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Inhaltsbeschreibungen und Rechte-Daten sowie Metadaten

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3  Analyse der Beispielszenarien und allgemeine Charakterisierung der exemplarischen

3.1.13  Inhaltsbeschreibungen und Rechte-Daten sowie Metadaten

In der Fernsehproduktion werden jene Daten (Abbildung 13) als Essenz bezeichnet, welche den primären Inhalt des Medienproduktes darstellen [Röd07]. Metadaten enthalten Information über die Essenz. Sie sind „für die effiziente Planung zur Erstellung und weitgehend automatisierten Be-arbeitung der Nutzdaten (Video, Audio und Zusatzdaten), deren Verwaltung und Speicherung sowie deren Austausch erforderlich“ [Ebn05]. Im Gegensatz zu Zusatzdaten sind Metadaten ohne die durch sie beschriebene Essenz ohne Wert [Röd07]. Content bezeichnet die Verbindung aus Essenz und Metadaten. Um Rechtedaten ergänzt wird Content zum Asset.

Content-Management bezeichnet die Verwaltung von Essenz mittels (formal) beschreibender Meta-daten. Das Asset-Management berücksichtigt darüber hinaus Rechte [Sau02].

Als Datenarten werden in den Rundfunkarchiven unterschieden:

ƒ Essenz in Produktionsqualität (HighRes)

ƒ Essenz in Vorschauqualität (LowRes)

ƒ Metadaten

48 Vertrauenswürdige und abgesicherte Langzeitarchivierung multimedialer Inhalte Diese Unterscheidung betont das Volumen und die Zugriffshäufigkeit der Daten. Diese Kriterien beeinflussen entscheidend die Gestaltung der technischen Infrastruktur von Archiv und Produktions-umgebung.

Asset Content

&

Rechte Essenz

&

Metadaten

Abbildung 13: Daten in der Fernsehproduktion: Essenz, Metadaten, Content, Rechte, Asset.

Metadaten

Metadaten können unter anderem nach ihrer Notwendigkeit kategorisiert werden.

ƒ Technische Metadaten sind eine Voraussetzung für die korrekte Dekodierung der Essenz. Sie sind relevant für die Anwendung der Essenz und deren Darstellung.

ƒ Beschreibende Metadaten sind nicht grundsätzlich erforderlich, aber für übergeordnete Belange wie die Organisation des Produktionsprozesses und die Distribution hilfreich. Sie sind relevant für das Auffinden der Essenz.

Die Erstellung, Änderung und Verwaltung dieser Metadaten wird Bestandteil des Produktions-prozesses und elektronisch erfolgen [Sau07]. Während der Produktion werden umfassend Metadaten mit bis zu 500 Attributen über die Essenz geführt. Das Langzeitarchiv enthält dem gegenüber deutlich weniger Metadaten in der Größenordnung von 30 Attributen. Über den erforderlichen Satz von Meta-daten zur Produktion hinaus entscheidet die Qualität der MetaMeta-daten über die Präsenz des Materials beim Konsumenten [Sau07].

„Es gibt keinen abgestimmten und weitgehend eingeführten Standard für die Speicherkomponenten in Assetmanagement-, Schnitt- und Playoutsystemen. Es ist das Rundfunkarchiv, das ein allgemeines Format für Metadaten und Media vorgibt.“ [Wri07]

In der Regel verwenden keine zwei Rundfunkanstalten das gleiche Metadatenmodell. Eine Ausnahme sind die in der ARD organisierten Anstalten, von denen die überwiegende Zahl im FESAD-Konsortium organisiert ist und das von FESADneu angebotene Datenmodell verwenden.

Bei der Einführung eines Asset-Managementsystems bestehen drei alternative Ansätze für den Aufbau des Metadatenschemas:

ƒ Weiterverwendung der in der Regel vorbestehenden Datenbank mitsamt ihres Datenschemas

ƒ Erarbeitung eines Datenschemavorschlags durch den Anbieter/ Entwickler des Asset-Managementsystems

ƒ Verwendung eines Standarddatenschemas

Anbieter von Asset-Managementsystemen setzen derzeit BMF erstmalig als Metadatenschema um.

In einer geschlossenen Umgebung kann die Aufbewahrung und Bereitstellung von Metadaten zweierlei organisiert werden [Röd07]:

ƒ Zentrale Speicherung Die Metadaten werden, getrennt von der Essenz, in einem zentralen Katalog geführt. Für diesen Ansatz spricht eine hohe Sucheffizienz, weil Metadaten nicht erst aus der Essenz geborgen werden muss. Voraussetzung sind zuverlässige Verknüpfungsmechanismen.

ƒ Dezentrale Speicherung Die Metadaten werden in ihrer Essenz eingebettet. Mit diesem Ansatz stehen die Metadaten unabhängig von einer zentralen Instanz wie dem Katalog bereit.

