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7.2 Aminosäureanalyse (ASA)

8.1.1 Individualbefunde

Bei AN-01 handelt es sich um eine 21-jährige Patientin, ihr Körpergewicht betrug zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Klinik 25,0 kg bei einer Körpergröße von 1,47 m. Dies entspricht einem BMI von 11,5 kg/m2. Bei der Probennahme 12 Wochen später lag das Körpergewicht bei 28,5 kg, der BMI betrug demnach 13,2 kg/m2. Somit stieg der BMI während der Therapie um 1,7 kg/m2 an. Die Haarlänge der Probandin ermöglichte es, fünf zusätzliche Abschnitte vor dem Beginn des Klinikaufenthaltes zu analysieren. Der Verlauf der BMI-Werte und die Ergebnisse der Isotopenverhältnismessung für AN-01 sind in den Abbildungen 8.1 und 8.2 grafisch dargestellt.

Zwischen dem 18. und dem 15. Abschnitt steigt sowohl der δ13C-Wert um 1,17‰, als auch der δ15N-Wert um 0,49‰ an. Insoweit zeigen die beiden δ-Werte vor der Auf-nahme in die Klinik keine eindeutigen Hinweise auf einen schlechten Ernährungzustand, da nur der δ15N-Wert erhöht ist. Zudem liegen beide δ-Werte innerhalb des Referenzbe-reichs von Petzke et al., 2005b (siehe auf Seite 73). So kann auch beimδ15N-Wert nicht von einem ungewöhnlich hohen Niveau gesprochen werden, wie dies bei einem internen Trophiestufeneffekt unter Umständen zu erwarten wäre. Die Auswertung der Rechtsme-dizinfälle zeigt, dass nicht nur ein allgemein schlechter Ernährungszustand mithilfe der Isotopenverhältnisse im Haar festgestellt werden kann. In einigen Fällen ist sogar eine Differenzierung von verschiedenen Unterernährungsphasen möglich (siehe Kapitel 3 und Abschnitt „Phasen einer Unterernährung“ auf Seite 113). Die dort festgestellten Erkennt-nisse legen nahe, dass kurz vor dem Behandlungsbeginn bei AN-01 entweder die zweite Phase (Glukoneogenesephase) oder die vierte Phase (terminale Phase) vorgelegen haben kann. Dies zeigen der hoheδ13C-Wert und der ebenfalls hoheδ15N-Wert. Der niedrige BMI und die Notwendigkeit, die Patientin im Klinikum aufzunehmen, sprechen eher für die ter-minale Phase. Eine genaue Bestimmung der Phase ist aber nicht möglich. Es konnten zu wenige Haarabschnitte untersucht werden, um den genauen Verlauf der Unterernährung vor dem Behandlungsbeginn zu rekonstruieren.

Kurz vor dem Behandlungsbeginn und in den folgenden Abschnitten sinken beide δ-Werte nahezu parallel ab (δ13C: -1,31‰;δ15N: -0,47‰). Gerade beimδ15N-Wert ist dies wegen der wiedereinsetzenden Nahrungszufuhr zu erwarten (Mekota et al., 2006, 2009).

Der Abfall des δ13C-Wertes passt jedoch nicht zu dieser These, vor allem, da der δ13 C-Wert des zehnten Abschnitts nahezu an die Untergrenze des Referenzbereichs vonPetzke et al. (2005b) stößt. Die δ-Werte bei Abschnitt 14 passen nicht in den Gesamtverlauf, so dass sie als mögliche Ausreißer nicht in die Auswertung mit einbezogen werden. Ab dem elften bzw. dem zehnten Abschnitt steigen beide δ-Werte ebenso parallel wieder an. Während des Klinikaufenthaltes erhöhen sich die δ-Wert um 0,96‰ (δ13C) bzw.

