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7.2 Aktuelle Situation im Seegebiet/Modus Operandi

8.2.2 Indien

Vor der Küste Indiens wurde im Berichtszeitraum ein Vorfall gemeldet. Dieser ereignete sich im Hafen von Haldia an der Ostküste, unweit von Kalkutta. Dabei waren die Täter unbemerkt an Bord eines Frachtschiffs gelangt, hatten die Tür zum Maschinenraum aufgebrochen und Ersatzteile gestohlen. Wie in anderen Regionen Asiens handelt es sich auch bei den Überfällen in Indien meist um Low-Level-Überfälle, betroffen sind sowohl Handelsschiffe als auch Frachtkähne, die Altmetall bzw. Schrott transportieren. Auch im Schlepp befindliche Schiffe auf dem Weg zu den Abwrackwerften werden überfallen.

Aktivitäten somalischer Piraten sind vor der Westküste Indiens schon seit einigen Jahren nicht mehr festzustellen.

8.3 Bewertung/Prognose

Auch im Bereich des indischen Subkontinents ist von einem gewissen Dunkelfeld bei der Zahl der Überfälle auszugehen. Sowohl vor Indien als auch vor Bangladesch ist auch weiterhin mit Überfällen zu rechnen. Es handelt sich meist um Kleinkriminelle, die in der Regel unbewaffnet sind und den Kontakt zur Schiffsbesatzung meiden.

9.1 Statistik

Im Bereich Südamerika sind die Fallzahlen gegenüber dem Vorjahreszeitraumes leicht angestiegen. Die mit Abstand meisten Vorfälle werden weiterhin vor Peru verzeichnet, wo sich die Fallzahlen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres verdreifacht haben, dahinter folgt Kolumbien. Vor Venezuela scheint sich die Lage stabilisiert zu haben. Auch in diesem Jahr wurden dort bislang keine Vorkommnisse verzeichnet.

Die Verteilung ist auf der nachfolgenden Karte auf der nächsten Seite ersichtlich.

9 Südamerika

SÜDAMERIKA Jan – Sep 2020 Jan – Sep 2021

Brasilien 4 3

Dominikanische Republik 0 0

Ecuador 4 2

Guyana 0 0

Haiti 4 2

Kolumbien 1 5

Mexiko 4 1

Panama 0 0

Peru 5 15

Venezuela 0 0

Gesamt 22 28

9.2 Aktuelle Situation im Seegebiet/Modus Operandi

Vor Süd- und Mittelamerika kommt es regelmäßig zu Raubüberfällen und Diebstählen.

Betroffen sind sowohl Schiffe vor Anker als auch in Fahrt. In der Regel sind die Täter zumindest mit Messern bewaffnet, nicht selten aber auch mit Schusswaffen. Anders als in Asien schrecken die Täter jedoch nicht unbedingt vor einer Konfrontation mit der Schiffsbesatzung zurück, sondern setzen ihr Vorhaben auch durchaus gewaltsam um.

Dabei kommt es auch zu kurzzeitigen Geiselnahmen an Bord. In einigen Fällen wurden die Schiffe auch von den Tätern beschossen.

Vor Peru wurden die meisten Vorfälle verzeichnet. Betroffen war ausschließlich die Reede vor Callao. In mindestens acht der Fälle waren die Täter mit Messern ausgerüstet. In einem Fall wurde ein Besatzungsmitglied von zwei Tätern angegriffen bzw. überfallen, während die restlichen Täter Schiffsgegenstände raubten. Als der Alarm ausgelöst wurde, flüchteten die Täter. Bei drei Raubüberfällen wurden Crewmitglieder kurzzeitig als Geiseln an Bord festgehalten, in einem weiteren Fall wurden Besatzungsmitglieder von den Tätern mit Messern bedroht.

