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Intensives Erleben und Lernen verwandeln sich in Ruhe-Phasen und in der Nacht bildet sich das Erfahrene um, wenn aus Anstrengungen

Im Dokument 09 | 2017 September | 4,90 € (Seite 21-24)

und Übungen Fähigkeiten und Fertigkeiten werden.

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erziehungskunst September|2017

nachvibriert, und die Organe, denen man gewöhnlich nur zuschreibt, dass sie physisch eines neben dem anderen la-gern, die sind in Wirklichkeit dazu da, um dasjenige, was der Mensch auch seelisch-geistig erlebt, innerlich zu verarbeiten und es in einer gewissen Weise aufzubewahren« (GA 301).

Denken wir unsere menschlichen Erfahrungen an der Au-ßenwelt in der ätherischen Lebendigkeit unserer Organe

»aufbewahrt«, so wird das Erinnern zu einem neuen Wahr-nehmen der Erfahrung. In dem Maße, wie der Astralleib (Seele) als Träger des Bewusstseins die Einprägungen des Ätherleibes (Lebenskräfte) neu durchleben, empfinden und ablesen kann, bildet sich die bewusste Erinnerung. Mit an-deren Worten: Im komplexen Geschehen der Gedächtnisbil-dung prägt sich zunächst das außen Erlebte der ätherischen Lebendigkeit der Organe ein. Zum eigentlichen Träger der Erinnerung wird dann die reiche Gefühlswelt des Astrallei-bes, der die Lebendigkeit der Eindrücke neu empfindet und

»abliest«: »Wenn wir auf das Bleibende des Vorstellungsle-bens sehen, das dann als Erinnerung wieder auftaucht, so ist die Summe der Vorgänge, die dann zu dem führen, was er-innert wird, eigentlich in derselben Region des Menschen vorhanden, in welcher das Gefühlsleben vorhanden ist.

Das Gefühlsleben mit seiner Freude, seinem Schmerz, sei-ner Lust und Unlust, Spannung und Entspannung und so weiter, dieses Gefühlsleben ist dasjenige, was eigentlich der

Träger des Bleibenden der Vorstellung ist und aus dem die Erinnerung wiederum hervorgeholt wird« (GA 302).

Methodische Gesichtspunkte der Gedächtnisbildung

Blicken wir zunächst auf das Vorschulalter, so wird die Grundlage für eine Entwicklung der Erinnerungskräfte vor allem in der Ausbildung der leiblich-organischen Gesund-heit angelegt. Ein zu frühes bewusstes Ansprechen des Ge-dächtnisses würde in diesem Alter Gesundheits- und Lebenskräfte abziehen. Fördernd aber sind alle kindlichen Tätigkeiten, die das Kind aus innerer Hinwendung mit sei-nen Empfindungen und seiner Willenskraft aufgreifen kann: Bewegungen verschiedenster Art, »Mitarbeiten«, Ein-tauchen in Spiele, wiederholtes Erleben von Geschichten, Liedern, Spielen, Festen und vieles mehr.

Mit der Einschulung wendet sich das Blatt. Die aus dem Organischen freiwerdenden Gedächtniskräfte wollen nun angesprochen und tätig werden. Die Bedeutung des Ge-fühlslebens als eigentlicher »Träger des Bleibenden der Vor-stellung« prägt entscheidend die Unterrichts-Methodik der Waldorfschule: »Den ganzen Menschen« erziehen heißt in jeder Altersstufe, bei jedem Thema das Gefühl und den Willen der Schüler so ansprechen, so anregen, dass die in-neren Einprägungen der Erlebnisse sich aus der Eigen

tätig-Foto: Charlotte Fischer

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THEMA: PÄDAGOGISCHE PERSPEKTIVEN

erziehungskunst September|2017 keit heraus vertiefen können. Gelingt es, das Interesse und die innere Anteilnahme des jungen Menschen in immer neuer Weise zu entfachen, kann sich in ihm eine Art

»Tiefen landschaft« der Erlebnisse prägen, die die Ent-wicklung einer starken Erinnerungsfähigkeit fördert: »Das heißt mit anderen Worten: Sie müssen auf diese Art durch-schauen, warum alles, was beim Kinde ein intensives In-teresse erweckt, auch dazu beiträgt, sein Gedächtnis tatkräftig zu stärken. Denn die Gedächtniskraft muss man heben vom Gefühl und Willen aus, nicht durch bloße in-tellektuelle Gedächtnisübungen« (GA 293, 8. Vortrag).

Wo wir dem einzelnen Kind helfen wollen, die Gedächtnis-kräfte zu stärken, kann der Zugang über das Gefühlsleben zur entscheidenden Hilfe werden: Beim einen Kind liegt der

»Schlüsselmoment« vielleicht im Musikalischen, beim an-deren im Zeichnerischen. Manchmal sind es kleine Ge-wohnheiten eines Kindes, die viel über die individuelle Gefühlsneigung sagen. Wie sehr die begleitende Ausfüh-rung von WillensäußeAusfüh-rungen das Gedächtnis unterstützt, zeigt sich nicht nur durch das Gehen und Bewegen beim Üben von Texten im Theaterspiel. Besonders im sprachli-chen Lernen und im Rechnen ermöglisprachli-chen das begleitende Gefühl und die willentliche Bewegung entscheidende Hilfen, das Gelernte als Bleibendes in sich zu festigen.

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Zum Autor:Claus-Peter Röh war 28 Jahre Klassen-, Musik- und Religionslehrer an der Freien Waldorfschule Flensburg; heute leitet er zusammen mit Florian Osswald die Pädagogische Sektion am Goetheanum in Dornach.

Literatur:Rudolf Steiner: Allgemeine Menschenkunde, 2. Vortrag, Stuttgart, 22. August 1919, GA 293; ders.: Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik, 19.11 1923, GA 304a;

ders.: Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst, GA 301;

ders.: Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung, 1978, 12.6.1921, GA 302; ders.: Heilpädagogischer Kurs, 11. Vortrag, 6. Juli 1924, GA 317 14_15_16_17_18_19_20_21_22_23_EK09_2017_EK 09.08.17 12:49 Seite 23

Dave Cousins:Warten auf Gonzo Aus dem Englischen von Anne Brauner.

304 Seiten, gebunden mit SU|ab 14 Jahren

19,90 (D) |ISBN 978-3-7725-2779-1 www.geistesleben.com

Oz ist immer für einen Lacher zu haben. Es ist wirklich nicht seine Schuld, dass manche Leute so hu-morlos sind. Doch bei einem seiner Scherze geht der Schuss nach hinten los, und er setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die in ein einziges Durch-einander münden. Auch seine größere Schwester Meg zieht Oz nicht aus dem Schlamassel. Und dann bekommt sie selbst ein Problem. Eines, das von Tag zu Tag größer wird …

Durch die authentisch dargestellten, liebenswürdigen Figuren gelingt Dave Cousins ein überzeugender Roman in einem lockeren, jugendspezifischen Erzähl-ton, der von Anne Brauner treffend übersetzt ist.

In diesem werden überaus reflektiert Themen wie Teenagerschwangerschaft und Identitätsfindung aufgegriffen … Mit großer Komik und pointenreich erzählt … Ein großartig geschriebener Jugendroman, zu dem der Autor eigens den Dead Frank Sound-track von Oz’ Lieblingsband komponiert hat.»

Aus der Jurybegründung der Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2017

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