0,42‰ (δ15N). Dabei nähern sich beide δ-Werte im Haarkeratin den neuen δ-Werten der

8.1 Ergebnisse und Auswertung 8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE) im Klinikum konsumierten Ernährung an (Mekota et al., 2006, 2009). Beachtenswert ist dabei, dass zwischen dem elften und dem achten Abschnitt der δ15N-Wert nahezu konstant bleibt. Auch der BMI-Wert bleibt zwischen dem neunten und dem sechsten Abschnitt nahezu unverändert. Dies legt die Vermutung nahe, dass die δ-Werte, hier vor allem die δ15N-Werte, auf die wiedereinsetzende Nahrungsaufnahme sensibler und dementsprechend früher reagieren als die BMI-Werte. Dies ist durchaus plausibel, da die δ15N-Werte im Gewebe direkt auf die neu zugeführten Isotopenverhältnisse aus der Nahrung reagieren (Huelsemann et al., 2009). Eine Zunahme des Körpergewichts zeigt sich dagegen erst, wenn die Nahrungszufuhr bereits länger andauert und die konsumierte Nahrung in Körperfett oder Muskelmasse umgewandelt wird. Eine weitere Erklärung für die zeitliche Verschiebung zwischen denδ-Werten und den korrespondierenden BMI-Daten könnte eine individuell abweichende oder eine verringerte Wachstumsgeschwindigkeit bei Unterernährung sein (siehe oben).

11,2 11,4 11,6 11,8 12,0 12,2 12,4 12,6 12,8 13,0 13,2 13,4

-21,4 -21,2 -21,0 -20,8 -20,6 -20,4 -20,2 -20,0 -19,8 -19,6

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-01

d13C

Untergrenze Referenzbereich*

BMI

Therapiebeginn

SDδ13C-Wert: 0,08‰; * nachPetzkeet al. (2005b) (Tabelle 5.3 auf Seite 75)

Abbildung 8.1:δ13C-Werte und BMI-Daten für AN-01

11,2 11,4 11,6 11,8 12,0 12,2 12,4 12,6 12,8 13,0 13,2 13,4

8,6 8,7 8,8 8,9 9,0 9,1 9,2 9,3

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19

BMI-Wert in kg/m2 !15N in

Haarabschnitte

!15N und BMI für AN-01

d15N BMI

Therapiebeginn

SDδ15N-Wert: 0,08 %

Abbildung 8.2:δ15N-Werte und BMI-Daten für AN-01

8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE) 8.1 Ergebnisse und Auswertung

AN-02

Bei AN-02 handelt es sich um eine 1,54 m große, 42-jährige Frau. Das Körpergewicht be-trug bei der Aufnahme in das Klinikum 25,2 kg, dies entspricht einem BMI von 10,2 kg/m2. Bei der Entnahme der Haarprobe neun Wochen später wog die Patientin 38,2 kg, der BMI lag demnach um 6,0 kg/m2höher bei 16,2 kg/m2. Zusätzlich zu diesen neun Wochen war es möglich, noch weitere acht Abschnitte aus der Zeit direkt vor dem Klinikaufenthalt zu analysieren. Für den dritten und den zweiten Abschnitt waren keine Gewichtsdaten in der Krankenakte verzeichnet. Der Verlauf der BMI-Werte und die Ergebnisse der Isotopen-verhältnismessung für AN-02 sind in den Abbildungen 8.3 und 8.4 grafisch dargestellt.

Der δ13C-Wert bleibt zwischen dem 20. und dem 15. Abschnitt nahezu konstant, im gleichen Zeitraum steigt der δ15N-Wert um 0,28‰ auf 9,29‰. Ab dem 15. Abschnitt steigt derδ13C-Wert um 0,42‰ auf -19,23‰ im elften Abschnitt an. Im Gegensatz dazu fällt der δ15N-Wert um 0,87‰ auf 8,35‰ bis zum zehnten Abschnitt hin ab. So ent-sprechen sowohl derδ13C-Wert, als auch der δ15N-Wert bei AN-02 den Erkenntnissen aus Mekota et al. (2006, 2009). Jedoch kommt es bereits drei Abschnitte vor der Aufnahme in die Klinik zu deutlichen Veränderungen, welche nur auf eine Verbesserung des Er-nährungszustandes zurückzuführen sein können. Der Anstieg des δ13C-Wertes hält dabei noch einen Abschnitt lang nach Behandlungsbeginn an. Der Abfall des δ15N-Wertes setzt sich sogar noch zwei Abschnitte lang innerhalb des Klinikaufenthalts fort. Wie bereits im Nachtrag von AN-01 erläutert, lassen sich auch bei AN-02 Hinweise darauf finden, dass sich AN-02 vor Behandlungsbeginn in der dritten Phase (Proteinerhaltungsphase) einer Unterernährung befunden hat. Hierfür sprechen der niedrige δ13C-Wert und der gleich-zeitig hohe δ15N-Wert. Auch in diesem Fall lässt sich diese Vermutung nicht eindeutig bestätigen, da auch bei AN-02 der genaue Verlauf der Unterernährung anhand der weni-gen Analysen nicht weiter rekonstruiert werden kann. Während die BMI-Werte während des kompletten Klinikaufenthalts kontinuierlich ansteigen, passen sich die δ-Werte lang-sam an die δ-Werte der neuen Klinikernährung an. Dabei fällt der δ13C-Wert bis zum dritten Abschnitt um 0,82‰ auf -20,05‰, gleichzeitig steigt der δ15N-Wert um 0,52‰ auf 8,87‰ an.

