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6. Folgerungen und Empfehlungen

6.2.2. ICT-Infrastruktur

Erschliessung

Die Erschliessung mit zuverlässigen und leistungsfähigen Telekom-Netzen bildet eine Grundvo-raussetzung, um auch in den NRP-Zielregionen die Potenziale der Digitalisierung ausschöpfen zu können. Alle Veränderungen und Chancen, die die Digitalisierung mit sich bringt, basieren u.a. auf einem leistungsfähigen, leitungsgebundenen und drahtlosen Telekommunikationsnetz-werk. In Bezug auf die in Kapitel 2.3 hergeleiteten und in Kapitel 4 analysierten Herausforde-rungen betrifft dies insbesondere die Nutzung neuer Vertriebskanäle, die Vernetzung der Ak-teure, Struktur und Organisation im Arbeitsmarkt sowie Aspekte der Datengenerierung, -spei-cherung und -nutzung. Die Erschliessung mit Hochbreitbandnetzen ist denn heute auch ein Hauptanliegen vieler Rand- und Bergregionen und wird von verschiedenen Akteuren auf politi-scher Ebene gefordert (vgl. Standesinitiative Tessin oder Forderung SAB zur Erhöhung der Grundversorgungsleistungen).

Eine aktive und möglichst hindernisfreie Nutzung der Netzwerke, in einer durch die digitale Transformation wichtiger werdenden Plattformökonomie, setzt eine ausreichend gute Er-schliessung mit leitungsgebundenen und/oder drahtlosen Breitbandnetzen voraus. Da der Aus-bau von Glasfaser- und anderen Hochbreitbandnetzen der Nachfrage folgend zuerst - oder teil-weise sogar nur - in dicht besiedelten Gebieten erfolgt, können unter Umständen in den NRP-Zielregionen Engpässe entstehen, wodurch die Chancen der Digitalisierung nur ungenügend ge-nutzt werden können. Dadurch können die NRP-Zielregionen gegenüber den Metropolregionen ins Hintertreffen geraten. Die Erschliessung von Zielregionen mit Hochbreitbandnetzen ist ge-setzlich nicht im Förderbereich der NRP verankert, da es sich um eine Grundversorgungsauf-gabe handelt und entsprechend beim UVEK (BAKOM) angesiedelt ist. Zudem würde eine solche flächige Erschliessung die aktuellen Fördermittel der NRP bei weitem übersteigen. Die NRP sieht sowohl die Interessenvertretung der NRP-Akteure bei anderen Sektorpolitiken durch das SECO als auch «Infrastrukturen sichern bzw. realisieren» Förderinhalt vor. In diesem Sinne kann der Bund resp. das SECO Anliegen aus den NRP-Regionen verstärkt vertreten.

E6. Massnahmen zur besseren Erschliessung mit Hochbreitbandnetzen prüfen

Der Bund (SECO) soll Instrumente und Massnahmen prüfen, die zu einer besseren und schnel-leren Erschliessung der NRP-Zielregionen mit Hochbreitbandnetzen führen, und deren Bedarf, Kosten und Zweckmässigkeit beurteilen.

Mögliche Massnahmen können u.a. sein:

▪ Ausrichtung 2: Das SECO soll primär bemüht sein, im Dialog die Interessen der NRP-Zielgrup-pen gegenüber dem BAKOM zu vertreten. Dazu sind einerseits die laufenden Geschäfte und Vorstösse zu monitoren und ihnen entsprechend im Sinne der NRP Support zu leisten. Ande-rerseits gilt es, den effektiven Bedarf an Bandbreiten und räumlichen Erschliessungsbedürf-nissen der NRP-Regionen zu eruieren und entsprechend zu vertreten, z.B. indem die Anfor-derungen der nationalen Grundversorgungskonzession an die minimalen Bandbreiten im Down- und Upload erhöht werden.

▪ Ausrichtung 1: Einbezug und Konkretisierung möglicher Massnahmen zur besseren Erschlies-sung von NRP-Zielregionen mit Hochbreitbandnetzen. Insbesondere sollen der aktuelle För-derinhalt «wertschöpfungsorientierte Infrastrukturen» vor dem Hintergrund der Digitalisie-rung konkretisiert, entsprechende Kriterien für die ProjektfördeDigitalisie-rung definiert und Projekt-beispiele gegenüber den NRP-Akteuren kommuniziert werden. Als Förderprojekte denkbar wären:

▪ Unterstützung von Machbarkeits- und Zweckmässigkeitsstudien durch Kantone/Regio-nen.

▪ Unterstützung von Pilotprojekten für innovative Erschliessungsansätze in dünn besiedel-ten Gebiebesiedel-ten (z.B. Kombination fixer und mobiler Netze, Einbezug neuer Technologien).

▪ Beiträge an Infrastrukturkosten für die Erschliessung wichtiger Akteure, z.B. regionale Coworking-Spaces.

▪ Verbreitung guter Beispiele von innovativen und kostengünstigen Erschliessungsmodel-len und Inwertsetzung diesbezüglicher Überlegungen und Arbeiten weiterer Akteure (u.a.

BAKOM, Volkswirtschaftsdirektorenkonferenz VDK).

▪ Ermöglichung und Unterstützung von Projekten zur Verbesserung der regionalen (Grund)-Versorgung, z.B. mittels Ausschreibung regionaler Grundversorgungskonzessio-nen (technologieneutrale Bieterverfahren unter Telekomanbietern).

Bei den geschilderten Massnahmen in Ausrichtung 1 soll es aber nicht darum gehen, im Rah-men der NRP im grösseren Stil Netzausbauten zu finanzieren. Dies würde dem Auftrag der NRP widersprechen, den finanziellen Rahmen der NRP sprengen und wäre wettbewerbspolitisch heikel.

