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5.3 Aktuelle Situation in den Seegebieten/Modus Operandi

5.3.4 Arabisches Meer/Oman

In den ersten neun Monaten des Jahres wurden aus diesem Seegebiet keine Vorfälle an das IMB PRC gemeldet. Annäherungen von Kleinbooten an Handelsschiffe kommen auch hier hin und wieder vor, da aber auch in diesem Bereich Schmuggelverkehr stattfindet, kommen neben Piraterie auch andere Hintergründe in Betracht.

Nachdem sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran aufgrund der Angriffe auf Tankschiffe im Jahr 2019 verschärft hatte, war die SOLAS-Gefahrenstufe für Schiffe unter deutscher Flagge für das Seegebiet Persischer Golf und Golf von Oman vorübergehend auf die Gefährdungsstufe 2 angehoben worden. Am 18.03.2020 wurde dies zum Teil wieder aufgehoben. Seither gilt für Schiffe unter deutscher Flagge in dem Seegebiet mit den Abgrenzungen westlich des 060 E von der Küste des Irans 25°22'46"N 60°00'00"E vor der Küste des Omans 22°25'45"N 60°00'00"E und für den Persischen Golf weiterhin die SOLAS-Gefahrenstufe 2. Innerhalb der Hafenanlagen in dem betroffenen Seegebiet gilt für alle Schiffe unter deutscher Flagge – außer für Tankschiffe – die SOLAS-Gefahrenstufe 1. Dies gilt nicht für die Außenreeden und auch nicht für die Hafenanlagen der Islamischen Republik Iran. Für Tankschiffe unter deutscher Flagge gilt im gesamten Seegebiet, einschließlich der Hafenanlagen weiterhin die SOLAS- Gefahrenstufe 2.

Nachdem in der ersten Hälfte des Jahres bereits zu zwei Vorkommnissen auf Schiffe iranischer Eigner gekommen war, wurde bis zum Ende des dritten Quartals von weiteren Vorkommnissen berichtet, die wahrscheinlich auf die Spannungen zwischen Israel und den USA mit dem Iran zurückzuführen sind. Anfang Juli meldete ein unter liberianischer Flagge fahrendes Containerschiff in der Straße von Hormuz, dass es von einem Flugkörper getroffen und dabei leicht beschädigt worden war. Verletzte wurde niemand. Das Schiff befand sich auf der Reise von Jeddah nach Dubai und konnte seine Fahrt zu seinem Zielhafen weiter fortsetzen. Das Schiff gehörte bis kurz vor dem Vorfall einem israelischen

getöteten Crewmitglieder stammten, beschuldigten den Iran für den Angriff verantwortlich zu sein.

Anfang August kam es dann zu einem weiteren Vorfall im Golf von Oman. Betroffen war ein unter panamaischer Flagge fahrender Tanker auf dem Weg nach Sohar/Oman. Die Crew meldete, dass das Schiff durch mehrere, offensichtlich iranische Sicherheitskräfte geboardet worden war und diese versucht hätten, den Tanker in einen iranischen Hafen umzuleiten. Durch die Schiffsbesatzung waren die Maschinen abgeschaltet worden und das Schiff driftete über mehrere Stunden. Nachdem sich Einheiten der omanischen und amerikanischen Marine auf den Weg in Richtung des Tankers gemacht hatten verließen die Eindringlinge das Schiff. Dieses konnte seine Reise anschließend fortsetzen.

Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes beziehen sich u.a. auf die Gewässer vor Somalia, den Golf von Aden sowie die Gewässer bzw. die Inseln vor dem Jemen und Eritrea. Unter den nachfolgenden Links können die Reisewarnungen aufgerufen werden:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/somaliasicherheit/203132 https://www.auswaertiges-amt.de/de/jemensicherheit/202260 https://www.auswaertiges-amt.de/de/eritreasicherheit/226176 5.4 Bewertung/Prognose

In den Gewässern am Horn von Afrika bleibt die Gefährdungslage auch weiterhin niedrig.