Für die scheinbar vorzeitige Veränderung derδ-Werte vor dem Beginn der Behandlung im Klinikum könnte ebenfalls eine verringerte Wachstumsgeschwindigkeit der Haare ver-antwortlich sein (siehe oben und Abbildung 8.5). Wenn die Therapie bereits ab dem 15.

Haarabschnitt beginnt, liegen der ansteigende δ13C- und der abfallendeδ15N-Wert genau innerhalb des Klinikaufenthalts. Nach dieser Entzerrung bzw. Kalibrierung der BMI-Werte wären die Erwartungen aus Mekota et al. (2006, 2009) erfüllt.

8.1 Ergebnisse und Auswertung 8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE)

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0

-21,0 -20,8 -20,6 -20,4 -20,2 -20,0 -19,8 -19,6 -19,4 -19,2 -19,0

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-02

d13C BMI

Therapiebeginn

SDδ13C-Wert: 0,08

Abbildung 8.3:δ13C-Werte und BMI-Daten für AN-02

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0

8,2 8,4 8,6 8,8 9,0 9,2 9,4

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

BMI-Wert in kg/m2 !15N in

Haarabschnitte

!15N und BMI für AN-02

d15N BMI

Therapiebeginn

SDδ15N-Wert: 0,08‰

Abbildung 8.4:δ15N-Werte und BMI-Daten für AN-02

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0

-21,0 -20,8 -20,6 -20,4 -20,2 -20,0 -19,8 -19,6 -19,4 -19,2 -19,0

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-02

d13C BMI

alternativer Therapiebeginn

Therapiebeginn

0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 18,0

8,2 8,4 8,6 8,8 9,0 9,2 9,4

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

BMI-Wert in kg/m2 !15N in

Haarabschnitte

!15N und BMI für AN-02

d15N BMI

alternativer Therapiebeginn

Therapiebeginn

Abbildung 8.5: alternativer Therapiebeginn bei AN-02

8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE) 8.1 Ergebnisse und Auswertung

AN-03

Die untersuchte Haarprobe bei AN-03 stammt von einer 1,64 m großen, 43-jährigen Frau.

Bei der Aufnahme ins Krankenhaus betrug ihr Körpergewicht 34,6 kg, hieraus errechnet sich ein BMI von 12,9 kg/m2. Nach 16 Wochen in Behandlung erhöhte sich das Körperge-wicht auf 45,1 kg, dies entspricht einem BMI von 16,9 kg/m2. Demnach verbessert sich der BMI während des Krankenhausaufenthaltes um 4,0 kg/m2. Für die vierte Behandlungs-woche fand sich keine Angabe zum Körpergewicht in der Krankenakte, so dass für den 12. Abschnitt kein BMI berechnet werden konnte. Der Verlauf der BMI-Werte und die Ergebnisse der Isotopenverhältnismessung für AN-03 sind in den Abbildungen 8.6 und 8.7 grafisch dargestellt.