Fünf Vorfälle wurden vor Kolumbien gemeldet, drei davon fanden auf Reede vor Cartagena statt. Während in einem der Fälle der Überfall unbemerkt blieb, traten in den beiden übrigen Fällen die Täter die Flucht an, als der Alarm ausgelöst wurde. In zwei weiteren Fällen waren Schiffe in Fahrt betroffen. Beim Überfall auf ein in Fahrt befindliches Containerschiff auf dem Magdalena River waren fünf Täter an Bord des Schiffs unter Lotsensteuerung gelangt, entwendeten einige Schiffsgüter und flüchteten, als der Alarm ausgelöst wurde.

Der zweite Vorfall steht eher im Zusammenhang mit Drogenschmuggel und ereignete sich ca. 45 Seemeilen westlich des Lotsenübernahmepunktes vor Cartagena. Mehrere Täter waren an Bord des driftenden Schiffes gelangt, flüchteten jedoch, nachdem sie entdeckt und der Alarm ausgelöst wurde. Anschließend durchsuchte die Crew das Schiff und informierte die örtlichen Behörden. Kolumbianische Sicherheitskräfte durchsuchten das Schiff noch einmal, dabei wurden neben fünf Tätern auch 1,5 Tonnen Kokain aufgefunden.

Vor Brasilien wurden drei Vorfälle an das IMB PRC gemeldet, einer im Hafen Santana, zwei weitere auf Reede vor Fazendinha. Es handelt sich in zwei der Fälle um einfache Diebstähle von Schiffsausrüstung, im dritten Fall flüchteten die Täter, nachdem sie entdeckt wurden, ohne Beute.

Bei den zwei vor Haiti gemeldeten Vorfällen waren die Täter jeweils mit Schusswaffen ausgerüstet. Betroffen waren zwei vor Port Au Prince vor Anker liegende Massengutfrachter, dabei gelangten die Täter mit langen Leitern an Bord der jeweiligen Schiffe. In einem der Fälle wurden sie von der Besatzung entdeckt und der Alarm wurde ausgelöst, woraufhin die Täter ohne Beute flüchteten. In dem anderen Fall konnten die Täter an Bord gelangen und wurden dort anschließend entdeckt. Der Alarm wurde ausgelöst und die Besatzung zog sich in die Unterkünfte zurück. Ein Besatzungsmitglied wurde von den Tätern bedroht. Der Vorfall wurde durch die Küstenwache untersucht.

Ebenfalls zwei Vorfälle wurden vor Ecuador verzeichnet, betroffen waren in beiden Fällen Schiffe deutscher Reedereien. Auf dem Rio Guayas, der zum Hafen Guayaquil/Ecuador führt, kam es Anfang März zu einem Überfall auf ein Containerschiff unter Lotsensteuerung. Sechs bewaffnete Täter näherten sich in zwei Schnellbooten an und gelangten an Bord, nachdem die eingeschifften Sicherheitskräfte das Schiff kurz zuvor

ecuadorianischen Küstenwache. Das Sicherheitsteam gab Warnschüsse ab, woraufhin sich das verdächtige Kleinboot wieder entfernte. Auch im vergangenen Jahr kam es zu Vorfällen dieser Art. Die Täter haben es auf die Fracht in den Containern abgesehen und nutzen den Umstand, dass die Schiffe die Flusspassage nur mit geringer Geschwindigkeit befahren und schlecht manövrieren können.

Vor Mexiko wurde ein Vorfall an das IMB PRC gemeldet. Ein Fischerboot näherte sich einem auf Reede vor Ciudad del Carmen vor Anker liegenden Unterstützungsschiff an. An Bord befanden sich fünf Personen, ausgerüstet mit einer Schusswaffe. Als diese den an Bord des Unterstützungsschiffs befindlichen Sicherheitsposten entdeckte, entfernten sie sich wieder. Der Vorfall wurde an die örtlichen Behörden gemeldet. Vor Mexiko werden immer wieder Überfälle und Angriffe auf Schiffe im Zusammenhang mit der Ölindustrie verzeichnet. Oft werden diese Vorfälle nicht an das IMB gemeldet.

