2006). In einer anderen Betrachtungsweise kann eLearning auch als Chance gesehen werden, Lernziele zu erreichen, die mit traditionellen Lehrmethoden nicht möglich sind. Daher ist es wichtig, den Medieneinsatz von der didaktischen Analyse abhängig zu machen und eLearning da einzusetzen, wo didaktische Probleme nur durch dieses Medium gelöst werden können (KERRES 2002). Dazu gehört die Überprüfung der eigenen Lernfortschritte, die mit der Feedback-Funktion von Selbstlernprogrammen möglich ist. Auf diese Weise kann ein vorherrschendes Problem in der Lehre mit neuen Methoden gelöst werden. Weiterhin kann im Vergleich zu einer traditionellen Vorlesung, bei der die typische monologische Ein-Weg-Kommunikation eine weitgehende Passivität bedeutet, den Nutzer durch multimediale Elemente, wie Bilder, Grafiken und verschiedene Aufgabentypen, in eine aktive Rolle versetzen (IBERER 2002). Durch den fallbasierten Ansatz kann die Entscheidungsfähigkeit des Lernenden trainiert werden, wobei eine Begleitung und Unterstützung durch das Lernsystem erfolgt (SEITZ 2006). Eine hohe Praxis- und Realitätsnähe soll zudem eine schnelle praktische Anwendung ermöglichen, die auch durch Nachahmung einen Lernerfolg verspricht (EHLERS 2009). Denn gerade im täglichen Leben erfolgt das Lernen durch Nachahmung von Lösungsmethoden auf andere Problemstellungen (SCHÖNBERGER 2006). Aus diesem Ansatz geht auch das problemorientierte Lernen hervor (SCHÖNBERGER 2006).

Häufig wird befürchtet, dass die Einzelarbeit vor dem Rechner zur Isolation und zum Verlust sozialer Kompetenzen führen kann, selbst wenn eine gelegentliche Kommunikation mit den Lehrenden und anderen Nutzern möglich ist (BIELOHUBY et al. 2004; SCHMITT 2008; ROST 2008). Diese Aussage kann auch durch die Ergebnisse der vorliegenden Studie bestätigt werden, da sich rund 29 % der CASUS-Nutzer beim Lernen mit CASUS isoliert fühlen. IBERER 2002 sieht dahingegen auch Vorzüge an der Einzelarbeit. Dazu gehört die eigenständige Steuerung von Lerntempo, Lernmenge und Lernwegen nach eigenen Interessen und Vorlieben (IBERER 2002).

In der vorliegenden Studie beträgt die Nutzungsrate von eLearning 85,6 %. Unter den teilnehmenden Studierenden der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover wird eLearning sogar zu 92,1% angewendet. Besonders im Bereich CASUS sind dort hohe Nutzungsraten mit 78,9 % im Gegensatz zu den rund 30 % der Gesamtteilnehmer zu verzeichnen. Eine möglicher Zusammenhang könnte mit dem seit einigen Jahren erweiterten Angeboten im Bereich eLearning und CASUS und deren Integration in die traditionelle Lehre an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover bestehen. Dadurch wird deutlich, dass die Akzeptanz neuer Lehrmethoden stark von deren Einbindung in den Lehrplan abhängt und eine positive Einstellung gegenüber neuen elektronischen Medien bei den Dozierenden und Lernenden für eine erfolgreiche Integration vorhanden sein muss (SCHÖNBERGER 2006). Zudem sollte besonders auf eine frühzeitige Gewöhnung an neue Lehrmethoden geachtet werden (EHLERS 2009), um deren Potenzial vollständig ausschöpfen zu können (WEBER 2006). Des Weiteren sind für den Erfolg von Lernprogrammen fortwährende Evaluierungen des Interesses der Nutzer von Bedeutung (EHLERS 2009). Studierende leisten dabei in ihrer Funktion als Zielgruppe einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung und Etablierung neuer Lehrmethoden, da sie durch ihre Meinungsäußerungen einen bedeutenden Einfluss auf die zukünftige Gestaltung haben und wichtige Impulse für eine zeitgemäße und angepasste Programmentwicklung geben können.