Zwischen dem 25. und dem 16. Abschnitt oszilliert der δ13C-Wert zwischen -22,13‰ (Abschnitt 24) und -21,81‰ (Abschnitt 22), gleichzeitig fällt der δ15N-Wert um 0,69‰ auf 8,06‰ab. Ähnlich wie bei AN-01 lassen hier die beidenδ-Werte auf den ersten Blick keine eindeutigen Rückschlüsse auf einen schlechten Ernährungszustand vor dem Behand-lungsbeginn zu. LautMekota et al. (2006, 2009) weist das Absinken derδ15N-Werte auf eine Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr und hiermit auf eine beginnende Rehabilitati-on der Patientin hin. Eine Verbesserung des Ernährungszustandes bereits acht Abschnitte vor der Aufnahme ins Klinikum ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Lediglich derδ13C-Wert befindet sich im gleichen Zeitraum auf sehr niedrigem Niveau, vor allem da alleδ13C-Werte bis zum siebten Abschnitt unterhalb des Referenzbereichs von Petzke et al. (2005b) lie-gen. Somit kann der δ13C-Wert durchaus als deutlicher Hinweis auf einen mangelhaften Zustand gelten, da diese niedrigenδ13C-Werte bei einen normalen Ernährungszustand un-wahrscheinlich sind. Ab dem Therapiebeginn steigt derδ13C-Wert stetig an. Dabei erhöht sich der δ13C-Wert zwischen dem 16. und dem dritten Abschnitt um 2,56‰auf -19,61‰ und bleibt aber zwischen dem elften und dem achten Abschnitt nahezu konstant. Der niedrige δ13C-Wert des vierten Abschnittes muss als Ausreißer aufgrund eines Messfehlers angesehen werden. Einerseits passt der δ13C-Wert des dritten Abschnittes eindeutig zum vorangegangenen Anstieg und andererseits zeigt der Verlauf des δ15N-Wertes keinerlei Reaktionen, so dass für den vierten Abschnitt keine Änderung des Ernährungszustandes vorliegt. Der δ15N-Wert steigt bereits ab dem 17. Abschnitt tendenziell an. Dabei erhöht sich der δ15N-Wert bis zum dritten Abschnitt um 1,23‰ auf 9,29‰. Zwischen dem 13.

und dem neunten Abschnitt schwankt der δ15N-Wert stark, zwischenzeitlich sinkt er da-bei bis auf 8,80‰ (10. Abschnitt) ab. Dieser Zeitraum überschneidet sich stark mit den Abschnitten, in welchen der δ13C-Wert nahezu konstant bleibt. Zudem zeigt auch der Verlauf der BMI-Werte während des Behandlungszeitraumes zwei deutliche Plateaus. So steigt der BMI zwischen dem 16. und dem 13. Abschnitt lediglich um 0,45 kg/m2, dies ent-spricht einer Gewichtszunahme von nur 1,2 kg in drei Wochen. Auch zwischen dem elften und achten Abschnitt stagniert die Gewichtszunahme vollständig. Ein direkter

Zusam-8.1 Ergebnisse und Auswertung 8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE) menhang zwischen ausbleibender Gewichtszunahme und den konstant bleibenden bzw.

schwankenden δ-Werten ist damit offensichtlich.

Vergleicht man nun die Verläufe der beidenδ-Werte mit dem Verlauf der BMI-Werte, so lässt sich nicht abschließend klären, ob es auch bei AN-03 zu einer zeitlichen Ver-schiebung der Daten wegen eines verlangsamten Haarwuchses gekommen ist. Einerseits findet das zweite BMI-Plateau (elfter bis achter Abschnitt) seine direkte Entsprechung in den stagnierenden δ13C-Werten und den schwankendenδ15N-Werten zwischen dem elften und dem siebten Abschnitt. Andererseits wäre eine zeitliche Verschiebung um drei oder sogar acht Abschnitte nach hinten ebenfalls denkbar. Nach dieser Kalibrierung würden dann beide BMI-Plateaus mit den niedrigen δ13C-Werten zwischen dem 24. und dem 16.

Abschnitt zusammentreffen (siehe Abbildung 8.8). Zudem würde so auch der abfallen-de δ15N-Wert innerhalb des Behandlungszeitraumes liegen. Das Absinken wäre demnach auf die einsetzende Nahrungszufuhr zurückzuführen, welche sich aber erst später in einer Gewichtszunahme manifestiert. Bei diesen beiden Interpretationsmöglichkeiten handelt es sich nur um Vermutungen. Diese lassen sich im Gegensatz zu AN-02 nicht genauer belegen, da alle drei Varianten anhand der Datenlage plausibel sein können.