Vor allem in der Karibik sind auch Sportboote und Yachten häufig von Diebstählen oder Raubüberfällen betroffen. Dem IMB PRC werden diese Vorfälle in der Regel nicht gemeldet. Die Überfälle finden überwiegend bei Dunkelheit statt, wenn die Crews schlafen oder sich an Land aufhalten. Meist handelt es sich um Diebstahl von Außenbordmotoren oder Beibooten. Teilweise kommt es auch zu Raubüberfällen, bei denen die Täter Wertsachen oder Bargeld der Besatzungen rauben und diese dabei teilweise auch tätlich angreifen. Auch in Fahrt befindliche Sportboote werden vereinzelt das Ziel von Raubüberfällen.

Betroffene Segler und Sportbootfahrer berichteten von diesen Überfällen in der Vergangenheit meist auf den Internetseiten www.noonsite.com und www.safetyandsecuritynet.org Mittlerweile findet die Berichterstattung und der Austausch vermehrt in den sozialen Netzwerken statt.

9.3 Bewertung/Prognose

Raubüberfälle und Diebstähle kommen in Südamerika regelmäßig vor. Aufgrund der gewaltsamen Übergriffe auf Containerschiffe auf dem Rio Guayas in Ecuador hatte das IMB PRC im letzten Jahr eine Warnmeldung herausgegeben. Die Täter, die ihre Überfälle vom Flussufer aus starten, sind nicht selten mit Schusswaffen ausgerüstet und setzen diese auch ein. Für die Flusspassage an Bord genommenes Sicherheitspersonal der ecuadorianischen Küstenwache konnte in dem in dem zuletzt gemeldeten Vorfall ein an Bord kommen der Täter verhindern. Bei dem Vorfall zu Beginn des Jahres hatte das Sicherheitspersonal das Schiff zuvor bereits verlassen. Mit weiteren Vorfällen dieser Art ist zu rechnen. Gleiches gilt auch bei Flusspassagen in Kolumbien.

Meist handelt es sich bei den Vorfällen in Süd- und Mittelamerika jedoch um Überfälle auf Schiffe vor Anker. Dabei gehen die Täter, anders als in Asien, jedoch häufiger gewaltsam gegen die Schiffsbesatzungen vor. Vor Peru haben sich die Fallzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht. Damit liegen die Fallzahlen dort auf dem höchsten Stand seit 1991. Bei Übergriffen vor Haiti und Mexiko sind die Täter häufig auch mit Schusswaffen ausgerüstet.

Die letzten vor Venezuela gemeldeten Vorfälle ereigneten sich in 2019. Dennoch besteht auch hier die Gefahr von Überfällen auf Schiffe vor Anker weiter fort. Wie in anderen Seegebieten werden auch vor Süd- und Mittelamerika nicht alle Vorfälle an das IMB PRC gemeldet. Dementsprechend ist die Dunkelziffer um einiges höher. Im Hinblick auf Überfälle vor Brasilien liegt die fehlende Meldedisziplin möglicherweise auch darin begründet, dass die Meldung eines Vorfalls an die örtlichen Behörden und der anschließenden Untersuchung mit hohen Gebühren verbunden ist und aufgrund der Kosten-Nutzen-Abwägung eine Meldung unterbleibt.

9.4 Empfehlung

Es wird auch weiterhin empfohlen, alle mit vertretbarem Aufwand umsetzbare Maßnahmen zu treffen, um ein unbemerktes Betreten des Schiffes zu verhindern. Dies gilt sowohl für Schiffe auf Reede als auch für in Fahrt befindliche Fahrzeuge, insbesondere bei Flusspassagen. Da die Täter in der Regel bewaffnet sind, sollten sich Schiffsbesatzungen im Falle eines Boardings nicht widersetzen. Dies gilt gleichermaßen für Crews von Freizeitbooten.

Für den Bereich der restlichen Welt wurde bis zum Ende des 3. Quartals kein Vorfall an das IMB PRC gemeldet.

10 Restliche Welt

11 Hinweise und Informationen