Eine Kombination beider Organisationsformen resultiert potentiell in Inkonsistenzen und Abgleichungsproblemen zwischen abweichenden Metadatenangaben.

3. Analyse der Beispielszenarien 49

Rechtedaten in der Fernsehproduktion

Die Handhabung und Berücksichtigung von Rechten an Ton- und Bildmaterial ist Bestandteil des Fernsehproduktionsprozesses. In der ARD verwalten die Abteilungen für Honorare und Lizenzen (HoLi) diese Verträge. Historisch haben sich Rechte- und Medienarchive zum großen Teil unabhängig voneinander entwickelt [Sau02]. Die Verwaltung von Rechtedaten zu den Beständen in einer Sende-anstalt ist derzeit Aufgabe eigenständiger, regelmäßig Datenbank-basierter Systeme, getrennt vom eigentlichen Bild- und Tonmaterial [NN01]. Die Archive der Sendeanstalten sind an diese Rechte-informationssysteme angeschlossen, in der Regel zu Zwecken der Archiverfassung. Nicht in jedem Fall setzen die Archive die sich aus den Rechtedaten ergebenden Einschränkungen und Vorschriften automatisiert um. Eine Recherche über Archivkatalog und Rechteinformationssystem zugleich war nur bedingt – wenn überhaupt – möglich, weshalb Rechteinformation oftmals erst zu spät Berück-sichtigung fand [Sau02].

Es wird erwartet, dass in digitalisierten Produktionsumgebungen die Rechteverwaltung durch Ver-wendung von Archiven und Content-Managementsystemen samt zugehöriger Metadaten problemlos umsetzbar sein wird [Sau07].

Die Verwaltung von Rechten an Essenz ist hochgradig komplex. Nutzungsverträge werden in der Regel individuell ausgehandelt und enthalten Sonderregelungen. Ebenfalls schwierig zu verwalten sind dynamische Rechte, beispielsweise Senderecht ab drei Stunden nach erstmaliger Ausstrahlung durch den Inhaber der primären Senderechte. In Summe ist die Rechteverwaltung nicht vollständig schematisierbar. Zu Teilen lassen sich Nutzungsvereinbarungen lediglich prozedural formulieren. Für Asset-Managementsysteme ist dieser Grad der Rechteverwaltung oftmals zu komplex.

Es haben sich daher spezialisierte, kommerzielle Lösungen für die Rechteverwaltung herausgebildet.

Auch setzen die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten für diese Aufgabe Eigenentwicklungen ein.

Die installierten technischen Lösungen im Bereich Honorare-&-Lizenzen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sind verschiedenartig. [NN01]

Für die Verwaltung und Abgeltung von Urheber- und Nutzungsrechten an Essenz führen die Abteilungen Honorare-&-Lizenzen nachfolgende Daten: [NN01]

ƒ Angaben zum Rechteinhaber

ƒ Angaben zu den Inhalten

ƒ Angaben zum Nutzer

ƒ Angaben zu den zulässigen Nutzungsformen

ƒ Angaben zur vereinbarten Vergütung

ƒ Angaben zu erfolgter Nutzung (Ausstrahlung)

ƒ Angaben zu erfolgter Vergütung

Wie bei Metadaten allgemein ist auch bei den Rechtedaten ein Trend hin zu stark feinerer Unter-gliederung zu beobachten.

Eigenproduktionen machen bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einen Anteil im Bereich von 2/3 bis 3/4 aller Beiträge aus. Die zugekauften Inhalte sind also in der Minderzahl.

Die Verwaltung von Rechtedaten innerhalb der Rundfunkanstalt, insbesondere in Produktion und Archiv, ist abzugrenzen gegenüber dem Digitalen Rechtemanagement (DRM). Letzteres bezeichnet Verfahren zur Kontrolle der Nutzung und Verbreitung digitaler Medien. Rechteinhaber vergeben zu von ihnen festgelegten Konditionen Nutzungsrechte an Inhalten. Formale Beschreibungen dieser Nutzungsrechte werden an die Essenz gebunden. Digital-Rights-Management-Systeme (DRMS) er-zwingen technisch die Einhaltung dieser vereinbarten Nutzungsbedingungen. Zum Schutz vor unbefugtem Zugriff basiert DRM auf Verschlüsselungsverfahren.

Am Digitalen Rechtemanagement interessiert sind in Zukunft voraussichtlich die Hersteller von Inhalten, insbesondere Filmindustrie, Bezahlfernsehen-Anbieter und Sendeanstalten. Die deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verfolgen für ihre Sendungen das Modell des freien Empfangs und haben sich stets gegen eine Verschlüsselung ausgesprochen.