Aus diesem Grund wurden die Grenzen der High Risk Area zum 1. September erneut eingekürzt. Die neuen Abmessungen orientieren sich nun an den äußeren Grenzen der somalischen bzw. jemenitischen Ausschließlichen Wirtschaftszone. Die Gewässer vor Kenia zählen nun nicht mehr dazu. Die Gefahr von Angriffen durch somalische Piraten ist derzeit nur noch sporadisch gegeben, aber nicht gänzlich auszuschließen.

Hinzugekommen sind jedoch Gefahren für die Handelsschifffahrt aufgrund lokaler Konflikte, wie z. B. der Bürgerkrieg im Jemen oder die Spannungen im Persischen Golf.

Die fünf somalischen Verdächtigen, die im Nachgang des letzten, offiziell bestätigten Piraterievorfalls vor Somalia durch Einsatzkräfte von EU NAVFOR ATALANTA festgenommen und an die Seychellen überstellt wurden, sind zwischenzeitlich aus Mangel an Beweisen freigesprochen und ihr Heimatland rückgeführt worden.

Es werden auch weiterhin Annäherungen an Handelsschiffe gemeldet, vor allem im Golf von Aden und dem südlichen Roten Meer. Deren Hintergründe sind vielfältig, es kann sich beispielsweise um Fischer, Schmuggler oder nichtstaatliche Akteure bzw. Milizen handeln, die sich ebenfalls am Schmuggelgeschäft beteiligen und in der Regel bewaffnet sind. Ein Bezug zu Piraterie ist meist nicht gegeben, es scheint eher ein Zusammenhang mit dem

Bürgerkrieg im Jemen zu geben. In diesem Zusammenhang besteht für Handelsschiffe auch weiterhin die Gefahr, zufällig oder aufgrund einer Verwechslung in Mitleidenschaft gezogen zu werden, beispielsweise durch driftende Seeminen oder auch durch Angriffe der Houthi Rebellen mittels ferngesteuerten, mit Sprengstoff beladenen Kleinbooten.

Patrouillen der jemenitischen Küstenwache, die über Funk Handelsschiffe anrufen, sind ebenfalls nicht immer als solche erkennbar.

Die Lage in der Straße von Hormuz und dem Persischen Golf bleibt, trotz zwischenzeitlicher Beruhigung, nach den Vorkommnissen um Schiffe mit israelischem Bezug weiter angespannt. Die USA haben sich bereits im letzten Jahr mit Großbritannien, Saudi-Arabien, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Australien und Albanien zu dem International Maritime Security Construct (IMSC) zusammengeschlossen, dessen Ziel es ist, die Sicherheit des internationalen Seehandels im Persischen Golf und im westlichen Indischen Ozean zu verbessern. Dazu waren im vergangenen Jahr vom IMSC Bridge Reference Cards veröffentlicht, diese beinhalten Verhaltensempfehlungen für verschiedene Szenarien und können unter folgendem Link abgerufen werden:

https://www.maritimeglobalsecurity.org/media/1049/imsc-bridge-reference-cards-ver10-june-2020.pdf

Weitere Informationen zur Lage in der Region Rotes Meer, Golf von Aden, Somali Basin und Arabisches Meer finden sich auch unter folgendem Link:

https://www.maritimeglobalsecurity.org/geography/goa-etc/

5.5 Empfehlungen

Auch wenn die Gefährdungslage in den Gewässern am Horn von Afrika seit einiger Zeit schon auf niedrigem Niveau liegt und die High Risk Area erneut verkleinert wurde, bedeutet das nicht, dass sporadische Angriffe von somalischen Piraten völlig ausgeschlossen werden können. An der landseitigen Situation in Somalia, eine der Ursachen der Piraterie, gab es inzwischen zwar einige Verbesserungen, diese reichen jedoch nicht aus, um kurz-bzw. mittelfristig ein Wiedererstarken der Piraterie ausschließen zu können. Ein weiteres Problem ist der illegale Fischfang vor der somalischen Küste.

Die Einhaltung der Best Management Practices (BMP 5) wird auch weiterhin ausdrücklich

Vorfalls nicht bekannt sind, konnte das an Bord befindliche Sicherheitsteam die Angreifer abwehren. Des Weiteren sind auch Maßnahmen am Schiff selbst, die ein an Bord kommen erschweren, ebenso wie die Registrierung bei MSCHOA weiterhin zu empfehlen.