8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE) 8.1 Ergebnisse und Auswertung

11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 19,0

-22,5 -22,0 -21,5 -21,0 -20,5 -20,0 -19,5 -19,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-03

d13C

Untergrenze Referenzbereich*

BMI

Therapiebeginn

SDδ13C-Wert: 0,08‰; * nachPetzkeet al. (2005b) (Tabelle 5.3 auf Seite 75)

Abbildung 8.6:δ13C-Werte und BMI-Daten für AN-03

11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 19,0

7,8 8,0 8,2 8,4 8,6 8,8 9,0 9,2 9,4

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

BMI-Wert in kg/m2 !15N in

Haarabschnitte

!15N und BMI für AN-03

d15N BMI

Therapiebeginn

SDδ15N-Wert: 0,08‰

Abbildung 8.7:δ15N-Werte und BMI-Daten für AN-03

11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 19,0

-22,5 -22,0 -21,5 -21,0 -20,5 -20,0 -19,5 -19,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-03

d13C BMI

alternativer Therapiebeginn Therapiebeginn

11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 19,0

7,8 8,0 8,2 8,4 8,6 8,8 9,0 9,2 9,4

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

BMI-Wert in kg/m2 !15N in

Haarabschnitte

!15N und BMI für AN-03

d15N BMI

Therapiebeginn alternativer

Therapiebeginn

11,0 12,0 13,0 14,0 15,0 16,0 17,0 18,0 19,0

-22,5 -22,0 -21,5 -21,0 -20,5 -20,0 -19,5 -19,0

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-03

d13C BMI

alternativer Therapiebeginn Therapiebeginn

Abbildung 8.8: alternativer Therapiebeginn bei AN-03

8.1 Ergebnisse und Auswertung 8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE)

AN-04

Bei AN-04 handelt es sich um eine 1,62 m große, 27-jährige Frau. Bei der Aufnahme in die Klinik betrug das Körpergewicht 34,5 kg, der BMI lag somit bei 13,2 kg/m2. Da die Pro-bennahme bereits kurz nach dem Therapiebeginn stattfand, lagen zu diesem Zeitpunkt nur drei Gewichtsmessungen in der Krankenakte der Patientin AN-04 vor, wobei die ers-te und die zweiers-te Messung nur zwei Tage auseinander liegen. Die Gewichtsdaers-ten zeigen einen negativen Trend und der BMI-Wert sinkt innerhalb der ersten 12 Behandlungstage von 13,2 kg/m2 um 0,6 kg/m2 auf 12,6 kg/m2 ab. Dies entspricht einem Körpergewicht von 33,9 kg. AN-04 befand sich bis etwa vier Monate vor der Aufnahme in München für neun Monate zur Therapie in einer anderen klinischen Einrichtung. Dabei verbesserte sich ihr Gewicht von etwa 38 kg auf etwa 47 kg. Kurz nach der Entlassung kam es aber zu einem erneuten Rückfall und AN-04 verlor bis zur Aufnahme in München das bereits aufgebaute Körpergewicht. Wegen dieser Vorgeschichte erfolgte die Probennahme bereits 17 Tage nach der Aufnahme in das Klinikum. Infolgedessen wurde bei AN-04 das Augen-merk weniger auf den Verlauf der Isotopendaten während der Therapie gelegt. Vielmehr sollte bei AN-04 untersucht werden, ob sich in den gemessenen Isotopendaten die voran-gegangene Therapiezeit und die anschließende Hungerphase erkennen lassen. Der Verlauf der BMI-Werte und die Ergebnisse der Isotopenverhältnismessung für AN-04 sind in den Abbildungen 8.9 und 8.10 grafisch dargestellt.

Der δ13C-Wert in den untersuchten Abschnitten schwankt sehr stark, deshalb wer-den im Folgenwer-den nur die deutlichen Verlaufsänderungen (Tenwer-denzen) der δ13C-Werte beschrieben. Zwischen dem 38. und dem 36. Abschnitt fällt derδ13C-Wert um 0,22‰ auf -20,93‰ ab, bis zum 30. Abschnitt steigt der δ13C-Wert erneut auf -20,75‰ an. Zum nächsten Abschnitt hin sinkt der Wert um 0,32‰auf -21,07‰ ab. Der folgende Anstieg zwischen dem 30. und dem 25. Abschnitt kompensiert dieses Absinken nahezu vollstän-dig. Ab dem 23. Abschnitt sinkt der δ13C-Wert um 0,4‰ auf -21,13‰ im 15. Abschnitt ab. Zwischen dem 15. und dem sechsten Abschnitt steigt der δ13C-Wert wiederum um 0,59‰ auf -20,54‰ an. Kurz vor der Aufnahme in die Klinik sinkt derδ13C-Wert wieder auf etwa -21,0‰ ab. Der einzige Datenpunkt innerhalb des Therapiezeitraumes liegt um 0,2‰ höher als die vorangegangenen Werte bei 20,80‰.