50 Vertrauenswürdige und abgesicherte Langzeitarchivierung multimedialer Inhalte Innerhalb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten regeln organisatorische Maßnahmen die Einhaltung von Nutzungsrechten an Essenzen. Essenz in Produktion und Archiv ist frei von einem technischen Schutz durch Digitales Rechtemanagement. Die Produktionsgeräte sind grundsätzlich nicht für einen Umgang mit DRM ausgelegt. Allenfalls, dies betrifft Vorschaumaterial, wird Essenz mit Digitalen Wasserzeichen (Watermarking) gekennzeichnet.

Essenzdatenformate

Für den Datei-basierten Austausch von Essenz und Metadaten im Produktionsprozess stehen diverse Formate bereit [Röd07]. Als standardisierte Formate zu nennen sind hier DPX (Digital Moving Picture Exchange, SMPTE268M), GXF (General Exchange Format, SMPTE360M) und MXF (Material Exchange Format, SMPTE377M ff.). AAF (Advanced Authoring Format) ist nicht standardisiert, ge-nießt aber eine hohe Akzeptanz in der Industrie. In der Fernsehproduktion bedienen die Formate die unterschiedlichen Anwendungsbereiche Filmabtastung und Rendering, Übertragung kompletter Programmteile sowie Postproduktion. In der Behandlung des Materials und den Metadaten gehen die Formate verschiedene Wege. Während GXF das Bildmaterial komprimiert, kodiert DPX un-komprimiert; MXF als auch AAF können mit beiderlei Verfahren umgehen. Der Umfang der über-tragbaren Metadaten reicht von Strukturangaben und beschreibenden Metadaten bis hin zu einer Beschreibung kompletter Bearbeitungsschritte oder überlässt es dem Anwender, eigene Datenbereiche zu definieren.

Das Containerformat MXF wird von Herstellern sowie Anwendern zunehmend anerkannt.

Metadatenformate

Gegenwärtig ist eine Vielzahl von proprietären Datenschnittstellen im Einsatz und auch zukünftig wird eine Vielzahl von Formaten zu berücksichtigen sein. „Erschwerend kommt hinzu, dass es bis heute kein gemeinsames Verständnis für die gleiche Information [sic] [in den Metadaten] […] gibt.“

[EK05]

Über zahlreiche Eigenentwicklungen der Rundfunkanstalten und proprietäre Herstellerformate hinaus lassen sich einige wenige Metadatenschemata ausmachen.

BMF7 Das Broadcast Metadata Exchange Format (BMF) wurde vom Institut für Rundfunktechnik (IRT) entwickelt mit dem Ziel, ein einheitliches, generisches, herstellerunabhängiges Datenmodell für sämtliche Metadaten in der Fernsehproduktion bereitzustellen, welches maximale Interoperabilität zwischen allen Produktionsbereichen und Rundfunkanstalten ermöglicht. Das Format erhebt den Anspruch, nahezu alle Bereiche im Lebenszyklus eines Fernseh-Programmbeitrags abzudecken. Das Datenmodell berücksichtigt sowohl redaktionelle Konzepte als auch eine Beschreibung der Signale und deren Speicherung.

FESAD FESADneu ist das neue Datenbankmodell für die Datenbank der ARD-Fernseharchive [Ebn05]. Zusätzlich zu den strukturierten Attributen erlauben Freitextfelder beliebige Angaben, welche im praktischen Einsatz durch Volltextsuchen ebenfalls - auch automatisiert - ausgewertet werden. Rechtedaten sind nicht Bestandteil.

PBCore Das Public Broadcasting Metadata Dictionary (PBCore) [CPB07] ist ein Metadatenschema zur Beschreibung und Kategorisierung von Medieneinheiten, ausgerichtet auf den Amerikanischen Rundfunk und verwandte Branchen. Seine Entwicklung wird gefördert von der Corporation for Public Broadcasting (CPB), einer öffentlich finanzierten Organisation in den Vereinigten Staaten. Seine 53 Attribute behandeln die Inhalt, Urheber- und Nutzungsrechte als auch Format und lassen Raum für Erweiterungen einzelner Nutzergruppen. Das Modell basiert auf Dublin Core, einem etablierten internationalen Standard (ISO 15836) zur Beschreibung von Dokumenten und anderen Objekten im Internet.

DMS1 Das Descriptive Metadata Schema (DMS1) ist ein standardisiertes Format der SMPTE zum Austausch von Metadaten in Verbindung mit MXF. Es ist umfassend in der Beschreibung auszu-tauschenden Materials, unterstützt jedoch nicht ganze Produktionsprozesse.

7 http://www.irt.de/de/produkte/produktion/bmf.html

3. Analyse der Beispielszenarien 51

Im Dokument nestor-materialien 14 (Seite 57-61)