Begegnungen mit Kleinbooten kommen vor allem im Golf von Aden regelmäßig vor. Es ist nicht immer eindeutig, ob es sich dabei z.B. um Fischer handelt. Das rechtzeitige Sichten verdächtiger Boote verschafft mehr Zeit zum Handeln wie das Durchführen von Ausweichmanövern, die Erhöhung der Geschwindigkeit oder der Rückzug in einen Schutzraum. Wenn möglich sollten Fotos der verdächtigen Boote gemacht werden, um diese im Nachhinein ggf. identifizieren zu können.

Meldungen von Angriffen, Überfällen oder Beobachtungen im Zusammenhang mit Piraterievorfällen sollten grundsätzlich zuerst an UKMTO und zusätzlich an folgende Mailadressen gerichtet werden:imbkl@icc-ccs.org oder piracy@icc-ccs.org

Es wird empfohlen die „Best Management Practices (Version 5)“ weiterhin vollumfänglich umzusetzen.

Vor dem Hintergrund der Angriffe auf Tankschiffe im Golf von Oman haben die Industrieverbände OCIMF und Intertanko bereits in 2019 Empfehlungen für ihre Mitglieder bzw. für die Tankschifffahrt veröffentlicht. Die aktuellen Empfehlungen sind unter folgendem Link abrufbar:

https://theseanation.gr/news-in-english/43935-intertanko-ocimf-update-following-recent-attacks-in-gulf-of-oman.html

Darin wird empfohlen, die für einige Hochrisikogebiete durch BIMCO u.a. entwickelten Sicherheitsmaßnahmen/-empfehlungen zur Pirateriebekämpfung (BMP Version 5) analog anzuwenden und eine neue Risikoanalyse für das aktuelle Routing vorzunehmen sowie dann ggf. den Schiffssicherheitsplan entsprechend anzupassen.

5.7 Westafrika mit Golf von Guinea*

Vor der Küste Westafrikas mit der Schwerpunktregion Golf von Guinea ist die Zahl der Vorfälle gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gesunken. Von den insgesamt 28 Vorfällen fanden 20 im Golf von Guinea per Definition statt. Am stärksten rückläufig sind die Fallzahlen vor Nigeria, dort wurden in den ersten neun Monaten des Jahres lediglich vier Vorfälle gemeldet, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 17. Mit jeweils fünf Vorfällen führen Ghana und Sao Tome & Principe die Statistik im Bereich Westafrika an.

Die Verteilung der Vorfälle ist der nachfolgenden Grafik des ICC IMB zu entnehmen.

5.8 Aktuelle Situation in den Seegebieten/Modus Operandi/Informationen 5.8.1 Westafrika/Golf von Guinea

Trotz deutlich gesunkener Fallzahlen bleibt der Golf von Guinea im Hinblick auf Piraterie und maritimer Kriminalität auch weiterhin die weltweite Schwerpunktregion. Die seit Dezember vergangenen Jahres herausgegebene Warnmeldung besteht weiter fort. Bis zum Ende des dritten Quartals wurden insgesamt 51 Seeleute zum Zwecke der Lösegelderpressung von Bord entführt, gegenüber 85 im Vergleichszeitraum des Vorjahres ist auch diese Zahl deutlich gesunken. Im dritten Quartal allein wurde lediglich ein Besatzungsmitglied gekidnappt. Bei dem Übergriff auf ein vor Anker liegendes Versorgungsschiff vor Gabun im September eröffneten die Täter bereits bei der Anfahrt das Feuer auf das Schiff, dabei wurden zwei Besatzungsmitglieder verletzt. Die Angreifer gelangten anschließend an Bord und brachten ein Crewmitglied in ihre Gewalt. Die Entführungen der übrigen 50 Seeleute ereigneten sich bereits im ersten und zweiten Quartal. Darüber hinaus kam es im Berichtszeitraum zu einer Schiffsentführung, betroffen war ein Fischereischiff, das bereits im Februar vor der Küste Gabuns von nigerianischen Piraten überfallen und in der Folge als Mutterschiff für weitere Überfälle auf Handelsschiffe genutzt wurde. Nachdem sämtliche Versuche der Piraten, Crewmitglieder von größeren

Handelsschiffen zu entführen gescheitert waren, verlegten die Piraten das gekaperte Fischereischiff vor die nigerianische Küste und entführten 10 Besatzungsmitglieder von Bord. Diese haben zwischenzeitlich ihre Freiheit wiedererlangt. Im Januar war vor Sao Tome & Principe ein Besatzungsmitglied bei dem Überfall auf ein Containerschiff zu Tode gekommen, nachdem es den Angreifern gelungen war, in den Schutzraum einzudringen.