Die skizzierten Massnahmen können teils im Rahmen des bestehenden MJP umgesetzt werden.

Teils wäre eine Konkretisierung des Förderinhaltes (Art. 1 BB zur Festlegung des Mehrjahres-programms des Bundes 2016-2023) hinsichtlich der digitalen Infrastruktur zweckmässig.

Hauptakteure für die Umsetzung der Empfehlungen sind Akteure auf allen Ebenen.

Adressaten SECO:

▪ Prüfen der Möglichkeit und Zweckmässigkeit von Unterstützungsmassnahmen/-beiträgen zur Verbesserung der Telekom-Infrastruktur (Strategie Standortförderung, MJP).

▪ Dialog mit Kantonen über eigene, bisherige Fördermassnahmen (z.B. Beiträge an Telekom-Erschliessungen im Kanton GR).

▪ Zusammenarbeit mit dem UVEK/Bakom zur Prüfung der Zweckmässigkeit von Massnahmen im Rahmen der Grundversorgungskonzession.

UVEK/BAKOM:

▪ Prüfung der Zweckmässigkeit von Massnahmen im Rahmen der Grundversorgungskonzes-sion.

Kantone/Regionen:

▪ Anstossen und Mitwirken in Projekten für verbesserte Erschliessungen.

▪ Ermitteln und Beurteilung von Engpässen.

▪ Ggf. Aufnahme in Umsetzungsprogramme.

regiosuisse:

▪ Informationsvermittlung, Sensibilisierung und Erfahrungsaustausch zu Bedarf und Massnah-men zur Infrastrukturverbesserung.

Datenplattformen und überbetriebliche ICT-Infrastruktur

Die ICT-Infrastruktur beschränkt sich nicht nur auf die Erschliessung mit leistungsfähigen Tele-komnetzen, sondern auch auf die Generierung, die Speicherung und letztlich auf die Nutzung regionaler Daten und Datenplattformen. Einhergehend mit der Digitalisierung von Prozessen werden grosse Mengen an Daten generiert: bei Markttransaktionen über digitale Vertriebska-näle ebenso wie bei der Vernetzung von Produktionseinheiten oder der Automatisierung von Abläufen. Regional verfügbare Daten und Datenplattformen bilden deshalb künftig eine wich-tige Ressource, um darauf aufbauend neue, innovative Geschäftsmodelle zu realisieren, den

Zugang zu lokalen Informationen zu verbessern und damit die Wertschöpfung durch beste-hende (Produktions-)Prozesse zu erhalten. Dazu zählen z.B. Daten und Datenplattformen im Gesundheitssektor, in der Landwirtschaft oder bei regionalen Konsumgütern und -dienstleis-tungen. Die Möglichkeit, über solche Datenplattformen zu verfügen und darauf zurückgreifen zu können, dürfte künftig essentiell sein, um in den Zielregionen mit neuen digitalen Geschäfts-modellen Wertschöpfung zu realisieren. Ein Beispiel für regional aufbereitete und regional ge-nutzte Daten bildet das Ticino Ticket, bei dem Verkehrsnutzungsdaten von Reisenden regional erfasst und künftig von Akteuren in der Region genutzt werden sollen.

Im Sinne der generellen ICT-Infrastruktur (abgesehen von den Erschliessungsleitungen) sind neben Datenplattformen weitere überbetrieblich nutzbare Hard- und Software miteinzu-beziehen, etwa Projekte rund Coworking- resp. Coproducing-Spaces, welche als Wissens- und Produktionshub fungieren können und damit einer Vielzahl von Akteuren erlauben, mit neuen Technologien, etwa dem 3D-Printing, in Kontakt zu kommen und Ideen für Optimierungen oder Anpassungen im eigenen Unternehmen zu ermöglichen.

E7. Aufbau regionaler Datenplattformen unterstützen

Vor dem Hintergrund der Plattformökonomie sowie der Vernetzung von Produktionsprozessen sind der Aufbau und die Nutzung der damit zusammenhängenden lokalen und regionalen Da-ten und DaDa-tenplattformen verstärkt zu unterstützen. Dabei sind DaDa-tenschutzaspekte transpa-rent zu machen und zu lösen und der offene Zugriff (open data) für regionale Wirtschaftsak-teure zu gewährleisten. Ebenso sind Projekte, welche darauf abzielen, ICT-Infrastrukturen zu erstellen und diese überbetrieblich zu nutzen, verstärkt zu fördern.

▪ Ausrichtung 1: Diesbezügliche Projekte sind bereits möglich. Seitens Bund und Kantone soll-ten solche Projekte noch vermehrter angestossen und unterstützt werden, etwa in dem über die bestehenden Regionalen Innovationssysteme gezielt Datenplattformideen angeregt und diffundiert werden oder Unternehmen mit ähnlichen Bedürfnissen vernetzt werden.

▪ Ausrichtung 3: Bereits laufende (oder abgeschlossene) Projekte in diesem Bereich sind über bestehende oder neu zu schaffende Kanäle den NRP-Zielgruppen zu vermitteln.

Adressaten SECO:

▪ Einbezug in Strategie Standortförderung und MJP.

▪ Sensibilisierung von Kantonen und Regionen zur Entwicklung von Projekten, Unterstützung des Erfahrungsaustausches.

▪ Prioritäre Unterstützung entsprechender Projekte.

Kantone/Regionen:

▪ Einbezug in Umsetzungsprogramme und aktives Anstossen von und Mitwirken in Projekten in Zusammenarbeit mit Fachämtern.

regiosuisse:

▪ Umsetzung Erfahrungsaustausch und Sensibilisierung, Best-Practice-Beispiele.