Von den befragten Tiermedizinstudierenden und Tiermedizinern wird eLearning als effiziente Lehrmethode betrachtet. Beim Vergleich der Nutzung von CASUS-Fällen durch Studierende der Vorklinik mit deren Anatomienote konnte jedoch kein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden. Dabei ist von besonderer Bedeutung, dass mit den bisherigen CASUS-Fällen andere oder nur ein kleiner Teil der Themen für die mündliche Anatomie-Prüfung abgedeckt wird. Eine Abhängigkeit zwischen der Note der mündlichen Prüfung und der Nutzung bestimmter Medien zum Lernen konnte so nicht nachgewiesen werden. Zudem konnte die ausschließliche Bearbeitung von CASUS-Fällen die Prüfungsanforderungen nicht erfüllen. Von den Studierenden wird jedoch ein hoher subjektiver Lernerfolg wahrgenommen, der für mehr Selbstsicherheit in einer Prüfungssituation sorgen kann.

In der vorliegenden Studie konnte insgesamt eine gute Akzeptanz von eLearning und CASUS sowohl bei den Lernenden als auch bei den Autoren nachgewiesen werden.

Eine Ausweitung der CASUS-Angebote würden rund 90 % der Befragten begrüßen.

Zudem wird der Lerneffekt und Spaßfaktor von den meisten Nutzern als hoch eingeschätzt. Zukünftig können Qualitätskontrollen und Mindeststandards einen Beitrag zur Steigerung der Effektivität von eLearning-Programmen leisten (AUHUBER 1997; HEUTSCHI 2003). An diesem Prozess sollten Studierende im Rahmen von regelmäßigen Evaluationen beteiligt werden (EHLERS 2009).

Auch mit den im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit durchgeführten Evaluationen war ein enormer Erkenntnisgewinn für die Hochschulen zu erreichen. Das Ziel der Studie war die Erfassung der Effektivität und des Nutzens von Checklisten für extramurale Praktika. Im Rahmen der Auswertung erlangt die Ausbildungsstätte einen Einblick wie Studierende ihr extramurales Praktikum erleben und welche Lehrinhalte ihnen geboten werden. Viele der Befragten sehen jedoch die Nachweisführung als zeitaufwendige Pflicht an, was zu Frustration und Nachlässigkeit beim Ausfüllen führen kann. Daher sollte in Zukunft bei der Gestaltung von Checklisten auf ein vereinfachtes Ausfüllen, besonders beim Abzeichnen der einzelnen durchgeführten Tätigkeiten geachtet werden. Eine fortwährende Optimierung der Checklisten ist somit von besonderer Bedeutung, um einen dauerhaften und sinnvollen Einsatz gewährleisten zu können. Da das Vermitteln von

praktischen Fertigkeiten einen wesentlichen Bestandteil der veterinärmedizinischen Lehre darstellt und als Lehrziel in der Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten verankert ist (TAPPV 2006), sollten einheitliche Lernzielkataloge auch weiterhin entwickelt und eingesetzt werden sowie die Inhalte zwischen den Bildungseinrichtungen abgeglichen werden. Dabei ist nicht nur ein nationales Vorgehen erstrebenswert, sondern auch auf europäischer Ebene. Eine gewisse Individualität sollte den Ausbildungsstätten allerdings erhalten bleiben (EHLERS et al. 2008).

V Zusammenfassung (deutsch)

Mirja Börchers

Studien zur Akzeptanz von interaktivem eLearning in der Tiermedizin am Beispiel des CASUS Systems

Neue Lehrmethoden wie eLearning unterstützen zunehmend die Präsenzlehre an veterinärmedizinischen Bildungsstätten. Im Rahmen des ersten Teils dieser Arbeit wurde die Akzeptanz bei Tiermedizinern und Tiermedizinstudierenden aller deutschsprachigen Hochschulen gegenüber neuen Lehrmethoden wie eLearning und CASUS untersucht. Dazu wurde ein Online-Evaluationsbogen entwickelt, auf den die Teilnehmenden per E-Mail, Mitteilungen in tiermedizinischen Internetforen und Hinweisen in Fachzeitschriften aufmerksam gemacht wurden.