Mit 212 Seemeilen vor der Küste Benins ereignete sich Mitte März der bislang am weitesten von der Küste entfernte Vorfall, dabei waren 15 Crewmitglieder von Bord eines Tankers entführt worden.

Neben den sechs, aus Sicht der Piraten erfolgreichen Entführungsfällen, besteht in mindestens neun weiteren Vorfällen vor Ghana, Sao Tome & Principe, Nigeria und Gabun Grund zu der Annahme, dass es auch hier die Absicht der Täter war, Besatzungsmitglieder zu entführen. In fünf dieser Fälle gelangten die Piraten an Bord der Schiffe, jedoch konnte der vollständige Rückzug in die Zitadelle die jeweiligen Besatzungen vor dem Zugriff der Täter bewahren. In den übrigen vier Fällen konnte durch Abwehrmaßnahmen das an Bord kommen der Angreifer verhindert werden. Drei dieser Vorfälle ereigneten sich in einer Entfernung von über 100 Seemeilen vor der Küste, drei weitere sogar in einer Entfernung von über 200 Seemeilen.

In der Regel brechen nigerianische Tätergruppen, die für die Entführungen verantwortlich sind, zu neuen Operationen auf See auf, wenn sich keine Geiseln mehr in ihrer Hand befinden. Anfang Juni scheiterte der Überfall auf einen Massengutfrachter, ca. 208 Seemeilen vor der nigerianischen Küste. In den folgenden 3 Monaten kam es dann jedoch zu keinen weiteren Überfällen bzw. versuchten Überfällen auf Handelsschiffe. Mögliche Gründe dafür könnten die schlechteren Witterungsbedingen über die Sommermonate, der erhöhte Verfolgungsdruck auf die Piraten, sowohl land- als auch seeseitig sowie die erhöhte Präsenz von internationalen Marineeinheiten im Golf von Guinea sein. Im Rahmen des im Januar gestarteten EU Pilotprojekts CMP entsandten Portugal, Spanien, Frankreich und Italien Marineschiffe in die Region, im November folgt auch Dänemark. Durch das Projekt sollen die Überwachung und der Informationsaustausch im Golf von Guinea unter Einbeziehung der Anrainerstaaten verbessert werden. Im Juni nahm das von Nigeria ins Leben gerufene DEEP BLUE PROJECT seinen Wirkbetrieb auf. Ziel ist unter anderem

immer der Fall zu sein. Zudem nutzen die Piraten auch den Umstand, dass bewaffnete Eskorten nur bis zu den Grenzen der jeweiligen AWZ durchgeführt werden. An der Vorgehensweise der Täter hat sich indes nichts geändert. Meist nähern sich die mit Schusswaffen ausgerüsteten Angreifer in kleinen, schnellen Booten an und versuchen mit Hilfe langer Leitern an Bord der Schiffe zu gelangen. In einigen Fällen werden die Schiffe bereits bei der Anfahrt beschossen. Scheitern sie mit ihrem Vorhaben, suchen sie sich meist in unmittelbarer Nähe ein neues Ziel. Haben die Piraten bei Handelsschiffen keinen Erfolg, weichen sie auch auf kleinere, leichtere Ziele wie Fischereischiffe aus. Zum Teil werden diese dann auch als Mutterschiffe genutzt. In der Regel ist es das Ziel der Täter, vorzugsweise hochrangige Besatzungsmitglieder von Bord zu entführen, um für deren Freilassung Lösegeld zu erpressen. Das unübersichtliche Nigerdelta dient den Piraten sowohl als Versteck für sich selbst als auch zur Unterbringung ihrer Geiseln.