Nach einem anfänglichen Abfall von 0,25‰ bleibt der δ15N-Wert zwischen dem 35.

bis zum 26. Abschnitt nahezu konstant. Erst ab dem 26. Abschnitt kommt es zu einem kontinuierlichen Anstieg um 0,92‰ bis zum sechsten Abschnitt (8,90‰). Im fünften Abschnitt kommt es zu einem kurzfristigen Einbruch desδ15N-Wertes um 0,22‰. Danach steigt der Wert erneut um 0,91‰ auf 9,59‰ im zweiten Abschnitt an.

Demnach ist es auch bei AN-04 sehr schwierig, aus denδ-Werten vor der Aufnahme in die Klinik eine Unterernährungssignatur herauszulesen. Zwar kommt es zu einem Absinken des δ13C-Wertes drei Abschnitte vor dem Behandlungsbeginn, jedoch ist der δ13C-Wert

8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE) 8.1 Ergebnisse und Auswertung in den vorangegangenen zehn Abschnitten stark angestiegen. Auch der δ15N-Wert liefert keine eindeutigen Hinweise auf einen mangelhaften Ernährungszustand. Obwohl es ab dem 21. Abschnitt zu einem konstanten Abstieg des δ15N-Wertes kommt, bewegen sich die δ15N-Werte wie die δ13C-Werte immer innerhalb der Referenzwerte für eine omnivore oder ovo-lacto-vegetarische Ernährungsweise (Petzke et al., 2005b).

Unter Umständen könnte auch bei AN-04 eine zeitliche Verschiebung zwischen den δ-Werten und den BMI-Daten vorliegen. So könnte der Behandlungsbeginn im Bereich der fünften oder der sechsten Isotopenmessung liegen. Dies hätte zur Folge, dass derδ13C-Wert innerhalb des Behandlungszeitraumes ansteigt. Auch für dieδ15N-Werte könnte dann der Verlauf während des Krankenhausaufenthaltes mit den Erkenntnissen von Mekotaet al.

(2006, 2009) in Einklang gebracht werden: Zuerst zeigt sich ein Abfall des δ15N-Wertes, anschließend steigt er erneut an, da sich das Keratin an die Isotopenverhältnisse der neuen Ernährung angleicht. Gerade der Verlauf der δ13C-Werte zeigt sehr deutlich, wie stark die Ernährungsweise und damit auch der Ernährungszustand der Patientin AN-04 in den Wochen und Monaten vor der Probennahme geschwankt hat. Besondere Beachtung gilt dabei den Zeiträumen zwischen dem 30. und dem 29., zwischen dem 23. und dem 15. und zwischen dem sechsten und dem vierten Abschnitt. Das Abfallen des δ13C-Wertes deutet eine immer wiederkehrende Verschlechterung des Ernährungszustandes an.

8.1 Ergebnisse und Auswertung 8 ANOREXIE-PATIENTEN (VORSTUDIE)

11,00 11,50 12,00 12,50 13,00 13,50

-21,2 -21,1 -21,0 -20,9 -20,8 -20,7 -20,6 -20,5

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

BMI-Wert in kg/m2 !13C in

Haarabschnitte

!13C und BMI für AN-04

d13C BMI

Therapiebeginn

SDδ13C-Wert: 0,08

Abbildung 8.9:δ13C-Werte und BMI-Daten für AN-04

11,0 11,5 12,0 12,5 13,0 13,5

7,5 8,0 8,5 9,0 9,5 10,0

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

BMI-Wert in kg/m2 !15N in

Haarabschnitte

!15N und BMI für AN-04

d15N BMI

Therapiebeginn

SDδ15N-Wert: 0,08‰

Abbildung 8.10: δ15N-Werte und BMI-Daten für AN-04