Die Auswertung der 1581 ausgefüllten Fragebögen verdeutlicht, dass eine gute Akzeptanz gegenüber neuen Lehrmethoden vorhanden ist, die Nutzungsrate jedoch stark von deren Einbindung in die Lehre abhängt. Das fallorientierte multimediale Online-Lern- und Autorensystem CASUS wird von den Befragten als effiziente Lehrmethode betrachtet und über 90 % wünschen sich eine Ausweitung der Angebote.

Für 224 Studierende wurde zudem die Physikums-Anatomienote mit der Nutzung von anatomischen CASUS-Lernfällen verglichen und auf eine mögliche Korrelation hin untersucht, um wichtige Erkenntnisse für den zukünftigen Einsatz neuer Lehrmethoden in der tiermedizinischen Lehre zu erlangen. Ein signifikanter Zusammenhang konnte dabei aufgrund der bisher zu geringen thematischen Überschneidung nicht nachgewiesen werden. Von den Studierenden wird jedoch ein hoher subjektiver Lernerfolg wahrgenommen, der für mehr Selbstsicherheit in einer Prüfungssituation sorgen kann.

Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit wurde der Nutzen von Checklisten für klinische Praktika überprüft. Im veterinärmedizinischen Studium sind im praktischen

Studienteil extramurale klinische Praktika vorgesehen. Die Kontrolle obliegt dabei den Ausbildungsstätten. Um diese Kontrolle übersichtlich zu gestalten, wurden ein Leitfaden und Checklisten für klinische Praktika entwickelt. Mit deren Auswertung erhalten die Hochschulen einen Überblick über die derzeitige Situation und können Mindeststandards bei der Praktikumsgestaltung gewährleisten. In den Leitfäden werden ausgeführte Tätigkeiten der Studierenden in den externen kurativen Praxen oder Tierkliniken aufgeführt. Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Daten von insgesamt 360 Checklisten erhoben. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die Einführung von Checklisten eine sinnvolle Ergänzung für die Lehre darstellt und ein enormer Erkenntnisgewinn für die Hochschule zu erreichen ist. Dieses Potential wird in der praktischen Anwendung jedoch häufig nicht vollständig ausgeschöpft und somit erlangt die Vermittlung ihrer Wichtigkeit zunehmende Bedeutung.

VI Zusammenfassung (englisch)

Mirja Börchers

Studies on the acceptance of interactive eLearning in veterinary medicine using the example “CASUS system”

New teaching methods such as eLearning are increasingly used to support common methods such as lectures, seminars and practicals in universities providing education in veterinary medicine. In the fist section of the current study the acceptance of such new teaching practices like eLearning and CASUS by veterinarians as well as students of veterinary medicine of all German-speaking universities is analyzed. This analysis was supported by an online evaluation questionnaire distributed by e-mail, references in professional journals as well as veterinarian exchange platforms on the internet. 1581 questionnaires were evaluated and a good acceptance regarding new teaching practices was found; the degree of utilization, on the other hand, depends on the integration of eLearning into the teaching content. CASUS is regarded as an efficient teaching method, over 90% of the respondents formulate a strong desire to expand the number of cases.

Additionally, 224 students’ final anatomy marks were compared and correlated to the utilization of CASUS to gain important insight for the development of new teaching practices in the education of veterinary medicine. Due to the present low degree of integration in the teaching content, no significant correlation could be found between the utilization of anatomy case studies and the final anatomy mark. However, based on their subjective perception, the students report a high success in their study results with the likely effect of supporting higher self assurance in the situation of examinations.

The purpose of the second section of the current study was to evaluate the benefit of checklists for clinical practical courses. Clinical externships are a component of the practical part of the veterinary medicine curriculum. The control is under the

responsibility of the training centres. Guidelines and checklists for extramural clinical courses were developed in order to facilitate control mechanisms. The analysis of such checklists should give an overview over the actual situation to enable the setting of minimum standards for extramural courses. The guidelines list practical activities carried out by the students in the curative practices or clinics. Data of 360 checklists were assessed in this study to evaluate whether checklists constitute a useful tool to control extramural studies.

The results show that checklists are useful to enhance the knowledge of the training centre about the training of students to adapt. However, the advantage is not completely clear to students. The communication of the importance of the extramural training sessions has to be enhanced.