Sämtliche, im dritten Quartal verzeichneten Vorfälle (einschließlich der Entführung eines Seemannes vor Gabun) ereigneten sich auf Schiffen vor Anker. In der Regel haben es die Täter bei diesen Überfällen auf Schiffsausrüstung oder geringe Mengen Kraftstoff abgesehen, der in mitgebrachte Fässer abgepumpt wird. Bei den meisten dieser Überfälle versuchen die Täter, den Kontakt zur Schiffsbesatzung möglichst zu vermeiden. Einzig bei Überfällen auf Reede vor Conakry/Guinea, scheinen die Täter aggressiver gegen die Schiffsbesatzungen vorzugehen und wenden dabei auch Gewalt an. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden dem IMB PRC 12 Überfälle bzw. versuchte Überfälle auf Schiffe vor Anker oder im Hafen gemeldet, jeweils drei vor Angola, Guinea und Ghana sowie jeweils ein Vorfall vor dem Kongo, der Demokratischen Republik Kongo, Nigeria und Kamerun. Es ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl um einiges höher sein dürfte. Nicht alle Fälle werden an das IMB bzw. an die örtlichen Behörden gemeldet, da Ermittlungen in der Regel Verzögerungen im weiteren Fahrtverlauf bedeuten und der wirtschaftliche Schaden meist eher gering ist.

Im vergangenen Jahr haben BIMCO6, ICS, IG P&I, INTERCARGO7, INTERTANKO8 und OCIMF für den Golf von Guinea „Best Management Practices“ (Version 1 März 2020) veröffentlicht. Die BMP beschreiben u.a. mögliche Abwehrmaßnahmen und Verhaltensregeln zur Vermeidung und Bewältigung von Piratenangriffen in diesem stark gefährdeten Seegebiet. Unter folgenden Links sind die BMP West Africa abrufbar:

6 The Baltic and International Maritime Council ist eine internationale Schifffahrtsorganisation

7 Globales Logistikunternehmen u.a. für Seefracht

8 Zusammenschluss / Organisation unabhängiger Eigner und Reeder von Öl-und Chemikalientankern

https://www.maritimeglobalsecurity.org/geography/gulf-of-guinea/

https://www.ocimf.org/publications/books/bmp-west-africa.aspx

Frankreich und Großbritannien betreiben für den Golf von Guinea das gemeinsame Informationszentrum „Marine Domain Awareness for Trade – Golf of Guinea“ (MDAT-GoG), dieses ist unter nachfolgenden Kontaktdaten erreichbar:

Email:watchkeepers@mdat-gog.org Telefon: +33 (0) 298 22 88 88

Homepage:https://gog-mdat.org/home

Anrufe werden entweder in Brest oder Portsmouth beantwortet.

Die aktuelle Maritime Security Chart, West Africa including Gulf of Guinea (BA Q6114) des Hydrografischen Büros der UK Admiratität kann unter folgendem Link angefordert werden:http://www.ukho.gov.uk/ProductsandServices/MartimeSafety/Pages/SRIM.aspx

Rückgang der Fallzahlen im Golf von Guinea insgesamt, dürfte auch die Verlagerung der Aktivitäten der nigerianischen Piraten in die Gewässer der benachbarten Staaten bzw. auf die Hohe See hinaus für die sehr niedrigen Fallzahlen verantwortlich sein. Von den insgesamt vier vor Nigeria gemeldeten Vorfällen handelt es sich in einem Fall um einen Diebstahl auf einem Offshore Versorgungsschiff im Hafen Onne, in den drei übrigen Fällen waren Schiffe in Fahrt betroffen. Dabei dürfte es in allen drei Fällen das Ziel der Täter gewesen sein, Besatzungsmitglieder von Bord zu entführen, sie scheiterten jedoch mit ihren Vorhaben aufgrund von Abwehrmaßnahmen. In einem Fall gelangten die Piraten zwar an Bord, die Crew konnte sich jedoch rechtzeitig in die Zitadelle zurückziehen. Alle vier Vorfälle ereigneten sich bereits in der ersten Jahreshälfte, im dritten Quartal allein wurden vor Nigeria keine Vorfälle verzeichnet. Auch wenn sich die Lage vor Nigeria derzeit verhältnismäßig ruhig darstellt, ist auch weiterhin mit Überfällen auf Schiffe in Fahrt zu rechnen. Zudem sind die nigerianischen Piraten auch in den Gewässern der benachbarten Staaten aktiv. Sämtliche Übergriffe auf Schiffe in Fahrt werden nigerianischen Tätern zugeordnet.

Auch wenn es im dritten Quartal des Jahres zu keinen Übergriffen auf Handelsschiffe gekommen war, wurde über einige andere Vorkommnisse berichtet. Mitte August griffen mehrere bewaffnete Täter eine Bohrplattform vor der Küste mit Schusswaffen an. Die auf der Plattform eingesetzten Angehörigen der nigerianischen Streitkräfte erwiderten das Feuer und konnten den Übergriff abwehren. Nachdem sich zusätzlich ein Patrouillenboot der Plattform näherte, zogen sich die Angreifer zurück. Darüber hinaus wurde von Übergriffen auf Fischerboote sowie Passagierboote auf küstennahen Binnengewässern berichtet. Diese Vorfälle werden in der Regel nicht an das IMB PRC gemeldet. Anfang September wurde über zwei Überfälle aus Passagierboote berichtet. Dabei wurden insgesamt acht Passagiere entführt. Zwei Tage nach dem zweiten Vorfall wurden die Geiseln im Rahmen einer Operation der nigerianischen Sicherheitskräfte befreit und ein Täter festgenommen. Ende September überfielen Kriminelle vier Fischerboote und entführten vier Crewmitglieder. Darüber hinaus raubten die Täter mehrere Außenbordmotoren.

Überfälle auf Schiffe vor Anker bzw. im Hafen kommen in Nigeria weiterhin vor, jedoch ist auch deren Zahl rückläufig. Von einem erheblichen Dunkelfeld ist allerdings auszugehen, da diese Vorfälle oft nicht gemeldet werden. Der wirtschaftliche Schaden ist in der Regel gering, und Ermittlungen der Behörden können Verzögerungen im Fahrtverlauf bedeuten.

Der daraus entstehende Schaden ist meist deutlich höher. Möglicherweise sind auch die Maßnahmen der nigerianischen Behörden im Rahmen des Deep Blue Project für die rückläufigen Fallzahlen verantwortlich. Im Juni war das Projekt in den Wirkbetrieb übergegangen. Ziel ist die effektivere Bekämpfung der maritimen Kriminalität. Dazu

wurden u.a. neue Boote in Dienst gestellt, zudem auch Drohen und Hubschrauber für eine bessere Überwachung aus der Luft. Indessen scheint sich die Sicherheitslage in den Hafenbereichen und auf den Reeden von Lagos deutlich verbessert zu haben, insbesondere durch die starke Präsenz von Marineeinheiten. Zudem werden Reedelieger vermehrt durch bewaffnete Teams an Bord der Schiffe wirksam geschützt.

Die Gefahr von Übergriffen besteht generell an der gesamten nigerianischen Küste, einschließlich der Häfen, Reeden und den Wasserwegen im Nigerdelta. Überfälle auf Schiffe in Fahrt wurden bis in Entfernungen von 200 Seemeilen vor der Küste verzeichnet.

Im Falle eines Piraterievorfalles in nigerianischen Gewässern können folgende Notrufnummern kontaktiert werden:

Joint Task Force OP Delta Safe

covering the Niger Delta Area +234 (0)802 3639 153 +234 (0)703 9783 346

Naval Headquarters Operations Room +234 (0)813 8799 220 Department of State Security: +234 (0)813 2222 106 +234 (0)813 2222 105

Im Falle eines Piratenangriffes wird dringend empfohlen, die örtlichen Behörden über das Regional Maritime Rescue Coordination Centre (RMRCC) in Lagos zu informieren. Es ist Teil der Nigerian Maritime Administration and Safety Agency (NIMASA). Von dort wird die Marine und/oder die Küstenwache in der Region alarmiert, die dann Kontakt mit dem betroffenen Schiff aufnehmen. Die Erreichbarkeiten des RMRCC sowie des IMB sind nachfolgend aufgeführt:

Organisation Emergency contact details

Lagos Regional Maritime Rescue Coordination Centre